Darius Miles kam 2000 direkt von der High School in die NBA, als ihn die L.A. Clippers an Position 3 im Draft auswählten. SPOX und DAZN sprachen mit dem früheren Highflyer über seine kurze Karriere, LeBron James und seinen Podcast.
Miles wurde im dünn besetzten 2000er Draft nach Kenyon Martin und Stromile Swift gedraftet und war damit zum damaligen Zeitpunkt der am höchsten gedraftete High Schooler der NBA-Geschichte. Bei den Clippers fand der Forward ein junges Team vor, in dem unter anderem sein Jugendfreund Quentin Richardson spielte.
Als "Baby Clippers" sorgte das Team aus Los Angeles von nun an für Aufsehen und mit dem "Two Taps to the Head"-Jubel wurden vor allem Miles und Richardson zu Kultfiguren. Beide erhielten in Folge dessen sogar kurze Gastauftritte im Hollywood-Film "Van Wilder" (Deutscher Titel: "Party Animals"). Nach nur zwei Jahren wurde Miles allerdings nach Cleveland getradet.
In der Folge schaffte es Miles trotz teilweise guter Statistiken nicht, irgendwo dauerhaft Fuß zu fassen. Die Playoffs erreichte er mit keinem Team, im April 2006 verletzte er sich dann so schwer am Knie, dass er die folgenden beiden Saisons vollständig verpassen musste. Insgesamt konnte der Nr.3-Pick nur 446 Spiele über sieben Jahre absolvieren.
Im Anschluss an die Sportlerkarriere geriet Miles in finanzielle Schieflage und musste im Jahr 2016 trotz NBA-Verdiensten von 62 Millionen Dollar Insolvenz anmelden. Zwei Jahre später beschrieb er in einem Essay im Player's Tribune mentale Probleme, die ihn nach seiner Karriere begleitet hatten.
Mittlerweile betreibt er seit einigen Jahren gemeinsam mit Richardson den Podcast "Knuckleheads". Das Interview fand via Zoom statt.
Darius, worauf werden Sie heutzutage eigentlich häufiger angesprochen: "Two Taps to the Head" oder den Knuckleheads Podcast?
Darius Miles (lacht): Mittlerweile auf jeden Fall auf den Podcast.
Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen?
Miles: Letztendlich lag das vor allem an Q (Quentin Richardson) und dem Player's Tribune. Sie sind auf mich zugekommen und haben mich überzeugt. Am Anfang war ich eigentlich ziemlich skeptisch, weil ich als Spieler nicht so scharf auf die Mikrofone und Kameras war. Aber sie haben mich überzeugt und ich bin sehr froh darüber. Ich habe etwas ausprobiert, womit ich mich zu Beginn nicht wohlgefühlt habe, und daraus ist eine wirklich coole Sache entstanden.
Mittlerweile fühlen Sie sich wohl als Interviewer?
Miles: Ja, es macht vor allem großen Spaß. Ich kann dadurch wieder ein Kind sein. Ich spreche mit Leuten, zu denen ich als Kind oder später aufgesehen habe, die ich sehr respektiere. Da sind großartige Leute dabei gewesen und dadurch entsteht einfach eine tolle Energie. Wir hatten Kobe Bryant da, Shaq, Allen Iverson, Gary Payton ... es sind mittlerweile wirklich viele. Wir haben erst vor kurzem "Iceman" George Gervin interviewt und mit ihm über Basketball der 70er Jahre gesprochen.
Lassen Sie uns über Ihre Karriere sprechen. Sie waren im Jahr 2000 der höchstgedraftete Spieler der Geschichte direkt von der High School, als Sie an 3 gepickt wurden. Der Hype davor war entsprechend groß - woran erinnern Sie sich?
Miles: Das war schon eine komische Zeit. Jedes Mal, wenn ich damals ein gutes Spiel hatte oder zum Beispiel beim McDonald's Game gespielt habe, fragten sich alle, wie das wohl in der NBA aussehen würde - auch die Profis selbst. Ich hatte ja sehr gute Zahlen in der Schule, aber die Meinungen, wie gut ich in der Liga sein würde, gingen weit auseinander.
Sie kamen mit 18 in die Liga. Waren Sie damals bereit?
Miles: Ich glaube, von den Fähigkeiten her war ich schon bereit. Ich war noch nicht voll entwickelt, aber schon relativ weit. Physisch war ich aber überhaupt nicht bereit. Ich war nicht stark genug, 82 Spiele zu überstehen. Und die Liga sah damals ja noch etwas anders aus.
Was meinen Sie?
Miles: Einfach von der Teamzusammensetzung her. Unterm Korb standen echte Brecher, sowohl auf der Center-Position als auch auf Power Forward. Der klassische Vierer war damals vermutlich die stärkste Person im Staat. (lacht) Das war damals einfach noch eine sehr physische Liga für körperlich starke Spieler. Und das war ich als Youngster eher nicht.
Welche Spieler machten Ihnen damals die größten Probleme?
Miles: Vom Skill her definitiv Tracy McGrady und Kobe. Ich hatte allerdings auch immer dann Probleme, wenn ich einen Power Forward übernehmen musste. Das waren damals eben eher die kräftigen Spieler, die traditionellen Rebounder, die mehr mit dem Rücken zum Korb gespielt haben. Und die Besten spielten alle in der Western Conference. Das war für mich schon immer sehr schwierig. Auf dem Flügel, wo ich am meisten spielte, waren es aber Kobe und T-Mac. Sie hatten so viele Moves, sie waren ihrer Zeit einfach weit voraus.
Ihre Karriere begann bei den Clippers und obwohl es nur zwei Jahre waren, assoziieren Sie wohl die meisten Leute mit dieser Ära. War es auch für Sie die beste Zeit in der NBA?
Miles: Ja, auf jeden Fall. Ich hatte dort die Möglichkeit, mit meinem besten Kumpel zusammenzuspielen und auch noch anderen Spielern, die ich schon als Jugendlicher kannte. Corey [Maggette], Lamar [Odom], das waren alles Leute, mit denen ich sozusagen aufgewachsen bin. Ich war der Jüngste in der Gruppe, also waren sie für mich alles Idole. Ich wollte wie sie sein, ihre Schritte ebenfalls gehen. Ich habe sie die ganze Zeit beobachtet und deshalb war es so speziell, dass ich in der Liga dann direkt mit ihnen in einem Team gelandet bin. Das war einfach surreal.
Die Clippers waren damals alles andere als beliebt, für eine kurze Zeit konnten Sie das aber ändern. Was machte den Reiz dieser Teams aus?
Miles: Die Leute lieben einfach Underdogs. Das waren wir - wir waren ja noch Babys. Es wirkte teilweise, als würde ein High-School-Team gegen die Besten der Besten spielen. Dazu hatten wir einen Stil, der viele Leute angesprochen hat. Wir waren aufregend, haben sehr schnell gespielt. Damals gab es sonst ja nur Don Nelson, dessen Teams so viel gerannt sind. Alvin Gentry hat unsere Athletik sehr gefördert, wir sollten die Lanes füllen, auf und ab rennen. Wir haben zudem immer hart gespielt und dachten in jeder Partie, dass wir uns beweisen mussten. Ich denke, das hat damals auf Clippers-Fans und auch andere Zuschauer einen gewissen Eindruck gemacht.
Es wurden damals sehr schnell Fortschritte gemacht, nach zwei Jahren waren Sie allerdings schon wieder weg und wenig später wurde auch das restliche Team aufgelöst. Hätte mit mehr Geduld ein Top-Team entstehen können?
Miles: Ich denke schon. Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir zwei Jahre später Meister geworden wären oder so, das ginge zu weit. Aber ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass aus uns ein regelmäßiges Playoff-Team geworden wäre. Ich glaube, das wäre schon im Folgejahr möglich gewesen - wir waren 2001/02 ja bereits nur zwei Siege von den Playoffs entfernt. Aber dann wurde ich eben getradet.
Die NBA-Statistiken von Darius Miles
Team | Spiele | Punkte | FG% | Rebounds | Blocks |
Clippers | 163 | 9,4 | 49,3 | 5,7 | 1,4 |
Cavaliers | 104 | 9,1 | 41,7 | 5,1 | 0,9 |
Trail Blazers | 145 | 13,1 | 48,7 | 4,6 | 1 |
Grizzlies | 34 | 3,5 | 48,5 | 1,7 | 0,6 |
Es ging für Sie damals nach Cleveland, insgesamt waren es dann drei Teams innerhalb von sieben Jahren, bevor Sie mit nur 29 Jahren die NBA verließen. Gibt es rückblickend etwas, das Sie gerne anders machen würden?
Miles (überlegt): Das ist kompliziert. Ich wünschte, ich hätte mehr auf mich selbst gesetzt. Ich hätte beispielsweise wahrscheinlich den Vertrag in Portland damals nicht unterschrieben und stattdessen die Möglichkeit genommen, nach einem Jahr woanders hinzugehen. Das Problem war: Alle Teams, für die ich gespielt habe, steckten in einem Neuaufbau. Es ging nie einfach nur ums Gewinnen. Jede Organisation hat natürlich dieses Ziel, aber es geht um Timing - und mein Timing war schlecht. Ich war einfach nie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Ich war nie in einer Situation, wo es einfach nur darum ging, die Playoffs zu erreichen und dort etwas zu erreichen.
Cleveland hätte so ein Team sein können. Dort spielten Sie allerdings nur eine halbe Saison mit dem jungen LeBron James, bevor es nach Portland weiterging. Wie haben Sie den Rookie James in Erinnerung?
Miles: Er hatte diese unheimliche Physis. Mal abgesehen davon, dass er das Spiel auch sehr gut beherrschte - er war einfach körperlich schon so stark. Als ich von der High School in die Liga kam, hatte ich nicht solche Muskeln. (lacht) Ich bestand einfach nur aus Stöckern und Knochen. Deswegen hat es mich so beeindruckt, wie weit er war - er hatte ein Team um ihn herum, das ihn physisch komplett auf die Liga getrimmt hat. Er gehörte zu den ganz wenigen Schülern, die dadurch schon bereit in die NBA kamen.
Hat sich das auch mental gezeigt?
Miles: Absolut. Ich meine, ich war damals selbst erst drei Jahre in der Liga, zu dem Zeitpunkt 21 Jahre alt, als er zu uns kam. Und er war schon mit 18 Jahren so viel reifer als ich. Er war in allem seröser, erwachsener als ich. Er hatte eine durchweg professionelle Einstellung und deswegen überrascht es mich auch nicht, dass er so eine Karriere hingelegt hat. Die physischen Tools sind das eine, aber sein Verstand und seine Mentalität gehören da ebenfalls mit dazu.
Gibt es ansonsten aktuell Spieler, denen Sie besonders gerne zusehen?
Miles: Da muss ich ganz klar Bradley Beal nennen. Er kommt wie ich aus St. Louis und hält für uns die Flagge hoch. Wir hatten noch nicht so viele NBA-Spieler aus der Region. Der Beste war bisher Jo Jo White, der in der Liga wirklich viel erreicht hat [7x All-Star, 2x Champion mit den Celtics, d. Red.], und es ist einfach cool zu sehen, wie Bradley diese Fußstapfen jetzt ausfüllt. Er legt 34 Punkte im Schnitt auf, dominiert von der Shooting Guard-Position. Ich bin sehr stolz auf ihn - Beal ist bei mir Zuhause Pflicht-Fernsehen!
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