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Blogpokal 2012/13


Gründer: Rodnox | Mitglieder: 55 | Beiträge: 9
Von: Ecko
15.04.2013 | 3009 Aufrufe | 12 Kommentare | 4 Bewertungen Ø 9.0
Ein großes Theater
Ist die ganze Welt ein Fußball?
Zeit zum Sinnieren
Schauspieler und Regisseur Max Reinhard sagte einst, dass Theater der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen sei. Was hat das mit dem zuweilen kunstvollen Spiel an der Lederkugel zu tun?

Nicht erst seitdem sich italienische Langstrumpfträger mit aller inszenierten Dramatik in gegnerische Strafräume stürzten und mit lügnerisch-erzürntem Blick Richtung Jury schauten, ist Fußball auch ein großes Theater mit tosendem Publikum und grüner Bühne. Jedes Wochenende schreiten Solisten, Chorsänger und Statisten in die Arenen dieser Erde. Jeder spielt seinen Part. Versagt der Tenor beim hohen C pfeift die Menge, gelingt die Vorführung ist die Tribüne außer sich. Für die besten des Fachs gibt es Sondervorstellungen unter der Woche, wo sie unter dem Klang von heroischen Hymnen gegeneinander antreten.

Worum geht es denn schlussendlich beim Fußball? Jeder Sport befindet sich mehr oder weniger fernab des realen Lebens. Vielmehr gehen junge Männer und Frauen ihren Hobbys nach und einige können groteskerweise damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, im besten Fall weltbekannt werden. Sie vereinen Jünger hinter sich. Das Ballspiel wird zur (Ersatz-)Religion. Doch unter dem Brennglas betrachtet, ist Fußball reine Unterhaltung. Der Pöbel wird gefüttert mit guten und schlechten Gefühlen und Erlebnissen. Wir alle verfallen dem Geist und zentrieren dieses Spiel in unserem Leben.

Egal ob man die kleinen Laienbühnen in der Kreisklasse oder die große Staatsoper in Bundesliga besucht. Das Spiel bleibt das Gleiche, nur die Qualität variiert. Wir fühlen uns zu unseren Heroen hingezogen, persönlich verpflichtet zu einem bestimmten Verein. Zuweilen können wir nicht mehr zwischen der wahren Realität und dem Schauspiel in den Stadien unterscheiden. Das Publikum egal ob der Mäzen in der Loge oder der einfache Mann in der letzten Reihe ist zentraler Adressat. Ohne sie wäre das Spiel simple sportliche Betätigung von 22 Männern oder Frauen mit einem Aufpasser.

Wir der Pöbel zermartern uns das Gehirn, welcher Spieler wohin geht, wie viel der neue Hauptsponsor zahlt, wie lange der Trainer noch bleiben darf. Wir streiten uns über die kleinsten und belanglosesten Details und merken zuweilen gar nicht, dass es sich doch nur um ein Spiel handelt. Es zieht uns in den Bann, lässt Grenzen verschwimmen und Rationalismus bleibt auf der Strecke. Wir streiten darum, wer den größten Wissensfundus hat, wer der Beste wäre, dürften wir selbst einmal die Bühne betreten.

Und die größten Experten befinden sich in der Kritikerloge. Gescheiterte Lebenskünstler-Existenzen sitzen mit gespitztem Bleistift wahlweise und nach Bedeutung in der ersten oder letzten Reihe, schauen mit angestrengt-kritischem Blick auf das Geschehen, bewerten, spekulieren, geben Noten. Die künstlich hochgezogene Augenbraue verdeutlicht und symbolisiert die bewertende und gleichfalls vom Geschehen distanzierende Haltung. Zuweilen ist das Opernglas nicht ausreichend poliert und trotzdem landet nach jeder Aufführung eine vermeintlich ausgewogene Rezeption auf dem Papier. Ergebnis sind oftmals fragwürdige Schrifterzeugnisse. Die Leserbriefspalten und Internetgemeinden eigentlich das demokratische Biotop bilden kein Regulativ, sondern vielmehr das Planschbecken für alle, die es gern einmal zu ernst nehmen mit dem, was sich Fußball nennt und was schlussendlich ein großes Theater ist.
ø 9.0
KOMMENTARE
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gerosimo
16.04.2013 | 07:26 Uhr
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gerosimo : 
16.04.2013 | 07:26 Uhr
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gerosimo : 
@Ecko:
Besonders gut gefällt mir Deine ausgefeilte und gehobene Sprachqualität. Die Blog-The-mat/atral-ik finde ich ebenfalls gelungen.

Schade hingegen finde ich, dass das Ende doch recht plötzlich kommt. Für mich wirkt der Beitrag wie ein gut angesetzter zweieinhalbfacher Salto vom Zehn-Meter-Turm - leider endet der Sprung dann gefühlt eine Viertelumdrehung zu früh. Nicht im Planschbecken, sondern definitiv im erwachsenen Springerbecken.

Die Abzüge des Sprungrichters müssen dennoch so hoch ausfallen, dass der Kritiker vom Besuch der Folgevorstellung eher abrät.
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Ecko
15.04.2013 | 17:43 Uhr
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Ecko : 
15.04.2013 | 17:43 Uhr
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Ecko : 
Auch beim Blogpokal sollte man immer schön locker bleiben. Hier mein kleiner aber hoffentlich feiner Beitrag. Mein Gegner müsste der/die Königsklasse sein. Viel Erfolg wünsche ich.
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