Team-Needs für Free Agency und Draft - Chiefs, Raiders, Broncos und Chargers: Die AFC West

Von Adrian Franke
26. Februar 202012:09
SPOX blickt auf die größten Offseason-Baustellen aller 32 Teams - heute: Die AFC West!getty
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Wie gehen die Chiefs die Mission Titelverteidigung an? Mit welchen Gesichtern beginnen die Raiders ihre neue Zeitrechnung in Las Vegas? Wie bauen die Broncos eine Offense um Drew Lock herum auf und wer ersetzt Philip Rivers? SPOX blickt über die nächsten Tage im Detail auf alle Divisions, weiter geht's mit der AFC West.

Offseason Needs: Free Agency und Draft - die AFC West

Kansas City Chiefs (Vorjahresbilanz: 12-4)

Die wichtigsten eigenen Free Agents: DT Chris Jones, C/OG Stefen Wisniewski, SCB Kendall Fuller, CB Bashaud Breeland, WR Demarcus Robinson, ILB Reggie Ragland.

Die größten Baustellen:

Outside Cornerback: Die Chiefs-Defense verbesserte sich im Laufe der gerade beendeten Saison maßgeblich; das allerdings lag in der Secondary an den Safeties, nicht an den Cornerbacks. Breeland und Ward waren bestenfalls Durchschnitt, Kendall Fuller agierte als einziger im Cornerback-Corps darüber - und Fuller wiederum verlor im Laufe der Saison mehr und mehr Snaps im Slot vor allem an Tyrann Mathieu.

Da Breeland und Fuller jeweils Free Agent werden, ist nicht auszuschließen, dass die Chiefs mit zwei oder sogar drei neuen Starting-Cornerbacks die Saison 2020 eröffnen. Kansas City braucht in seiner Defense nicht zwangsläufig Elite-Cornerbacks, Upgrades im Vergleich zum Vorjahr zu haben, sodass man auch mehr individuelle Matchups unabhängig vom Scheme gewinnt, würde die Defense aber ohne Frage verbessern.

Edge: Frank Clark war noch nicht der erhoffte Edge-Heilsbringer, auch wenn er sich im Laufe der Saison steigerte. Terrell Suggs kam spät im Jahr und konnte in einer Rotationsrolle helfen, er ist aber genauso Free Agent wie Emmanuel Ogbah. Die Chiefs müssen sich also nach einer Nummer-2-Edge-Lösung und darüber hinaus nach Tiefe umschauen.

Mögliche Team-Fits: Kansas City hat ohnehin nicht viel Cap Space, und Chris Jones zu halten, muss die oberste Priorität sein. Auch der neue Vertrag für Patrick Mahomes rückt immer näher, sodass die Chiefs finanziell höchstwahrscheinlich nicht in der Top-Riege der Free Agents mitbieten.

Ein Mittel, um Cap Space zu generieren, wäre die Entlassung von Sammy Watkins. Die würde zwar sieben Millionen Dollar an Dead Cap zurücklassen, unter dem Strich aber dennoch 14 Millionen Dollar Cap Space generieren. Im Draft könnte KC dann auf Wide-Receiver-Suche gehen.

Die Chiefs wären ein Kandidat, der auf Nummer-2-Cornerbacks in der Free Agency schauen könnte. Minnesotas Trae Waynes mit einem Prove-It-Deal? Baltimores Jimmy Smith? Der in Philadelphia letztes Jahr deutlich unter seinen Möglichkeiten spielende Ronald Darby? Diese Kategorie scheint durchaus realistisch.

Denver Broncos (7-9)

Die wichtigsten eigenen Free Agents: CB Chris Harris, DT Derek Wolfe, FS Justin Simmons, DT Shelby Harris, C Connor McGovern.

Die größten Baustellen:

Cornerback: Relativ eindeutig in dem Fall: Sollte Chris Harris gehen - und alles was man aus Denver zu diesem Thema hört, deutet darauf hin -, dann wäre das eines der am schwächsten besetzten Cornerback-Corps in der NFL. Bryce Callahan im Slot ist eigentlich eine gute Lösung, seine erste Saison in Denver nach dem Wechsel aus Chicago verpasste er infolge einer Fuß-OP und anschließenden Komplikationen aber komplett.

Hier bleibt also abzuwarten, in welchem Zustand Callahan zurückkommt; ein Outside-Duo bestehend aus Isaac Yiadom und Davontae Harris kann aber sicher nicht im Sinne von Coach Vic Fangio sein. Die Broncos müssten sich in dem Fall eigentlich nach einer Nummer 1 und einer Nummer 2 umschauen.

Zumindest der Verbleib von Safety Justin Simmons in der Secondary scheint nach einer exzellenten Saison nahezu sicher - Simmons teilte SiriusXM am Montag mit, dass er davon ausgeht, den Franchise Tag zu erhalten.

Wide Receiver: Courtland Sutton ist ein spektakulärer Receiver, der im Laufe der vergangenen Saison den Schritt hin zur Nummer 1 gemacht hat - jetzt gilt es, um ihn herum ein Wide-Receiver-Corps aufzubauen. Nachdem Denver Emmanuel Sanders im Laufe der Vorsaison abgegeben hat, gibt es hier abgesehen von Sutton mehr oder weniger nur Fragezeichen. Immerhin: Rookie-Tight-End Noah Fant deutete bereits an, was für eine Waffe er werden kann. Das hilft.

Defensive Line: Derek Wolfe, Shelby Harris, Adam Gotsis - das ist auf dem Papier die Starting-D-Line der Broncos, und alle drei werden Free Agent. Gotsis fiel letztes Jahr teilweise aus, Dre'Mont Jones scheint der logischste Kandidat für einen fixen Startplatz zu sein. Doch wollen die Broncos wirklich auf Jones, Mike Purcell und vielleicht einen Rookie bauen? Hier würde zumindest eine erfahrene, sichere Übergangslösung helfen. Und die gibt es in der diesjährigen Free Agency mehr als ausreichend.

Mögliche Team-Fits: Denver hat Cap Space, aber auch "teure" Needs. Geht Harris, sollte man bei Byron Jones einen Anlauf versuchen. Auch Trae Waynes oder James Bradberry sollten in Denver auf dem Zettel stehen. Und in der günstigeren Version gibt es ebenfalls Targets, wie den jüngst in Chicago entlassenen Prince Amukamara, der noch unter Fangio für die Bears gespielt hat.

Davon ausgehend, dass A.J. Green und Amari Cooper nicht verfügbar sein werden: Robby Anderson und Courtland Sutton wären ein Big-Play-Duo, das gut mit Drew Locks Gunslinger-Tendenzen zusammen funktionieren könnte. Auch ein Randall Cobb als sichere Slot-Option wäre nicht die schlechteste Idee.

Die Defensive Line ist in der diesjährigen Free-Agency-Klasse generell gut besetzt. Houstons D.J. Reader sollte bei vielen Teams auf dem Zettel stehen, genau wie Pittsburghs Javon Hargrave. Beide wären enorme Verstärkungen für Denvers Interior Defensive Line, beide kommen jeweils auch aus einer 3-4-Base-Front, wie sie die Broncos ebenfalls spielen. Eine kurzfristigere Übergangslösung wäre beispielsweise Ndamukong Suh.

Las Vegas Raiders (7-9)

Die wichtigsten eigenen Free Agents: CB Daryl Worley, ILB Vontaze Burfict, SS Karl Joseph.

Die größten Baustellen:

Wide Receiver: Der ursprüngliche Plan war in der Theorie nicht schlecht: Antonio Brown als Nummer 1, Tyrell Williams als Nummer 2, Hunter Renfrow im Slot. Natürlich kam, wie so häufig, alles anders - und gemessen an den Umständen spielten Williams und Renfrow noch immer gute Saisons. Doch die Raiders brauchen dringend einen Nummer-1-Receiver.

Das würde im Idealfall auch die Offense weiter öffnen. Letztes Jahr war die Offense extrem auf das Kurzpassspiel und die Tight Ends, allen voran Darren Waller, sowie die Running Backs Jalen Richard und DeAndre Washington im Passspiel aufgebaut. Das liegt auch an der Spielweise von Derek Carr, mit einem Nummer-1-Receiver, der Outside Eins-gegen-Eins gewinnen kann, hätten die Raiders aber in jedem Fall eine Waffe, die sie letztes Jahr einfach nicht hatten.

Cornerback: Daryl Worley war in der Summe noch am ehesten der konstanteste Cornerback für die Raiders im Vorjahr - und der wird Free Agent. Vorjahres-Zweitrunden-Pick Trayvon Mullen hat positive Ansätze gezeigt, sollte aber auf keinen Fall in eine Nummer-1-Rolle gedrückt werden. Und selbst darüber hinaus gibt es deutlich Nachholbedarf, etwa im Slot.

Quarterback: Hier wird es so richtig interessant. Es halten sich Gerüchte rund um die Raiders, wonach Jon Gruden gerne ein Upgrade auf der Quarterback-Position hätte. Carr ist ein Paradebeispiel für die Kategorie Quarterback, bei der die Base-Line hoch genug ist, dass es Teams schwer fällt, sich zu trennen - gleichzeitig aber das Potenzial nach oben so limitiert ist, dass man perfekte Umstände braucht, um überhaupt eine Chance auf einen Playoff-Run zu haben.

Für Gruden sind Quarterbacks ohnehin ein Steckenpferd - wie zufrieden ist er mit Carr? Oder anders gefragt: Für wie dringend hält er hier den Bedarf nach einem Upgrade? Bereits letztes Jahr hielten sich Draft-Gerüchte um die Raiders, das dürfte sich in diesem Jahr wiederholen. Doch bekanntermaßen gibt auch der Free-Agent-QB-Markt einiges her.

Mögliche Team-Fits: Sollte A.J. Green auf den Markt kommen, wäre das ein denkbares Ziel. Ansonsten muss man sich nach Nummer-1-Receivern dieses Jahr eher im Draft umschauen. Cornerback dagegen ist eine andere Geschichte: Die Raiders hätten die finanziellen Mittel, um einen Versuch bei Byron Jones zu starten; auch Chris Harris oder für einen Prove-It-Deal Trae Waynes ist denkbar.

Sollten die Jets Brian Poole gehen lassen, könnten die Raiders hier einen neuen Slot-Starter finden und Lamarcus Joyner so wieder mehr auf Safety statt in den Slot stellen, wo er letztes Jahr deutliche Probleme hatte.

Die größte und entscheidende Frage ist aber selbstredend der Quarterback. Will Gruden hier ein Upgrade? Und wenn ja: Wie würde das aussehen? Wäre das womöglich ein Rookie, vor dem Carr dann noch ein Jahr bekommt? Oder stimmen die Gerüchte um Tom Brady, und Gruden will mit einem Knall in Las Vegas einziehen? Dann sollte auch ein Trade für Cam Newton absolut auf dem Tisch sein.

Los Angeles Chargers (5-11)

Die wichtigsten eigenen Free Agents: QB Philip Rivers, RB Melvin Gordon, TE Hunter Henry, WR Travis Benjamin, S Adrian Phillips, OG Michael Schofield, RB Austin Ekeler (RFA).

Die größten Baustellen:

Quarterback: Wo die Herangehensweise an die wichtigste Position überhaupt bei den Raiders noch unklar ist, steht bei den Chargers eine Sache außer Frage: Ein neuer Starter muss her. Die Ära Philip Rivers ist beendet, die Chargers könnten im diesjährigen Quarterback-Karussell versuchen, ihren neuen Starter zu finden. Womöglich auch per Trade. Dass sie einfach mit Tyrod Taylor als Starter in die Saison gehen, scheint, trotz des jüngsten öffentlichen Lobs für Taylor, schwer vorstellbar.

Tight End: Stand heute sind Hunter Henry und Lance Kendricks angehende Free Agents, dazu kommt Sean Culkin als Restricted Free Agent - selbst wenn man also nur auf Tiefe blicken würde, müssten die Chargers auf der Tight-End-Position aktiv werden.

Doch ist es nicht nur die Quantität, auch die Qualität kommt hier ins Rennen: Hunter Henry hat das Potenzial, ein Top-5-Tight-End zu sein; einzig Verletzungen bleiben bei ihm ein Thema. Halten die Chargers Henry, geht es tatsächlich primär um die Tiefe hinter Henry und Virgil Green. Und die könnte man dann auch im Draft angehen.

Offensive Line: Die Chargers gingen zumindest in Teilen mit Ansage in die offensiv problematische Vorsaison: Man brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu vermuten, dass die Offensive Line wacklig werden würde - die Verletzungen von Russell Okung und Mike Pouncey halfen selbstredend wenig. Doch abermals gilt es, Sam Tevi und Dan Feeney auszutauschen, um der Offense wieder ein funktionierendes Rückgrat zu geben.

Mögliche Team-Fits: Auf Quarterback gibt es zwei Optionen: Die Chargers könnten mit Tyrod Taylor und einem hoch ausgewählten Rookie-Quarterback in die Saison gehen - oder aber man verpflichtet einen fixen Starter über die nächsten Wochen. Die Ideen reichen hier von Tom Brady bis zu Cam Newton, der wohl via Trade zu haben wäre; ein gewisser Glamour-Faktor wäre nicht schlecht, bei dem verzweifelten Versuch, Zuschauer ins Stadion zu locken.

Doch unabhängig davon, wer letztlich Quarterback spielt: Die Offensive Line muss verbessert werden. Die Chargers brauchen mindestens einen neuen Starting-Guard und einen Starting-Right-Tackle. Sollte eine der Top-Optionen wie Brandon Scherff oder Jack Conklin verfügbar werden, sind die Chargers definitiv ein denkbarer Kandidat.

Auf Tight End ist der Weg denkbar simpel: Für die Chargers sollte es die erste Priorität sein, Hunter Henry zu halten. Weder der Draft, noch die Free-Agent-Klasse sind auf der Tight-End-Position ansonsten sonderlich attraktiv. Im Backfield dürfte Austin Ekeler via Restricted-Free-Agent-Tender ebenfalls ein No-Brainer sein, Melvin Gordon dagegen scheint keine Zukunft in L.A. zu haben.