Paris, J-Lo und ein Langweiler

Von Jan-Hendrik Böhmer
Paris Hilton sorgte in Monaco für gute Stimmung in der Renault-Box
© Imago

Wenn Formel-1-Boss Bernie Ecclestone den Bodyguard gibt und Jennifer Lopez damit vor wilden Fotografen rettet, Paris Hilton den Rennausgang beeinflusst und sich die Promis im Fahrerlager die Klinke in die Hand geben, dann ist Monaco-GP-Zeit. Die Top 8.

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Alt, langweilig und ab in die DTM: Es gab Zeiten, da galt Jenson Button als waschechter Playboy. Ausgedehnte Partys, schnelle Autos, wechselnde Model-Freundinnen - eben alles, was man als Single-Millionär so unter Flavio Briatore lernt. Doch diese Zeiten sind vorbei. Feste Freundin, WM-Titel, Triathlons - Button selbst bezeichnet sich mittlerweile sogar als "langweiligen Mistkerl". Daraus eine direkte Überleitung zu seinem Interesse an der DTM zu stricken, ist vielleicht etwas ungerecht - für beide Seiten. Ach was, wir tun es dennoch. Denn er hat schließlich selbst gesagt, dass er gerne mal beim Deutschen Tourenwagen Masters an den Start gehen würde. Neben David Coulthard und Ralf Schumacher. "Die Autos sind der Hammer und das Fahrerfeld ist wirklich stark", verriet er der "Sport-Bild". Na dann...

Fahrzeug-Tausch bei HRT? Das Leben als Fahrer bei einem Newcomer-Team ist nicht leicht. Selbst dann nicht, wenn er einen der berühmtesten Namen im gesamten Rennzirkus trägt. Das muss auch Bruno Senna am eigenen Leib erfahren: "Ich fuhr in meinem GP2-Boliden eine schnellere Rundenzeit als in meinem jetzigen Formel-1-Auto", stöhnte er. Stimmt. Senna fuhr im Vorjahr nicht nur schneller, er gewann das Rennen sogar. Das Potenzial wäre also da. Theoretisch. Nur lässt es sich nicht mit diesem Auto umsetzen. "Sie müssen verstehen, dass man mit diesem unterlegenen Auto keine Wunder vollbringen kann", sagte er. Vielleicht sollte HRT künftig einfach mit GP2-Boliden starten?

Bremsstreifen: Die Formel 1 ist eine Männer-Domäne. Da kann es schon mal ekelig werden. Besonders wenn es um Körperfunktionen geht. Kennt man vielleicht noch vom letzten Männer-WG-Besuch. Karun Chandhok hatte das wohl im Hinterkopf. Und so nahm er kein Blatt vor den Mund, als es darum ging, seinen spektakulären Drift im Qualifying zu beschreiben. "Das war eine ordentliche Schrecksekunde", sagte der 26-Jährige. "Danach brauchte ich eine neue Unterhose." Dazu wollen - und können - wir jetzt nichts mehr sagen.

Niki "Beeeeep" Lauda: Einen unschönen Durchfall der verbalen Art leistete sich Niki Lauda. Der Österreicher bezeichnete Renault-Pilot Robert Kubica nach dem Qualifying doch tatsächlich als - Achtung, Zitat: "Polacken". Und damit keiner sagen kann, wir hätten da jetzt was aus dem Zusammenhang gerissen, hier der Satz in seiner Gesamtheit: "Webber wird vorweg fahren, und dann geht's um Vettel gegen den Polacken", analysierte Lauda die Startaufstellung. Hoppla, Herr Lauda. Immerhin hat er sich umgehend persönlich bei Kubica entschuldigt - und der Pole tat das einzig Richtige: er nahm es mit Humor!

Promi-Party: Monaco wäre nicht Monaco, wenn sich die Teams nicht gegenseitig mit dem Herankarren von unzähligen Promis überbieten würden. Wer jetzt genau auf wessen Einladung wo herumflanierte, lässt sich für uns leider nicht mehr rekonstruieren.

Deshalb nur eine kurze und vermutlich unvollständige Auflistung der illustren Gästeliste: Jennifer Lopez, Marc Anthony, Paris Hilton, die Sugababes, Boris Becker (ja, mit Lilly), Michael Douglas, Mick Jagger, Liz Hurley, Naomi Campbell, Pharrell Williams, und, und, und... . Inoffizieller Party-Rekord: ein F-1-Verantwortlicher soll zwischen Donnerstag und Sonntag insgesamt nur sechs Stunden geschlafen haben. Respekt.

Glücksbringer Paris Hilton: Was Paris Hilton mit der Formel 1 am Hut hat? Wir wissen es auch nicht. Ob sie auch nur einen Fahrer kennt? Wir bezweifeln es. Ob sie den Sieg von Mark Webber registriert hat? Wir nehmen es mal stark an. Schließlich tanzte die Hotel-Blondine ausgelassen auf der im Hafen schwimmenden Red-Bull-Energy-Station.

Wie auch immer. Man mag von Frau Hiltons Sport/Society/Party-Ausflug ja halten, was man will, aber: sie bringt Glück. Kein Scherz. Die gute Dame hatte bei der kompletten Podiums-Besatzung die Finger im Spiel. Bei Vettel und Webber brachte sie den RB6 "auf Touren", wie es die "Bild" zärtlich nannte - und bei Robert Kubicas Renault-Team flirtete sie erst mit den Gridgirls und dann mit den Mechanikern. In diesem Fall von "dumm f... ährt gut" zu sprechen, wäre natürlich vollkommen unangebracht.

Bernie, der Bodyguard: Zugegeben, der knorrige Engländer hat mit seinen 79 Jahren nicht gerade die Statur eines gemeinen monegassischen Disko-Türstehers. Dennoch rettete er in Monte Carlo heldenhaft Jennifer Lopez vor dem sicheren Untergang in der Paparazzi-Meute. Während Lopez' Ehemann, Latin-Pop-Schnulzen-Experte Marc Anthony, und deren gemeinsamer Zwei-Meter-mal-zwei-Meter-Bewacher schockstarr in der Gegend herumstanden, fasste sich Ecclestone ein Herz und bahnte der Hollywood-Schönheit unter vollem Einsatz seiner 1,60 Meter Körpergröße höchst persönlich einen Weg durch die Wand an Weitwinkelobjektiven. US-Rapper Pharrell Williams war derart beeindruckt, dass er lautstark Applaus klatschte. Ob er Bernie-Bambule mit auf Tour nimmt, ist nicht überliefert.

Flip It Like Mark Webber. Und da wir gerade schon bei zweiten Karrieren sind: wenn Mark Webber irgendwann mal keine Lust mehr auf diese Rennfahrer-Geschichte hat, dann kann er ohne Probleme zum Bodenturnen oder - je nach persönlicher Vorliebe - zum Klippenspringen wechseln. Denn nach seinem Sieg zeigte er in Monaco erst einen astreinen Backflip in den Pool und segelte dann zusammen mit Vettel vom nicht gerade niedrigen Dach der Red-Bull-Energy-Station mitten ins Hafenbecken von Monaco. SPOX-Note: 10,0!

Deutsche Fahrer in der Einzelkriti: Jede Menge verpasste Chancen