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1. FC Nürnberg | Clubfans@Spox


Gründer: Schoolner | Mitglieder: 75 | Beiträge: 13
02.08.2011 um 23:42 Uhr
Geschrieben von Zielpublikum
Stadionverbote alternativlos
Es waren keine schönen Bilder, die man am Rande des DFB-Pokalspiels Dynamo Berlin gegen 1. FC Kaiserslautern wieder einmal zu sehen bekam. Vielleicht hätte man sie auch gar nicht zeigen sollen und ist viel zu früh von der ursprünglichen Strategie abgewichen, den Gewalttätern einfach kein mediales Podium zu geben. Eine Strategie, die zu Hochzeiten der Hooligan-Bewegung durchaus erfolgreich praktiziert wurde, auch wenn es den Medien schon damals sicher schwer fiel, sich daran zu halten.

Das Streben nach Aufmerksamkeit, nach Anerkennung (zumindest in der eigenen "Peer-Group"), die Perspektivlosigkeit von Jugendlichen in einer heute sich immer schärfer abzeichnenden Zwei-Klassen-Gesellschaft, Arbeitslosigkeit, Entwurzelung, der Verlust von Traditionen, nahezu groteske Ausmaße von Vermarktung auch und gerade vom Volkssport Fußball, Entkernung von Werten. All das könnte man diskutieren, könnte man problematisieren, wenn es wieder einmal zunehmend brennt in den Stadien. Tut man aber nicht.

Was man diskutiert sind nicht die Ursachen, sondern erst mal die Auswirkungen. Nicht nur "in der Zweiten Liga geht die Angst vor dem Chaos um", wo man Fans in "Kategorien B (gewaltbereit) und C (gewaltsuchend) einsortiert" und allein in Braunschweig 260, in Rostock 350, in Dresden sowie St. Pauli je 500 und bei der Eintracht Frankfurt gar 600 auszumachen glaubt. Auch in der Bundesliga glimmt immer wieder, gefühlt sogar häufiger als noch vor einigen Jahren, die Bereitschaft zur Gewalt. Und das gerade auch da, wo man es vielleicht nicht vermuten würde, wie bei den Anhängern des als fröhlichen "Karnevalsverein" bekannten Fußball-Clubs Mainz 05, die nach einem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg in einer Raststätte randalierten. Für FCN-Fans allerdings kein Grund mit dem Finger zu zeigen, denn nur einen Klick weiter liest man auch schon: "Clubfans plündern Rastanlage".

Gewalt und kleine bis größere Ausschreitungen als aufgebauschte Randnotizen in einem medialen Umfeld, das jede "News" wie ein Verdurstender in der Wüste das Wasser braucht? Vielleicht, vielleicht aber auch ein Zeichen für gesellschaftliche Probleme, die so sehr ans Eingemachte gehen, dass man lieber nicht davon spricht. Statt dessen sucht man eben das, was man auch im Internet gern als Antwort auf die Probleme verkaufen möchte: Verbote. Verbote und natürlich härtere Strafen. Als ob Verbote und Strafen je ihr Ziel erreicht hätten, wenn die Ursachen einfach tiefer stecken. Und so wundert nicht, dass man nach den Ausschreitungen im Stadion in Berlin zwischen BFC Dynamo- und FCK-Fans den Alkohol nun wieder in den Fokus schiebt:

"Wir müssen zu einem Alkoholverbot rund um den Fußball kommen. Da sind ja auch mal die Politiker gefordert."
Rainer Wendt, Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) [Quelle: SPON]

Alkohol verbieten und damit das Problem lösen. Klingt so einfach und schlüssig wie das Ende einer Folge von Richter Hold auf SAT.1. Das Böse identifiziert, die Schurken demaskiert und der Schuldige überführt. Eine Rhetorik der Einfachheit, die der Gesellschaft nicht erst seit Bestehen der einschlägigen Boulevard-Blättern einbläut und was im Internet der kurzen Zeichen zum Prinzip erklärt wird: Kurz, einfach, naheliegend. Was nicht schnell auf den Punkt gebracht werden kann, ist der Masse nicht mehr zu vermitteln und sie verliert das Interesse und damit die Relevanz.

Es sind eben die Killerspiele schuld, der Alkohol oder zur Not eben das ganze Internet, wo sie alle sozial verarmen und sich böse Dinge ansehen, sich zusammenrotten und aufstacheln. Dass es der Mennschheit bisher überhaupt gelang, sich ohne Internet und Killerspiele die ganze Menschheitsgeschichte lang sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, scheint heute kaum mehr vorstellbar. Als es neulich in Geretsried beim Testspiel des FCN gegen Racing Santander zu Auseinandersetzungen kam, dachte jeder spontan an Schickeria und Ultras, auch vor Ort wurde das spontan so spekuliert. Heute ist man sich da nicht mehr so sicher, vieles spricht sogar dafür, dass es überhaupt nichts mit bekannten organisierten Fan-Gruppen zu tun haben könnte, sondern man das Spiel einfach dazu genutzt (missbraucht) hat, um sich mal gegenseitig auf die Mütze zu hauen. Der "Spaß" war allerdings auch schnell wieder vorbei. Die Folgen allerdings könnten bleiben. Waren vorher vielleicht vier "Dorf"-Polizisten vor Ort, was einen angenehm unbeschwerten Eindruck hinterließ, standen nach dem Spiel die Spezialeinheiten mit automatischen Waffen rund um das Stadion, Straßensperren, Hubschrauber, Autobahnkontrollen. Das nächste Testspiel des FCN in der Gegend wird wohl kaum wieder die anfängliche Unbeschwertheit haben und erhöhte Präsenz von Sicherheitskräften wird wieder provozieren. Eine Spirale. Gewalt gebiert Gewalt.

Die Konstellation zeigt das Dilemma. Natürlich kann man die Polizei verstehen, wenn Wendt (DPolG) konstatiert: "Wer jetzt noch glaubt, unsere Beamte gehen gerne zum Fußball, irrt gewaltig. Wir werden verletzt, verprügelt, bespuckt und nichts passiert." Und da die Polizei nicht die Probleme der Gesellschaft lösen kann, will sie wenigstens die bekannten behoben wissen und das bedeutet: Verbot von allem, was einfach nahe liegt. Dass man dabei dann im Rasenmäherprinzip allen schadet, also auch denen, die einfach nur zu einem Fußball-Spiel gehen wollen, ohne daraus eine Ideologie zu machen, ist eben das Los der Allgemeinheit. Alkohol enthemmt, also muss Alkohol aus dem Stadion. Dass der Alkohol dabei oft gar keine Rolle spielt, vor allem wenn es um organisierte gewaltbereite Fangruppen geht, die eher noch darauf achten besondern "fit" in den Kampf zu ziehen, wäre schon zu kompliziert zu vermitteln. Auch dass das Betrinken "im Stadion" gar nicht so einfach ist – rein schon in Bezug auf Dauer des Aufenthalts, Alkoholgehalt des Biers, Preise und Anstehzeiten – wird nicht weiter thematisiert. Was nicht heißen soll, dass Gewalt aufgrund von Alkohol kein ernstes Thema wäre, das haben wohl alle schon mal – auch gegenüber Kindern – selbst erlebt und sei es "nur" in Form verbaler Gewalt, wozu Angstmachen und Einschüchterung zählt.

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Aufrufe: 4866 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 13 | Erstellt:02.08.2011
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KOMMENTARE
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DerDugen
09.08.2011 | 21:39 Uhr
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DerDugen : 
09.08.2011 | 21:39 Uhr
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DerDugen : 
ein alkoholverbot mag das problem nicht gänzlich lösen, aber mindern wird es das problem schon
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svigo
09.08.2011 | 17:26 Uhr
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svigo : 
09.08.2011 | 17:26 Uhr
-3
svigo : 
er hat schon Recht manche Leute verdienen es einfach nicht ins Stadion gelassen zu werden, das zeigen ja einige Ultra Gruppen oft genug, jetzt nicht nur Chemie oder Lok
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jayjayfan
09.08.2011 | 17:18 Uhr
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jayjayfan : 
09.08.2011 | 17:18 Uhr
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jayjayfan : 
Sehr schön geschrieben, den Finger nicht gegen die anderen erhoben sondern auch gegen den eigenen Verein. Gefällt mir gut, gerade bei diesem brisanten Thema.

Ich bin ganz ehrlich, ich weiß nicht was ich von Stadionverboten halten soll. Auf der einen Seite ist es natürlich richtig, die Idioten und Gewalttäter aus den Stadien zu entfernen und auch zu versuchen sie von dort wegzuhalten aber alleine schon die Willkür, wie heute mit Stadionverboten umsich geworfen wird lässt diese auch wieder in einem anderen Licht darstehen.
Ich bin mir nicht sicher, ob immer die richtigen gefasst werden. Werden die falschen Fans mit Stadionverboten belegt bzw. aufgrund einer Lapalie, finde ich diese ganz und gar nicht in Ordnung. Zusätzlich steigern eben auch diese zu unrecht ausgesprochenen Stadionverbote wieder die Abneigung deren Gruppierungen gegenüber diesem "Mittel" und es kommt keine Ruhe rein.
Zumal das schlimme ist, dass einfach die Leute nachrücken. Ich kann mir das nicht erklären woher die immer alle kommen. Mag sein, dass ich dazu zu wenig einblick in die gewaltbereite Szene habe (Das ist auch gut so!) aber es ist doch erstaunlich, wieviel neue da immer noch kommen.

Versteht mich nicht falsch. Grundsätzlich bin ich für Stadonverbote, aber nur, wenn es die richtigen Leute trifft!
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Zielpublikum
09.08.2011 | 15:43 Uhr
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Zielpublikum : @Holsti
09.08.2011 | 15:43 Uhr
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Zielpublikum : @Holsti
Aber dann gleich "Schlechter Blog" schreiben.

Da sag ich dann mal als Retourkutsche: "Schlechter Stil"
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Holsti
09.08.2011 | 15:39 Uhr
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Holsti : 
09.08.2011 | 15:39 Uhr
-2
Holsti : 
Sorry, hatte es halt nur überflogen!
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Puyol
09.08.2011 | 15:17 Uhr
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Puyol : 
09.08.2011 | 15:17 Uhr
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Puyol : 
das alkohol nichts mit den randalen zu tun hat, glaub ich einfach nicht. ich kenn genug die sich vor nem fussballspiel ein paar bier reinstellen. die sind dann angeheitert und auch schnell dabei üble stimmung zu verbreiten im block. in alkverbot im stadion wird deswegen nicht alzu viel bringen, möglich das es das vorglühen fürs fussball verstärken kann. aber vlt erkennen die dann beim einlass das der betrunken ist und lassen dann solche nicht rein.
Ich würd diese schwarzgekleideten-vermummten-typen einfach nichts ins stadion lassen. die wollen schon unerkannt bleiben damit sie im nachhinein wenn was passiert ist nicht erkannt werden. warum zieht man sich so zum fussball an? kann mir das einer erklären? als FAN zieh ich doch des dress von meinem verein an. aber doch nicht nen schwarzen kapuzenpulli! meist sind das doch die leute, die selbst noch nie nen ball am fuß hatten. aber ins stadion gehen und rumstänkern. total krank einfach.
Ich geh schon nicht mehr in den stehbereich weils mir aufn sack geht wie's da zugeht. ich setzt mich lieber für 8 euro mehr in ein andres eck um mir den schwachsinn von den möchtegern-fan-experten zu entziehen.
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Holsti
09.08.2011 | 15:12 Uhr
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Holsti : 
09.08.2011 | 15:12 Uhr
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Holsti : 
Ganz einfach weil die "Hochzeit" defintiv vorbei ist.
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Josh9
09.08.2011 | 15:00 Uhr
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Josh9 : 
09.08.2011 | 15:00 Uhr
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Josh9 : 
vielleicht dachte er an schwule Ehen zwischen den Hooligans oder sowas. ;)
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Zielpublikum
09.08.2011 | 14:58 Uhr
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Zielpublikum : @Holsti
09.08.2011 | 14:58 Uhr
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Zielpublikum : @Holsti
Nur aus Interesse - was stört einen gerade an der Formulierung "Hochzeiten der Hooligan-Bewegung"?
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Holsti
09.08.2011 | 14:50 Uhr
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Holsti : 
09.08.2011 | 14:50 Uhr
-6
Holsti : 
"Hochzeiten der Hooligan-Bewegung"

Danach schon keine Lust gehabt mehr zu lesen. Schlechter Blog!
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