"Thiem? Brauche keinen Chelsea-Fan im Stadion"

Von APA
Christian Fuchs weist alle Anschuldigungen zurück
© getty

Einen prominenten Daumendrücker hatte Dominic Thiem am Samstag in New York bei seinem Drittrunden-Sieg bei den US Open über Adrian Mannarino (FRA) in seiner Betreuer-Ecke sitzen: Christian Fuchs, der vor rund 14 Monaten seinen Rücktritt aus dem ÖFB-Nationalteam erklärt hat, nutzte als Verteidiger bei Leicester City eine Pause zum New-York-Trip, wo ja seine Frau Raluca lebt.

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Zur selben Zeit als das österreichische Nationalteam in Wales gerade auf die 0:1-Niederlage zusteuerte, gab er auf dem Gelände der US Open im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur u.a. Auskunft über seinen Bezug zum Tennis, seine zweite Heimat USA, seinen Abschied vom Nationalteam und seine Zukunft nach Leicester. Der 31-jährige Linksverteidiger und seine Frau erwarten nach dem Buben Anthony (2) Ende des Jahres übrigens zum zweiten Mal Nachwuchs, das Paar bekommt eine Tochter.

Frage: Christian Fuchs als Daumendrücker für Dominic Thiem in New York: Wie ist es dazu gekommen?

Christian Fuchs: "Den Dominic verfolge ich schon länger. Ich hätte auch schon in Wimbledon kommen sollen, aber da war ich vorher in Hongkong. Ich bin herübergekommen, weil wir Länderspiel-Pause haben, und da habe ich ihm geschrieben. Wir haben uns gestern (Freitag, Ortszeit, Anm.) das erste Mal persönlich getroffen und waren kurz Abendessen miteinander. Er hat anscheinend ein gutes Essen gehabt, weil er dann heute im Laufe des ersten Satzes aufgedreht und super gespielt hat."

Frage: Man hat gehört, es gibt schon die Retoureinladung: Leicester City spielt ja am Samstag gegen Thiems Lieblingsclub Chelsea?

Fuchs: "Ja, ich hoffe natürlich, dass er keine Zeit hat, weil dann ist er hier und im Finale. Dass würde ich mir für ihn wünschen. Und außerdem: ich brauche keine weiteren Chelsea-Fan im Stadion." (lacht)

Frage: In diesen Minuten spielt das österreichische Fußball-Nationalteam und Sie verfolgen das Spiel gar nicht?

Fuchs: "Ich habe den Livescore an, aber das Problem ist, meine Batterie ist auf einem Prozent. Aber ich bin natürlich noch voll dabei. Ich bin zu sehr Patriot und war zu lange dabei, dass ich von heute auf morgen einen Schlussstrich ziehe, das geht nicht."

Frage: Haben Sie die Entscheidung, die Teamkarriere zu beenden, irgendwann bereut?

Fuchs: "Nein. Ich stehe zu meiner Entscheidung, die ich ja nicht von heute auf morgen getroffen habe. Ich habe das mit meiner Familie abgeklärt. Meine Frau hat mich sogar dazu motiviert, noch weiterzumachen, aber ich habe gesagt, ich sehe meine Kinder nur über Facetime zu 90 Prozent aufwachsen und das will ich einfach nicht. Und wenn ich alle zwei Monate hier drei, vier Tage herkommen kann, ist mir das viel mehr wert."

Frage: Sie haben sich inzwischen hier schon eine zweite Existenz aufgebaut. Sie haben in New York eine Nachwuchs-Fußball-Akademie. Außerdem haben Sie mit ihrer amerikanischen Frau in Manhattan ein Haus. Wie lässt sich das alles vereinbaren?

Fuchs: "Ich bin hergekommen, direkt nach Upstate New York gefahren und habe in Hyde Park den letzten Camp-Tag abgeschlossen. Wir haben oben auch eine Residenz in Pine Plains. Wir sind auch oben sehr verwurzelt mittlerweile, das ist echt schön. Wir verbringen so viel Zeit wie möglich gemeinsam. Wenn wir dann ein bisserl dem Stress in der Stadt entkommen wollen, fahren wir dann upstate."

Frage: Und Sie leben auch schon ein bisschen in Manhattan?

Fuchs: "Wir haben in Harlem in der 132. Straße ein Haus. Jetzt war ich den ganzen Sommer da."

Frage: Wie sieht es eigentlich mit Ihren Ambitionen aus, nach dem Fußball einmal in der NFL zu spielen?

Fuchs: "Ich habe schon ein paar Sachen mit ein paar Trainern der NFL gemacht, und habe ein gutes Zeugnis gekriegt. Ich habe analysiert, wie die Technik ist. Für mich war es das erste Mal, dass ich es überhaupt ausprobiere (im Sommer 2016, Anm.). Es ist komplett unnatürlich für mich, weil im Fußball lehnst du dich zurück, damit du den Ball hoch und weit kriegst, in der NFL musst du durch den Ball und dich drüberlehnen, dass er hoch und weit geht. Ich habe ein 60-yard-field-goal zusammengebracht, das war nicht so schlecht."

Frage: Gibt es ein Fernziel?

Fuchs: "Jetzt will ich einmal so lange wie möglich Fußball spielen. Kicker (in der NFL, Anm.) können bis ungefähr 50 spielen und das traue ich mir auch noch zu."

Frage: Wenn der Vertrag bei Leicester ausläuft, ist es dann der Plan, in der USA weiterzuspielen?

Fuchs: "Ja, auf alle Fälle. Ich will mich nicht nur auf New York oder die MLS limitieren, es gibt ja auch Cosmos. Boston ist auch relativ nahe. New York wäre natürlich ideal, ich wohne jetzt sieben Minuten weg von New York City FC."

Frage: Nochmals zurück zum Tennis. Sind sie zum ersten Mal da und spielen Sie selbst?

Fuchs: "Ich war letztes Jahr auch schon da, aber es war das erste Mal, dass ich zu einem Tennisspiel live gegangen bin und nicht unparteiisch war. Ich kann Tennis spielen. Ich treffe den Ball und kann ihn hin und wieder sogar hart rüberhauen. Mit dem Ziel sieht es anders aus." (lacht)

Frage: Wie läuft eigentlich ihre Modekollektion "nofuchsgiven"?

Fuchs: "Amerika ist unser zweitgrößter Markt. Und die wissen jetzt nicht unbedingt, wer ich bin oder was der Name bedeutet. Es rennt echt gut, wir arbeiten an der nächsten Kollektion."

Frage: Das ist aber wohl nicht allein zu schaffen, oder?

Fuchs: "Ja, ich habe Angestellte für das Logistische. Wir sind vor allem online und in zwei, drei Stores, vor allem in Leicester, präsent. Wir wollen schauen, dass wir expandieren. Das ist mehr oder weniger ein Hobby. Meine Frau ist die Business-Lady und ich bin der, der den Spaß macht."

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