Schumi bereit für Ferrari

Von Alexander Mey
Michael Schumacher bestritt sein letztes Formel-1-Rennen in Brasilien 2006
© Getty

So gut die Genesung von Felipe Massa auch voranschreitet, an eine Rückkehr ins Ferrari-Cockpit ist im Moment noch nicht zu denken. Ganz zu schweigen von einer seriösen Prognose, wann Massa sein Comeback feiern könnte. Ferrari muss sich also nach einem Vertreter umschauen. Das sind die möglichen Kandidaten:

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Die Wunschlösung: Michael Schumacher

Alle wollen Schumi. Fast 81 Prozent der SPOX-User stimmen für den Rekordchampion als Massa-Vertreter, die Presse in Italien und Deutschland ruft nach ihrem Helden - und auch Ex-Weltmeister Niki Lauda fordert in der "Bild"-Zeitung Schumis Rückkehr: "Von allen verfügbaren Fahrern ist Michael ganz klar der Beste. Und Ferrari hat ihn sogar im eigenen Team. Die Testfahrer Badoer oder Gene kommen nicht an ihn heran."

Selbst Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali schloss eine Rückkehr Schumachers nicht aus. Er sagte: "Es wäre falsch, jetzt schon ja oder nein zu sagen. Wir werden diese Woche darüber nachdenken."

Die Frage ist nur: Will Schumi überhaupt? In einem "Bunte"-Interview sprach er sich gegen ein Comeback aus, auch sein Manager Willi Weber verwies derartige Gedankenspiele am Wochenende ins Reich der Fantasie. Das wiederholte er am Dienstag noch einmal: "Michael wird auf keinen Fall in Valencia im Auto sitzen. Das ist ausgeschlossen."

Schumachers Pressesprecherin sagte dagegen am Dienstag der "BBC", dass das Nein von Schumacher nicht kategorisch sein muss: "Das hängt alles von Ferrari ab. Wenn sie auf Michael zukommen, wird er darüber nachdenken. Normalerweise würde ich sagen, dass er nicht an einem Comeback interessiert ist, aber jetzt ist die Situation eine ganz andere."

Neuestes Gedankenspiel: Da Valencia für Schumacher zu früh kommt und er den Kurs nicht kennt, wird er wenn überhaupt erst in Spa in den Ferrari klettern. Das will "Autobild Motorsport" von einer hochrangigen Ferrari-Quelle erfahren haben. Dazu sagte Weber: "Ich schließe ein Comeback in Valencia aus. Was Spa und Monza angeht, möchte ich mich nicht äußern."

Schumacher wartet wohl auf jeden Fall ein Gespräch mit den Ferrari-Bossen ab. Offenbar könnte ihn Präsident Luca di Montezemolo überreden, ihm einen persönlichen Gefallen zu tun und sich wieder ins Auto zu setzen. Aus Eigennutz wird Schumacher nicht wieder fahren. Dazu reizt ihn ein Comeback zu wenig.

Die logische Lösung: Marc Gene

Es liegt nahe, einem der beiden Ferrari-Testfahrer in Valencia und vielleicht für den Rest der Saison das Vertrauen zu schenken. Sowohl Marc Gene als auch Luca Badoer sind solide Rennfahrer. Da Ferrari nicht mehr um den Titel kämpft, würde das völlig ausreichen.

Für Gene und gegen Badoer sprechen mehrere Dinge. Erstens: Badoer laboriert laut "Gazzetta dello Sport" an einer leichten Rippenverletzung und ist möglicherweise nicht ganz so fit wie Gene. Zweitens: Gene fuhr 2004 die letzten beiden Formel-1-Rennen für Williams und sammelt seitdem Fahrpraxis bei Langstreckenrennen, vor allem bei den 24 Stunden von Le Mans. Luca Badoer ist mit 38 Jahren drei Jahre älter als Gene und fuhr sein letztes Formel-1-Rennen vor zehn Jahren. Seitdem ist er nur noch Testfahrer. Drittens: Gene würde als Spanier in Valencia ein Heimspiel feiern - bestimmt eine besondere Ehre für ihn.

Die Hirngespinste: Fernando Alonso und Valentino Rossi

Rossi kann man ganz schnell abhandeln. Er ist mitten in einer MotoGP-Saison, in der er Weltmeister werden kann. Dazu würde er in der Formel 1 einen absoluten Kaltstart ohne jeden Testkilometer hinlegen. Jegliche Spekulationen über ihn sind Quatsch.

Bei Alonso sieht das etwas anders aus. Da gibt es nämlich einen Formel-1-Boss namens Bernie Ecclestone, der nach der Sperre für Renault auf jeden Fall verhindern will, dass sein Zugpferd Alonso beim Heimspiel in Spanien nicht starten kann. "Wenn Renault ihn freigeben würde und Ferrari ihn wirklich will, wäre das das Beste, was der Formel 1, Valencia und allen passieren könnte", sagte Ecclestone "sportbild.de".

Aus vertraglicher Sicht wird das aber kaum etwas werden. Alonso ist an Renault und vor allem an deren Sponsoren gebunden. Kein wirtschaftlich denkender Sponsor würde einen Werbemagneten wie Alonso einfach so zur Konkurrenz gehen lassen.

Dazu kommt der sportliche Aspekt. Warum sollte Briatore dafür sorgen, dass mit Ferrari ein Konkurrent um WM-Punkte einen Top-Fahrer bekommt? Ganz davon abgesehen würde sich Ferrari mit einem Einsatz von Alonso öffentlich zu seiner Verpflichtung bekennen und sowohl Massa als auch Kimi Räikkönen völlig vor den Kopf stoßen.

Der deutsche Geheimtipp: Nico Hülkenberg

Der 21-Jährige dominiert die aktuelle GP2-Saison und gilt als sicherer Tipp auf ein Formel-1-Debüt in der kommenden Saison. Hülkenberg ist zwar bei Williams unter Vertrag, aber anders als Renault bei Alonso muss Williams nicht zwingend etwas dagegen haben, dass Hülkenberg schon einmal Formel-1-Luft schnuppert. Die Verbindung zu Ferrari besteht durch seinen Manager Willi Weber. Hülkenberg würde sicher gerne den Titel in der GP2 nach Hause fahren, aber wenn Ferrari anrufen würde, würde er sicher nicht nein sagen.

Der italienische Geheimtipp: Mirko Bortolotti

Als italienischer Formel-3-Meister hatte Bortolotti im Herbst 2008 die Chance, in Fiorano einen aktuellen Ferrari zu testen. Dabei beeindruckte der 19-Jährige die Ferrari-Offiziellen mit einer tollen Rundenzeit, die sogar besser war als die des dritten Testfahrers Andrea Bertolini. 2009 startet Bortolotti in der Formel 2, wo er schon ein Rennen gewonnen hat und auf Platz fünf in der Meisterschaft liegt.

Die Arbeitslosen: Sebastien Bourdais und Nelson Piquet Jr.

Ferrari hätte auch die Möglichkeit, einen aktuellen Formel-1-Fahrer ins Cockpit zu setzen. Bourdais ist nach seinem Rauswurf bei Toro Rosso frei. Dort hat der Franzose zwar nicht überzeugt, aber ein konstanter Formel-1-Pilot ist er trotzdem. Zudem bestand während der Saison eine Verbindung zu Ferrari, weil die Roten die Motoren für Toro Rosso liefern.

Aller Voraussicht nach wird auch Piquet Jr. in Valencia Zeit haben. Denn er wird bei Renault zu 99 Prozent durch GP2-Pilot Romain Grosjean ersetzt. Piquet Jr. steht trotzdem noch voll im Training, hat Fahrpraxis und einen Vater, der genug Einfluss hätte, um bei Ferrari ein gutes Wort für den Sohnemann einzulegen.

Der Verzweifelte: Jacques Villeneuve

In Ungarn geisterte Villeneuve wieder einmal durch das Fahrerlager. Er sucht händeringend einen Job für das kommende Jahr, weil er unbedingt ein Comeback starten will. Vor allem zu den drei neuen Teams für 2010 werden ihm Verbindungen nachgesagt, er selbst hofft aber auf einen Platz bei einem bereits etablierten Rennstall. Ein Blitz-Comeback bei Ferrari würde ihm da sicher helfen. So ähnlich hat es Villeneuve übrigens schon einmal gemacht. 2004 sprang er für den damals entlassenen Jarno Trulli für drei Rennen ins Renault-Cockpit - die Basis für seinen Wechsel zu Sauber im Jahr 2005.

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