Dreherkönige und Red-Bull-Dreierpack

Von Alexander Mey
Sebastien Buemi, Sebastian Vettel und Adrian Sutil (v.l.) konnten in China überzeugen
© spox

Das dritte Driver-Ranking in dieser Saison kommt vom China-GP in Shanghai. An der Spitze ist Sebastian Vettel Speerspitze einer totalen Red-Bull-Dominanz. Die Weltmeister Lewis Hamilton und Fernando Alonso fallen ihren Drehern und Adrian Sutil zum Opfer. Robert Kubica fuhr so schlecht wie noch nie.

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Meine Wertung für den China-GP

Jetzt nachlesen: Das Driver-Ranking zum Malaysia-GP

Platz 1, Sebastian Vettel: Ein glasklarer Sieg, daran gibt es für mich überhaupt keinen Zweifel. Perfektes Qualifying, perfektes Rennen, 10 Punkte. In diesem einen Rennen hat Vettel tatsächlich an einen Michael Schumacher oder einen Ayrton Senna erinnert. Dennoch halte ich es für völligen Quatsch, ihn so früh in seiner Karriere schon mit den beiden zu vergleichen. Wie ich Vettel kenne, wäre er übrigens der erste, der sich über solche Vergleiche kaputtlachen würde.

Platz 2, Mark Webber: Im Qualifying war Webber einen Tick langsamer als Vettel, im Rennen ebenfalls. Aber er hat vor allem in seinem sehenswerten rundenlangen Duell mit Jenson Button überzeugt. Webber gefällt mir in dieser Saison sehr gut. Man merkt, dass ihm der Druck, den Vettel im Gegensatz zu einem David Coulthard macht, sehr gut tut. Webber hat sich im Vergleich zu 2008 noch einmal gesteigert.

Platz 3, Sebastien Buemi: Ich bin mal ganz ehrlich: Ich hatte vor der Saison keine Ahnung, was ich von Buemi halten soll. Schließlich hatte er in den Nachwuchsklassen zwar immer wieder gute Rennen, konnte aber nie einen großen Titel gewinnen. Aber was der Junge in Shanghai gezeigt hat, war für einen Rookie große Klasse. Die Kollision mit Vettel ist ein Schönheitsfehler, aber trotz des zusätzlichen Boxenstopps noch einen Punkt zu holen, beweist seine jetzt schon vorhandene Reife.

So steht es in der offiziellen Fahrer-WM

Platz 4, Rubens Barrichello: Er hat im Qualifying zum ersten Mal Jenson Button geschlagen - und das auch noch mit mehr Benzin an Bord. Im Rennen schaffte er die schnellste Rennrunde und zeigte, dass er im Regen noch nichts verlernt hat. Die Tatsache, dass er mit Button nicht mithalten konnte, sehe ich darin begründet, dass in seinem ersten Stint eine Bremsscheibe nicht funktioniert hat. Das stört im Regen sicher ungemein das Fahrverhalten beim Anbremsen von Kurven.

Platz 5, Heikki Kovalainen: Wenn ich den Überblick richtig behalten habe, war Kovalainen der einzige Fahrer neben Vettel, der ohne nennenswerten Ausritt durchs Rennen kam. Nach mäßigem Qualifying hat er sich durch seine fehlerfreie Fahrt noch auf Platz fünf und vor Lewis Hamilton geschoben. Eine sehr solide Leistung - genau das, was bei solchen Bedingungen gefragt war.

 

 

Platz 6, Jenson Button: Er hat mich zum ersten Mal in dieser Saison nicht hundertprozentig überzeugt. Im Qualifying trotz leichteren Autos langsamer als Barrichello, im Rennen hat er die Reifen einfach nicht auf Temperatur bekommen und war gegen die beiden Red Bull chancenlos. Es spricht allerdings für seine Cleverness und seine Titelambitionen, dass er sich in so einem schwierigen Rennen mit sechs Punkten für Platz drei begnügt und kein unnötiges Risiko eingeht.

Platz 7, Timo Glock: Sein Qualifying war schlecht, Punkt. Aber im Rennen hat er mich schon wieder mit einer grandiosen Aufholjagd überzeugt. Aus der Boxengasse in die Punkte zu fahren, ist aller Ehren wert, auch wenn er ohne die unnötige Kollision mit Nick Heidfeld sogar noch viel weiter vorne hätte landen können.

Platz 8, Adrian Sutil: Er hat zum ersten Mal in dieser Saison Giancarlo Fisichella im Qualifying geschlagen und im Rennen gezeigt, dass er es im Regen drauf hat. Klar muss man ihm ankreiden, dass er es wie in Monaco 2008 wieder nicht ins Ziel gebracht hat. Aber erstens haben alle Fahrer gesagt, dass es in Shanghai teilweise ein Roulette-Spiel war, ob man auf der Piste bleibt oder nicht. Und zweitens möchte ich eine der wenigen Gelegenheiten nutzen, Sutils Leistung einmal mit einem Punkt im Driver-Ranking zu würdigen.

Härtefall 1, Dreherkönige Hamilton und Alonso: Ich gebe zu, dass diese beiden - vor allem Hamilton - meinem Wunsch, Sutil für seine Leistung zu würdigen, zum Opfer gefallen sind. Bauchschmerzen habe ich damit aber nicht, denn obwohl beide an diesem Wochenende schnell waren und im Rennen auch tolle Manöver gezeigt haben, muss ich von Weltmeistern erwarten, dass sie mit weniger Fehlern durch so ein Rennen kommen.

Härtefall 2, Robert Kubica: Kubica überzeugt mich eigentlich fast immer, aber so schlecht wie an diesem Wochenende habe ich ihn noch nie gesehen. Das Qualifying war desolat, sein heftiger Crash im Rennen eine fast logische Folge dessen, dass er bei null Sicht im Hinterfeld herumgurken musste. Ich habe das Gefühl, bei ihm sitzt der Frust über das schwache Auto extrem tief. Er will Weltmeister werden und merkt, dass das bei BMW-Sauber in diesem Jahr wohl unmöglich ist.

Meine Punkte für Shanghai im Überblick:

 

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