Planlos, ratlos, vorgeführt

SID
Uwe Krupp übernahm im Dezember 2005 das Amt des Bundestrainers beim DEB
© Getty

Augen zu und durch: Nach dem unerwarteten Absturz bei der WM in der Schweiz sehnen beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) alle das Ende eines verkorksten Turniers herbei.

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"Jetzt haben wir zwei High-Noon-Spiele nacheinander", sagte DEB-Generalsekretär Franz Reindl mit Blick auf die letzten beiden Relegationspartien am Sonntag (12.15 Uhr) gegen Österreich und am Montag (12.15 Uhr) gegen Ungarn: "Das sind so Spiele, da wünscht sich kein Mensch, dabei zu sein. Aber die müssen wir jetzt überstehen."

Zu retten ist nach vier Niederlagen in Folge, aber vor allem den peinlichen Pleiten gegen Frankreich (1:2) und Dänemark (1:3), ohnehin nicht mehr viel. Ein Jahr vor der Heim-WM, die mit großem Spektakel und Zuschauer-Weltrekord auf Schalke beginnen soll, ist das Image wieder ramponiert, und der Bundestrainer gerät zunehmend in die Kritik.

Mannschaft schreit nach Hilfe

Nach erstmals vier Pflichtspielniederlagen in Serie unter seiner Regie wirkte Uwe Krupp ratlos. Seine Erklärungsversuche waren wenig überzeugend. "Torschüsse, Torchancen, Überzahlsituationen - mathematisch waren wir in allen Belangen überlegen", zählte der ehemalige NHL-Profi auf, und musste dann feststellen, dass Eishockey keine Mathematik ist: "Aber auch Chancenauswertung und der gegnerische Torwart gehören in die Rechnung, und die kann man nicht kontrollieren."

Interessant in den letzten beiden Spielen, die wegen der Gastgeberrolle 2010 sportlich unbedeutend sind, wird vor allem sein, wie Krupp auf die völlig demoralisierte Mannschaft einwirken kann. Die schreit regelrecht nach Hilfe. "Alle sind frustriert, nervös, keiner kriegt die Handbremse gelöst", stellte Kapitän Andreas Renz fest und folgerte: "Jetzt ist guter Rat teuer."

Die Situation erinnert immer mehr an das Abstiegsjahr 2005, als die DEB-Auswahl unter Krupps Vorgänger Greg Poss mit völlig unrealistischen Halbfinalträumen startete und geradewegs in die Zweitklassigkeit abstürzte.

Das kann jetzt nicht passieren, doch es droht immerhin noch die Peinlichkeit, als eigentlich abgestiegenes Team in die Heim-WM zu gehen. "Das wollen wir auf keinen Fall", sagte Renz.

Parallelen zur Ära Poss

Doch wie der Umschwung gelingen soll, weiß im Augenblick niemand. "Die Dinge laufen nicht wie normalerweise. Das Einfachste wird zum Schwierigsten", stellte Reindl fest und gab als Ex-Spieler den Tipp: "Du musst auf Kleinigkeiten zurückgehen. Gut schlafen, gut essen, viel, viel frische Luft und dann Schritt für Schritt, Wechsel für Wechsel sehen, nur so kommt man da wieder raus."

Vor vier Jahren bei der WM in Österreich stand nach vier Spielen auch nur ein Punkt zu Buche. Dann gelang mit dem 9:1 gegen Slowenien der vermeintliche Befreiungsschlag, dem mit dem 2:3 gegen Dänemark prompt der endgültige Absturz folgte.

Sieben Monate später ging Poss, schwer angeschlagen und auch verbandsintern heftig kritisiert, freiwillig. Sein Nachfolger Krupp, der das Team aus der Zweitklassigkeit zurück in die erweiterte Weltelite führte, hat weiter den Rückhalt der DEB-Spitze.

Krupps seltsame Ausflüchte

Doch er selbst nährt die Zweifel. So jubelte er den Dänen Peter Regin zu einem der "vier, fünf besten Stürmer im ganzen Turnier" hoch, obwohl der 23-Jährige gerade einmal elf NHL-Spiele mit einem Tor bei den Ottawa Senators vorweisen kann. Angesichts von Stars wie Dany Heatley oder Jason Spezza bei den Kanadiern, der Weltmeister Ilja Kowaltchuk, Alexander Radulow und Alexej Morosow  oder eines Jaromir Jagr eine sehr gewagte Aussage.

Auch sein Hinweis, die Dänen träten bei der WM mit einem anderen Personal als in der Vorbereitung bei den 0:3- und 2:7-Niederlagen gegen die deutsche Mannschaft an, löste Kopfschütteln aus. Lediglich Kasper Degn, der mit Bietigheim in den Zweitliga-Playoffs spielte, und Morten Madsen aus der AHL hatten vor zwei Wochen noch gefehlt.

Die WM-Abstiegsrunde