Johannes Katzer

Schon ohne das Drama in der zweiten Playoff-Runde gab es deutliche Anzeichen dafür, dass <a href="https://www.spox.com/nba/listen/nicht-haltbar-faellt-das-superteam-der-boston-celtics-nach-der-nba-saison-auseinander/bltc42410248d418a57#csab025920e564f6f7" target="_blank">im kommenden Sommer der Zerfall des Superteams in Boston drohen würde</a>. Nun könnte sich daraus eine noch viel größere Sprengkraft entwickeln. Dabei spielt auch das Glück zweier Teams aus Texas in der Draft-Lotterie einen Rolle.<script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script>

Vorbote eines NBA-Bebens? Meister Boston Celtics nach dem Aus gegen die Knicks und dem Tatum-Schock am Scheideweg

Wenn die Amerikaner Jayson Tatum als Ironman bezeichnen, hat das weniger etwas mit dem Marvel-Superhelden zu tun, als mit der unglaublichen Langlebigkeit, die den Superstar der Boston Celtics in seiner bisherigen Karriere auszeichnete. Zwischen seinem Debüt in der Liga im Herbst 2017 bis zum Verletzungsdrama in Spiel 4 gegen die New York Knicks vor wenigen Tagen hatte der 27-Jährige 121 von 122 möglichen Playoff-Partien absolviert. Kein Spieler hat in dieser Zeit mehr Minuten auf dem Court gestanden als Tatum. Nikola Jokic auf Platz zwei hat knapp 1500 Minuten weniger Zeit auf den Parkettböden der NBA verbracht - das entspricht fast einer halben Saison in der Liga!Doch damit ist es nun erst einmal vorbei. Tatum wird nach seinem Achillessehnenriss voraussichtlich einen Großteil der kommenden Saison verpassen, wenn nicht sogar die komplette Spielzeit. Die erste Hürde ist mit einer erfolgreichen Operation ohne Komplikationen zwar genommen und auch der erste Besuch bei seinem Team in einem New Yorker Hotel war wichtig, um mit der ungewohnten Situation als Langzeitverletzter klarzukommen. "Die Verletzung ist absolut niederschmetternd, aber ich werde mich nicht durch sie definieren lassen", ließ Tatum über eine Nachricht an TNT-Kommentator Reggie Miller während des überwältigenden Auftritts seiner Celtics in Spiel 5 mitteilen: "Ich kann es kaum erwarten, wieder in Celtic-Grün aufzulaufen und euch zu zeigen, wieso."

Doch der Weg zurück wird sehr, sehr lang. Vor allem, weil sich nicht nur für Tatum in diesem Sommer wohl einiges ändern wird. Denn in der kommenden Saison blüht dem Meister wegen des sogenannten Second Apron des Tarifvertrags (Collective Bargaining Agreement, CBA) in der NBA eine Explosion der Luxussteuer. Bleibt der aktuelle Kader zusammen, würde <a href="https://www.spox.com/nba/listen/historischer-nba-deal-boston-celtics-fuer-rekordsumme-an-neue-besitzer-verkauft/blt5b23a86d18edffce">auf den neuen Besitzer William Chisholm und seine Partner</a> durch Gehälter (ca. 233 Millionen US-Dollar) und die Steuer für "Wiederholungstäter" eine Rekord-Summe von insgesamt etwa 513 Millionen US-Dollar zukommen - fast 130 Millionen Dollar mehr, als die Kosten für das bisher teuerste Team (Warriors 2023/24) der Geschichte."Das Team, wie es derzeit zusammengestellt ist, ist nicht haltbar", sagte Shams Charania (ESPN) bereits vor Wochen, als die Celtics noch als heißester Kandidat auf die Larry O'Brien Trophy galten. Tatums Verletzung bringt nun noch einmal eine ganz neue Dimension in diese Überlegungen. Wäre Boston als erstem Team seit 2017/18 (Warriors) die erfolgreiche Titelverteidigung gelungen und hätte damit den Grundstein für die Etablierung einer neuen Dynastie gelegt, hätte sich die neue Besitzergruppe möglicherweise dazu durchgerungen, exorbitant tief in die eigenen Taschen zu greifen, um das Erfolgsteam zusammenzuhalten. Ohne ihren Anführer jedoch, werden die Celtics dazu wohl kaum in der Lage sein, wie das deutliche Aus in der zweiten Runde gegen die gut gebauten, aber sicher nicht übermächtigen Knicks bewies.Über die hohen Kosten hinaus sind die Celtics nach mehreren Jahren im Bereich des Second Apron mit weiteren Einschränkungen konfrontiert. Dazu gehört der Verlust von Trade-Exceptions und zukünftigen Erstrunden-Picks als Trade-Kapital sowie die automatische Verschiebung von Picks an das Ende der ersten Runde. Die NBA wollte mit Einführung der zweiten Gehaltsobergrenze im CBA schließlich verhindern, dass sich Superteams bilden und neue Dynastien entstehen. Eine Umstrukturierung hätte bei den Celtics wohl also ohnehin angestanden. Aber wenn Tatum in der Saison 2025/26 überhaupt nicht auf dem Court steht und das Bostoner Front Office sich für ein Brückenjahr entscheidet, könnte diese noch deutlich radikaler ausfallen - mit Folgen für die gesamte Liga.

Das Ende der "Jays"?

Das ist die Frage, die sich stellt. Jeder gesunde Spieler aus der Stamm-Rotation könnte bei einem anderen Titel-Kandidaten einen Unterschied machen. Und wir sprechen hier von ALLEN Spielern - auch Jaylen Brown. Ein Ende der "Jays" wurde jahrelang von Kritikern gefordert und soll zumindest kurzzeitig auch mal auf dem Tisch gelegen haben, als Kevin Durant in Brooklyn unglücklich wurde. Nach dem Titelgewinn war davon jedoch nicht mehr viel zu hören. Aber spätestens seitdem sich die Dallas Mavericks im Februar spektakulär von den Diensten Luka Doncics entledigten - einem Top Fünf-Spieler in der gesamten Liga - um Anthony Davis zu holen, sollte sich kein Superstar mehr zu sicher sein.Nur wer sollte überhaupt für einen Spieler wie Brown in Frage kommen? Achja, Dallas zum Beispiel! Die Mavs haben mit Kyrie Irving zwar ebenfalls einen Star im Langzeit-Lazarett, doch der wird, sollte der Heilungsprozess nach seinem Kreuzbandriss normal verlaufen, wohl aller Voraussicht nach im Frühjahr 2026 zurück sein. Das allein reichte natürlich nicht, aber <a href="https://www.spox.com/nba/listen/ueberraschung-mavs-gewinnen-die-draft-lottery-und-koennen-sich-top-talent-sichern/blt6c2d65d4a406edc0">nachdem die Basketball-Götter den Texanern in der Draft-Lotterie derart wohlgesonnen waren, dass ihnen trotz nur 1,8-prozentiger Chance der erste Pick in den Schoß fiel</a>, bieten sich plötzlich in Dallas völlig ungeahnte Optionen, das Team noch mehr zu verstärken.Denn der Pick ist dank <a href="https://www.spox.com/nba/news/einige-gute-spieler-nba-supertalent-cooper-flagg-spricht-schon-von-den-dallas-mavericks/bltdb2fb2d1106ccf80">Riesen-Talent Cooper Flagg</a> deutlich mehr wert, als in anderen Jahren und könnte <a href="https://www.spox.com/nba/listen/fuer-blockbuster-trade-giannis-antetokounmpo-hat-wohl-drei-wuensche-an-sein-neues-team-in-der-nba/blta9c86fa0d5137146">im Tausch für beispielsweise Giannis Antetokounmpo</a> eingesetzt werden. Auf den ersten Blick sieht das wie ein guter Trade aus, um das verbleibende Zeitfenster für die Prime von AD zu nutzen (plus dem, was "Uncle Drew" noch auf das Parkett bringen kann). Positionell ergibt das jedoch weniger Sinn, da dann entweder der "Greek Freak" oder Davis auf der ungeliebten Center-Position spielen müsste. Und das bringt uns zurück zu Jaylen Brown. Der brächte, beispielsweise im Paket mit Jrue Holiday, alles mit, was die Mavs für einen Run auf den Titel gebrauchen könnten - vor allem das Defensive Mindset und Können, das GM Nico Harrison ja so wichtig ist.

Wie weit will man bei den Boston Celtics gehen?

Eine weitere Option für Brown fände sich nur ein paar Kilometer weiter (für amerikanische Verhältnisse zumindest). Die San Antonio Spurs haben im Draft den zweiten Pick zugelost bekommen, wo in nahezu sämtlichen Mock Drafts aufgrund seines Talents Dylan Harper als gesetzt gilt. Der Rutgers-Star ist jedoch ein weiterer Guard und wäre im schon jetzt stark besetzten Backcourt der Spurs mit Rookie of the Year Stephon Castle, dem per Trade aus Sacramento geholten De'Aaron Fox, Devin Vassell und Veteran Chris Paul, der kürzlich verlauten ließ, dass er im Mai erst 40 Jahre alt werde und daher davon ausgehe, dass er "noch ein bisschen spielen wird", eigentlich obsolet. Auf dem Flügel könnten die Spurs dagegen noch gut Verstärkung gebrauchen.Die Nachfrage wäre also vermutlich da, um den Celtics-Kern in diesem Sommer aufzusprengen. Der verantwortliche Mann in Boston, Präsident und de facto GM Brad Stevens, ist auch definitiv dazu in der Lage, beim richtigen Angebot auf den Knopf zu drücken. Das musste nicht zuletzt Celtics-Ikone Marcus Smart bitter erfahren, den Stevens für Kristaps Porzingis eintauschte und so die Weichen stellte, um im vergangenen Jahr endlich den ersehnten 18. Titel einzufahren.Vieles kann passieren, nichts ist gewiss. Einzig, dass die Mannschaft um Jayson Tatum, wenn er endlich wieder in Celtic-Grün aufläuft, eine andere sein wird. Wie groß dieser Unterschied ausfällt, wird derweil jedoch nicht nur das Schicksal der Celtics bestimmen. In diesem Sommer werden daher viele Augen nach Boston schauen.

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Vorbote eines NBA-Bebens? Meister Boston Celtics nach dem Aus gegen die Knicks und dem Tatum-Schock am Scheideweg | SPOX

Die schockierende Verletzung von Tatum und das unvermeidliche Aus seiner Celtics haben das Potenzial, für einen monumentalen Erdrutsch zu sorgen.