Teamorder-Verbot in der Formel 1 abgeschafft

SID
Alonso (r.) bekam den Sieg in Hockenheim von Massa geschenkt
© Getty

Die Teamorder ist in der Formel 1 künftig nicht mehr offiziell verboten. Der Weltrat des Automobil-Weltverbandes FIA strich den umstrittenen Artikel 39.1 aus dem Regelwerk.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor vier Monaten war es ein Riesenskandal, künftig ist Teamorder in der Formel 1 erlaubt. Der Weltrat des Automobil-Weltverbandes FIA beschloss am Freitag, den umstrittenen Artikel 39.1 zu streichen.

Damit hat die FIA kurioserweise unter Präsident Jean Todt die Aufhebung beschlossen. Dessen Aufforderung zur Teamorder als Ferrari-Teamchef - Rubens Barrichello musste Michael Schumacher passieren lassen - hatte 2003 für die Einführung des Verbots gesorgt.

Der aktuelle Fall von Ferrari auf dem Hockenheimring zeigte jedoch, dass sich eine Teamorder letztlich nur schwer nachweisen lässt, das freiwillige Vorbeilassen eines Teamkollegen durch die Fahrer ist nämlich nicht verboten.

Beim Großen Preis von Deutschland Ende Juli hatte der Brasilianer Felipe Massa seinen aussichtsreicher im WM-Rennen liegenden Kollegen Fernando Alonso überholen lassen. Ferrari war mit einer Geldstrafe von 100.000 Dollar belegt worden, durfte die Punkte aber behalten.

Teamorder-Regel als Scheinparagraf

Der Fall demonstrierte die Machtlosigkeit der FIA bei der Bestrafung von Teamorder. Die Regel wurde so zum Scheinparagrafen, die Teams mussten nur "geschickt betrügen". Künftig dürfen sie offen Anweisungen zu teaminternen Überholmanövern geben.

Vorsichtshalber wurden die Teams aber daran erinnert, dass jede Handlung, die dem Sport schadet, durch den Artikel 151c des für alle Rennserien gültigen Internationalen Sporting Code weiterhin bestraft werden kann.

Dort wird "jedes betrügerische Verhalten oder jede Handlung zum Nachteil der Interessen eines Wettbewerbs oder gegen die Interessen des Motorsports im Allgemeinen" als Regelverstoß gewertet.

Da schon mit einem Verbot kein Nachweis und keine harten Sanktionen möglich war, dürften die Teams künftig jedoch keinerlei Angst vor Strafen für Teamorder haben müssen.

Formel 1 ab 2013 mit Vierzylinder-Motoren

Ab 2013 wird die Formel 1 zudem mit benzinsparenden Vierzylinder-Motoren fahren. Die FIA beschloss die Einführung kleinerer 1,6-Liter-Triebwerke. Man folge damit den Wünschen der Automobilindustrie, heißt es in einer Erklärung der FIA.

Der Benzinverbrauch soll mit den neuen Motoren um 35 Prozent geringer sein als bisher. Im ersten Jahr des neuen Reglements stehen jedem Piloten fünf Motoren pro Jahr zur Verfügung, ab 2014 werden es nur noch vier pro Saison sein.

Zudem beschloss der FIA-Weltrat zahlreiche kleinere Änderungen, die ab der kommenden Saison greifen. Den Rennkommissaren steht künftig ein neuer Strafenkatalog zur Verfügung, sie dürfen Geldstrafen von bis zu 250.000 Euro aussprechen.

Wie angekündigt droht den Fahrern bei schwerem Fehlverhalten im öffentlichen Straßenverkehr künftig der Entzug der Rennlizenz.

Neuerungen für Safety-Car-Phasen

Erneut verändert wurden auch die Safety-Car-Regeln. Die FIA wird eine klare Vorgabe formulieren, unter welchen Bedingungen Formel-1-Fahrzeuge in Gelbphasen am Safety-Car vorbeifahren dürfen.

Dem Renndirektor wird es ab dem kommenden Jahr erlaubt sein, die Boxengasse jederzeit aus Sicherheitsgründen vorübergehend zu schließen. Die Breite der "schnellen Spur" in der Boxengasse wird limitiert, um Beschleunigungsduelle zu verhindern.

Nach dem Streit um die laut einiger Konkurrenten zu flexiblen Frontflügel von Red Bull und Ferrari wurde die dabei wichtige "Referenzhöhe" neu definiert und eine veränderte Testmethoden verabschiedet. Details wurden jedoch noch nicht veröffentlicht.

Mercedes 2011 mit einem Joker?