Woche der Wahrheit für Ferrari

Von Alexander Mey
Kimi Räikkönen gewann schon zum vierten Mal in seiner Karriere in Spa
© xpb

Ferrari ist wieder da. Kimi Räikkönen gewinnt in Spa das erste Saisonrennen und bringt die Scuderia endlich einmal wieder positiv in die Schlagzeilen. Die sind aber nicht nur sportlicher Natur, es geht auch um die Besetzung der Cockpits für 2009 und 2010.

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"Ferrari, endlich! Räikkönen schenkt der Scuderia den ersten Sieg der Saison." Wie die "Gazzetta dello Sport" versanken alle italienischen Zeitungen nach dem ersten Saisonsieg von Ferrari in Spa im Freudentaumel. Der Bann ist gebrochen, endlich sind die Roten wieder da, wo sie hingehören. So der Tenor.

Aber nicht nur über den sportlichen Aspekt haben die Gazetten berichtet. Nicht nur über die Tatsache, dass Räikkönen dank KERS beim Restart nach der Safety-Car-Phase am Führenden Giancarlo Fisichella vorbeiging und danach trotz des eigentlich langsameren Autos den Italiener dank guter Nerven und fehlerfreier Fahrt 40 Runden lang hinter sich hielt.

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Badoer-Entscheidung am Mittwoch oder Donnerstag

Sie schrieben auch über Luca Badoer, der mit dem gleichen Auto wie Räikkönen Letzter anstatt Erster wurde und wie bei seinem Debüt in Valencia auf ganzer Linie enttäuschte. "Badoer wieder auf dem letzten Platz. Ende dieser Woche könnte er ersetzt werden", hieß es in der "Gazzetta dello Sport".

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali hat eine Entscheidung im Fall Badoer für Mittwoch oder Donnerstag angekündigt. Vielleicht wird es sogar schon am Dienstag ernst. Hintergrund: Dann liegen die Ergebnisse eines Medizinchecks von Felipe Massa vor, die Aufschlüsse über einen möglichen Comeback-Zeitpunkt des verletzten Brasilianers geben sollen.

Die Theorie: Sollte die Untersuchung ergeben, dass Massa in absehbarer Zeit ins Cockpit zurückkehren kann, dann darf Badoer bis dahin weiter den zweiten Ferrari fahren. Sollte Massa aber noch länger ausfallen, wird sein Ersatzmann seinerseits ersetzt - wahrscheinlich durch Force-India-Pilot Giancarlo Fisichella, der zwar offiziell noch von nichts weiß, aber schon in aller Munde ist. Force India wartet nach eigener Aussage schon auf einen Anruf von Ferrari.

Badoer fleht um dritte Chance in Monza

"Räikkönen und Fisichella - ein Traumduo. Ferrari siegt mit Kimi Räikkönen, doch die beste Leistung ist die von Fisichella, den sich die Fans jetzt am Steuer eines Ferrari wünschen", schrieb der "Corriere dello Sport" zu diesem Thema.

Badoer bittet Ferrari um eine weitere Bewährungschance: "Natürlich bin ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Doch aus meiner Sicht wäre es schade, mich vor dem Grand Prix in Monza abzulösen. Das ist die Strecke, die ich am besten kenne. Ich kann auf diesem Kurs mit geschlossenen Augen fahren und bin sicher, dass ich Positives leisten werde."

Italiener schreiben schon wieder Alonso ins Ferrari-Cockpit

Der Appell des Italieners ist verständlich. Wie bitter wäre es für ihn, es endlich ins Ferrari-Cockpit geschafft zu haben und dann ausgerechnet vor dem Heimspiel wieder rausgeworfen zu werden? "Sollte man mich auswechseln, sollte das erst nach Monza geschehen. Wenn ich auch in Monza enttäuschen sollte, wäre ich der Erste, der zur Seite treten würde", flehte Badoer fast.

Neben dem Namen Fisichella geistert in Italien auch wieder der unvermeidliche Name Fernando Alonso durch den Blätterwald. Einige Zeitungen berichten übereinstimmend, dass Alonso schon in Monza im Ferrari sitzen wird. Die Dementis von Ferrari und Renault folgten prompt. Gleiches Spiel wie so oft in letzter Zeit.

Räikkönen 2010 bei Brawn oder McLaren?

Interessanter Weise gibt es aber nicht nur um Badoers Cockpit Spekulationen, sondern trotz des Sieges in Spa auch wieder um das von Räikkönen.

Zwei Versionen waren im Fahrerlager im Umlauf, in beiden fahren 2010 Alonso und Massa Ferrari. Erste Version: Räikkönen geht nicht in die Rallye-WM, sondern kommt bei Brawn GP als Nachfolger von Rubens Barrichello unter. Zweite Version: Räikkönen geht zurück zu McLaren-Mercedes und wird dort Teamkollege von Lewis Hamilton.

Räikkönen wird unter Druck stärker

Beides wild, aber es zeigt, welchen medialen Druck Räikkönen im Moment aushalten muss. Trotz allem tut der Iceman, was er immer tut, er bleibt cool. "Ich mache mir über das kommende Jahr keine Sorgen. Ich habe einen Vertrag", sagte er. "Vielleicht hat Ferrari andere Pläne, aber soweit ich weiß, hat sich nichts geändert."

Domenicali konnte dem Wirbel um Räikkönen sogar Positives abgewinnen: "Kimi scheint diese Phase enormen Mediendrucks positiv zu erleben. Wenn so ein Sieg dabei herauskommt, dann hält dieser Mediendruck hoffentlich weiter an."

Schumi gewinnt Kartrennen in Kerpen

Das wird er, schließlich beginnt die "Silly Season" der Wechselgerüchte gerade erst. Die bevorstehenden Diskussionen über den Einsatz eines dritten Autos ab der kommenden Saison werden diese Gerüchte sogar noch intensivieren.

Und ach ja. Dann gibt es da ja auch noch einen älteren Herrn namens Michael Schumacher. Der hat am Wochenende nebenbei in Kerpen ein Kartrennen gewonnen.

Nicht als Training für ein mögliches Formel-1-Comeback natürlich. Nur so zum Spaß.

Rennergebnis und WM-Stand