Formschwankungen beim Topfavoriten

Von SPOX
Beim letzten Aufeinandertreffen setzte sich Mannheim mit 4:2 gegen Düsseldorf durch
© Getty

Die Pre-Playoffs sind vorbei, am Mittwoch geht es endlich richtig los. In den anstehenden Viertelfinal-Serien stehen unter anderem die Favoriten Grizzly Adams Wolfsburg und die DEG Metro Stars den etablierten Klubs aus Köln und Mannheim gegenüber. Wie die Ausgangslage ist, wer die Chance hat, zum Helden zu werden, und bei welchen Begegnungen sich die Underdogs durchsetzen können - alles hier im SPOX-Check.

Cookie-Einstellungen

Grizzly Adams Wolfsburg (1) vs. Kölner Haie (9)

Saisonbilanz: 3-1 (7:2, 2:3 SO, 3:2 OT, 5:2)

Ausgangslage: Auf dem Papier eine klare Sache: Wolfsburg hat eine überragende Saison gespielt und sich die Spitzenposition gesichtert. Zudem stellen sie mit Jochen Reimer den Goalie der Saison. Insgesamt war die Defensive der Niedersachsen überragend, mit 116 Gegentreffern kassierten sie die mit Abstand wenigsten der Liga. Und auch die Angriffsreihen - acht Spieler übertrafen die Zehn-Tore-Marke - landeten mit 156 Treffern auf Rang sechs. Allerdings müssen sie gegen Köln auf Jeff Hoggan und Andrej Strakhow verzichten.

Gegen Ende der Saison schwächelten die Grizzlies und gewannen nur drei der letzten acht Spiele, Trainer Pavel Gross kritisierte vor allem das Zweikampfverhalten in der gegnerischen Hälfte. Köln hingegen präsentiert sich seit geraumer Zeit in starker Form und war in den letzten zehn Spielen achtmal siegreich. In der Playoff-Serie gegen München trafen acht verschiedene Spieler, zudem zeigte der ehemalige Wolfsburger Ivan Ciernik (ein Tor, zwei Assists) ansteigende Tendenz.

Players to watch: Beide Goalies werden im Mittelpunkt stehen. Zwar hat Reimer nach seiner starken Saison mehr Aufmerksamkeit bekommen, das bedeutet aber nicht, dass ihm Danny aus der Birken in irgendetwas nachsteht. Der Haie-Rückhalt parierte 92,4 Prozent aller Schüsse und sicherte sich fünf Shutouts. Bei den Stürmern werden auf Seiten der Grizzlies zwei linke Flügel (John Laliberte, Ken Magowan), bei den Kölnern zwei Center (Christoph Ullmann, Jason Jaspers) im Fokus stehen - alle vier Männer sind brandgefährlich und haben jeweils die 20-Tore-Marke geknackt.

Prognose: Angesichts der zuletzt durchwachsenen Leistungen und Verletzungssorgen der Wolfsburger sowie der deutlich ansteigenden Formkurve der Haie wird diese Serie sicherlich deutlich spannender, als man noch vor einigen Wochen erwartet hätte. Köln hat sich gegen München Selbstvertrauen geholt und wird hochmotiviert in die Serie gehen. Viel wird vom Auftaktspiel abhängen: Gewinnen die Grizzlies, ähnlich wie im ersten Saisonspiel, deutlich, dann ist die Serie ganz schnell vorbei. Kann Köln aber bei den enorm heimstarken Wolfsburgern (15-1-5-5) einen Sieg einfahren, dann wird die Serie richtig spannend. Wolfsburg in 4.

DEG Metro Stars (2) vs. Adler Mannheim (7)

Saisonbilanz: 3-1 (3:0, 3:1, 3:2, 2:4)

Ausgangslage: Keine Frage, beim sechsfachen Deutschen Meister aus Mannheim hat man vor der Saison deutlich mehr erwartet als nur Platz sieben in der Tabelle. Hauptgrund dafür ist die Offensive: Die Adler stellten mit nur 131 Saisontoren die schwächste Offensive der Liga. Doch auf eins konnten sie sich immer verlassen - ihre stabile Abwehr. Der Defensiverbund um Goalie Fred Brathwaite, der in der regulären Saison 91,8 Prozent aller Schüsse auf sein Gehäuse abwehrte, kassierte die dirttwenigsten Gegentreffer (137).

Auf ihre Defensive sind die Mannheimer zweifelsohne angewiesen, denn die DEG stellt derzeit die beste Offensive der DEL. 174 Mal schlug der Puck während der regulären Saison im gegnerischen Tor ein, mit Evan Kaufmann, Patrick Reimer und Tyler Beechey erzielten gleich drei Spieler 20 und mehr Tore, insgesamt trafen zehn Düsseldorfer zweistellig. Zudem war Daniel Kreutzer mit 52 Punkten (18+34) fünftbester Scorer der Liga.

Im direkten Vergleich liegt zwar Düsseldorf vorne, die Tendenz sprach zuletzt aber für die Adler. Nach der klaren Niederlage im ersten Aufeinandertreffen waren die kommenden beiden Partien deutlich spannender. Das letzte Spiel ging dann sogar an Mannheim, herausragender Akteur war der Ex-Düsseldorfer Craig MacDonald mit zwei Treffern und zwei Assists.

Players to watch: Auf Seiten der Metro Stars stehen mit Andy Roach und Andy Hedlund zwei frühere Mannheimer Leistungsträger auf dem Eis, für Brisanz ist also schonmal gesorgt. Wichtig für Düsseldorf ist die Frage, ob Kaufmann seine Torflaute in den Playoffs beendet. Während es in der regulären Saison immer glänzend läuft für den Deutsch-Amerikaner, gelangen ihm in bislang 19 Playoff-Partien gerade mal drei Scorerpunkte.

Bei Mannheim wird, wie üblich, vieles von Brathwaite abhängen, der mit seinen 38 Jahren immer noch der beste Goalie der Liga ist. Außerdem haben sich Nicholas Dimitrakos und Yannic Seidenberg gegen Nürnberg in Torlaune präsentiert. Können sie ihre Form halten, wird es für die DEG vielleicht doch noch brenzlig.

Prognose: Mannheim präsentierte sich zuletzt im Angriff verbessert, und die Abwehrarbeit ist hervorragend. Die Angriffsreihen der Düsseldorfer sind aber zu stark, als dass die Adler sich ausschließlich auf ihre Defensive verlassen können. Die Serie sollte spannender werden, als es ein Blick auf die Tabelle am Ende der regulären Saison hätte vermuten lassen. Letztlich werden aber die Heimstärke (17-1-2-6) und Feuerkraft der Metro Stars sowie die Abschlussschwäche der Adler den Unterschied ausmachen. Düsseldorf in 5.

Eisbären Berlin (3) vs. ERC Ingolstadt (6)

Saisonbilanz: 0-4 (4:7, 0:2, 1:4, 1:4)

Ausgangslage: Angesichts der Leistungen beider Teams in der regulären Saison dürfte diese Serie besonders spannend werden. Zwar landete Berlin drei Plätze vor den Ingolstädtern und holte dabei 11 Punkte mehr; gegen den ERC gab es für die Eisbären allerdings gar nichts zu holen. 4-0, ein klarer Sweep in der regulären Saison, dabei präsentierten sich die Panther ungemein effizient vor dem gegnerischen Tor. Mit 153 Saisontreffern erzielten sie während der Saison durchnittlich knapp unter drei Treffer, gegen die Hauptstädter waren es über vier.

Und das, obwohl die Abwehrreihen der Eisbären zu den Besten in der DEL gehören. Ingolstadt hingegen wird ohne den verletzten Jakub Ficenec antreten müssen, der für die Bayern vor allem im Aufbauspiel enorm wichtig ist (31 Assists). Im Angriff müssen derweil die Berliner mit Denis Pederson (37 Punkte) auf einen ganz wichtigen Mann verzichten, haben aber noch fünf weitere Spieler im Aufgebot, die zwischen 12 und 19 Treffern erzielten. Offensiv sind beide Teams tief besetzt, beim Power- und Unterzahl-Spiel hat derweil der ERC klar die Nase vorn.

Players to watch: Interessant wird es auf der Torhüter-Position, wo Berlins Nationalkeeper Rob Zepp zwar die besseren Statistiken (91,4 Prozent abgewehrte Schüsse, 2,41 GTS) abgeliefert hat, aber auch häufiger wacklig wirkte. Sein Gegenüber Ian Gordon (91,2 Prozent, 2,56 GTS) absolvierte derweil für die Ingolstädter eine durchgängig starke Saison mit wenigen Fehlern. Bei den Eisbären liegt das Hauptaugenmerk klar auf der Center-Position, wo auch nach dem Ausfall von Pederson mit Florian Busch und Stefan Ustorf noch zwei Männer spielen, die nicht nur wissen, wo das Tor steht, sondern auch immer wieder ihre Mitspieler in Szene setzen.

Gleiches gilt für Verteidiger Derrick Walser, der neben Busch bester Scorer (47) der Hauptstädter ist und zudem auch bester Schütze (19). Beim ERC ist derweil der Go-to-Guy schnell ausgemacht - immerhin ist Joe Motzko mit 28 Treffern der drittbeste Torjäger der abgelaufenen Saison. Aber auch mit Christoph Gawlik und Matt Hussey muss man rechnen, zudem hat Center Richard Girard mit 25 Punkten in gerade mal 31 Partien gezeigt, wie brandgefährlich er ist. Mit der Ingolstädter Offensive werden die Hauptstädter also reichlich zu tun haben.

Prognose: Die Hinrunde ging glatt an den vermeintlichen Underdog, zudem haben sie auf der Torwartposition und vor allem bei den Special Teams Vorteile. Allerdings trifft sie der Ausfall von Ficenec härter, als das bei Berlin mit Pederson der Fall ist. Der Deutsch-Tscheche wird den Panthern sowohl als Schütze von der blauen Linie wie auch als Spielmacher fehlen, worunter ihr Offensivspiel leiden wird. Die Serie wird richtig spannend, aber am Ende wird der Underdog sich durchsetzen. Ingolstadt in 5.

Krefeld Pinguine (4) vs. Hannover Scorpions (5)

Saisonbilanz: 4-0 (6:5, 4:1, 4:3 SO, 5:1)

Ausgangslage: Hier treffen nicht nur Tabellennachbarn aufeinander, sondern gleichzeitig auch das zweitbeste Defensivteam der Liga auf eines der besten in der Offensive. Der Abwehrverband um Goalie Scott Langkow sowie seine Vordermänner Richard Pawlikowsky und Dusan Milo hat 30 Gegentore weniger zugelassen als die Hintermannschaft der Scorpions. In den bisherigen Aufeinandertreffen präsentierten die Pinguine sich zudem auch im Angriff stark, 19 Treffer gelangen ihnen in vier Partien.

Die Hannoveraner hatten zu Beginn ein großes Problem auf der Torwartposition, das sie mit der Nachverpflichtung von Tyler Moss aber lösen konnten. Dieser verletzte sich jedoch am 1. März und bestritt seitdem keine Partie mehr. Sollte er gegen Krefeld ausfallen und Ersatzmann Youri Ziffzer ranmüssen, haben die Niedersachsen ein Problem, denn der 24-Jährige agierte bislang sehr unsicher. Und noch einen verletzungsbedingten Rückschlag musste der amtierende Meister hinnehmen: Ihr viertbester Scorer Adam Mitchell (43 Punkte) wird ausfallen.

Players to watch: Die Pinguine setzen, wie immer, voll auf Goalie Scott Langkow. Der Kanadier absolvierte nicht nur eine überragende Spielzeit mit acht Shutouts, sondern stand auch als erster Keeper in der DEL-Geschichte während jeder Saisonsekunde im Kasten. Bei seinem Gegenüber steht hingegen ein fettes Fragezeichen. Kann Moss auflaufen, und wenn ja - ist er wirklich fit? Ansonsten liegt der Fokus auf zwei Verteidigern: Krefelds Pawlikowsky gelangen 20 Tore, Hannovers Sascha Goc sogar 23 (51 Punkte).

Prognose: Die Mission Titelverteidigung der Scorpions endet im Viertelfinale. Nicht nur aufgrund des Sweeps in der Saison, sondern auch, weil die Verletzungen von Moss und Mitchell zu schwer wiegen. Gegen die Krefelder spricht derweil vor allem die Statistik: Seit der Meisterschaft 2003 haben sie jede Playoff-Serie verloren. Ein Umstand, der sich jetzt aber wieder ändern wird. Krefeld in 4.

Die Playoff-Paarungen im Überblick

Artikel und Videos zum Thema