Neue Reifen? Wolff sorgt für Irritationen

Von Alexander Maack
Zu den Reifen gibt es fast so viele unterschiedliche Ansichten wie Teams in der Formel 1
© getty

Mercedes-Sportchef Toto Wolff kündigte vor dem Rennen beim Großen Preis von Malaysia in Kuala Lumpur (8.45 Uhr im LIVE-TICKER) überraschend an, dass die Formel-1-Teams schon in Bahrain mit neuen Reifenmischungen ausgestattet werden. Das Problem: Der Hersteller weiß davon offiziell nichts.

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"Pirelli will ja auch ein bisschen an den Reifen herummachen, sie verstärken, sie unten und oben raus bei den Temperaturen weniger sensibel machen", sagte Wolff auf einer Pressekonferenz nach dem Qualifying zum Großen Preis von Malaysia: "Das sollten wir dann in Bahrain aller Voraussicht nach sehen."

Der Sportchef des italienischen Reifenfabrikanten will davon jedoch nichts wissen. "Viele wollen die Situation zu ihrem Vorteil verändern. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir etwas ändern müssen, dann ändern wir etwas", erklärte Paul Hembery.

Sobald die Teams einstimmig mit einer Bitte an den Monopolisten herantreten, würde Pirelli demnach die Reifen überarbeiten.

Keine Einstimmigkeit der Teams

"Aber im Moment sind die Bitten definitiv nicht einstimmig. Sollten wir etwas ändern und dann sind plötzlich zwei oder drei Autos nicht mehr konkurrenzfähig und zwei oder drei andere dafür schon, würde das wieder zu Diskussionen führen", so Hembery.

Dass sämtliche Rennställe sich für eine Modifikation aussprechen, ist höchst unwahrscheinlich. Lotus verdankt Kimi Räikkönens Auftaktsieg in Melbourne unter anderem der Tatsache, dass der E21 die Reifen offenbar mehr schont als etwa Red Bulls RB9.

Einige Teams wollen den Grund herausgefunden haben: Pirelli benutzt für Testfahrten einen Renault aus dem Jahr 2010. Lotus entstand nach dem werksseitigen Ausstieg der Franzosen aus genau diesem Rennstall.

Red Bull wittert Lotus-Vorteil

"Es ist doch klar, dass Pirelli seine Reifen für diesen Typ Auto entwickelt. Und der Lotus von heute trägt diese DNA in sich", ärgerte sich Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko: "Wir bekommen ja nicht mal Daten über dieses Auto wie Gewichtsverteilung oder Aero-Balance."

Sebastian Vettel und Mark Webber haben in ihren Red Bull aktuell große Probleme mit dem Reifenverschleiß. Trotzdem widersprach Hembery den Äußerungen: "Ich bin überrascht, dass Leute jetzt Verschwörungstheorien aufstellen, die auf keinerlei Tatsachen beruhen."

Trotzdem beobachtet Pirelli die Entwicklung genau. Bei den Freien Trainings in Kuala Lumpur bildeten sich auf den Laufflächen einiger Slicks große Löcher, durch die die Karkasse hindurchschaute. "Vor allem hinten nutzt er sich sehr stark ab. Es dauert nicht lange, dann ist kein Gummi mehr auf der Felge", unterstrich Saubers Nico Hülkenberg.

"Reifenproblematik für alle gleich"

Allerdings hat neben Lotus auch Ferrari in diesem Jahr mit dem F138 ein Auto konstruiert, bei dem die Slicks nicht übermäßig abbauen. Lotus will sich den Vorteil durch die länger haltenden Pneus nicht nehmen lassen. "Die Reifenproblematik ist für alle gleich. Man muss halt Strategien entwickeln, die Reifen am Leben zu halten", verteidigte sich Technik-Direktor James Allison.

Zuletzt hatten einige Formel-1-Piloten die neue Reifengeneration kritisiert. "Wir wollen schneller fahren und nicht wie mein Großvater zehn Runden lang langsam fahren müssen und erst dann wieder Gas geben, sondern das gesamte Rennen pushen", sagte etwa Toro-Rosso-Fahrer Daniel Ricciardo.

Großer Einfluss des Fahrstils

Der Kritik widersetzte sich Pirelli. "Wir hatten eines der spannendsten Rennen in Melbourne seit Jahren. Sollen wir die Rennen etwa langweiliger machen?", verteidigte Hembery sein Unternehmen. Der Einfluss des Fahrers sollte seiner Auffassung nach nicht vergessen werden. Während Räikkönen in Melbourne mit zwei Stopps ins Ziel kam, verbrauchte Teamkollege Grosjean einen Satz mehr.

Ähnlich ist die Situation bei Fernando Alonso und Felipe Massa. "Fernandos Fahrstil schont die Hinterreifen, weil er das Auto wild in die Kurven wirft, was ein leichtes Untersteuern provoziert", erklärte Felipe Massa: "Er hätte in Australien mit zwei Stopps über die Distanz kommen können, ich nicht.

Eins scheint sicher: Nach dem Malaysia-Grand-Prix wird die Diskussion weitergehen. Dabei hatte Pirelli für die angekündigte Hitze extra die beiden härtesten Mischungen des Sortiments ausgewählt.

Das Quali-Klassement in der Übersicht