Weiter geht's mit dem zweiten Teil der Story über Abebe Bikila

Teil 1 ist hier zu finden

Nach seinem Triumph lief Bikila nur unregelmäßig weitere Marathons. Er gewann in Griechenland, der Tschechoslowakei und Japan 1961. Danach nahm er erst wieder am Boston Marathon 1963 teil und wurde für ihn enttäuschend Fünfter, so dass er bis zur äthiopischen Ausscheidung für Olympia 1964 keine weiteren Rennen bestritt. Er gewann die Ausscheidung in 2:16:18 nur 0,4sek vor seinem Trainingskollegen Mamo Wolde. Die Zeit war für die Höhe von Addis Abeba jedoch sehr stark und Bikila schien wieder Goldfavorit. Jedoch musste er sich 6 Wochen vor Olympia einer OP unterziehen, da sein Blinddarm akut entzündet war. Damit schienen alle Hoffnungen auf die erste Marathontitelverteidigung der Olympiageschichte dahin, denn selbst wenn er halbwegs fit werden sollte, gingen ihm doch die wichtigen intensiven Trainingswochen vor Olympia verloren.

Tokio 1964
Es kam jedoch anders. Bikila trat in Tokio 1964 an und er dominierte das Rennen, dieses Mal mit Schuhen, durch und durch. Am Ende hatte er einen Vorsprung von über 4 Minuten auf den zweitplazierten Briten Heatley. Zusätzlich stellte er mit 2:12:11 einen neuen Weltrekord auf und wurde der erste Marathonläufer, der seinen Olympiatitel verteidigte. Aber damit nicht genug, direkt nachdem er ins Ziel kam, stürmten die Streckenbetreuer auf ihn zu, um ihn zu stützen und Getränke zu reichen aber Bikila machte Dehnungs- und Lockerungsübungen als wenn er gerade erst von seiner Aufwärmrunde zurückkommen würde. Später gab er an, dass er noch 10km mit demselben Tempo hätte laufen können. Sein Stil strahlte eine Leichtigkeit aus, die eigentlich niemand mit einem Marathon verbindet, aber Bikila war die Personifikation des perfekten Marathonläufers.


Bikila überquert die Ziellinie in Tokio 1964 und die Menge jubelt ihm zu!

Die Welt lag ihm nun zu Füßen und nicht nur Afrika. Er bekam einen VW Käfer geschenkt bei seiner glamourösen Rückkehr nach Äthiopien. Er war die bekannteste Person auf dem afrikanischen Kontinent. Er gewann alle Marathons an denen er 1965 und 1966 teilnahm. Doch gerade als er sich auf Olympia 1968 in Mexiko City vorbereiten wollte, verletzte er sich am Fuß. Und die Heilung verzögerte sich weiter, so dass er nicht richtig fit für die Spiele wurde. Trotzdem nahm er teil, musste das Rennen aber nach 15km aufgeben. Später stellte sich heraus, dass er einen Ermüdungsbruch erlitten hatte und jeder normale Sportler wahrscheinlich gar nicht gestartet wäre. Immerhin gewann sein Teamkollege und Trainingspartner Mamo Wolde Gold.

Wendepunkt 1969
1969 traf ihn das Schicksal jedoch extrem hart. Anfang März fuhr Bikila mit seinem Käfer durch Addis Abeba als sein Wagen plötzlich von einem anderes Auto gerammt wurde. Er wurde im Fahrzeug eingeklemmt und war seitdem querschnittgelähmt. Eine neunmonatige Reha in London konnte ihm ebenso wenig helfen wie sein unbändiger Wille. Er blieb zeit seines Lebens von der Hüfte abwärts gelähmt. Sein Ehrgeiz war jedoch ungebrochen. Er gewann 1970 zwei Schlittenhunderennen in Norwegen und war Ehrengast bei Olympia 1972 in München. Er starb am 25. Oktober 1973 an den Spätfolgen des Unfalls durch eine Hirnblutung. Zu seiner Beerdigung waren auch Kaiser Selassie und zehntausende Mitbürger zugegen. In einem Interview kurz vor seinem Tod sagte er 1973: "Men of success meet with tragedy. It was the will of God that I won the Olympics, and it was the will of God that I met with my accident. I accepted those victories as I accept this tragedy. I have to accept both circumstances as facts of life and live happily.” RESPEKT!


Bikila als Ehrengast in München 1972