NBA: Fragen zur Verletzung von DeMarcus Cousins: Die Folgen für die Los Angeles Lakers und die Karriere von Boogie

Robert Arndt
16. August 201912:06
DeMarcus Cousins von den Los Angeles Lakers hat sich das Kreuzband gerissen.getty
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DeMarcus Cousins von den Los Angeles Lakers hat sich das Kreuzband gerissen, es ist die dritte schwere Verletzung des Centers in nicht einmal zwei Jahren. Was bedeutet dies für den früheren All-Star und dessen Karriere und was hat der Schicksalsschlag für Folgen für die Meister-Ambitionen der Lakers?

Ist die Saison von DeMarcus Cousins vorbei?

So traurig es ist, vermutlich ist dies der Fall. Normalerweise kann man rund neun Monate für einen Kreuzbandriss kalkulieren, aber jede Verletzung ist ein bisschen anders. Klay Thompson zog sich in den NBA Finals in Spiel 6 ebenfalls einen Kreuzbandriss zu, die Golden State Warriors rechnen frühestens im Februar mit dem Shooting Guard. Das wären rund acht Monate Pause, aber Thompson ist als "Eisenmann" in der NBA bekannt.

Im Gegensatz zu Cousins hat der Splash Brother keine dicke Krankenakte wie der Center, der zusätzlich zu den schwersten Spielern der Liga zählt, und seine Gelenke somit deutlich mehr belastet als ein Guard. Innerhalb von 18 Monaten ist dies zudem bereits die dritte größere Verletzung von Cousins.

Im Januar 2018 riss sich Boogie in Diensten der New Orleans Pelicans die Achillessehne und musste ein komplettes Jahr aussetzen. Mühsam spielte sich Cousins dann bei den Golden State Warriors wieder einigermaßen in Form, auch wenn deutlich zu sehen war, dass er nicht mehr die Explosivität vergangener Tage hatte.

DeMarcus Cousins: Statistiken Saison 2018/19

WettbewerbSpieleMinutenPunkteQuote in %ReboundsAssistsBlocks
Regular Season3025,716,348,08,23,61,5
Playoffs816,67,639,64,92,40,8

Aufgrund eines Quadrizeps-Risses in den Playoffs absolvierte Cousins insgesamt gerade einmal 38 Spiele für Golden State, bevor er im Sommer bei den Los Angeles Lakers unterschrieb. Sollte Cousins nun wirklich mindestens neun Monate fehlen, würde er frühestens im Mai wieder einsatzbereit sein. Ob er dann dem Team helfen würde, darf stark angezweifelt werden, ein Saisonaus ist also höchst wahrscheinlich.

Vergleiche können hierbei mit Dante Exum (2015) und Brandon Knight (2017) herangezogen werden, die sich beide ebenfalls im August das Kreuzband rissen. Sie sind beide Guards, also kleinere und leichtere Spieler, dennoch setzten sich in der Folge die komplette Saison aus.

Was bedeutet Cousins' Kreuzbandriss für die Los Angeles Lakers?

So hart es klingt: Die Lakers werden Cousins wohl entlassen müssen. Der Center unterschrieb im Sommer einen Einjahresvertrag über ein Jahr und 3,5 Millionen Dollar, doch durch die Verletzung liefert Cousins dem Team keinerlei Wert mehr. Immerhin sind für Boogie die 3,5 Millionen gerantiert, die Verletzung schadet ihm in finanzieller Hinsicht also nicht, sollten die Lakers ihn wirklich entlassen.

Fakt ist aber auch, dass Cousins dem Team (wenn sie ihn halten) einen Kaderplatz kostet, ein Luxus, den sich eine Franchise, die nach dem Titel greifen möchte, nicht erlauben kann. Mit Cousins stehen im Moment 14 Spieler im Kader, ein Platz ist also noch frei, während die beiden Two-Way-Verträge mit Kostas Antetokounmpo und Zach Norvell bereits besetzt sind.

Lakers haben kaum Geld für Nachverpflichtung

Den 15. Platz wollten sich die Lakers eigentlich für den Buyout-Markt im Februar nach der Trade Deadline freihalten, deswegen müssen die Lakers eine Entlassung von Cousins in Betracht ziehen. Gerade auf Center sind die Lakers recht schwach auf der Brust, vor allem dann, wenn Anthony Davis tatsächlich nicht auf der Fünf auflaufen möchte. Ansonsten bleibt als klassischer Center lediglich JaVale McGee sowie die Small-Ball-Optionen LeBron James und Kyle Kuzma, die dies schon in der vergangenen Saison teilweise praktizierten.

Für die gestiegenen Ansprüche in der Stadt der Engel ist das aber viel zu wenig. Das Problem ist jedoch, dass die Lakers keinen Cap Space mehr haben und ihre komplette Room Exception bereits für Avery Bradley verbraucht haben. So bleibt den Lakers lediglich die Option, einen Big zum Minimum zu holen.

Eine weitere Alternative bei verletzten Spielern ist zudem die Disabled Player Exception, welche die NBA auf Anfrage genehmigen kann. Sie erlaubt Teams, unabhängig vom Salary Cap, einen Ersatz für verletzte Spieler zu verpflichten. An Gehalt darf 50 Prozent des verletzten Spielers verwendet werden, im Falle von Cousins sind dies aber lediglich 1,75 Millionen, also teilweise weniger als ein normaler Minimum-Deal.

Wie schlimm ist der Cousins-Ausfall für die Lakers?

Viel können die Lakers also nicht bieten, maximal kann das Cousins-Loch mühsam gestopft werden. Für die Meisterschafts-Ambitionen ist dies natürlich ein Rückschlag, auch wenn Boogie sicherlich nicht den Einfluss vergangener Jahre hat. Die besten Teams im Westen stellen zudem keinen Center vom Schlage eines Joel Embiid, sodass die Lakers auf der Fünf mit einem kleinen Loch davon kommen könnten.

Auch die Clippers haben auf Center keine herausragende Option, gleiches gilt für die Houston Rockets, bei denen Clint Capela nur ein Rollenspieler ist. Rudy Gobert ist bei den Utah Jazz ein reiner Defensiv-Spezialist. Probleme könnten die Lakers nur mit den Denver Nuggets bekommen, wo sich das komplette Spiel um Big Man Nikola Jokic aufbaut. Aber selbst in diesem Matchup wäre Cousins gegen den Stretch-Center kaum eine vernünftige Option gewesen.

Wie geht es mit der Karriere von DeMarcus Cousins weiter?

Wie schon oben angesprochen, wird Cousins in dieser Saison wohl kein Spiel mehr absolvieren. Das ist extrem bitter für den mehrfachen All-Star, der schon in diesem Sommer keine attraktiven Angebote bekam. Seine Verletzungshistorie schreckte schon in der Free Agency viele Teams ab, dazu nimmt der Bedarf an Big Men seit Jahren bereits ab.

So nahm Cousins die 3,5 Millionen Dollar, um sich einerseits wie schon in der vergangenen Saison bei Golden State für ein Jahr beweisen zu können und andererseits bei einem ambitionierten Team um einen Titel zu spielen.

Man sollte nicht vergessen: Vor seinem Engagement bei den Warriors hatte Cousins keine einzige Minute in den Playoffs gespielt, stattdessen wird immer deutlicher, dass Boogie für viele Jahre bei den Sacramento Kings seine Talente verschwendete, oft natürlich auch selbstverschuldet mit teils fragwürdiger Einstellung.

DeMarcus Cousins: Nie wieder ein All-Star?

Zuletzt wirkte Cousins aber geläutert, Coaches schwärmten von dessen Attitüde und Liebe für das Spiel. Durch den Kreuzbandriss steht aber die Karriere wieder auf des Messers Schneide. Es gibt keine Vergleiche aus der Vergangenheit zu Spielern, die sich die Achillessehne und das Kreuzband rissen.

Die medizinischen Voraussetzungen sind nun deutlich besser, dazu wurde Cousins erst in der vergangenen Woche 29 Jahre alt, doch die Aussichten auf eine Revitalisierung seiner Karriere stehen schlechter denn je. Es dürfte darauf hinauslaufen, dass Cousins sich nun voll auf seine Reha konzentrieren wird und dann in der kommenden Free Agency wieder einen kleinen Vertrag über ein Jahr unterschreibt, um sich dann erneut zu beweisen.

Den All-Star DeMarcus Cousins, der ein Franchise-Star, Abo-All-Star und eine Double-Double-Maschine war, werden die Fans aber vermutlich nie wieder sehen.