Die Summer League 2021 in Las Vegas ist Geschichte, die Kings haben sich zum Champion gekrönt. Auch wenn vielversprechende Auftritte dort natürlich kein Garant für eine großartige NBA-Karriere sind, haben doch einige Spieler ihren Aktienkurs in die Höhe getrieben. SPOX blickt auf die Gewinner der Summer League und zeigt, wie sich die Deutschen geschlagen haben.
Die Gewinner der Summer League
Cade Cunningham, Jalen Green und die weiteren Top-Picks
Von den Top-Picks der Draft-Klasse wird in Las Vegas verlangt, abzuliefern. Das gelingt nicht immer, aber die Top 5 des 2021er Jahrgang wurde dem Hype gerecht. Unter Cade Cunningham, Jalen Green, Evan Mobley, Scottie Barnes und Jalen Suggs gab es niemanden, der komplett enttäuschte.
Angefangen mit Nr.1-Pick Cunningham, der als Leader seines Teams brillierte, von Downtown Gefahr ausstrahlte (13/26 Dreier) und sich auf dem Court rundum wohl zu fühlen schien. Am beeindruckendsten trat aber Green auf, der mit seiner Mischung aus Explosivität und Shotmaking sein Talent als Scorer unter Beweis stellte (Shooting-Splits: 51/53/93), bevor eine Oberschenkelverletzung sein Abenteuer in der Wüste von Nevada vorzeitig beendete.
Cavs-Rookie Mobley zeigte die versprochene Vielseitigkeit als Passer und Verteidiger, auch wenn der Wurf nicht fallen wollte. Der 3. Pick muss noch an Muskelmasse zulegen, um auch am Ring hochprozentig abzuschließen. Probleme mit dem Shooting verfolgten auch Barnes (3/11 Dreier), doch bekannt ist er ohnehin für seine aufopferungsvolle Defense, die zeigte er auch in der Summer League. Abend für Abend füllte er das Statsheet in allen wichtigen Kategorien.
Und dann wäre da noch Suggs, der aufgrund einer Verletzung (Daumen) ebenfalls nur zweieinhalb Spiele bestritten hat. In seinen ersten beiden Partien präsentierte er sich als eierlegende Wollmilchsau und sowohl produktiv (24 und 16 Punkte), als auch spektakulär. Gegen die Cavs hämmerte er einen krachenden Putback-Dunk durch die Reuse, gegen die Warriors holte er einen Game-Saving-Block raus, bevor er 6 der 8 Magic-Punkte in der Overtime erzielte. Die Top-Rookies haben definitiv Lust auf mehr gemacht.
NBA Summer League: Die Stats der Top-5-Picks im Überblick
Name | Spiele / Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | Steals/ | FG% | 3FG% |
Cade Cunningham (Pistons) | 3 / 27,7 | 18,7 | 5,7 | 2,3 | 1,7 | 42,9 | 50,0 |
Jalen Green (Rockets) | 3 / 24,1 | 20,3 | 4,3 | 2,0 | 0,3 | 51,4 | 52,6 |
Evan Mobley (Cavs) | 3 / 28,9 | 11,3 | 7,7 | 3,0 | 0,7 | 34,9 | 12,5 |
Scottie Barnes (Raptors) | 4 / 27,3 | 15,5 | 6,8 | 3,3 | 1,0 | 41,2 | 27,3 |
Jalen Suggs (Magic) | 3 / 21,8 | 15,3 | 6,3 | 2,3 | 1,7 | 41,5 | 35,7 |
Die Sophomores um Pritchard, Maxey und Jones
Abgesehen von der Top 5 spielten sich freilich noch einige weitere Rookies ins Rampenlicht (dazu später mehr), doch die Summer League nutzen immer wieder auch Zweitjahresprofis als Präsentierteller. Darunter in diesem Jahr: Payton Pritchard (Celtics), Tyrese Maxey (Sixers), Tre Jones (Spurs), Patrick Williams (Bulls), Immanuel Quickley, Obi Toppin (beide Knicks), Desmond Bane (Grizzlies) oder Aaron Nesmith (Celtics).
Nach der Absage im vergangenen Jahr stellte die diesjährige Ausgabe auch für sie das Summer-League-Debüt dar, mit NBA-Erfahrung im Rücken hinterließen sie eine starke Duftmarke. Maxey (26,0 Punkte), Bane (24,0) und Jones (22,8) katapultierten sich bei guten Quoten direkt in die Top 5 der besten Scorer in Las Vegas, wenn auch teilweise nur in einer geringen Stichprobe von zwei absolvierten Spielen.
Für viele Beobachter war aber Pritchard der beste Akteur in den diesjährigen Las-Vegas-Festspielen. In seinen ersten drei Auftritten begeisterte der Celtics-Guard mit einer Dreierquote von 58 Prozent und großer Range, gutem Decision-Making und Passing (26 Assists bei nur 4 Turnover). Nur im Championship Game gegen die Kings war dann der Wurm drin.
Womöglich haben die genannten Youngster in Las Vegas ihren nächsten Entwicklungsschritt angekündigt. Einige der Sophomores werden wir wohl zum ersten und letzten Mal in der Summer League gesehen haben.
Die Defense von Davion Mitchell
Einer der Gründe, warum Pritchard gegen Sacramento nicht zu seinem Spiel fand, hört auf den Namen Davion Mitchell. Nicht umsonst wurde er als Co-MVP der Summer League (gemeinsam mit Cam Thomas) ausgezeichnet, vor allem defensiv lieferte der Nr.9-Pick regelmäßig eine Show ab. Neben Pritchard (2/6 FG und 4 Turnover im direkten Duell) kann auch James Bouknight ein Lied davon singen.
Genau dieser Aspekt hat den Kings in ihrem eigentlich schon überfüllten Backcourt gefehlt. Zusätzlich wusste der 22-Jährige am anderen Ende des Courts mit seinem Playmaking (5,8 Assists pro Spiel) sowie seiner Explosivität (10,8 Punkte) zu gefallen. Sein Fokus ist und bleibt aber die Defense: "Ich will versuchen, das Narrativ zu ändern und Sacramento in ein wirklich gutes Defensiv- und Offensiv-Team zu machen - damit wir nicht nur ein Offensiv-Team sind." Da hat er sich eine große Aufgabe gesetzt.
LiAngelo Ball
Als der mittlere der drei Ball-Brüder im Summer-League-Roster der Charlotte Hornets auftauchte, vermuteten die Zyniker bereits eine Gefälligkeit für die Big Baller, um LaMelo glücklich zu machen. Doch LiAngelo bewies, dass er sich die Chance verdient hat. Im ersten Spiel legte er mit 16 Punkten (5/8 Dreier) in 16 Minuten recht ordentlich los. Nach weiteren soliden Auftritten gingen seine Zahlen anschließend erwartungsgemäß zurück, in der letzten Partie gegen die Bulls erwischte er eine Off-Night (6 Punkte, 3/13 FG).
Dennoch waren aus dem Lager der Hornets nur positive Worte zu vernehmen: "Großartiger Junge, ich liebe ihn", hieß es zum Beispiel von Assistant Coach Jay Triano. "Er kann werfen, hat ein tolles Gefühl für das Spiel und hat eine Gabe fürs Scoring." Am Ende standen für den 22-Jährigen 9,6 Punkte bei 37,5 Prozent Feldwurf- und 34,5 Prozent Dreierquote zu Buche. Womöglich hat das aber gereicht, um sich einen Two-Way-Vertrag oder eine weitere Chance in der G-League zu erspielen.
Weitere Gewinner der Summer League im Schnelldurchlauf
Cam Thomas (Nets): Der 19-Jährige wird gerne als "Walking Bucket" bezeichnet. Warum? Zwei Auftritte mit 30+ Punkten und ein Summer-League-Topwert von 27,0 Zählern pro Partie geben da einen kleinen Einblick. Der 27. Pick und Co-MVP bewies zudem in Clutch-Situationen Nerven aus Stahl. Brooklyn würde sich ab und an über zusätzliche Bank-Produktion sicherlich nicht beschweren.
Trey Murphy III (Pelicans): Für Virginia lieferte der Guard im vergangenen Jahr eine 50/40/90-Saison ab und knüpfte in der Summer League fast nahtlos daran an. Überzeugte mit Scoring und Defense, seine 3-and-D-Qualitäten könnten auf lange Sicht für New Orleans wichtig werden.
Alperen Sengün (Rockets): In Houston dürfte man nach der Summer League zufrieden sein mit den eigenen Draft-Entscheidungen. Neben Green wussten auch Josh Christopher oder eben Sengün zu gefallen. Der MVP der türkischen Liga zeigte gutes Passing, versenkte ab und an einen Dreier und spielte in Ringnähe groß auf (10,8 Rebounds und 3,0 Blocks). Interessant wird es, wenn er gegen größere und athletischere Bigs in der "echten" NBA ran muss.
Nah'Shon "Bones" Hyland (Nuggets): Der 20-Jährige machte seinem Ruf als menschliche Mikrowelle alle Ehre. Mit 19,8 Punkten, vielversprechenden Moves und einem heißen Händchen (40 Prozent von Downtown) ballerte er sich auf Rang drei unter den besten Rookie-Scorern. Positive Überraschung waren seine 4,8 Assists. Die Nuggets hoffen mit ihrem 26. Pick einen Steal gelandet zu haben.
Chris Duarte (Pacers): Apropos Scorer, in dieser Hinsicht hat auch der Nr.13-Pick seine Aktien steigen lassen. Gute One-on-One-Aktionen, gute Abschlüsse am Korb, gutes Shotmaking. Duarte versenkte 48,3 Prozent seiner 7,3 Dreier und zeigte auch defensiv starke Ansätze. Vielleicht überzeugt die Summer League und sein Alter (24) Coach Rick Carlisle, mal einem Rookie etwas mehr zu vertrauen.
Die Antetokounmpos: Was für zwölf Monate für die Antetokounmpo-Familie. 2020 schnappt sich Kostas die NBA-Championship mit den Lakers, ein Jahr später sind Giannis und Thanasis mit ihrem Date mit Larry O'Brien dran. Und jetzt gewinnt der Jüngste im Bunde, Alex, auch noch mit den Kings die Summer League. Läuft einfach.
NBA Summer League: Die Auftritte der Deutschen
Franz Wagner (Orlando Magic)
Das Scheinwerferlicht bei den Magic gehörte natürlich in erster Linie Suggs, doch in dessen Schatten lieferte auch Wagner gute Auftritte ab. Nicht mit den Highlight-Plays oder den Stats seines Teamkollegen, dafür aber mit vielen kleinen Dingen, die auf dem Basketballcourt ebenfalls wichtig sind.
"Wir reden hier über Jungs mit einem hohen Basketball-IQ. Die auf die richtige Art und Weise spielen wollen und er tut das", lobte Magic Coach Jamahl Mosley bei The Athletic. "Er versucht immer, den richtigen Pass zu spielen. Er läuft den richtigen Cut zur richtigen Zeit. Er macht extrem wichtige Dinge für uns. Er weiß einfach, wie man spielen muss."
Seine klugen Cuts ermöglichten ihm leichte Punkte, sein Basketball-IQ blitzte gleichzeitig auch in der Defense auf. Oftmals brachte er sich in die richtige Position, um gegnerische Würfe zu erschweren oder Passwege zuzustellen. Diese Vielseitigkeit an beiden Enden des Courts macht Wagner zu einem interessanten Prospect.
Das große Manko: Die Fragezeichen bezüglich seines Dreiers radierte der 19-Jährige auch in Vegas nicht aus. In vier Spielen in der Summer League stand er bei 2/13 aus der Distanz. Dass das durchaus besser geht, zeigte er in seinem zweiten Jahr am College (34,3 Prozent). "Ich liebe es, besser zu werden. Ich glaube, die paar Spiele haben bereits dabei geholfen", zeigte sich Wagner zufrieden mit seiner Summer-League-Erfahrung.
NBA Summer League: Die Statistiken von Franz Wagner
Spiele / Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | Steals | FG% | 3FG% |
4 / 21,5 | 8,0 | 3,8 | 1,0 | 1,3 | 44,8 | 15,4 |
Oscar da Silva (Oklahoma City Thunder)
Die Zukunft des deutschen Big Man liegt vorerst vielleicht nicht in Nordamerika, doch da Silva hat es sicherlich geschafft, bei dem ein oder anderen Scout einen guten Eindruck zu hinterlassen. Nachdem er im Draft 2021 nicht berücksichtigt wurde, wusste er seine regelmäßige Einsatzzeit in der Summer League zu nutzen.
8 Punkte und 5 Rebounds in knapp 13 Minuten war die Ausbeute in seinem gelungenen Debüt, anschließend ließ er Statlines von 11 und 5 sowie 8 und 4 folgen. Erst in seinem vierten und letzten Auftritt lief es nicht ganz wie geschmiert (3, 1/6 FG). Ansonsten präsentierte er sich aufmerksam in der Defense, aktiv am gegnerischen Brett (1,5 Offensiv-Rebounds) und gefährlich aus der Distanz (4/8 Dreier).
Der 22-Jährige, der seit März bei den MHP Riesen Ludwigsburg unter Vertrag steht, besitzt offenbar eine Ausstiegsklausel schon für diesen Sommer, die ihm einen Wechsel in die NBA ermöglichen könnte. Vielleicht hat er ein Team mit seinen guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht, wahrscheinlicher ist aber, dass er kommende Saison wieder in der BBL angreifen wird. Die Erfahrungen in der Summer League sollten ihm in seiner Entwicklung aber helfen.
NBA Summer League: Die Statistiken von Oscar da Silva
Spiele / Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | Blocks | FG% | 3FG% |
4 / 15,2 | 7,5 | 5,0 | 0,3 | 1,0 | 44,4 | 50,0 |
Joshua Obiesie (Sacramento Kings)
Nach drei Jahren in Würzburg wird der 21-Jährige kommende Saison für den FC Bayern Basketball auflaufen - aber nicht ohne vorher einen kleinen Zwischenstopp beim California Classic eingelegt zu haben. Allerdings durfte der Forward nur einmal für knapp 9 Minuten im Kings-Trikot ran (2 Punkte, 1 Rebound, 1 Steal und 1 Block). Für das Turnier in Las Vegas stand er dann nicht mehr im Kader.
Die Enttäuschungen der Summer League
Wo es Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben. Da aber weder die oben genannten Standouts unbedingt einschlagen werden, noch den Enttäuschungen der Summer League das Talent abgesprochen werden sollten, verzichten wir an dieser Stelle auf eine ausführliche Auflistung.
Erwähnenswert wäre aber das Verletzungspech von Josh Giddey, ein angeschlagener Knöchel verhinderte, dass der Nr.6-Pick der Thunder sein Können präsentieren konnte. Nur ganze 5 Minuten stand er auf dem Parkett in Las Vegas.
Sportlich gesehen machte derweil Cole Anthony (Orlando Magic) keinen besonders glücklichen Eindruck. 7,5 Punkte bei 28,9 Prozent aus dem Feld sind für den Sophomore schon sehr mager. Das hat vergangenes Jahr in der NBA deutlich besser geklappt - und wird es ziemlich sicher auch kommende Spielzeit.
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