Jonas Rütten

Der Frust über das Verpassen der NBA Finals saß nach dem <a href="https://www.spox.com/nba/listen/schwierige-entscheidung-new-york-knicks-feuern-coach-tom-thibodeau/blta46529b8c3f65f3a" target="_blank">bitteren Ausscheiden gegen die Indiana Pacers</a> tief im Big Apple. Und doch war man geneigt zu sagen, dass die Reaktion auf die 2:4-Pleite in den Conference Finals bei den New York Knicks eine gute war.Als Superstar Jalen Brunson gefragt wurde, ob er noch Vertrauen in die Gruppe habe, einen Championship-Run hinzulegen, bejahte er das deutlich. Und danach gefragt, ob Head Coach Tom Thibodeau der richtige Mann dafür sei, <a href="https://www.spox.com/nba/news/ist-tom-thibodeoau-noch-der-richtige-fuer-die-new-york-knicks-jalen-brunson-von-trainerdiskussion-in-der-nba-genervt/blt9a80e5de6ee569c5" target="_blank">reagierte er sogar ein bisschen fassungslos.</a> "Ist das eine echte Frage?", fuhr er den betreffenden Reporter an.Alle Diskussionen über die Zukunft des 67-Jährigen hatten sich damit eigentlich erledigt. Der Superstar des Teams stellte sich demonstrativ vor seinen Trainer. Ende. Aus. Keine Fragen mehr.<script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script><img src="https://vg06.met.vgwort.de/na/c6ab6ff4dbd64bd9a3a623fa224129f6" alt="" width="1" height="1" style="width: 1px; height: 1px;">

Es gibt ein mahnendes Beispiel in der NBA: Darum machen die New York Knicks mit der Entlassung von Tom Thibodeau einen großen Fehler

Und warum auch nicht? Mit Thibodeau kam 2020 der Erfolg zurück nach New York, wo die Knicks in den vergangenen 20 Jahren teilweise zu einer Lachnummer der NBA verkommen waren. In vier von fünf Spielzeiten unter Thibodeaus Leitung schafften es die Knicks in die Playoffs, in den 20 Jahren zuvor war das nur fünfmal der Fall gewesen. Zudem war die abgelaufene Saison die erfolgreichste seit 25 Jahren.Bedeutet: Unter Thibodeau haben sich die Knicks kontinuierlich an die Ligaspitze herangepirscht, sind kompetitiv, hart, resilient geworden. Die Erfolgsformel fußte auf Kontinuität, Ruhe und guten bis sehr guten Spielerverpflichtungen. Die Entlassung des Erfolgstrainers Thibodeau ist jedoch nun zunächst mal als eine Art Abkehr davon zu interpretieren - und das wirft Fragen auf.Denn letztendlich fehlte den Knicks nur noch ein letzter Schritt in dieser Saison - und für diesen ist in den kommenden Jahren eigentlich alles bereitet. Im vergangenen Sommer wurde die Starting Five mit Karl-Anthony Towns und Mikal Bridges auf Vordermann gebracht, OG Anunoby kam bereits 2023.Gemeinsam mit Brunson und Josh Hart stellte New York eine der besten Starting Lineups der NBA - und das schon im ersten Jahr in dieser Zusammensetzung. Auch die langfristige Zukunft des Quintetts ist dank des Gehaltsverzichts von Brunson erstmal gesichert. Brunson, Anunoby, Towns und Hart stehen noch mindestens drei Jahre lang bei den Knickerbockern unter Vertrag, bei Bridges soll eine Verlängerung kurz bevorstehen.

Das Grundgerüst eines Championship-Teams stand und steht also und hat trotz des überzeugenden ersten Jahres in dieser Zusammensetzung noch reichlich Potenzial, besser zu funktionieren. Dass das Front Office nun so sehr daran zweifelte, dass ausgerechnet Thibodeau, der die Knicks aus der Versenkung geführt hatte, dieses Potenzial in der nächsten Saison endgültig entfesseln kann, ist erstmal unverständlich.Doch der 67-Jährige wurde nicht zu Unrecht für sein Minuten-Management der Starter besonders in der Regular Season kritisiert. Brunson, Towns, Hart, Bridges und Anunoby finden sich allesamt in den Top-20 der Spieler mit den meisten Einsatzminuten pro Spiel in der Regular Season wieder. Ein Umstand, der sich gegen die physisch so starken und schnellen Pacers bitter rächte.Und hier liegt letztendlich der Hund begraben: Die Knicks haben unter den vier Teams in den diesjährigen Conference Finals schlichtweg die schwächste Bank. Auch die Boston Celtics und die Cleveland Cavaliers sind qualitativ in der Breite besser aufgestellt - und die Celtics konnte man immerhin in den Semifinals auch wegen Thibodeaus Anpassungen in der Defensive schlagen. Thibodeau traute dabei lediglich Miles McBride und Mitchell Robinson größere Rollen von der Bank zu. Der Rest verschwand größtenteils aus der Rotation.

Thibodeau bei den New York Knicks: Kritik am Minuten-Management und Lob für Defensiv-Coaching

Nun stellt sich die Henne-Ei-Frage: Das Front Office um Teampräsident Leon Rose, der der Treiber hinter der Thibodeau-Demission gewesen sein soll, wird sicherlich intern darauf gepocht haben, dass der Coach jene Bankspieler entwickeln und ihnen mehr Chancen geben muss. Auch mit Blick auf die Zukunft. Denn sollte die Starting Five im Sommer bei Trades wie erwartet unantastbar sein, dürfte nur Center Mitchell Robinson einen echten Trade-Wert für Bankverstärkungen haben. Zudem besitzen die Knicks in den kommenden sieben Jahren nur einen (!) Erstrundenpick.Womöglich ist Thibodeau genau daran gescheitert. Am Entwicklungsauftrag. Doch dieser wäre andererseits dann womöglich mit den Saisonzielen der Knicks und Thibodeaus Mantra kollidiert. Es zählen nur Siege. Eine Zwickmühle. Oder wie gesagt: Henne-Ei-Diskussion. Thibodeau, der Ergebnisse und einen mindestens tiefen Playoff-Run liefern musste und dem ganz offensichtlich und durchaus auch nachvollziehbar ab Kaderposition 8 das große Vertrauen in seine Bank fehlte, auf der einen Seite. Und das Front Office, das mit Blick auf die Gehaltsstruktur (6 Spieler nehmen 93 Prozent des Cap Space ein) und dem geringen Draft-Kapital die längerfristige Championship-Tauglichkeit in Gefahr sah. Schließlich reichen fünf teils überragende Starter schlichtweg nicht für den Titel, wenn sie keine Entlastung haben. Zumindest das zeigte der Playoff-Run der Knicks schonungslos.

New York Knicks, Tom Thibodeau und die Henne-Ei-Diskussion

Dass es zwischen Thibodeau und der Mannschaft nicht mehr stimmte, ist indes nicht verbrieft. Eigentlich sprach gerade Brunsons Presse-Auftritt nach dem Aus gegen die Pacers eine komplett gegenteilige Sprache. Und auch Josh Hart meldete sich nach Thibodeaus Entlassung zu Wort. "Für immer dankbar", schrieb er auf der Plattform X.Und irgendwie passt auch das Narrativ, Thibodeau sei zu unkreativ im Umgang mit seiner Offense, nicht so ganz. So ließ er beispielsweise in der Serie gegen die Pacers ein ums andere Mal "Chin Series" spielen und erzielte damit ein besseres Offensive Rating als zuvor die Milwaukee Bucks oder die Cleveland Cavaliers in ihren Serien gegen die Pacers.Was bleibt nun von der Thibodeau-Entlassung in New York? Ja, es gibt den Case, dass die Entlassung zum Wohle der Weiterentwicklung des Teams und der Offense eine vertretbare Entscheidung war. Besonders dann, wenn Thibodeau womöglich mit seiner sturen Art mit dem Front Office aneinandergeraten ist (wovon allerdings noch nichts bekannt ist).Doch es überwiegt das Gefühl, dass die Knicks damit einen großen Fehler machen. Mit Blick auf den Kader war es eine absolut zufriedenstellende Saison der Knicks, die Pacers waren am Ende schlichtweg das bessere Team und hatten die bessere Bank. Es war eine Spielzeit, auf der man im Big Apple weiter hätte aufbauen können, an Stellschrauben drehen, die Kadertiefe adressieren, Feinheiten verbessern - im Coaching, wie in der Execution auf dem Feld. Und dann wäre die Tür im Osten für die Knicks Richtung Finals 2026 auch unter Thibodeau wieder weit offen gewesen.<blockquote class="twitter-tweet">The New York Knicks' Chin to Pin Away series has become one of their go-to actions to initiate offense this playoffs. <a href="https://t.co/zc20KDDB0M">pic.twitter.com/zc20KDDB0M</a>— Eric Fawcett (@EricFawcett_) <a href="https://twitter.com/EricFawcett_/status/1928285360569864530?ref_src=twsrc%5Etfw">May 30, 2025</a></blockquote>
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Thibodeau als Offensiv-Coach zu unkreativ? Das Narrativ stimmt nicht

<a href="https://www.spox.com/nba/listen/trainer-beben-in-der-nba-new-york-knicks-angeblich-an-jason-kidd-von-den-dallas-mavericks-interessiert/blt4c05acd9f556eb42" target="_blank">Nun herrscht Ungewissheit in New York, wie es auf der Trainerposition weitergeht.</a> Die Teams, die Thibodeau zuletzt entließen, bereuten ihre Entscheidung am Ende bitterböse. Allen voran das Beispiel der Chicago Bulls soll hier Erwähnung finden. Von 2010 bis 2015 war Thibodeau dort Head Coach, gewann 65 Prozent seiner Spiele und führte das Team in die Conference Finals.Doch hinter den Kulissen rumorte es, Thibodeau geriet immer wieder mit dem Front Office aneinander. Am Ende wurde er entlassen, weil er das Team mit seinen Eigenarten (Sturheit, mangelndes Offensivsystem) in seiner Entwicklung nicht mehr weiterbringe, hieß es damals.Die Bulls engagierten in Fred Hoiberg einen Trainer, der den Ruf eines Offensivvirtuosen genoss. Trotz eines nahezu unveränderten Kaders schaffte es Chicago in der Folgesaison nicht mal in die Playoffs und hat es seit Thibodeaus Abgang nicht mehr über die erste Playoff-Runde hinaus gepackt.Das gleiche Schicksal muss den Knicks nicht blühen. Doch mit Thibodeaus Demission besteht jetzt zumindest wieder die Möglichkeit dazu. Denn: Welcher verfügbare Coach könnte es besser machen? Etwa Michael Malone? Der Mike Malone, der bei den Denver Nuggets zwar einen NBA-Titel holte, <a href="https://www.spox.com/nba/listen/kalter-krieg-und-frust-bei-nikola-jokic-die-gruende-fuer-das-beben-bei-den-denver-nuggets-um-coach-mike-malone-und-gm-calvin-booth/blt5bac5f3b25b47a66" target="_blank">aber dann wegen eines "kalten Kriegs" mit dem General Manager wegen Coaching-Entscheidungen über Einsätze von Bankspielern gehen musste? </a>Wohl kaum.Oder Johnnie Bryant, der noch nie als Head Coach in der NBA gearbeitet hat? Oder Jay Wright, der zwar Brunson, Bridges und Hart aus Villanova-Zeiten kennt, aber stets betonte, keine Lust auf die NBA zu haben?Und schon allein, weil sich solche Fragen jetzt stellen, ist Thibodeaus Entlassung ein womöglich folgenschwerer Fehler.

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Es gibt ein mahnendes Beispiel in der NBA: Darum machen die New York Knicks mit der Entlassung von Tom Thibodeau einen großen Fehler | SPOX

Die Knicks sorgen mit der Entlassung von Thibodeau für einen Paukenschlag - und drohen, einen großen Fehler der NBA-Vergangenheit zu wiederholen.