Krupp: "Wir müssen tief Luft holen"

SID
Uwe Krupp startete seine Trainerkarriere 2002 bei den Atlanta Trashers
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Nach dem besten WM-Resultat seit 1953 fällt die Bilanz von Bundestrainer Uwe Krupp positiv aus. Im Interview ließ der 45-Jährige seine Zukunft als DEB-Coach weiter offen.

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Bundestrainer Uwe Krupp lässt sich auch nach dem besten WM-Abschneiden seit 1953 nicht vom Erfolg blenden und zeigt sich im Interview eher zurückhaltend. "Jeder von uns muss jetzt verschnaufen und tief Luft holen. Dann werden wir Zeit finden, darüber zu reden, wie es weitergeht," so der 45-Jährige über seine Zukunft.

Frage: Herr Krupp, die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat zwar eine Medaille knapp verpasst, mit Platz vier aber dennoch das beste WM-Ergebnis seit 57 Jahren erreicht. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Uwe Krupp: Sie kann nur positiv ausfallen. Die Mannschaft hat bei der WM konstant gut gespielt, sie ist in jedem Spiel über sich hinausgewachsen und hat das Maximum erreicht.

Frage: Bleiben Sie Bundestrainer?

Krupp: Jeder von uns muss jetzt verschnaufen und tief Luft holen. Dann werden wir Zeit finden, darüber zu reden, wie es weitergeht.

Frage: Bleiben Sie in Deutschland oder fliegen Sie zurück in die USA?

Krupp: Ich bleibe ein paar Tage in Deutschland. Ich muss einige Dinge erledigen, und dann werden wir uns in München beim DEB zusammensetzen.

Frage: Kann der Erfolg dieser WM Sie bewegen, weiterzumachen?

Krupp: Es gibt einige Sachen, die meine Entscheidung beeinflussen. Das gute Abschneiden ist nur ein Teil davon. Natürlich ist es gut für uns, dass wir einige Spiele gewonnen und uns so gut präsentiert haben. Es ist sicher besser, als auf Biegen und Brechen in der Abstiegsrunde zu kämpfen. Aber es ist nur ein Element.

Frage: Spielt es für Ihre Entscheidung eine Rolle, dass ein solcher Erfolg nur sehr schwer zu wiederholen ist?

Krupp: Ich messe mich weder an diesem Turnier noch an dem in Bern vor einem Jahr. Die Bedingungen sind nicht immer gleich. Es gehört auch ein bisschen Glück dazu, gerade dann, wenn die Spiele so eng sind. Ich denke schon, dass ich einen guten Job mache, aber ich bin nicht so eingebildet, dass ich glaube, ein anderer könnte es nicht auch.

Frage: Die Spieler haben gesagt, dass sie gerne mit Ihnen weiterarbeiten möchten. Beeinflusst das Ihre Entscheidung?

Krupp: Das ist ein nettes Kompliment der Mannschaft, ich schätze das auch. Ich arbeite gerne mit der Mannschaft zusammen, weil es mit den Typen einfach Spaß macht.

Frage: In der Öffentlichkeit ist die Meinung nicht so eindeutig.

Krupp: Mein Ziel ist es nicht, einen Popularitätswettbewerb zu gewinnen. Wenn du die Mannschaft aufstellst, bist du schon bei einigen unten durch, weil du den oder den nicht mitnimmst. Der, der nicht da ist, ist immer besser als der, der da ist. Aber es geht nicht darum, ob die Spieler aus Köln, Ingolstadt oder Berlin kommen, es geht nur um die Mannschaft.

Frage: Glauben Sie, dass die WM einen nachhaltigen Erfolg für das deutsche Eishockey bringen kann? Werden alle in punkto Nachwuchsarbeit und Kooperation mit der Nationalmannschaft die richtigen Konsequenzen ziehen?

Krupp: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber das sind alles alte Kamellen. Jeder weiß, dass wir alle in einem Boot sitzen. Ich zitiere meinen Freund Heiner Brand: Jede Sportart identifiziert sich über die Nationalmannschaft. Wenn das von der DEL und den anderen Ligen anerkannt wird, steht einer guten Zukunft nicht viel im Wege. Aber ich bin nicht naiv. Wenn du im See bist und kannst nicht schwimmen, und einer sagt dir, wie bequem der Liegestuhl ist, dann interessiert dich das nicht, weil dir selbst das Wasser bis zum Hals steht. Deshalb habe ich durchaus Verständnis für die Klubs und ihre Probleme.

Frage: Zeigt diese WM, welches Potenzial in der deutschen Mannschaft steckt?

Krupp: Es ist nur eine Momentaufnahme. Das kann sich nächstes Jahr schon wieder dramatisch ändern. Niemand ist so naiv zu glauben, dass wir in der nächsten Zeit um den WM-Titel spielen werden. Es geht immer wieder darum, nicht in die Abstiegsrunde zu kommen. Das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern. Die Strukturen sind so. Die hätten wir vor zehn Jahren ändern müssen, damit wir heute etwas davon hätten.

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