Die Free Agency steht vor der Tür, in wenigen Wochen können sich einige der ligaweit besten Spieler neuen Teams anschließen. Die Nöte der Teams sind dabei teils sehr verschieden. SPOX blickt daher im Detail auf alle Divisions. Nach der AFC North und AFC East folgt nun die AFC South.
Offseason Needs: Free Agency und Draft - die AFC South
Houston Texans (Vorjahresbilanz 10-6)
Die wichtigsten eigenen Free Agents: DT D.J. Reader, CB Bradley Roby, RB Carlos Hyde, CB Johnathan Joseph, CB Vernon Hargreaves.
Die größten Baustellen:
Cornerback: Houstons Pass-Defense in der Vorsaison war bestenfalls inkonstant, in der Secondary mangelte es den Texans an Qualität. So oder so müsste das Team in diesem Bereich also aktiv werden. Angesichts der auslaufenden Verträge von Roby, Joseph und Hagreaves wird diese Baustelle allerdings noch größer.
Mit Lonnie Johnson und Gareon Conley verfügt Houston über zwei junge Cornerbacks, mindestens ein neuer, gestandener Outside-Corner sollte jedoch den Weg in den Lone Star State finden.
Pass-Rush:Die Tage, in denen die Texans mit ihrer beeindruckenden defensiven Front auftrumpfen konnten, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Jadeveon Clowney ist weg, J.J. Watt zu selten wirklich fit, in der Vorsaison zählte Houstons Pass-Rush tatsächlich zu den schwächeren der Liga.
Sollte Reader das Team in diesem Frühjahr auch noch verlassen, dürfte sich diese Situation kaum verbessern. Ein variabel einsatzbarer Pass-Rusher, der Watt und Whitney Mercilus mehr Freiheiten ermöglichen könnte, würde dem Team gut zu Gesicht stehen.
Offensive Line:Bereits im Vorjahr zählte die O-Line zu den großen Schwächen der Texans, General Manager und Head Coach Bill O'Brien ging diese Problemzone hochaggressiv an und verpflichtete per Trade erst Laremy Tunsil und anschließend mit dem Erstrundenpick des Teams Tytus Howard.
Der Preis mag höchst fragwürdig gewesen sein, die kurzfristigen Resultate waren jedoch vielversprechend. Tunsil und Howard bildeten ein solides Tackle-Duo, folgt in diesem Frühjahr nun die Interior O-Line? Mit Deshaun Watson als Quarterback werden die Texans immer (zu) viele Sacks schlucken müssen, ein Upgrade auf Right Guard könnte die Line insgesamt aber tatsächlich zu einer der besseren der Liga machen.
Running Back: Mit Duke Johnson haben die Texans ihren Passing Back bereits im Team, aufgrund der auslaufenden Verträge von Hyde und Lamar Miller fehlt jedoch noch ein echter Runner. Es ist ein Need der relativ einfach und günstig zu bedienen sein sollte (wie unter anderem die Verpflichtung von Hyde im Vorjahr beweist), trotzdem bleibt es abzuwarten, wie O'Brien diesen Bereich anzugehen gedenkt.
Mögliche Team-Fits: Dass O'Brien als starker Mann in Houston aggressiv vorgeht und die langfristige Zukunft des Teams eher sekundär im Blick zu haben scheint, wurde bereits im Vorjahr mehr als deutlich. Es erscheint also durchaus möglich, dass die Texans mit ihrer ordentlichen Menge Cap Space auf einige der ganz großen Namen aus sind.
Auf der Cornerback-Position wäre dies ohne Frage Byron Jones, der in wenigen Wochen allerdings nicht weniger als der bestbezahlte Corner der Liga werden dürfte. Eine etwas günstigere Alternative wäre Trae Waynes, ebenso wie eine erneute Verpflichtung von Bradley Roby. Auch Jimmy Smith könnte ein Kandidat in Houston sein.
Im Pass-Rush könnte ein variabel einsetzbarer Interior Rusher für das Team interessanter sein als ein purer Edge Defender. Arik Armstead könnte hier ein passendes Ziel sein, auch Leonard Williams wäre eine denkbare Addition. Dass O'Brien viel Geld in einen Running Back wie Derrick Henry oder Melvin Gordon investiert, scheint angesichts seiner letzten Moves möglich, die Texans wären aber vermutlich besser beraten, dieses Geld in einen gestandenen Guard wie Joe Thuney oder - die günstigere Variante - Graham Glasgow zu stecken.
Indianapolis Colts (7-9)
Die wichtigsten eigenen Free Agents: LT Anthony Castonzo, TE Eric Ebron, WR Devin Funchess, S Clayton Geathers, DE Jabaal Sheard.
Die größten Baustellen:
Quarterback: Jacoby Brissett dürfte nicht die langfristige Antwort auf die Quarterback-Frage in Indianapolis sein, das sollte in der Vorsaison klar geworden sein. Der Vorteil für die Colts: Es gibt definitiv schlechtere Jahre, um auf QB-Suche zu sein als 2020, wo gleich mehrere Free Agents ein Upgrade gegenüber Brissett darstellen sollten.
Eine Frage ist allerdings: Sind die Colts tatsächlich schon bereit, voll auf einen neuen Quarterback zu setzen? Oder hofft das Team immer noch darauf, dass Andrew Luck nach zweijähriger Pause doch nochmal auf ein NFL-Feld zurückkehrt?
Pass-Rush:Die Defense wurde in den vergangenen Jahren mehr und mehr addressiert, der Pass-Rush bleibt allerdings trotz der Verpflichtung von Justin Houston im Vorjahr eine Problemzone, auch outside, jedoch ganz besonders inside.
Grover Stewart, Denico Autry und Kemoko Turay zeigten solide Leistungen, sie alle machen jedoch keineswegs den Unterschied an der Line of Scrimmage aus. Dieser Spieler könnte in den nächsten Wochen verpflichtet werden: Indy verfügt über den Cap Space, um 2020 einen der ganz dicken Fische zu holen.
Receiving Corps: Einst als Stärke angesehen, zählt das Receiving Corps der Colts plötzlich zu den Schwächen des Teams. Eric Ebron und Devin Funchess werden Free Agents, Parris Campbell hat noch keinen bleibenden Eindruck in der NFL hinterlassen. T.Y. Hilton steht somit als einziger gestandener Receiver da, aufgrund von Verletzungen spielte dieser aber zuletzt seine schwächste Saison in der NFL.
General Manager Chris Ballard könnte in der tief besetzten Draft-Klasse zuschlagen, Indy wäre jedoch gut beraten, auch mindestens einen gestandenen Receiver oder Tight End in der Free Agency zu verpflichten.
Left Tackle:Mit Anthony Castonzo verfügen die Colts über einen äußerst soliden Pass Protector, der allerdings zwei Probleme mit sich bringt. Zum einen stand ein Karriereende Castonzos in diesem Frühjahr lange im Raum, auch wenn er sich letztlich dazu entschloss, weiterzuspielen, zum anderen ist der Veteran Free Agent.
Indy dürfte seinen Left Tackle halten - zur Not per Franchise Tag. Auch das würde die Suche nach einem Nachfolger allerdings nur aufschieben. Die Colts müssen sich diesbezüglich also definitiv Gedanken machen, dieser Need könnte allerdings besser im Draft als in der Free Agency angegangen werden.
Mögliche Team-Fits:Philip Rivers könnte im System seines ehemaligen Offensive Coordinators Frank Reich zu alter Stärke finden und den Colts somit nochmal ein, zwei starke Jahre auf der Quarterback-Position bescheren, auch Tom Brady könnte, sofern er wirklich bereit ist New England zu verlassen, gut in die Offense passen - sofern das Waffenarsenal ausgebaut wird.
Defensiv wäre Chris Jones wohl die Wunschlösung für die Colts, es darf allerdings stark bezweifelt werden, dass Kansas City seinen Star-Verteidiger einfach ohne Gegenwert ziehen lässt. Ist Jones nicht verfügbar, könnten Arik Armstead oder Javon Hagrave für ein nettes Sümmchen in Indiana unterschreiben.
In der Offense könnte Ballard nach einem echten X-Receiver Ausschau halten, A.J. Green würde, sofern die Bengals ihn ziehen lassen, sehr gut passen. Als Slot-Waffen kämen derweil Nelson Agholor oder auch Randall Cobb in Frage.
Jacksonville Jaguars (6-10)
Die wichtigsten Free Agents: Edge Yannick Ngakoue, LB Jake Ryan, ST Cody Davis.
Die größten Baustellen:
Defensive Line:Die größte Schwäche der Jaguars in der vergangenen Saison ist schnell ausgemacht: Jacksonville war katastrophal gegen den Run, ohne den lange verletzten Marcell Dareus konnte das Team - trotz Calais Campbell - am Boden keine Gegner stoppen.
Dareus wurde aus Cap-Gründen mittlerweile entlassen, dieses Problem wird in der Offseason also dringend behandelt werden müssen. Die Jaguars verfügen nicht gerade über Unmengen an Cap Space, Run-Stopper sind aber für gewöhnlich auch etwas günstiger zu bekommen. Der ehemalige First-Round-Pick Taven Bryan war bislang auf jeden Fall nicht die Antwort.
Cornerback: Wer hätte zu Beginn der vergangenen Saison gedacht, dass die Position des Outside Cornerbacks weniger als ein Jahr später zu den Schwächen der Jaguars zählt? Jalen Ramsey wurde getradet, A.J. Bouye dürfte spätestens im nächsten Frühjahr entlassen werden, Nachfolger stehen bislang noch nicht bereit.
Jacksonville dürfte diese Position im Draft früh anvisieren, es könnte allerdings helfen, hier auch schon in der Free Agency aktiv zu werden. Angesichts der angespannten Cap-Situation stellt sich allerdings auch hier die Frage, wer bezahlbar ist und wirklich helfen kann.
Linebacker:Der überraschende Rücktritt von Telvin Smith traf das Team im vergangenen Sommer völlig unvorbereitet und war in der letzten Saison merklich spürbar. Mit Smith fehlte nicht nur ein hochtalentierter Spieler, Myles Jack musste als Mike Linebacker zudem eine Rolle einnehmen, die nicht wirklich seinen Stärken entspricht,
Die Jaguars sollten versuchen, Jack im kommenden Jahr wieder seine angestammte Position spielen zu lassen und einen neuen Middle Linebacker verpflichten - sofern es die Cap-Situation denn zulässt.
Tight End:James O'Shaughnessy, Geoff Swaim - die Tight Ends der Jaguars zählten im Vorjahr fraglos zu den schwächsten der Liga. Rookie Josh Oliver, immerhin in der dritten Runde gedraftet, war in seiner ersten Saison, auch aufgrund von Verletzungen, überhaupt kein Faktor. Jacksonville wird hier aktiv werden müssen, um das eigene Receiving Corps aufzuwerten.
Mögliche Team-Fits:Damon Harrison, der vielleicht beste Run-Defender der NFL, wurde erst kürzlich von den Lions entlassen und wäre die perfekte Antwort auf die größte Problemzone der Jaguars. Doch ist er auch bezahlbar? Sollte "Snacks" zu teuer sein und auch Dareus nicht zum Team zurückkehren, könnten günstigere Alternativen wie Maliek Collins oder Andrew Billings auf dem Radar landen.
Angesichts der schwach besetzten Cornerback-Gruppe könnte Jacksonville zudem ein möglicher Interessent für Eli Apple sein, sofern Spieler wie Trae Waynes und Bradley Roby zu teuer für die Jaguars werden.
Tight End Jordan Reed oder Linebacker Danny Trevathan hatten zuletzt sehr mit Verletzungen zu kämpfen, könnten dadurch jedoch günstig zu haben sein und einen echten Need im Team abdecken.
Tennessee Titans (9-7)
Die wichtigsten Free Agents: QB Ryan Tannehill, RB Derrick Henry, OT Jack Conklin, CB Logan Ryan, Edge Kamalei Correa.
Die größten Baustellen:
Edge Defender:Mit Jurrell Casey und Jeffery Simmons scheint die Interior Defensive Line der Titans gut besetzt, die Edge-Positionen sollten allerdings für so manche Sorgenfalte sorgen. Harold Landry deutete in seinen ersten beiden Saisons sein Potenzial an und könnte 2020 seine Breakout-Saison feiern, doch er braucht mehr Unterstützung.
Cameron Wake ist mittlerweile 38 Jahre alt, Correa wird Free Agent. Das Problem: Halten die Titans ihre Playoff-Helden Tannehill und Henry, wovon man wohl ausgehen darf - deshalb wird die Quarterback-Position auch nicht als Baustelle angeführt - dürfte kaum noch Cap Space bleiben, um die anderen Probleme des Teams anzugehen. Bleibt auch Conklin in Tennessee, dürfte ein neuer Edge Rusher allenfalls im Draft verfügbar sein.
Right Tackle: Dass die Titans die Option auf ein fünftes Jahr im Vertrag von Conklin nicht gezogen haben, dürfte das Team heute bereuen. Auf dem offenen Markt wird der Tackle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehr als 12 Millionen Dollar pro Jahr erhalten.
Angesichts der anderen Free Agents des Teams könnte dies allerdings ein Preis sein, den Tennessee nicht mitgehen wird oder kann. Lassen die Titans Conklin tatsächlich ziehen, würde die rechte Seite der Offensive Line von heute auf morgen zu einem echten Problem werden, eine alternative Option scheint aktuell nicht unter Vertrag zu stehen.
Slot Corner: Ähnliche Situation wie auf Right Tackle: Mit Ryan verfügte das Team in der vergangenen Saison über eine sehr solide Slot-Corner-Option, dieser dürfte das Team in diesem Frühahr jedoch als Free Agent verlassen, ein Verbleib scheint noch unwahrscheinlicher als bei Conklin.
Immerhin: Auch wenn die Position in der modernen NFL von Jahr zu Jahr wichtiger wird, scheint der Slot Cornerback eine der wenigen Positionen zu sein, die in der Free Agency tatsächlich noch verhältnismäßig kostengünstig besetzt werden können. Tennessee könnte hier einen würdigen Nachfolger für Ryan finden.
Mögliche Team-Fits: Die Möglichkeiten der Titans hängen - stärker als bei vielleicht jedem anderen Team - von ihren Entscheidungen im Vorfeld der Free Agency ab. So oder so dürfte das Budget für Verstärkungen des Teams aber ziemlich begrenzt sein. Die großen Namen wie Jadeveon Clowney, Yannick Ngakoue und Co. kommen als Pass-Rusher daher wohl nicht infrage. Shaq Lawson oder Robert Quinn könnten schon eher in Tennessees Preisklasse fallen, auch Spieler wie Olivier Vernon oder Ryan Kerrigan könnten auf dem Radar landen, sofern sie von ihren Teams entlassen werden sollten.
Lassen die Titans Conklin in der Offseason tatsächlich ziehen, könnte Daryl Williams zumindest eine kostengünstige Übergangslösung sein. Im Slot sollten Brian Poole oder Mackensie Alexander mögliche Optionen sein. Sollten diese zu teuer werden, wäre Darqueze Dennard wohl eine zumindest solide Lösung.
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