Teil 2 mit den Konserven vom Sonntag und dem Monday Night Game. Sind meine Erwartungen zu hoch oder bietet dieses Wochenende NFL-Football vom Feinsten?
Ein Divisionsduell. Ein Spiel mit Trainern im Kreuzfeuer. Und ein angeschlagener Boxer gegen den Champ.

Cincinnati vs. Baltimore, Mo. 15h30 (Aufzeichnung)

In der AFC North ist jedes Team mit jedem verfeindet. Die geringste Rivalität herrscht dabei noch zwischen den Bengals und den Ravens, und das, obwohl Bengals-Coach Marvin Lewis einst Stratege hinter der meisterhaften Ravens-Defense war.

Trotzdem ein für beide wegweisendes und extrem wichtiges Spiel. Die Cincinnati Bengals waren in der vergangenen Saison ungeschlagen in ihrer eigenen Division, ein Hauptgrund für den Titelgewinn in der AFC North.

Dass das auch heuer gelingen wird, darf bezweifelt werden: Cincy wurde in New England förmlich überrollt von einer phasenweise brillant aufspielenden Patriots-Mannschaft. Marv Lewis' Defense machte dabei keinen allzu guten Eindruck.

Die Ravens Offense schaute gegen die Jets lange Zeit überfordert aus, aber ich halte QB Flacco zugute, dass er rechtzeitig auf den Gegner reagiert und das Spiel gebogen hat. Trotzdem: Der entscheidende TD kam nur dank zweier Strafen der Jets zustande. Gegen die Bengals trifft Baltimore auf eine gute Laufdefense und mäßig erbaulichen Pass Rush.

Der Game Plan der Ravens müsste lauten: Pass first. Flacco kann also zeigen, ob er dem Hype gewachsen ist.

Die Bengals sind für mich noch eine Unbekannte. Das Passspiel funktionierte, aber erst nach einem 3-31 Rückstand. Ob die Pats noch voll gespielt haben? Wirkte nicht unbedingt so. QB Palmer pflegte in der letzten Saison zudem, gegen gute Coverage ineffektiv zu sein…

Tipp: Ich bin sehr gespalten. Palmer kann jederzeit ein Topspiel rausrutschen, vor allem mit diesem Receiver-Crop. Von daher: Keine Ahnung.

Dallas vs. Chicago, Mo. 17h30 (Aufzeichnung)

Ein Spiel, das bei einer landesweiten Übertragung in den USA Top-Quoten erzielen würde. Cowboys und Bears gehören zu den Mannschaften mit den meisten Anhängern quer durch die Staaten. Zwei Traditionsteams mit glorreicher Vergangenheit, aber trüber Gegenwart.

Die Cowboys gehören, warum auch immer, zu den ganz heißen Tipps für die aktuelle Saison. Zum Saisonauftakt zeigte die Mannschaft aber mal wieder ihr gewohntes Gesicht: Fehleranfällig in den entscheidenden Situationen, überhastet und mit fürchterlichem Play-Calling. Head Coach Wade Philipps, eh schon unter brutalem Druck, gab nach dem Spiel zu, seinem OffCoord keinen weiteren Spielzug vor der Halbzeit mehr angewiesen zu haben. Den interessierte das nicht und prompt entschied sich RB Tashard Choice für einen Fumble, den die Redskins zum siegbringenden TD zurücktrugen.

Ein typisches Cowboys-Spiel: Ansatzweise solide gespielt, sich selbst ins Knie geschossen. Es ist das Markenzeichen der Ära Tony Romo/Wade Philipps.

Cowboys-Chef Jones über seine Coaches: "Es haben schon bessere Leute Fehler gemacht." (sic!)

Chicago gewann zwar, aber nur haarscharf gegen Detroit, nicht wirklich einer der Giganten der Liga. Die Bears hatten Glück, dass für das NFL-Regelbuch Catch nicht gleich Catch bedeutet, ansonsten würde Coach Lovie Smith schon nach Woche 1 mit dem Rücken zur Wand stehen.

Smith hatte vor ein paar Jahren eine dominante Defense, auf die er vertrauen konnte. Nach Jahren des Niedergangs soll die Bears-Verteidigung wieder an alte Zeiten anknüpfen, und gegen Detroit hatte die Verteidigung starke Statistiken: 148 yds Pass, 20 yds (!) Laufspiel in 21 Laufspielzügen.

Lovie Smith war vor einigen Jahren Defensive Coordinator in St Louis. Head Coach damals: Mike Martz, Stratege für die berüchtigte Offense der Rams. Smith ging seit Jahren eine wenigstens halbwegs brauchbare Offense in Chicago ab. Also erinnerte er sich an alte Zeiten, holte sich Martz als OffCoord nach Chicago.

Martz'sches Angriffsschema: Was laufen kann, bitte ab nach vorne zum Ballfangen. Zum Blocken nur eine O-Line plus maximal ein TE. Eine Offense, die eine brillante O-Line braucht und ebenso brillantes Timing zwischen QB und Receivers. Ist das gegeben, sieht es so aus wie 1999 bis 2001 in St Louis. Gerät das aus den Fugen, bitte nachschauen unter "Rams 2002". Der QB wird abgeschossen und wird früher oder später mit Kopfschmerzen auf der Injured Reserve landen.

Martz hat in Chicago in RB Matt Forte seinen neuen Marshall Faulk, einen mehrdimensionalen Running Back, und eine relativ gute Offense Line.

Von daher bin ich sehr gespannt, ob das in Chicago mit Martz und QB Cutler was wird. Cutler gilt als Riesenego mit Mut zum Risiko, was bisher zu vielen Interceptions geführt hat. Chicago 2010 - interessant hauptsächlich wegen der Offense (again: sic!).

Tipp: Dallas. Grund: Der Pass Rush.

San Francisco vs. New Orleans, So./Mo. 02h30

San Francisco gilt nach Woche 1 als Lachnummer der Liga. Eine hohe Schlappe in Seattle, dank einer indisponierten Offense mit einem schwachen QB Alex Smith. Schon beginnen die ersten, die 49ers als Geheimtipp für die Saison aufzugeben. Und dann kommt mit den Saints auch noch die aktuell dominierende Mannschaft daher.

Die Saints haben zwar gewonnen, aber überzeugend war das nicht. Zwei gute Drives, jeweils einer zu Beginn jeder Halbzeit, und fertig war der 14-9-Sieg gegen eine nicht eingespielte Vikings-Mannschaft. Trotzdem deutete sich die Macht des Saints-Passspiels schon wieder an. Gegen die 49ers dürfte das eigentlich schon reichen…

…denn die 49ers haben offensiv so gut wie kein Passspiel, und genau darin läge die exorbitante Schwäche der Saints Defense. Die 49ers glauben aber, mit einer Offense bestehend aus RB Frank Gore zum Erfolg kommen zu können. Ich würde sagen: Für die NFC West reicht das. Für die Saints nicht.

20-Punkte-Sieg für die Saints und alle Welt schreibt die 49ers vorzeitig ab.

Woche 2, Teil 1: Vorschau auf die Sonntagsspiele.