MySpox NBA Line der Woche
17.02.2012 um 10:33 Uhr
Geschrieben von diddoff
Understanding Westbrook I
Ein Jahr später, nach einer erfolgreicheren Regular Season und zwei starken Playoffrunden, schieden sie (wieder) gegen den späteren Champion aus. Das Stimmungsbild der Medien kippte frei nach dem Motto "Wie? Die haben immer noch keinen Titel? Was ist da los?"
Der Schuldige wurde schnell in Point Guard Russell Westbrook gefunden, der im Schatten von Everybody's Darling Kevin Durant in die Schusslinie geriet.
Westbrook verlor in Rekordzeit sämliche Sympathie der neutralen NBA Fans und hat seitdem einen schweren Stand in der Öffentlichkeit.
Aber ist diese Kritik wirklich berechtigt?
Wer ist dieser Russell Westbrook?
Im sonnigen Long Beach von Los Angeles aufgewachsen galt Westbrook zu High-School-Zeiten nicht als Supertalent, das eines Tages sein Geld mit Basketball verdienen kann. Der kleine, schmächtige Guard flog sogar so weit unter dem Radar, dass er erst im vorletzten Jahr der High School für sein Team starten durfte. Nach harten Workouts im Sommer, die zu seinem ersten Dunk (mit erst 17 Jahren) führten und mit stärker werdenden Leistungen im Talent-Mekka Los Angeles, wuchs auch langsam das Interesse der kleineren Colleges. Als einzige große Schule bot die ortsansässige UCLA Westbrook einen Platz im Kader an. Er nahm das Angebot trotz wenig Aussicht auf viel Spielzeit an, um den Kontakt zu der für ihn sehr wichtigen Familie nicht zu verlieren.
Als Back-Up für den heutigen Pacers-Guard Darren Collison waren seine Spielanteile verschwindend gering, bis jener sich verletzte und Westbrook seine Chance erhielt. Als Shooting Guard gelang ihm mit den Bruins 2007 und 2008 der Einzug in das Final Four. Nach seinem zweiten Jahr entschied sich der bissige Verteidiger dazu, den Aufwind zu nutzen und sich zum NBA Draft anzumelden. Seine hohe Draftprosition (4.) schockierte Experten rund um die Liga. Was wolllen die Sonics/Thunder mit einem athletischen Shooting Guard, der nicht werfen und passen kann? Die Antwort: Sie wollten aus ihm ihren Point Guard der Zukunft formen, einen Athleten, der gegnerischen Coaches Sorgenfalten auf die Stirn treibt.
Das System Thunder
Nach der chaotischen ersten Saison in Oklahoma City hat sich bei den Thunder ein gewisser Rhythmus entwickelt. Zu Beginn der Saison 09/10 war die Starting Lineup mit Westbrook, Sefolosha, Durant, Green und Krstic zumutbar und man konnte hoffen, dass OKC bald nicht mehr im Keller der Liga steht.
Westbrooks Zahlen der Saison 09-10: 34 Min, 42% FGs, 16 P, 3.3 TO, 8 AST
Die Offense der Thunder basierte auf dem schnellen Umschalten nach Ballgewinnen und darauf, die drei Shooter im Frontcourt einzusetzen. So wurden 52% von Durants, 57% von Greens und 82% von Krstic' Körben nach Assists erzielt. Ein künftiger Superstar, der in Manier eines Ray Allen um Screens herumläuft, um freie Würfe aus dem Catch and Shoot zu bekommen, ist für einen Point Guard ein freundliches Geschenk. Ebenso glücklich dürfte Westbrook über einen Center gewesen sein, der in jedem Spiel für 3-4 Pick-and-Pops nützlich ist und somit viel zur Anzahl der Assists beitragen konnte. Hinzu kam mit Green ein Power Forward, der Dank Durant immer wieder sträflich in der Ecke stehen gelassen wurde und so weit offene Dreier bekommen konnte. Auch Rookie James Harden, der vorwiegend als Shooter genutzt wurde, bekam 60% seiner Körbe vorbereitet.
Seine 16 Punkte erzielte Westbrook vor allem in der Zone (3 FGs pro Spiel innerhalb, 3 außerhalb), die durch die Schützen der Thunder auf den Positionen 4 und 5 oft verwaist waren.
Diese Offense war eine beste der Liga, die Defense litt aber unter den Defiziten des Frontcourts. Trotzdem erreichten die Thunder als 8. der Western Conference die Playoffs und waren den übermächtigen Lakers in der ersten Runde unterlegen.
Westbrooks Zahlen der Regular-Season 10-11: 35 Min, 17 FGA, 44% FGs, 22 P, 3.9 TO, 8.2 AST
Durants Zahlen der Regular-Season 10-11: 39 Min, 20 FGA, 46% FGs, 28 P, 2.8 TO, 2.7 AST
Großartige Veränderungen im Kader der Thunder gab es nicht. Die bestehende Offense wurde zunächst unverändert gelassen, sodass die Körbe ähnlich der letzten Saison vorbereitet wurden: Durant 62%, Green 66%, Krstic 74%, Harden 57%. Und auch Westbrooks Wurfpostitionen waren noch mehr auf seine Stärken ausgerichtet. (4.1 FGs innerhalb, 3,3 FGs außerhalb der Zone). Wieder lief das Spiel "nach vorne" flüssig und erfolgreich. Jedoch fanden die Gegner immer mehr Wege, die Verteidigung der Thunder zu hintergehen und lieferten sich unkontrolliere Punkte-Schlachten mit dem Team des Defensiv-Fanatikers Scott Brooks.
Dieser fasste mit General Manager Sam Presti den Entschluss, OKC endgültig Defense einzuimpfen. Mit Green und Krstic wurden offensive Waffen gegen den rein defensiven Kendrick Perkins getauscht. Dieser übernahm mit dem offensiv rohen Serge Ibaka von nun an den Frontcourt der Thunder.
Die Offense änderte sich komplett. Von Perkins und Ibaka waren keine Würfe wie von Krstic oder Green zu erwarten. Sie sammelten ihre Punkte vorwiegend nach Offensivrebounds. Dementsprechend wenig Platz war für Westbrook und seinen Zug zum Korb. Als Folge davon will Westbrook möglichst zum Korb ziehen, bevor sich die Defense positioniert, was zu überhasteten Angriffen und Turnovern führt.
Die Verteidigung der Gegner musste nun "nur" noch auf Durant, Westbrook und teilweise auf James Harden achten. Das Resutat: Durant wurde komplett zugestellt und bekam nicht mehr die guten Würfe, die ihn zum besten Scorer der Liga machten. Westbrook fehlten die Anspielstationen, musste oft selbst den Abschluss aus der Mitteldistanz suchen oder rennt beim Zug zum Korb in eine Wand, was oft in Turnovern resultiert. Jedoch: Die Thunder gewannen 18 der letzten 23 Regular-Season-Spiele und sicherten sich den Heimvorteil in der ersten Playoffrunde.
Hier geht's weiter zu Teil 2
Aufrufe: 5379 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 16 | Erstellt:17.02.2012
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