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Olympia@Spox


Gründer: stamkos91 | Mitglieder: 16 | Beiträge: 2
17.07.2012 um 14:53 Uhr
Geschrieben von LuckyLuke111
Olympische Geschichte(n) II
Weiter geht’s mit dem zweiten Teil der Serie. Dieses Mal geht es um den ersten schwarzafrikanischen Goldmedaillengewinner überhaupt bei Olympischen Spielen, Abebe Bikila! Die Disziplin? Man kann es ahnen, Marathon!

"Who's this Ethiopian?" fragte sich die Kommentatoren nach wenigen Kilometern des Marathonlaufes am 10. September 1960. Kaum einer kannte Abebe Bikila, den 28jährigen Äthiopier. Noch dazu lief er barfuss. Seine vorherigen Zeiten über die Marathonstrecke waren meist inoffiziell und wurden kaum oder gar nicht ernst genommen, weshalb ihm auch keine Chancen eingeräumt wurden.

Es war eine ganz besondere Atmosphäre in der ewigen Stadt Rom. Der Marathonlauf war die letzte Leichtathletikdisziplin, die ausgetragen wurde, und sie wurde zu einem Nachtrennen. Der Start um 17:30 Uhr am Campidoglio führte nach Süden über den Viale Cristofero Colombo und später zurück über die berühmte von Zypressen gesäumte Via Appia Antica zum Ziel am Konstantinsbogen. Damit wurde mit der Tradition gebrochen, den Lauf im Stadion enden zu lassen und es wurde so spät gestartet, dass der Lauf im Dunkeln beendet werden musste. Die Veranstalter wollten den Läufern die Nachmittagshitze nicht zumuten, und die Straßen wurden abends von Tausenden Soldaten mit Fackeln gesäumt, um den Läufern den Weg zu erleuchten, eine Atmosphäre wie in der Oper ‚Aida’. Zwischendurch wurden viele geschichtsträchtige Orte passiert, wie der Palazzo Venezia, die Statue des Kaisers Marcus Aurelius und das Kolosseum. Alles war angerichtet für einen ewig währenden Moment in der ewigen Stadt.

Anfänge
Dabei begann für Abebe Bikila alles ganz bescheiden. Geboren am 7.August 1932, aufgewachsen in einem Dorf, ca. 130 km von Addis Abeba entfernt, folgte er seinem Vater, und hütete Schafe. Er lernte etwas Lesen und Schreiben in einer traditionellen, kirchlichen Geez-Schule. Die karge Hochlandebene seiner Heimatgegend bot wenig Nahrung für die Tiere, so mussten große Wegstrecken zurückgelegt werden, um sie mit Wasser und Futter zu versorgen. Dieses einfache, harte Leben war andererseits ein Glücksfall für Bikila. Durch das Leben in der Hochebene war sein Hämoglobin daran gewohnt, viel Sauerstoff zu transportieren. Durch seine Erfolge wurde man später auf das heute gut bekannte Höhentraining vor Ausdauerwettkämpfen aufmerksam.

Als er 18 Jahre alt war, gingen er und seine Mutter nach Addis Abeba, um Arbeit zu finden. Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit wurde er bei der kaiserlichen Leibgarde angestellt, um dem äthiopischen Kaiser Haile Selassie zu dienen. Als es 1956 eine Parade für die Heimkehrer der olympischen Spiele von Melbourne gab, an denen Bikila seinen Dienst tat, war er fasziniert von den Ehren, die diesen Menschen zuteil wurde und fasste den Entschluss, ebenfalls Olympionike zu werden. So begann er erst mit 24 Jahren, wettbewerbsmäßig zu laufen und zu trainieren. Doch durch sein naturgegebenes Talent und einen sehr ökonomischen Laufstil wurde er rasch entdeckt. Der Trainer Olympiamannschaft von 1956, Onni Niskanen, ein schwedischer Sportlehrer mit finnischen Wurzeln, den Kaiser Selassie von seiner Studienreise aus Skandinavien mitgebracht hatte, um seine Leibgarde in Form zu halten, war begeistert von Bikilas Talent.

Niskanen nahm Bikila, Mamo Wolde und Said Mussa 1958 mit nach Schweden, um dort unter professionellen Bedingungen für Olympia zu trainieren. Er legte großen Wert auf das ökonomische Laufen und eine taktische Schulung. Die Läufer mussten die ersten 30km so laufen, dass sie noch fit waren, um im letzten Streckenabschnitt das Tempo noch forcieren zu können. Als die Gruppe im Juli 1960 nach Äthiopien zurückkehrte, um an der nationalen Ausscheidung teilzunehmen, unterbot Bikila den noch gültigen olympischen Rekord von Emil Zatopek (hier mehr über Triple-Champion Zatopek) aus dem Jahr 1952 um mehr als Anderthalb Minuten. Und das obwohl Addis Abeba über 2300m über dem Meeresspiegel liegt. Trotzdem nahm die Weltöffentlichkeit davon keine Notiz. Niemand kannte Abebe Bikila als er nach Rom kam. Doch er war bereit, die Stadt zu erobern.

Italienische Herrschaft
Fast ein Vierteljahrhundert vorher hatte das faschistische Italien unter Mussolini den Äthiopienfeldzug durchgeführt und das Land unterjocht. Viele Äthiopier waren durch italienische Waffen gestorben oder wurden als Zwangsarbeiter erniedrigt. Erst 1941 hatte die italienische Armee den Abzug erklärt. Vorher wurden jedoch äthipische Schätze und Bauwerke nach Italien transportiert, wie der Obelisk von Axum, der jetzt neben der Marathonstrecke mitten in Rom stand.


Bikila (Nr.11) und Rhadi auf den letzten Kilometern

So kam es, dass der Lauf von Bikila ein Triumphzug für das gesamte äthiopische Volk über den imperialistischen Feind wurde und ein einzelner Mann ganz Rom im Sturmlauf einnehmen konnte. Die italienischen Soldaten standen Spalier, um ihm den Weg mit den Fackeln zu leuchten und Bikila nutzte seine Chance. Bafuss aber trotzdem traumwandlerisch sicher bewältigte er die teils schwierigen Beläge in den Straßen Roms. Seine Fußsohlen waren durch die Lavaablagerungen in der heimischen Hochebene ledern geworden. Nur der Marokkaner Rhadi war ihm noch auf den Fersen, doch als Bikila den Obelisk von Axum bei km 39 erblickte, zog er das Tempo noch einmal an und Rhadi musste abreißen lassen. Bikila gewann das Rennen mit 25sek Vorsprung und neuem Weltrekord. Und auch die Stadt Rom lag ihm zu Füßen, denn man wollte die Gespenster der faschistischen Zeit endlich hinter sich lassen, und konnte dies mit einem Fest für Bikila wunderbar symbolisch begehen.

Afrikanischer Held
Warum Bikila wirklich barfuss lief, lässt sich nicht abschließend beantworten. Er war es jedoch gewohnt so zu laufen und er trainierte auch häufig ohne Schuhe. Zudem schienen seine Schuhe, die vom Ausrüster adidas gestellt wurden, nicht recht zu passen und er lief sich Blasen in den Tagen vor dem Lauf. Andere sagen, er wollte auf die Armut in seinem Land aufmerksam machen aber trotzdem ein Zeichen setzen, indem Afrikaner selbst mit unterlegenem Material siegreich sein können. Letztendlich wurde er ein Held für ganz Afrika. Denn noch nie hatte ein schwarzafrikanischer Athlet eine Goldmedaille für ein afrikanisches Land gewonnen.

Weiter geht's mit Teil 2 zu Abebe Bikila, seinem zweiten, spielerisch leichten Triumph und dem tragischen Ende des Helden
Aufrufe: 1803 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 1 | Erstellt:17.07.2012
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