Ein "vollverdienter" Sieg

SID
Holstein Kiels Meisterelf von 1912 - Im Stadion an der Hoheluft gewann man die "Viktoria"

Verlieren war absolut erlaubt: Mit der 0:4-Niederlage im Viertelfinale gegen Dortmund beendete Regionalligist Holstein Kiel eine tolle Pokalsaison. Die "Störche" haben dieses Jahr noch mehr zu feiern: Vor 100 Jahren holte der Verein den Meistertitel das erste und einzige Mal an die Förde. Wir blicken zurück.

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"Bei der Mannschaften bemächtigte sich eine begreifliche Aufregung, die erst allmählich einem mehr planmäßigen Spiel Platz machte." - ein Finale, noch dazu das um die deutsche Meisterschaft, war schon vor 100 Jahren für alle Spieler etwas ganz Besonderes, wie die obigen Zeilen aus einem Spielbericht der "Kieler Neusten Nachrichten" (KNN) belegen:

Man schrieb den 26. Mai 1912, als in Hamburg im Stadion an der Hoheluft der FV Holstein Kiel und der Karlsruher FV (KFV) um die begehrte Meistertrophäe "Viktoria" spielten. Rund 10.000 Zuschauer wollten sich bei bestem Wetter die Neuauflage des Endspiels aus dem Jahr 1910 nicht entgehen lassen.

Holstein "unermüdlich"

Damals hatten die Badener in Köln ihre größere Routine ausgespielt und waren durch ein Elfmetertor in der Verlängerung mit 1:0 als Sieger vom Platz gegangen. Die "Störche" zeigten aber vom Anpfiff ab, dass der Titel dieses Mal an sie gehen sollte. Das zeitgenössische Fachblatt "Fußball" bescheinigte den Norddeutschen das größere und leidenschaftlichere Engagement.

Die ganze Elf sei "unermüdlich" gewesen: "Schon zu Beginn sah man, daß Karlsruhe über eine bessere Technik, die Kieler aber über eine viel größere Schnelligkeit verfügten", konstatierten die KNN. Vorteil, den Holstein im weiteren Spielverlauf für gefährliches Flügelspiel nutzen sollte.

Republikfahne on Tour

Doch zunächst galt es, das beste Sturmtrio der damaligen Zeit auszuschalten: Die Karlsruher Förderer, Fuchs und Hirsch wirbelten im Kaiserreich normalerweise jede Abwehrreihe durcheinander, doch die Kieler ließen an diesem Tag fast nichts zu und wenn doch war Nationaltorwart Adolf "Adsch" Werner auf seinem Posten.

Stürmerstar Fuchs verletzt, Entscheidung per Elfmeter

KFV-Mittelstürmer Gottfried sprang früh Fuchs die Kniescheibe heraus, so dass dieser kaum noch angespielt werden konnte, denn Auswechslungen waren zu dieser Zeit noch nicht vorgesehen. Wie entscheidend die Verletzung des Angreifers für die mangelnde Durchschlagskraft der Badener womöglich war, zeigten wenige Wochen später die Olympischen Spielen in Stockholm:

Die "Kniescheibe der Nation" hatte sich mittlerweile wieder eingerenkt und Fuchs netzte beim 16:0 gegen Russland zehn Mal ein; ein Rekord, der bis heute steht und den selbst Gerd Müller nicht brechen konnte.

In Hamburg brachte schließlich ein einziger Treffer kurz nach dem Beginn der zweiten Halbzeit die Entscheidung: "Ein feiner Durchbruch Ficks wird von Hübner, dem Verteidiger Karlsruhes, in unfairer Weise innerhalb des Strafraumes unschädlich gemacht; Fick stürzte", so die KNN. Den fälligen Elfmeter verwandelte Ernst Möller sicher.

Der KFV hatte nichts mehr entgegen zu setzen und die "Störche" sicherten sich den Sieg schlussendlich hochverdient: "Dem Spielführer der Holstein-Mannschaft, Zincke, wurde ein mächtiger Lorbeerkranz überreicht und Zincke auf den Schultern begeisterter Zuschauer vom Platze getragen."

Seite 2: Zum Meistertitel in nur zehn Jahren

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