Der Fehlstart aus Sicht der New Orleans Saints (0-3) ist perfekt: Ausgerechnet beim Katrina-Rückkehr-Jubiläum gingen die Saints gegen die Atlanta Falcons (2-1) mit 32:45 (7:7, 10:21, 8:10, 7:7) komplett unter, gerade defensiv muss sich New Orleans stark hinterfragen.
Beide Defenses hatten enorme Probleme, so dass die Quarterbacks teilweise nach Belieben schalten und walten konnten. Das galt insbesondere für die Falcons-Offense um Matt Ryan (20/30, 240 YDS, 2 TD), sein Gegenüber Drew Brees (36/54, 376 YDS, 3 TD, INT) ließ New Orleans spät im Spiel gar noch am Comeback schnuppern.
Es war zu Beginn ein emotionales Spiel: Der 26. September markiert das zehnjährige Jubiläum der Rückkehr der Saints in den Superdome, der zuvor als Zuflucht für Tausende während des Hurrikanes Katrina gedient hatte und nach den Überschwemmungen komplett renoviert werden musste.
Die Saints schlugen damals die Falcons, befeuert durch den längst berühmten geblockten Punt durch Steve Gleason. Doch die starke Falcons-Offense nahm dieses Mal schon in der ersten Hälfte jede Emotionalität aus dem Spiel.
Die Stimmen:
Dan Quinn (Head Coach Falcons): "Auswärts, Division-Spiel gegen einen starken Gegner: Das war in meinen Augen wirklich ein Sieg des gesamten Teams. Das Special Team hat den Anfang gemacht, wir haben defensiv gepunktet - ein toller Moment für Deion Jones hier in seiner Heimatstadt - und offensiv haben wir heute sehr gut funktioniert."
Drew Brees (Quarterback Saints): "Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass wir die Third-Down-Statistik gewinnen müssen. Das ist uns gelungen. Unsere Red-Zone-Quote war auch gut. Wir hatten mehr Time of Possession. All das steht für Winning-Football. Nicht Winning-Football ist: Ein Fumble beim Punt-Return gleich zu Beginn des Spiels und die Interception in der Red-Zone. So haben wir verloren."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Für die Saints steht heute schon einiges auf dem Spiel: Mit zwei Pleiten in die Saison gestartet, wäre Niederlage Nummer drei - und das noch innerhalb der eigenen Division - schon ein sehr herber Dämpfer mit Blick auf die Playoffs. Dabei hilft die lange Verletztenliste wenig: Unter anderem Safety Kenny Vaccaro, die Cornerbacks Delvin Breaux und P.J. Williams, Tackle Terron Armstead und Receiver Willie Snead können nicht mitwirken.
Die Falcons auf der anderen Seite müssen ohne Paul Worrilow und Courtney Upshaw auskommen, reisen aber mit dem Selbstvertrauen des starken Auswärtssieges in Oakland nach New Orleans. Die große Frage scheint: Welche dieser oftmals so zahnlosen Defenses kann einen Pass-Rush kreieren?
1. Viertel: Die Partie beginnt genau so, wie vermutet: Mit viel Offense und wenig Defense. Die Saints marschieren sofort beim ersten Drive mit vielen kurzen Pässen und einigen langen Shots das Feld runter, Brees findet den komplett offenen Coby Fleener in der Endzone zum Touchdown. Im Gegenzug haben die Falcons nach einem 3&Out Glück: Beim anschließenden Punt rennt De'Vante Harris Mitspieler Tommylee Harris über den Haufen und der Ball landet tief in der Red Zone in den Armen der Falcons, wo ihn Tevin Coleman aus zwei Yards über die Goal Line hämmert. 7:7.
2. Viertel: Und es bleibt das Offensiv-Feuerwerk, vor allem aufseiten der Falcons. Devonta Freeman, der bislang einen sehr guten Eindruck hinterlässt, trägt einen Screen-Pass 13 Yards in die Endzone, daraufhin haben auch die Saints im Special-Team Glück: Beim Punt leistet sich Atlanta eine kostspielige Strafe, das geschenkte First Down verwandelt Brees wenige Plays später in einen Touchdown zu Michael Thomas per schnellem Slant-Pass. Doch die Falcons lassen sich davon so gar nicht beirren. Freeman trägt die Offense weiterhin, Coleman verzeichnet den nächsten Short-Yardage-Touchdown. Kurz darauf marschiert Atlanta abermals auf beeindruckende Art und Weise über 90 Yards das Feld runter, Ryan findet per Shovel-Pass Hardy zum TD. Immerhin: New Orleans beendet die Hälfte mit einem 57-Yard-Field-Goal. 28:17 Falcons.
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3. Viertel: Es ist und bleibt ein komplettes Debakel in der Run-Defense der Saints. Freeman macht was er will, in der Red Zone sammelt Coleman seinen dritten Touchdown, komplett ohne Gegnerkontakt spaziert er in die Endzone. Das Problem aus Falcons-Sicht: Auch New Orleans hat offensiv überhaupt keine Probleme, John Kuhn schließt den Drive aus drei Yards ab und Mark Ingram trägt die 2-Point-Conversion über die Linie. Atlanta antwortet per Field Goal, die Falcons haben damit sechs Scoring-Drives in Folge. Keine Defense bisher in diesem Spiel! 38:25 Falcons.
4. Viertel: Und die Defense ist doch da! New Orleans ist drauf und dran, aus diesem Spiel wieder ein One-Possession-Game zu machen - aber dann passiert es: Nach insgesamt 305 Pässen in Folge ohne Interception liest Brees die Coverage falsch, der Pass prallt ab und in die Hände von Deion Jones. Der Linebacker trägt das Ei zum Pick Six zurück in die Endzone. Der Shootout geht dennoch weiter, nur wenige Minuten später fängt Ingram Brees' kurzen Screen-TD-Pass. Nach sechs Scoring-Drives stoppen die Saints Atlanta dann endlich per Double-A-Gap-Blitz bei Third Down, doch in den Schlussminuten wacht Atlantas Pass-Rush zumindest ein wenig auf: Die Falcons stoppen New Orleans drei Minuten vor dem Ende bei Fourth Down und lassen dann die Uhr runter laufen. 45:32 Falcons!
Der Star des Spiels:Devonta Freeman. Coleman hatte zwar mit seinen drei Touchdowns den großen Fantasy-Tag, doch Freeman war heute der Motor dieser Offense. 14 Rushes für 152 Yards sowie 5 Receptions (55 Yards, TD) standen am Ende auf seinem Konto, Freeman trieb die Offense konstant voran und beeindruckte mit seiner Explosivität sowie gleichzeitig mit seiner Geduld hinter der Line of Scrimmage. Zum Abschluss demontierte er dann auch noch Safety Jairus Byrd.
Der Flop des Spiels: Die gesamte Saints-Defense. Es wäre nicht fair, hier einen Spieler heraus zu nehmen - so desolat war der Auftritt der kompletten Einheit. Überhaupt kein Pass-Rush, grausames Verhalten in der Run-Defense und dazu immer und immer wieder Lücken in der eigenen Secondary. Brees wird, gerade zuhause, auch in dieser Saison wieder ordentlich punkten. Doch die eigene Defense mitzutragen, insbesondere solange sie personell auch noch so angeschlagen ist, wird selbst für Brees schwierig.
Das fiel auf:
- Die Falcons verteilten den Ball extrem gut, sowohl im Passing Game, als auch im Running Game. Letzteres erlaubte es den Falcons, immer wieder frische Beine im Backfield zu haben. Bestes Beispiel für die Verteilung im Passing Game: Julio Jones fing seinen ersten Pass sechs Minuten vor Ende des dritten Viertels. Zur Halbzeit hatte er vier Targets bei 20 Routes. Insgesamt fingen acht Spieler Pässe von Ryan.
- Darüber hinaus setzte Atlanta gegen die von Verletzungen geplagte Saints-Defense auf jede Menge No-Huddle. New Orleans hatte in der Run-Defense ohnehin nicht im Ansatz Antworten und wirkte komplett verloren - wenn die Falcons aus der No-Huddle-Offense heraus ins Running Game gingen, hatten die Saints überhaupt keine Chance mehr.
- Die Saints setzten offensiv, obwohl Atlanta nicht gerade für seinen Pass-Rush bekannt ist, auf viele schnelle Pässe und 3-Step-Drops. Zumindest am Anfang war auch das Running Game ein wichtiger Bestandteil der Offense, doch ging New Orleans wie schon in den ersten beiden Spielen tendentiell eher weg vom eigenen Run Game (23 Rushing-Versuche insgesamt).
- Stichwort Pass-Rush: Beide Teams offenbarten hier nach wie vor riesige Probleme, Druck musste fast ausschließlich über Blitze erzeugt werden. Zur Halbzeit etwa stand Matt Ryan nur bei vier seiner 23 Dropbacks (!) unter Druck. Umgekehrt besorgniserregend aus Falcons-Sicht: Selbst als Atlanta, mit nur einem Sack in die Partie gegangen, in der zweiten Hälfte deutlich führte, brachten die Falcons, abgesehen von einem Cornerback-Blitz, lange keinen vernünftigen Pass-Rush zustande. Das änderte sich erst in den letzten rund vier Minuten.
- Atlanta agierte im Play-Calling durchaus aggressiv: Dan Quinn spielte mehrere Fourth Downs erfolgreich aus.
- Kleiner Trost für Saints-Fans: Drew Brees' TD-Pass zu Thomas war sein 45. Touchdown-Pass in einem Monday-Night-Game. Damit hat er Tom Brady in der All-Time-Liste vom dritten Platz verdrängt. Ebenfalls positiv heute: Die Pass-Protection und der Auftritt von Coby Fleener (7 REC, 109 YDS, TD), der allerdings auch mehrere Drops hatte.