Sebastian Vettel pokert sich zur Regen-Pole

Von Alexander Maack
Sebastian Vettel fuhr auf nasser Strecke zu seiner zweiten Pole Position im zweiten Rennen
© getty

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel startet beim Großen Preis von Malaysia von der Pole-Position. Im Regen von Kuala Lumpur fuhr der Red-Bull-Pilot in 1:49,674 Minuten die schnellste Rundenzeit des Qualifyings. Australien-Sieger Kimi Räikkönen wird für ein Manöver gegen Nico Rosberg abgestraft.

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"Ein super Ergebnis nach einem chaotischen Qualifying. Ich bin ein wenig überrascht über den Abstand, aber auch glücklich", freute sich Weltmeister Vettel anschließend. "Es war sehr schwierig in der entscheidenden Phase. Einige Teile der Strecke waren am Ende trocken, andere waren nass."

Das Klassement des Qualifying in der Übersicht

Neben dem Heppenheimer startet am Sonntag Felipe Massa, der im Ferrari beim vierten Qualifying hintereinander eine bessere Rundenzeit fuhr als Vizeweltmeister Fernando Alonso. Allerdings hatte der zweitplatzierte Brasilianer schon fast eine Sekunde Rückstand auf Vettel.

"Unter trockenen Umständen wären wir vielleicht nicht Zweiter und Dritter geworden", räumte Massa ein. Der 31-Jährige steht zum ersten Mal seit 1106 Tagen in der ersten Startreihe: Zuletzt ging er beim Saisonauftakt 2010 in Bahrain als Zweiter ins Rennen.

Mercedes und Räikkönen schneller als Ferrari

Besonders die Mercedes-Piloten gefährdeten die guten Startplätze der Ferrari. Lewis Hamilton hielt kurz vor Schluss die Bestzeit, konnte sich auf abbauenden Intermediate-Reifen aber nicht mehr verbessern.

Nach der Qualifikation begann der ehemalige McLaren-Pilot etwas zu hadern: "Es hätte besser laufen können, doch im Nassen war es ziemlich schwierig." Hamilton startet als Vierter immerhin noch zwei Plätze weiter vorn als Teamkollege Nico Rosberg. Der gebürtige Wiesbadener war ob seines sechsten Starplatzes noch enttäuschter.

"Während des Qualifyings war ich sicher, auf Pole fahren zu können, weil es im Trockenen sehr gut lief", sagte Rosberg, zeigte sich aber trotzdem zuversichtlich: "In Melbourne gewann Kimi von Platz sieben, also ist hier noch alles drin." Der Grund für den Optimismus: Die Silberpfeile konzentrierten sich an diesem Wochenende während der Trainings vorwiegend auf die Rennabstimmung.

Ernüchterung bei Adrian Sutil

Der Regen ernüchterte auch Adrian Sutil. Der gebürtige Starnberger fuhr im Force India die neuntschnellste Zeit. "Im Nassen habe ich mich nicht so wohl gefühlt. Das Auto hat sehr viel Grip vorne und ist sehr rutschig hinten, das ist im Regen ein bisschen schwierig", so Sutil. "Wenn das Auto schnell ist, brauche ich keinen Regen. Also muss es trocken sein für das Rennen."

McLaren-Pilot Jenson Button sieht das ähnlich, obwohl er sich vor dem Qualifying noch ein Regenrennen wünschte. "Vergesst, dass ich gestern gesagt habe, dass wir im Regen konkurrenzfähig sind", sagte der Engländer. "Ich fand im Nassen überhaupt keine Balance." Trotzdem lief es für die McLaren-Piloten erfreulicher als beim Saisonauftakt in Melbourne vor einer Woche. Button und Sergio Perez schafften es unter die besten zehn.

Weil Auftaktsieger Kimi Räikkönen Nico Rosberg in Kurve 14 behinderte, entschieden die Rennkommissare nach dem Qualifying, ihn um drei Ränge nach hinten zu versetzen. Statt von sieben startet der Lotus-Pilot deshalb von Rang zehn, Button (7.), Sutil (8.) und Perez (9.) rutschen je einen Platz nach vorn.

Einsetzender Regen entscheidet Q2

Der Regen setzte acht Minuten vor Ende des zweiten von drei Qualifikationsabschnitten ein - Pech für die Fahrer, die nur eine Sicherheitsrunde gefahren waren. Sutils Force-India-Teamkollege Paul di Resta fand keinen Grip mehr, kam zweimal von der nassen Strecke ab und wurde so nur 15.

Überraschend schieden auch Lotus-Pilot Romain Grosjean als Elfter und Nico Hülkenberg als Zwölfter aus. "Mein Ingenieur hat mir eben gesagt, dass aus irgendwelchen Gründen am Ende von Q1 unser Radar ausgefallen ist", erklärte der Sauber-Pilot frustiert. "Von daher hatten wir die Information nicht, dass der Regen kommen sollte."

Red Bull pokert zweifach

Weltmeister Vettel hatte dagegen Glück. "In Q2 war es eng für mich", gestand der 25-jährige Heppenheimer. "Der Regen hat mir wahrscheinlich geholfen. Wir hätten sonst noch einmal herausfahren müssen." So qualifizierte er sich als Neunter gerade noch für die Top Ten.

Schon im ersten Quali-Abschnitt pokerte Red Bull. Beide Piloten fuhren mit den weicheren Medium-Slicks, um im Rennen einen weiteren unbenutzten Satz der harten Reifen zu haben. Zwar ist die weichere Mischung auf eine Runde eigentlich schneller, dennoch reichte Vettels Zeit nur für den 15. Platz. Eine mögliche Erklärung: Das österreichische Team könnte die Reifen aus dem 3. Freien Training am Morgen genutzt haben.

Vettel: "Reifen nicht so schnell wie das Auto"

Obwohl Vettel die Konkurrenz am Samstag deutlich abhängte, blickte er mit gemischten Gefühlen aufs Rennen. "Es hängt sehr viel von den Reifen ab. Wir wissen, dass unser Auto schnell ist. Aber leider sind die Reifen nicht so schnell wie unser Auto", sagte der 25-Jährige. Trotzdem hat er es auf den Sieg abgesehen: "Wenn man von ganz vorne startet, dann will man auch das Rennen auf dieser Position beenden."

Wer stoppt Vettel? Jetzt mit dem GP-Rechner die Saison durchspielen

Dass die Reifen während der längeren Stints am Freitag wieder stark abbauten, beunruhigt auch Teamchef Christian Horner. "Es ist schön, auf der Pole-Position zu stehen, doch was den Ausgang des Rennens betrifft, bedeutet es wenig. Mit diesen Reifen wird es eine wahre Entdeckungsreise." Immerhin: Weil die Piloten das Qualifying auf Regenreifen beendeten, dürfen sie beim Start frei wählen, mit welchen Slicks sie starten.

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