Die Sonntagsspiele auf ESPN America. Und es sind drei Leckerbissen.

Tennessee vs. Pittsburgh, So. 19h

Beide Mannschaften eint einiges: Starke Defense mit Schwerpunkt auf den Lauf, Offense-Fokus ebenso auf das Laufspiel gerichtet, schwarzer QB mit #10. Für beide ist es ein wichtiges Spiel, denn beide spielen in einer bärenstarken Division, und beide haben zum Saisonauftakt einen Sieg einfahren können.

Die Titans waren dabei überzeugender. 38-13 wurden die Raiders niedergekantert, vor allem dank einiger Big Plays, etwas, das man von RB Chris Johnson gewohnt war, nicht aber von QB Vince Young. Young erwies sich am Sonntag als sehr präzise, 13 von 17 Pässen komplett. Aber mei, der Pass Rush der Raiders war auch nicht wirklich prickelnd: Young 2x gesackt, 1x unter Druck.

Mit Blitzburgh wartet da ein ganz anderes Kaliber, eines, das QB Young so noch nicht kennt. Bei den beiden jüngsten Duellen 2008 und 2009 war Young nur Backup. Die Steelers mussten zum Auftakt gegen Atlanta in die Overtime. Was passte: Das Laufspiel wurde kaltgestellt und SS Polamalu bewies mal wieder seinen Riecher für Big Plays.

So richtig in die Gänge kamen die Steelers aber in der Offense nicht. QB Dixon zwar nicht übel, aber vermutlich keiner, in dessen Hände man sein Schicksal legen möchte.

Daher werden beide vorwiegend mit Laufspiel daherkommen. Pittsburgh gezwungenermaßen wegen unerfahrenem QB, Tennessee, weil Johnson einfach ein unglaublich guter Running Back ist. Für mich sind die Titans leichter Favorit, weil ich glaube, dass die Titans auf die Eindimensionalität der Steelers besser reagieren können als die Steelers auf die Eindimensionalität der Titans.

Grund: Chris Johnson, der nur mehr ein paar Wochen entfernt scheint, verheizt zu werden.

New York Jets vs. New England, So. 22h

Für mich das Spiel des Abends. Die Rivalität zwischen den Jets und den Patriots ist seit einigen Jahren eine der schärferen der NFL. Es ist eine Rivalität, die historisch begründet ist (beide Gründungsmitglieder der AFL und seither Divisionsrivalen), kulturell (die Rivalität zwischen dem weltoffenen Big Apple und dem langweiligen, elitären Boston ist legendär), aber auch sportlich und in den letzten Jahren vor allem durch eine Reihe von direkten Wechseln von Charakterköpfen zwischen den beiden Teams.

Als da wäre Bill Parcells, der 1993 vom mehrfachen Superbowl-Champ New York Giants (*pling*) nach Boston kam. Parcells brachte die Patriots im Jänner 1997 in die Superbowl, um anschließend trotz gültigem Vertrag bei den Pats zu den Jets abzuhauen. Die Pats fochten den Wechsel an, bekamen aber nur einen Draftpick, und keinen Parcells zurück. 1998 mussten die Pats auch ihren Franchise-RB Curtis Martin zu den Jets abwandern lassen.

Parcells blieb drei durchwachsene Jahre Head Coach bei den Jets, ehe kam, was immer geschieht, wenn Bill Parcells irgendwo den Head Coach gibt: Er trat vor Vertragsende zurück, machte sich zum General Manager und Bill Belichick zum Nachfolger.

Nun erlebte die NFL ein Déjà-vu, aber in die andere Richtung: Belichick trat auf der Pressekonferenz, auf der er als neuer Jets-Head Coach vorgestellt werden sollte, zurück und wechselte ein paar Tage später nach New England. Kompensation, nach wenig freundlichen Worten: Draftpick in der 1. Runde.

23. September 2001 im Foxoboro Stadium: Patriots QB Drew Bledsoe wird von Jets LB Mo Lewis schwer verletzt, fällt wochenlang aus. Bledsoes Ersatzmann kommt rein: QB Tom Brady, mit dessen Einwechslung die Pats vom Mitläufer- zum Siegerteam mutieren und drei der nächsten vier Superbowls gewinnen, während sich die Jets bei ihren wenigen Playoffauftritten meist selbst ins Knie schossen.

2006 wurde dann Belichicks Assistent Eric Mangini neuer Jets-Coach und schaffte sich einen Feind fürs Leben, als er dem allmächtigen Pats-Coach dessen Assistenten vom Trainingsplatz wegschnappen wollte - was teils gelang. Belichick verweigerte Mangini nach einer Niederlage den Handschlag, und ein Jahr später ließ Mangini zum Saisonauftakt Belichicks Spionageaffäre auffliegen.

Die Pats antworteten auf ihre Weise, mit einer fulminanten 16-0 Saison, verloren aber die Superbowl - gegen den Jets-Stadtrivalen Giants…

Diesmal steht Belichick der sehr laute Jets-Coach Rex Ryan gegenüber, der offen Ansprüche auf die Machtübernahme in der AFC East anstellt. Nach dem blamablen Saisonauftakt dürfte Ryan erstmal etwas ruhig gestellt sein. Belichick pflegte in der Vergangenheit, auf derlei Provokationen mit Niederwalzen des Gegners zu reagieren.

Die Jets stellten gegen Baltimore eine blitzfreudige Defense. Dafür riskierten sie haufenweise 1-gegen-1-Situationen, bei denen die DBs ein ums andere Mal verbrannt wurden. Das könnte gegen die WR-Armada um Moss und Welker tödlich sein. Und Moss dürfte nach seinem PK-Auftritt vom Sonntag extrem motiviert sein.

Im Gegenzug besitzen auch die Pats eine suspekte Secondary. Die Frage bleibt freilich, ob man in Jets-Kreisen QB Sanchez zutraut, diese auszutesten. Sanchez wirkte zuletzt verunsichert, bekam gegen Baltimore kein Bein auf das Spielfeld und lieferte eine grottenschlechte Leistung.

Die Jets werden also auf Laufspiel setzen müssen, eine der Stärken der Pats-Defense. Und RB Tomlinson und RB Greene wirkten beide wenig furchteinflößend.

Es läuft auf einen Patriots-Sieg hinaus. Vielleicht kein Kantersieg, aber die Pats werden die sich bietenden Möglichkeiten besser ausnutzen als die Ravens es gemacht haben und den Vorsprung Schritt für Schritt auf 2-3 Scores ausbauen.

Indianapolis vs. NY Giants, So./Mo. 02h20

Manning Bowl II als Sunday Night Spiel. Colts QB Peyton gegen Giants QB Eli. 2006 bei der ersten Auflage verwies der ältere Bruder den jungen mit 26-21 in einem unspektakulären Spiel, das Indy von Beginn an dominierte, in die Schranken.

Das könnte diesmal anders sein. Die Colts zeigten sich löchrig in der Laufdefense, waren vom Game Plan der Texans ebenso überrascht wie ich, und ließen über 230 yds zu. Da kommt es den Giants gerade recht, dass ihr Fokus genau auf dem Laufspiel liegt. Die RBs Jacobs und Bradshaw dürften die wackelige D-Line der Colts einigermaßen aufwühlen.

Wenn die Colts früh führen, sollte das Spiel aber gelaufen sein. Ich traue Eli nicht zu, einen Luftkampf gegen seinen Bruder siegreich durchhalten zu können. Peyton dagegen sollte effizienter sein als am vergangenen Sonntag: 433 yds für nur 24 Punkte? Eli-Watch für Woche 1: 3 TD, 3 INT. Eine durchwachsene Vorstellung, die aber dank der schwachen Panthers nicht weiter ins Gewicht fiel.

Schlüssel für die Giants: Laufspiel etablieren, Ball kontrollieren, Peyton Manning vom Feld halten, um ja nicht früh mit ein-zwei Scores in Rückstand zu geraten.

Schlüssel für die Colts: Laufspiel stoppen, Spiel schlimmstenfalls lange knapp halten und sonst eben dank schneller Führung Eli Manning zum Passspiel zwingen.

Wenn ich auf das Spiel tippen müsste, würde ich meine Kröten auf die Colts wetten.