Eine fast ideale Ausgangslage

SPOX
08. Juli 201110:03
Dennis Endras hat sich mit seinen Auftritten für den DEB auch in Übersee einen Namen gemachtGetty
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Zwei deutsche Talente wurden im Draft 2011 ausgewählt. Elf weitere, mehr oder weniger gestandene, Profis hoffen in der kommenden Saison auf Eiszeit. Dennis Endras darf sich schon in seinem ersten Jahr Hoffnungen auf Einsätze machen, Jochen Hechts und Alex Sulzers Zukunft ist dagegen ungewiss. SPOX bewertet die Aussichten aller deutschen NHL-Cracks.

SPOXGettyChristian Ehrhoff, D, Buffalo Sabres: Haben Ehrhoff seine finanziellen Forderungen die Chance auf den Stanley Cup gekostet? Nicht unbedingt. Die Sabres sind nicht so todsicher ein Spitzenteam wie Ex-Klub Vancouver, aber der offensivstarke Verteidiger bringt genau die Qualitäten mit, die Buffalo gefehlt haben.

Im Power Play, wo die Sabres nur mittelmäßig waren, ist der 29-Jährige Gold wert. Allgemein brauchte das Team dringend einen Defensivspieler, der konstant für Punkte von der Blue Line sorgt. Tyler Myers (37 Punkte) war da im Vorjahr schon der Beste.

Allein das Gehalt von 40 Millionen Dollar für zehn Jahre ist Indiz, dass GM Darcy Regier auf Ehrhoff (50 Punkte in der Vorsaison) baut. Mit Weber, Leopold, Gragnani, Sekera und Regehr hat der Deutsche gute Leute an seiner Seite - von Spitzengoalie Ryan Miller ganz zu schweigen.

SPOXGettyJochen Hecht, C, Buffalo Sabres: Von Verletzungen immer wieder zurückgeworfen konnte Hecht im letzten Jahr nur 67 Spiele absolvieren. Dabei produzierte er nur 29 Punkte. Zu wenig für den 34-Jährigen, von dem man eher 40-50 Punkte erwarten würde.

Kehrt der Mannheimer zu alter Fitness zurück, sollte er nach wie vor eine echte Waffe in der zweiten oder dritten Reihe sein. Allerdings: Nach mehreren Deals in den letzten Tagen sind die Sabres gezwungen, ihren Kader auszumisten.

Laut "NBC Sports" könnte ausgerechnet Hecht einer derjenigen sein, die per Trade zu einem anderen Team geschickt werden. Auf der anderen Seite: Nach acht Jahren bei den Sabres mag man kaum glauben, dass ihn sein Klub leichtfertig verscherbelt. Ein Klub, der von seinen Qualitäten stets völlig überzeugt war.

SPOXGettyMarco Sturm, LW, Vancouver Canucks: Nach dem Abgang von Raffi Torres brauchten die Canucks eigentlich Toughness für die dritte Reihe, aber Skating-Fähigkeiten können auch nicht schaden. Sturm hatte zuletzt viel Verletzungspech - insofern passt er perfekt zu den Canucks -, aber wenn er fit ist, ist er nach wie vor flink auf den Beinen und ein gefährlicher Scorer.

Genau diese Stärken fehlten Vancouver nachweislich in den Finals, insofern sollte der 32-Jährige genug Zeit bekommen, um sich beim Western-Conference-Champion zu beweisen. Bleibt Sturm gesund, könnte sich der Deal für beide Seiten als Glücksfall erweisen.

SPOXGettyAlexander Sulzer, D, Vancouver Canucks: Sulzer war Unrestricted Free Agent, nachdem er sich im letzten Jahr endgültig in der NHL durchgesetzt hatte. Sulzer kam auf immerhin 40 Einsätze für Florida und zuvor Nashville. Eigentlich hätte man sich gut vorstellen können, dass er bei den Panthers bleibt, aber jetzt hat er einen Vertrag bei den Canucks unterschrieben.

Damit hat Vancouver nach dem Abgang von Ehrhoff wieder einen deutschen Verteidiger. Sulzer unterschrieb einen Zwei-Wege-Vertrag. Er muss im Trainingcamp um den fünften, sechsten Platz in der Canucks-Verteidigung kämpfen. Die Konkurrenz ist groß, aber er hat das Potenzial dazu, sich ins Team zu spielen.

SPOXGettyMarcel Goc, C, Florida Panthers: Erst Sulzer, jetzt auch noch Goc. Innerhalb weniger Monate hat sich Florida zwei Deutsche von den Predators geholt, wenn auch unter ganz unterschiedlichen Vorzeichen. Denn anders als der noch unbekannte Sulzer ist Goc ein hoch angesehener Spieler in Übersee.

"Wir sind sehr froh, dass wir Marcel verpflichten konnten", sagte Panthers-Geschäftsführer Dale Tallon. "Er ist ein solider, flexibler Zwei-Wege-Stürmer, der uns mehr Tiefe auf der Center-Position verleiht." Der 27-Jährige unterschrieb gleich einen neuen Dreijahresvertrag bei seinem neuen Klub, und tatsächlich muss Florida keine Verschlechterung zu Nashville darstellen.

Denn nach einer großen Transferoffensive, die den Panthers auch Tomas Fleischmann, Tomas Kopecky, Sean Bergenheim, Scottie Upshall und Verteidiger Ed Jovanovski einbrachte, scheint das Team aus dem Südosten die Playoffs ins Visier nehmen zu wollen.

Was nach dem Abgang von Tomas Vokoun fehlt, ist ein Top-Goalie. Jose Theodore und Scott Clemmensen sollen die Übergangslösung sein, ehe der junge Jacob Markström, ein Toptalent aus Schweden, in ein, zwei Jahren übernimmt.

Seite 2: Seidenberg, das Toronto-Duo und die Goalies

SPOXGettyDennis Seidenberg, D, Boston Bruins: Was soll sich groß ändern bei Seidenberg? Die Bruins sind amtierender NHL-Champion, der Deutsche trug entscheidenden Anteil am Stanley-Cup-Lauf und bekam zurecht Eiszeit ohne Ende.

Gemeinsam mit Zdeno Chara bildete er Bostons Top-Defensiv-Paar, und das wird auch in der kommenden Saison so sein.

Toughness, Erfahrung, Speed und hier und da ein Scorerpunkt: Seidenberg bringt alles mit, um weiterhin ein wichtiger Bestandteil eines Spitzenteams zu sein.

SPOXGettyDennis Endras, G, Minnesota Wild: In diesem Sommer wagt Endras endlich den Sprung über den großen Teich. In der DEL und der Nationalmannschaft hat er sich als Top-Goalie bewährt, jetzt ist es Zeit für eine neue Herausforderung.

In Minnesota findet er eine erstklassige Situation vor: Mit Niklas Bäckström ist ein erfahrener Spitzenmann die Nummer eins - vom Finnen kann Endras viel lernen. Weil der 33-Jährige aber verletzungsanfällig ist, könnten sich immer wieder Chancen auf Eiszeit ergeben.

Zwar wird Josh Harding zunächst als Backup gehandelt, aber erstens stand der 27-Jährige im letzten Jahr aufgrund einer Verletzung keine Minute auf dem Eis, zweitens könnte Endras ihm durchaus den Rang ablaufen. Das Potenzial dazu hat er.

SPOXGettyThomas Greiss, G, San Jose Sharks: Der Füssener war in der letzten Saison nach Schweden ausgeliehen (Brynäs IF) und hatte dort eine durchwachsene Saison. Jetzt hat er wieder einen neuen Zweijahresvertrag in San Jose unterschrieben. Bei den Sharks ist er aber allenfalls dritte Wahl - und wird über diesen Status vorerst wohl nicht hinauskommen. Antti Niemi ist die klare Nummer eins, Antero Niittymäki die klare Nummer zwei.

Dahinter kämpft Greiss mit Alex Stalock darum, erster Anwärter zu sein, falls einer der gestandenen Goalies mal ausfallen sollte.

Mit J.P. Anderson entwickelt sich im Schatten der beiden sogar ein weiteres Talent, das irgendwann reif für die NHL sein wird. Es wird schwer für Greiss. Was schade ist, denn eigentlich hat er bei seinen NHL-Einsätzen meistens überzeugt und schien eigentlich für eine größere Rolle vorgesehen - bis ihm nach dem Abgang von Nabokov Niemi vor die Nase gesetzt wurde.

SPOXGetty Marcel Müller, LW, Toronto Maple Leafs: Als Müller im Sommer nach Toronto kam, war Coach Ron Wilson anfangs gar nicht zufrieden mit der Entwicklung des 22-Jährigen. Im Januar durfte er dann doch drei Mal für die Maple Leafs aufs Eis und machte seine Sache recht ordentlich.

Trotzdem wurde er erst einmal wieder in die AHL zu den Toronto Marlies geschickt, dem Farmteam der Leafs. Dort soll sich der Berliner die nötige Härte holen, um in der NHL mithalten zu können. Müller geht in sein zweites und letztes Vertragsjahr, will er in der Liga bleiben, muss er jetzt etwas zeigen. Die Konkurrenz im Angriff der Leafs ist zwar zahlreich, aber nicht unbedingt hochkarätig.

SPOXGettyKorbinian Holzer, D, Toronto Maple Leafs: Holzer ging es in seiner ersten NHL-Saison ähnlich wie Müller: Er bekam zwei Einsätze, die sogar schon im November. Doch seitdem muss er sich bei den Marlies verdingen. Dort macht er seine Sache aber offenbar gut: Mit +10 hatte der Münchner den zweitbesten Plus-Minus-Wert aller eingesetzten Spieler.

Leider ist Toronto in der Defense ungleich besser besetzt als in der Offense: Dion Phaneuf und Mike Komisarek sind etablierte Spieler, mit John-Michael Liles und Cody Franson kamen jetzt noch mal zwei starke Leute neu dazu. Es wird nicht leicht für Holzer.

SPOXGettyTimo Pielmeier, G, Anaheim Ducks: Der junge Deggendorfer hat in der vergangenen Saison erstmals echte NHL-Luft geschnuppert. Beim 3:9 gegen die St. Louis Mitte Februar bekam Pielmeier 40 Minuten Eiszeit, musste bei lediglich 12 Schüssen aber gleich 5 Mal hinter sich greifen.

Kein guter Start in die NHL-Karriere und der Grund, warum es bislang bei diesem einen Einsatz geblieben ist. Mit Jonas Hiller und Dan Ellis haben die Ducks gestandene Goalies im Kader. Ob Ray Emery auch noch in Anaheim bleibt, wird sich zeigen. Angesichts der Goalie-Tiefe ist es sehr fraglich, ob Pielmeier in naher Zukunft erneut von den Syracuse Crunch (AHL) nach Anaheim gerufen wird.

NHL: Der Spielplan der Saison 2011/2012