Auftrag an Red Bull: Einmal Stallregie, bitte!

Von Alexander Maack
Im Rennen um die Fahrer-WM wäre ein Sieg von Mark Webber (l.) für Sebastian Vettel ungünstig
© spox

Die Trainings zum GP von Korea (So., 7.45 Uhr im LIVE-TICKER) versprechen ein enges Rennen. Fernando Alonso, Lewis Hamilton, Mark Webber und Sebastian Vettel machen sich berechtigte Hoffnungen auf den Sieg in Yeongam. Doch Red Bull muss den Australier zurückpfeifen.

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Istanbul, 30 Mai 2010: Der Red-Bull-Doppelsieg steht eigentlich schon fest. Doch Mark Webber und Sebastian Vettel können sich nicht einigen, wer gewinnen soll und kollidieren. Vettel scheidet aus, Webber wird nach einem Notstopp Dritter.

Die Schuldfrage war unter beiden Beteiligten sehr umstritten. Vettel sagte: "Für mich sind die Bilder eindeutig. Ich bin innen, und von daher gehört die Kurve eigentlich mir." Webber sah das ganz anders: "Sebastian und ich waren auf gleicher Höhe, als er ganz plötzlich und für mich unerwartet nach innen gezogen ist. Ich habe für so etwas keine Erklärung. Das ist für uns beide enttäuschend."

"Wir haben ihnen immer gesagt, dass sie sich gegenseitig respektieren und Platz lassen sollen. Das haben sie heute leider nicht getan", sagte Teamchef Christian Horner damals. "Egal, wem man die Schuld gibt: Fakt ist, dass wir McLaren den Sieg geschenkt und eine Menge Punkte verloren haben. Das ist ein unglaublicher Frust."

Red Bull muss Webber bremsen

Im Kampf um die Fahrer-WM 2012 wäre ein solcher Vorfall pures Gift. Der WM-Führende Fernando Alonso lauert am Start direkt hinter Vettel auf Fehler des auf vier Zähler herangerückten Champions. Die aktuelle Saison ist zu unberechenbar, als dass das Team aus Milton Keynes auf ein paar Punkte für seine Nummer eins verzichten könnte. Deshalb muss Red Bull Webber jetzt einbremsen, auch wenn das Team eine Stallorder noch im August kategorisch ausschloss.

Trotzdem will Horner auch heute nichts davon wissen. Es sei "noch zu früh" für eine Stallorder. "Beide Fahrer dürfen frei fahren. Wir bitten sie, dass sie einander genug Platz lassen", sagte der Teamchef gegenüber "Sky Sports F1". Den Grund offenbart Berater Helmut Marko: "Mark hat genauso noch Chancen auf die WM. Er ist zwar momentan 60 Punkte hinten, aber es gibt ja noch 125."

Martin Whitmarsh geht unterdessen davon aus, dass Webber nicht für Vettel die Konkurrenz blockieren wird. "Zumindest nicht absichtlich." Als McLarens Chef Hamilton in einer Medienrunde fragt, was er denke, mischt sich Jenson Button ein: "Ich schon!"

Alonso befürchtet Nachteil

Schon am Start droht in Korea derweil Ungemach. Alle vier Weltmeisterschaftsanwärter starten von den Positionen zwei bis fünf. Die Plätze von Alonso und Vettel liegen in Fahrtrichtung auf der linken Seite.

Sie sind damit zwar näher an der ersten Kurve, haben aber wesentlich weniger Grip, weil in Korea nur unregelmäßig gefahren wird und außerdem kaum Rahmenrennen stattfinden. "Es ist natürlich die schlechtere Seite, Kimi (Räikkönen, Anm. d. Red.) kann vielleicht besser losfahren", befürchtet Alonso.

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"Ich denke nicht, dass das ein großer Nachteil ist", sagt dagegen Vettel und erinnert lieber an das Rennen im letzten Jahr, als Hamilton auf der Pole Position stand, seine Führung aber direkt an ihn verlor. "Direkt nach dem Start gibt es eine lange Gerade. Das könnte am Sonntag noch interessant werden."

Drei Topteams gleichauf

Interessant war das Kräfteverhältnis während der Tests mit Rennbetankung am Freitag. Ferrari, McLaren und Red Bull lagen gleichauf. Lediglich Lotus fiel - wie auch bei den Versuchen mit wenig Gewicht - leicht ab, wobei Räikkönen und Romain Grosjean die Strecke in Yeongam noch nicht kannten.

Besonders Jenson Button, der nur von Position elf ins Rennen geht, beeindruckte bei vollem Tank mit schnellen Runden. Die Leistung des eigenen Teamkollegen macht Hamilton Mut, der während der zweiten Session am Freitag aufs falsche Set-up gesetzt hatte und deshalb selbst keine guten Zeiten fuhr.

"Jenson hat gestern gezeigt, dass wir im Renntempo schnell sind, von daher freue ich mich auf morgen", so der WM-Vierte. "Um Red Bull schlagen zu können, muss man einen guten Start hinlegen und die richtige Strategie wählen. Nach dem Start kann man sich gut im Windschatten auf den langen Geraden heransaugen. Ich werde morgen alles geben um zu gewinnen."

Auch Alonso setzt große Hoffnungen auf den Highspeed-Abschnitt mit der 1,2 Kilometer langen Geraden, auf der zudem die einzige DRS-Zone des Kurses liegt. Über Red Bull sagt der Spanier: "Vielleicht fehlt es ihnen auf den Geraden an Höchstgeschwindigkeit, weil es ihre Philosophie ist, mit mehr Abtrieb zu fahren." Als Beweis hat der zweimalige Weltmeister die guten Zeiten im letzten Sektor ausgemacht.

DRS-Messung gut für Red Bull

Das Problem: Der Messpunkt für das DRS-System, an der der Rückstand des verfolgenden Fahrers zu seinem Vordermann unter einer Sekunde liegen muss, befindet sich unmittelbar vor der ersten Kurve. Direkt nach Sektor drei also, in dem Vettel und Webber sich einen Vorsprung heraus- oder eine Lücke zufahren können.

Um zu überholen bietet sich in Korea allerdings in diesem Jahr an, mit der Anzahl der Boxenstopps zu experimentieren. Pirelli geht zumindest davon aus, dass einige Teams durch die niedrigen Temperaturen und die vergleichsweise glatte Asphaltbeschaffenheit auf eine Ein-Stopp-Strategie setzen.

"Deshalb könnte es einige längere Stints geben als eigentlich gedacht, wobei der Vorderreifen der limitierende Faktor ist", erklärte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery. Vor dem Wochenende waren zwei Stopps als wahrscheinlich angesehen worden.

Das komplette Ergebnis des Qualifyings