München - Er hat eine Lawine losgetreten und wollte eigentlich nur einem guten Freund helfen - Alex Waske versteht in diesen für das deutsche Tennis so ereignisreichen Tagen die Welt nicht mehr.
"Ich bin nicht an die Öffentlichkeit gegangen und habe erzählt, dass Tommy in Moskau vergiftet worden ist", sagte ein konsternierter Waske: "Ich habe Tommy angerufen und ihm gesagt, dass jemand mir dieses Gerücht zugetragen hat."
Haas sei in Moskau sehr krank gewesen und seitdem noch nicht wieder richtig auf die Beine gekommen: "Da wollte ich ihm eben diese Möglichkeit, dass er vergiftet worden ist, nicht vorenthalten. Er sollte sich einfach noch mal gründlich durchchecken lassen. Ich habe niemals behauptet, Tommy Haas ist in Moskau vergiftet worden."
Waske kein unbedachter Schwätzer
Es gibt viele Meinungen über Alexander Waske. Der 32-jährige Frankfurter polarisiert mit seinem emotionalen Spiel, aber er ist ein kluger Kopf und kein unbedachter Schwätzer. Der Russe, der ihm die Geschichte "vor ungefähr einer Woche" erzählt habe, arbeite mit vielen Athleten und Vereinen nicht nur im Tennis zusammen.
Den Namen des Mannes wolle er nicht nennen, weil es "halt alles nur Gerüchte sind und ich das irgendwie selber nicht glauben kann, dass so was im Sport passiert". Doch der Russe sei auch bei mehrmaliger Nachfrage bei seiner Version geblieben: "Er hat gesagt: 'Alex, das ist kein Gerücht. Wenn die etwas wollen, dann bekommen sie es auch'."
Wäre nie an die Öffentlichkeit gegangen
Nach Haas Ausscheiden beim Mastersturnier in Paris habe er seinen Freund und Teamkollegen dann informiert, kurz darauf auch Teamchef Patrik Kühnen: "An die Öffentlichkeit wäre ich damit nie gegangen, das ist nicht mein Ding, dafür war mir das viel zu dubios."
Vor ein paar Tagen habe dann ein Reporter bei Waske angerufen und nach der Sache gefragt. "Ich hätte natürlich alles abstreiten können, aber ich bleibe bei der Wahrheit", sagte der Hesse: "So ist es passiert, nicht mehr und nicht weniger."
Die aktuelle Entwicklung hat Alex Waske weder geahnt noch konnte er sie rechtzeitig aufhalten, am Mittwoch habe er 50 Anrufe auf seinem Handy gehabt: "Jeder wollte wissen, wie ich auf so was komme. Ich kann nur immer wieder sagen: Ich bin da nicht drauf gekommen, ich habe mir das nicht ausgedacht. Ich habe nicht meine eigene Meinung weitergegeben, sondern nur etwas, was ich gehört habe."
Der Erfolg der Mannschaft zählt
Waske liebt seinen Sport, er liebt es, für Deutschland zu spielen, und das tut er auch schon mal - wie beim Moskauer Davis-Cup-Krimi - auf Kosten seiner eigenen Gesundheit. Das Doppel spielte er mit einem Sehnenriss im Schlagarm zuende, um die deutschen Siegchancen am Leben zu halten: "Das hat mich ein paar Monate Tennis gekostet."
Der Erfolg der Mannschaft liegt dem früheren Collegespieler Alex Waske mehr am Herzen als alles andere. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern von Tennis Germany, einer Interessengemeinschaft der deutschen Tennisspieler, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihren Sport hierzulande transparent zu machen. Drei Jahre lang hat Waske International Business an der Universität von San Diego studiert und parallel das Uni-Team in der College-Meisterschaft von Sieg zu Sieg geführt.
Damals reifte der Gedanke von einer Profi-Karriere, die er sich mit 20 Jahren noch überhaupt nicht vorstellen konnte: "Das schien mir viel zu eintönig." In diesen Tagen ist sein Leben alles andere als eintönig, er ist ein gefragter Gesprächspartner, aber darauf könnte er im Moment gut verzichten: "Das einzige, was ich unbedingt noch loswerden möchte, ist, dass ich der russischen Mannschaft viel Glück im Finale gegen die USA wünsche."