Hamilton nutzt Rosbergs Schwäche

Lewis Hamilton gewann das letzte Formel-1-Rennen vor der Sommerpause in Hockenheim
© getty

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat beim Großen Preis von Deutschland seinen sechsten Sieg in der Saison 2016 eingefahren. Der britische Mercedes-Pilot übernahm die Führung schon beim Start, weil Teamkollege Nico Rosberg kaum von der Stelle kam. Der Deutsche hatte anschließend mannigfaltige Probleme und wurde nur Vierter.

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Die von Mercedes vorgegebene Strategie ging nicht auf, Rosberg kassierte zudem eine Strafe, weil er Max Verstappen (Red Bull) von der Strecke drängte. Abschließend brauchte Mercedes auch noch zu lange beim Boxenstopp, sodass Daniel Ricciardo (Red Bull) als Zweiter und Verstappen vor Rosberg durchs Ziel fuhren. Hamilton erhöhte seine Punktausbeute auf 217 WM-Zähler, Rosberg (198) hat bereits 19 Punkte Rückstand.

Das Ergebnis des Rennens um den Deutschland-GP

Sebastian Vettel verpasste wie die anderen Deutschen das Podium beim Heimspiel. Der Ferrari-Pilot wurde Fünfter, Nico Hülkenberg (Force India) Achter, Pascal Wehrlein (Manor) kam als 17. über die Ziellinie.

Zwischen Vettel und Hülkenberg reihte sich Kimi Räikkönen (Ferrari) als Sechster ein. Jenson Button (McLaren-Honda/9.), Valtteri Bottas (Williams/9.) sowie Sergio Perez (Force India/10.) komplettierten die Top 10.

Reaktionen:

Lewis Hamilton (Mercedes): "Was für ein Rennen! Was für ein fantastischer Start! Es ging nur darum cool zu bleiben. Ich habe keine Fehler gemacht, deshalb bin ich innerlich glücklich. Gestern war nicht perfekt, aber man lernt aus diesen Dingen."

Daniel Ricciardo (Red Bull): "Zwei Wochen in Folge auf dem Podium! Das erste Doppel-Podium für uns in dieser Saison! Großartig, die erste Hälfte der Saison so abzuschließen. Großartig, wieder ein Rennen in Deutschland zu haben."

Max Verstappen (Red Bull): "Ein guter Start, danach war die Pace in Ordnung. Ich habe es genossen. Wir haben uns für zwei verschiedene Strategien entschieden, das Doppel-Podium ist sehr gut fürs Team."

Nico Rosberg (Mercedes): "Ich verteidige meine Position. Nicht gut, dass er komplett raus musste. Ich konnte nicht mehr lenken. Es hat insgesamt nicht viel geklappt. Ein harter Tag. Ich verstehe nicht, was beim Start los war. Der Probestart war gut, ich habe alles gleich gemacht. Auf einmal hatte ich mega-durchdrehende Räder."

Sebastian Vettel (Ferrari): "Ich weiß nicht, ob eine andere Strategie besser gewesen wäre. Vielleicht gibt's da das ein oder andere aufzuarbeiten. Die Diskussion um den Undercut ging einige Runden länger, wir hätten ein bisschen mehr probieren können, das habe ich vielleicht zu Unrecht abgeblockt. Enttäuschend, zu Hause nicht in der Lage zu sein, aufs Podium zu fahren.

Der Spielfilm:

Vor dem Start: Hülkenberg im Pech: Force India zog dem Deutschen im Qualifying die vorher festgelegten Rennreifen auf. Regelbruch, Strafverstzung - aber nur um einen Platz auf Rang 8. Grosjean muss fünf wegen Getriebewechsel zurück, Sainz jr. wegen Blockierens von Massa im Qualifying drei.

Das gesamte Rennen im RE-LIVE

Start: Katastrophenstart bei Rosberg! Im dritten Gang hat er beinahe überhaupt keinen Vortrieb. Beide Red Bull ziehen vorbei. Hamilton erarbeitet sich schon in der ersten Runde über eine Sekunde Vorsprung auf Verstappen. Ricciardo ist Dritter vor Rosberg, der nach der Haarnadel sogar von Räikkönen angegriffen wird. Sechster bleibt Vettel. Palmer schiebt Massa an und muss direkt zum Boxenstopp. Perez patzt wie Rosberg und fällt bis auf Platz 15 zurück.

Runde 2: Rosberg setzt sich vor der Haarnadel neben Ricciardo, über drei Kurven fahren beide nebeneinander her, dann kommt Ricciardo ins Schlingern. Rosberg zieht zurück. Dahinter tauschen Vettel und Räikkönen die Positionen.

Runde 7: Das darf nicht passieren! Wehrlein und Haryanto krachen vor der Spitzkehre ineinander, sie fahren aber weiter. Die Boxenstopps beginnen.

Runde 11: Verstappen und Rosberg fahren zeitgleich in die Box. Bei Mercedes klemmt's leicht, er kommt hinter beiden McLaren-Honda raus. Der Niederländer bleibt deutlich vorn. Eine Runde später kommt Ricciardo rein, Hamilton antwortet mit der schnellsten Rennrunde. Zwei Runden später stoppt Vettel als erster Ferrari, Hamilton und Räikkönen folgen eine Runde später.

Runde 20: Magnussen bremst sich waghalsig an Massa vorbei. Der Brasilianer fährt Kampflinie, der Däne bremst sich trotzdem vor der Haarnadel vorbei. Massas Williams hat überhaupt keinen Grip.

Runde 21: Das Funkverbot ist in Hockenheim erstmals wieder aufgehoben. Alonso sorgt für Lacher. "Macht euch keine Sorgen. Ich verliere beim nächsten Stopp noch eine Position und hole sie mir später zurück", funkt er wütend. Elfter Platz, aber nur weil er Perez überholt hat. Kurz danach ist Gutierrez fällig, der als letzter Pilot noch auf den Startreifen unterwegs ist.

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Runde 25: Gutierrez kommt als letzter Fahrer zum ersten Stopp. Er war auf Softs gestartet.

Runde 27: Rosberg entledigt sich bei seinem zweiten Stopp der superweichen Reifen, er bekommt gelbe Softs. Red Bull covert eine Runde später mit derselben Strategie und holt Verstappen rein. Der Niederländer bleibt ganz knapp vorn, doch Rosberg attackiert ihn in der Haarnadel und schiebt ihn dabei komplett von der Strecke. Rosberg ist vorbei, er bekommt aber eine Fünf-Sekunden-Strafe.

Runde 33: Ricciardo an die Box, Supersofts. Eine Runde zuvor hatte schon Vettel die roten Slicks geholt, auch Hamilton covert die Strategie mit Supersofts. Ricciardo brennt anschließend! Sieben Runden später fliegt er an Verstappen vorbei. Rosberg verliert Runde um Runde an Vorsprung.

Runde 44: Rosberg kommt zum dritten Stopp. Gelbe Slicks für den letzten Stint, weil keine frischen Supersofts mehr verfügbar sind. Und Mercedes patzt schon wieder! Erst nach acht Sekunden berühren die Mechaniker die Reifen, drei Sekunden Selbstbestrafung!

Runde 46: Vettel lehnt die Strategie seines Teams ab: Er sollte zum Boxenstopp rein, fühlte sich auf den Reifen aber noch wohl. Ferrari bestellte ihn zwei Runden später trotzdem ein, ließ ihn dann aber einen weiteren Umlauf draußen, weil Verstappen vor ihm reinfuhr: Supersofts. Die bekommt auch Ricciardo eine Runde später, Vettel muss wie Hamilton auf Softs fahren. Räikkönen beendet die Stopps der Spitzengruppe und bekommt ebenfalls gelbe Reifen.

Runde 49: Die Reihenfolge der Spitzengruppe nach den letzten Stopps: Hamilton, Ricciardo, Verstappen, Rosberg, Vettel, Räikkönen. Der Heppenheimer liegt vier Sekunden hinter dem gebürtigen Wiesbadener im Mercedes.

Runde 63: Hülkenberg geht an Bottas vorbei, das sorgt für gute Laune auf der Mercedes-Tribüne.

Runde 64: Verstappen überrundet Alonso und das nutzt Perez für den entscheidenden Angriff: Der Mexikaner übernimmt Platz 10.

Runde 66: Bottas' Reifen sind hinüber, Button ist zur Stelle und übernimmt Platz 8.

Ziel: Nach 67 Runden überquert Hamilton mit 6,9 Sekunden Vorsprung die Ziellinie. Der 49. Sieg in der F1-Karriere des Weltmeisters. Ricciardo und Verstappen komplettieren das Podest. Rosberg hat als Vierter 13,4 Sekunden Rückstand und kommt knapp vor Vettel ins Ziel.

Mann des Rennens: Nico Hülkenberg hätte ein ähnliches Desaster wie Nico Rosberg erleben können. Strafversetzung, schlechte Taktik des Teams - es deutete viel auf einen Absturz im Klassement hin. Hülkenberg ließ sich davon nicht beeindrucken. Er holte sukzessive wieder auf und beendete das Rennen mit dem bestmöglichen Resultat: Siebter mit 20 Sekunden Vorsprung auf Button.

Flop des Rennens: Nico Rosberg verpatzte den Start. Die Strategie ging nicht auf. Er kam nicht wie gewünscht nach vorn. Dass ihm die Pulsader anschwoll? Verständlich. Aber gleich unsportlich werden? Rosberg drückte Verstappen absichtlich von der Strecke, indem er erst nach dem Kurvenscheitel einlenkte, er fuhr mit Vorsatz bis zur weißen Linie raus. Die Regeln schreiben vor, dem anderen Fahrer eine Wagenbreite Platz zu lassen. Das tat Rosberg absichtlich nicht. Die Fünf-Sekunden-Strafe war in Ordnung.

Das fiel auf:

  • Viel kühlere Temperaturen als an den Tagen zuvor sorgten für rauchende Köpfe bei den Strategen. Halten die Reifen länger? Ferrari entschied sich für den zweiten Stint im Gegensatz zu Verstappen und Rosberg für softe Slicks. Die wählte das gesamte Feld - inklusive Hamilton und Ricciardo. Verstappen erklärte Red Bull nach wenigen Umläufen, dass der Supersoft definitiv nicht der Rennreifen sei.
  • Nach dem verpatzten Undercut Rosbergs beim ersten Stopp stellte Mercedes zudem die Strategie auf "Plan B" um. Rosberg ballerte direkt Bestzeiten en masse raus. Pro Runde war er anfangs drei Zehntel schneller als Hamilton, fünf gewann er im Vergleich zu Ricciardo. Doch nach wenigen Umläufen hatten die Slicks abgebaut, selbst Vettel fuhr auf einem Zeitenniveau hinter dem WM-Zweiten her.
  • Die optimale Strategie wäre SS-S-SS-SS mit neuen Reifen gewesen. Das bewies Ricciardo, der so Platz 2 herausfuhr. Nur hatte kaum ein Pilot so viele ungebrauchte Supersofts zur Verfügung. Mercedes' Patzer beim letzten Stopp sorgte dafür, dass Verstappen vor Rosberg blieb.
  • Das große Zittern begann in den letzten Runden: Zehn Runden vor Schluss fielen die ersten Regentropfen. Hektische Boxenstopps wenige Runden vor dem Ziel blieben aber aus. Einerseits war der Regen nicht stark, andererseits war der Asphalt so heiß, dass die Slicks ausreichend klebten.

Formel 1: Kalender und WM-Stand 2016 im Überblick