Es war ein neues Gefühl im deutschen Tennis. Einigkeit, Zuversicht und ein schneller Entschluss. Neubeginn lautet das Motto wieder einmal - und ginge es nach dem äußeren Schein, niemand müsste sich über den Erfolg des neuen Duos an der Spitze des Davis-Cup-Teams irgendwelche Gedanken machen.
Carsten Arriens und Michael Kohlmann haben am Freitag auch offiziell die Nachfolge von Patrik Kühnen angetreten, der vor rund drei Wochen mehr oder minder im Streit mit den Oberen des deutschen Tennis Bundes (DTB) und einigen wesentlichen Spielern seinen Posten geräumt hatte.
Die Querelen, die sich übers Jahr vor allem zwischen Kühnen und Philipp Kohlschreiber stetig hochgeschaukelt hatten, sind vom Tisch - zumindest für Arriens. Der Bundestrainer lässt sich vor diesen Karren nicht spannen. "Selbstverständlich gehört auch Kohlschreiber zum Team", sagte der neue Chef. Integration statt Konfrontation. Und das Ausrufezeichen in der Stimme des 43-Jährigen war für jeden im großen Konferenzsaal der DTB-Zentrale in Hamburg zu vernehmen.
Teamgeist zweite wichtigste Botschaft
Sollte es auch. Denn neben "Neubeginn" ist "Teamgeist" die zweite wichtigste Botschaft für die Öffentlichkeit, die Arriens und auch seinen Kompagnon Kohlmann bei der Diskussion um den vakanten Posten nicht unbedingt auf dem Zettel hatten. Dabei ist durchaus verständlich, warum Arriens trotz namhafter Konkurrenz wie Rainer Schüttler oder Alexander Waske der Wunschkandidat war.
"Er passt perfekt ins Anforderungsprofil", sagte Carl-Uwe Steeb. Als für den Spitzensport zuständiger DTB-Vizepräsident war er maßgebend beteiligt an der Bestellung des Neuen, der nicht mehr nur allein die Verantwortung für das Davis-Cup-Team tragen soll, sondern auch für das Heranführen junger Talente. "Carsten hat Erfahrung als Spieler und als Trainer", betonte Steeb. Und vor allem habe er aber eines: Akzeptanz bei Spielern und Trainern.
Feuertaufe in Argentinien
Arriens hat sich als Meister-Coach von Kurhaus Aachen einen Namen gemacht, hat die Trainerlizenz 2003 als Jahrgangsbester mit Auszeichnung geschafft und sich als Honorartrainer des DTB seit 2002 den gewünschten Stallgeruch erworben. "Wer deutscher Teamchef sein will, muss einen deutschen Pass haben", sagte DTB-Präsident Karl-Georg Altenburg, der bei seiner Wahl vor einem Jahr auch vor einem diffizilen Neubeginn stand. "Und es muss eine Ehre sein, für Deutschland zu spielen", fügte er in Richtung der Spieler hinzu.
"Das beste Team soll spielen", erklärte Arriens. In Niki Pilic, der mit Deutschland dreimal den Davis Cup gewann, hat er den wohl bedeutsamsten Fürsprecher. Mit den Arrivierten im Team hat er gesprochen - auch mit Tommy Haas. Der Wahl-Amerikaner ist ein Thema, wenn es im Februar in der ersten Runde in Argentinien um eine erste Bestandsaufnahme geht. "Selbstverständlich." Viel schwerer könnte die Feuertaufe kaum ausfallen. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so, denn verlieren können Arriens und Kohlmann in Südamerika nichts.
Viele Gespräche in Australien
Mit Vorschusslorbeeren von allen Seiten überhäuft, stellte sich Arriens auch den kritischen Fragen selbstbewusst, kompetent und souverän. Nein, einen Interessenkonflikt sieht er nicht in seinem Engagement als Trainer des Münchner Nachwuchsmannes Matthias Bachinger. "Wenn er für den DTB arbeitet, ruht diese Tätigkeit natürlich", erklärte Sportchef Klaus Eberhard. Der Alltag wird zeigen, ob mögliche Konflikte nur konstruiert sind.
Eine strikte Trennung zieht Michael Kohlmann. Seit Jahren schon ist der frühere Davis-Cup-Spieler nur noch im Doppel unterwegs. Doch auch damit ist jetzt Schluss. "In Australien werden wir viele Gespräche mit den Spielern führen; und ich werde meine Karriere beenden.
Ein paar Tränen werden dann sicher kullern." Andererseits könnte die neue Aufgabe den Abschied als Tennisprofi auch erleichtern, zumal der 38-Jährige im kommenden Monat heiratet und im Nachwuchsbereich seinen Traumjob bekommen hat.
Der Stand der ATP-Weltrangliste
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