Die lange Draft-Nacht lieferte einmal mehr zahlreiche Geschichten. Markelle Fultz unterlief ein peinliches Malheur, Isaiah Hartenstein musste lange warten. Die Kings machten komische Dinge und die Lakers und Celtics setzten auf Altbewährtes.
Die Sixers sind nun ein Hipster-Team
Gut, überraschend kommt das nicht wirklich, aber nach den 35 Gerüchten pro Minute (eine kleine Untertreibung) tut doch etwas Handfestes ganz gut. Markelle Fultz, Ben Simmons und Joel Embiid klingt schon mal sehr fein. Dazu noch ein Dario Saric, Free Agent XY und schon herrscht wieder Euphorie in der Stadt der brüderlichen Liebe. Philly liegt Sam Hinkie zu Füßen, nur doof, dass der nicht mehr da ist. Wer soll dieses Team, welches vor Talent nur so trieft, in ein paar Jahren stoppen? Wir treten nur ungern auf die Euphoriebremse: 31 Spiele sind für JoJo in der NBA notiert, Simmons machte gerade einmal 33 Spiele auf dem College. Summer League ist für Waschlappen, das hat ein Ben Simmons nicht mehr nötig.
Dort wird aber mit ziemlicher Sicherheit Futz am Start sein. Doch auch um ihn gibt es Fragezeichen. Gerüchten zufolge hatten die Celtics auch an Fultz ihre Zweifel angesichts der Krankenakte des No.1-Picks. Es kann nur gebetet werden, dass wir dieses Trio zusammen tatsächlich bei 100 Prozent auf dem Court sehen werden. "Trust the Process" schallt es durch die heiligen Hallen der Redaktion.
Fultz: Join the (team name)
Geht auch gleich überragend los bei diesen Sixers, auch wenn die Organisation damit nichts zu tun hat. Wer auch immer für die Social-Media-Kanäle von Fultz zuständig ist, scheint nicht ready für die NBA zu sein. Es sei denn, diese Leute wissen mehr wir. Wir sind gespannt, welche Franchise für die "City team name" umziehen muss.
Wir tippen mal frech auf die Orlando Magic. In Seattle brennen derweil Mülltonnen, weil sie schon wieder übergangen wurden und die Starbucks-Stadt eigentlich ein Team verdient gehabt hätte. Aber jetzt mal im Ernst: Peinlicher kann es eigentlich nicht losgehen.
LaVar goes Lakers
Herrlich, wir bekommen alle das, worauf jeder gewartet hat. LaVar, ääh, Lonzo Ball wird der neue Point Guard der Lakers. Dabei verschwand der ehemalige UCLA-Star mal wieder im Schatten seines - nennen wir es exzentrischen - Vaters. Der saß mit Lakers-Kappe im Publikum und erklärte gleich mal im Interview, dass er diese in weiser Voraussicht gekauft habe, als der kleine Lonzo noch in die Windeln gemacht habe.
Inzwischen braucht Ball Jr. solche Hilfen nicht mehr. Er ist zu Höherem berufen. Denn geht es nach dem Senior, wird der Sprössling Purple & Gold gleich in seiner Rookie-Saison in die Playoffs hieven. Das darf fast als Understatement durchgehen - warum nicht gleich in die Finals? Wer braucht da Paul George? Let the Show begin!
Celtics: Die mit dem Sitzfleisch
Ok, hier müssen wir Danny Ainge ein bisschen in Schutz nehmen. Bereits vor dem Draft wurde bekanntlich mit Philly der Pick getauscht. Kann man gut finden, muss man aber nicht. Wer nun dachte, dass am Draft-Tag Großes geschieht und die Celtics einen brutalen Move machen würden, hatte die Rechnung ohne Danny gemacht. Es passierte, wie oft in der Vergangenheit, nichts. Während die Wolves mal eben so eine Flachzange wie Jimmy Butler abstaubten, begnügten sich die Celtics mit Jayson Tatum.
Der soll angeblich wissen, wo der Korb hängt. Nach Marcus Smart oder Jaylen Brown eine willkommene Abwechslung. Aber liebe Freunde, ihr dürft gespannt sein. In den nächsten Tagen wird es sicher wieder 37,5 Geschichten geben, welche Deals beinahe (also so richtig knapp davor) geklappt hätten. Dank den Brooklyn-Picks können wir dieses Spektakel wohl noch die nächsten beiden Jahre erleben. Juhu!
Drogendealer haben Moral
Kommen wir noch einmal zurück zur Flachzange Jimmy Butler, der wohl spannendsten Thematik der Draft. Genau in der Zeit zwischen den Picks von Fultz und Ball platzte die Bombe. Obwohl zuletzt berichtet wurde, dass Jimmy Buckets gerne in der Windy City bleiben möchte, schickten die Bulls ihren Star ins kalte Minnesota. Klingt schlimmer als es ist: Ex-Coach Thibs wird ihn mit offenen Armen empfangen und Leute wie Wiggins oder Towns sind sicher bessere Spieler als Michael Carter-Williams oder Bobby Portis.
Schmutzige Wäsche wurde dennoch gewaschen, wenn auch nicht von Butler selbst. Dafür fungierte der Personal Coach des Verschmähten als Sprachrohr. Im Management sitzen nur Lügner ist sich der Trainer siche. Sogar Drogendealer, die der Coach kenne, haben mehr Moral als gewisse Leute in der Bulls-Organisation. Wir lassen dies unkommentiert, fragen uns aber woher der gute Mann Leute aus einem solchen Milieu kennt.
Knicks werden europäisch
Die Knicks lassen Spieler wie Monk oder Smith Jr. links liegen und wählen schon wieder einen Europäer. Es gab Zeiten, da kam dies im Big Apple eher semi-gut an. Ein schlaksiger Lette, später auch als Lativian Gangbanger (Langweiler, also nicht Michael Rapaport, nennen ihn KP oder Zinger) bekannt, wurde anno 2015 gnadenlos ausgebuht, Kinder begannen zu weinen, Stephen A. Smith schrie so laut , dass selbst Skip Bayless wenig später das Weite suchte und ESPN verließ.
Zwei Jahre später ist dieser Typ, also Porzingis, ein Einhorn, fast ein All-Star und in zahlreichen Trade-Gerüchten. Passt irgendwie nicht zusammen. Das Gleiche mag für die Selektion von Frank Ntilikina gelten. Jubelnde Fans in der Arena, hüpfende Kinder auf ihren Sitzen. Dass wir so etwas bei einem Euro-Pick der Knicks noch erleben dürfen. Kleine Randnotiz: Ntilikina ist Point Guard, Derrick Rose muss nun wohl woanders ein neues Superteam bilden.
Die Mavs haben einen Point Guard
Pick 9 klingt nicht wirklich cremig, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass hier auch noch jede Menge Talent schlummern kann. Zogen die Bucks nicht im Jahr 1998 für die Mavs einen ziemlich großen und wurfgewaltigen Blonden, der einen Platz in der Hall of Fame reserviert hat? Auch Amar'e Stoudemire, Andre Iguodala, Gordon Hayward, Kemba Walker, DeMar DeRozan oder Andre Drummond klingen nicht übel, über Trey Burke und Patrick O'Bryant hüllen wir den Mantel des Schweigens.
Doch das wünschen wir den Mavs mal nicht. Mit Dennis Smith Jr. ist der vermeintliche Aufbau der Zukunft gezogen, auch wenn die Knicks mit dem Pick zuvor Ntilikina wegschnappten. Es gibt aber auch Stimmen, dass Dallas hier den besten Guard der Draft gezogen hat. Die Nummer 9 mal wieder als gutes Omen?
Hartenstein fällt
Die Draft-Parties in Deutschland mussten in die Verlängerung gehen. Unsere einzige Hoffnung Isaiah Hartenstein fiel aus der ersten Runde und musste sich dann seeeehr lange gedulden. Erst gegen 5:40 Uhr (also 220 Minuten nach Beginn der Show) erbarmten sich die Rockets und nahmen Hartenstein. Völlig unverständlich, legte dieser doch 20,2 Punkte pro Spiel in Litauen auf, wie Rockets-Beatwriter Jonathan Feigen stolz verkündete.
Es war nicht das einzige Missverständnis. Nachdem Hartenstein sein Mützchen bekommen hatte, verglich er sich mit Anthony Davis und ließ in jedem zweiten Satz das Wort "versatility" fallen. Dazu ging er davon aus, in der nächsten Saison in Houston zu spielen. Wenig später - Auftritt Rockets-GM Daryl Morey: "Hartenstein wird nächstes Jahr in Europa spielen." Immerhin, Summer League wird es dann schon. Viele der deutschen Fans mögen das zu dieser späten Stunde nicht mehr mitbekommen haben, aber egal: Wir begrüßen nach Dirk, Dennis und Paule den nächsten Deutschen. Das wird schon!
Kings nehmen keinen Center???
Es gibt so einige Konstanten in jedem Jahr. Ein oder zweien Typen aus Kentucky werden in den ersten Zehn gepickt, die Celtics traden nichts, die Spurs holen irgendwo zwischen 27 bis 30 "den Steal des Jahres" und die Kings wählen einen Center. Doch nicht so in diesem Jahr. Völlig unverständlich möchte man meinen, klafft doch ohne den Boogieman ein martialisches Loch auf der Fünf. Mit Kosta Koufos, Willie Cauley-Stein und Georgios Papagiannis (und Skal Labissiere) könnte man nicht einmal ein modernes fünf-Center-Lineup aufstellen!
Doch Vlade Divac, Sonnenbrille im Draftroom, Kippe im Mund, Nokia 3210 am Ohr, täuschte sie alle: De'Aaron Fox (No.5) und Justin Jackson (No.15) waren die Auserwählten. Orlando konnte sein Glück gar nicht fassen und schnappte sich Isaac. Immerhin: An No.20 wurde mit Harry Giles zumindest ein Power Forward geholt. Falls mal Center-Not herrscht, kann er sicher einspringen. Ansonsten gilt selbstverständlich das Motto: In Papa(giannis) we trust!
Die Lakers wählen Bryant und die Celtics Bird
Wir waren doch gerade bei Gewohnheiten, richtig? Die Lakers fädelten mit den Jazz einen Trade ein, wodurch L.A. mit dem 42. Pick Thomas Bryant verpflichtete. Ohne diesen LaVar hätte das wohl mehr Aufmerksamkeit bekommen, aber bekanntlich entgeht uns nichts. Absolut nichts, schließlich haben wir tatsächlich auch die zweite Runde bis zum bitteren Ende angeschaut. Des Weiteren haben wie investigativ gearbeitet und herausgefunden, dass dieser Thomas nicht mit Kobe verwandt oder verschwägert ist, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Kobes Töchter werden schließlich auch einmal volljährig.
Und auch die Celtics ließen noch einmal aufhorchen. Mit Pick 56 waren Ainge die Ideen ausgegangen und die Scouting-Abteilung kannte auch keine Euros mehr, für die man diesen Pick hätte verschwenden können (Ainge: "Alpha Kaba ist doch ein Raumschiff, oder?"). So wählten die Grünen einen Flügelspieler namens Bird. Da wollte wohl jemand die Sache schnell hinter sich bringen. War schließlich auch ein langer Abend!
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