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Blogpokal 2011/12


Gründer: Rodnox | Mitglieder: 90 | Beiträge: 1
27.09.2011 um 10:22 Uhr
Geschrieben von maschemist
Hätte, Wenn & Aber
...oder die Seite, die eine Strecke war.

Ursache und Wirkung - und die Wirkung, die wieder zur Ursache der nächsten Wirkung wird. Ein Großteil unseres Lebens wird so bestimmt. So natürlich auch bei mir und besonders in der folgenden (wahren) Geschichte.

Es ist schon etwas her - der Freitag der letzten Sommerferienwoche. Als guter Sohn bin ich bei meiner Mutter zu Besuch und wir machen uns einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher. Doch dann schlägt das Schicksal zu, in einer Kette verschiedener Ereignisse, schaut als Resultat, als letztes Kettenglied, meine Mutter mich kritisch an und fragt: "Hast du das gerade wirklich gesagt?", und ich möchte nur im Boden versinken.

Was war passiert, wie konnte ich in diese Situation geraten, was hatte meine Mutter so enttäuscht? Und was hatte ich gesagt?

Dazu müsste man zunächst erwähnen, dass ich im Moment auf Lehramt studiere und nebenbei Nachhilfe gebe. Da ich als Nachhelfer in einem größeren Unternehmen angestellt bin, kam es an diesem Freitag bereits zum zweiten Mal dazu, dass ich im Unterricht von einem Kamerateam gefilmt wurde. Diesmal vom NDR.

Als wir also an diesem Abend vor dem Fernseher saßen, lief die Reportage, in der ich meinen großen Auftritt hatte. Ich wollte von meinen Schülern wissen, wie man den Flächeninhalt einer Raute berechnet. Für die Unwissenden unter Euch: Dazu benötigt man die Längen der beiden Diagonalen, die Strecken e und f. Und was frage ich in dem kurzen Filmausschnitt? "Welche Seiten brauchen wir denn?"

Der ein oder andere mag jetzt sagen: "Wen interessiert's? Seite, Strecke, ist doch fast das gleiche."

Aber es ist halt nur fast das gleiche. Und in der Mathematik gibt es kein fast richtig. Es nur richtig oder falsch, und fast richtig ist dementsprechend falsch. Deshalb werden Mathematiker im Studium auch intensiv darauf getrimmt, keine Fehler zu machen. Denn jedes Mal, wenn man einem Schüler gegenüber etwas Falsches sagt, könnte es hängen bleiben. Und meiner Mutter, der Mathelehrerin, fällt es sofort auf, was zu der oben erwähnten Frage führte. Gefolgt von einem: "Im Referendariat darfst du dir so was aber nicht erlauben!"

Hätte ich mir diesen Versprecher nicht geleistet, wäre also alles in Butter gewesen.

Wie konnte es also dazu kommen, dass ich über meinen Fehler nicht gestolpert bin? Schließlich bin ich ein trainierter Bloß-keine-Fehler-Macher. Und auch wenn ich hin und wieder Fehler mache, so hab ich bei so einfachen Sachen wie Schul-Mathe gleich ein merkwürdiges Gefühl, sobald ich etwas Falsches sage oder schreibe (ich möchte hier niemandem zu nahe treten, aber wer ein paar Semester Mathestudium hinter sich hat, kann Schul-Mathe im Schlaf). Da gibt's in meinem Hinterkopf einen kleinen van Bommel, der meinem Unterbewusstsein eine Blutgrätsche verpasst, so dass ich kurz innehalte und nochmal nachdenke, wodurch mir mein Fehler eigentlich auffällt. Aber irgendwie war der kleine van Bommel ausgeschaltet. Vermutlich lag es daran, dass ich in der Nacht davor nur 3 Stunden geschlafen habe.

Hätte ich länger geschlafen, wäre mein Gehirn mit Sicherheit leistungsfähiger gewesen.

Warum habe ich dann nicht länger geschlafen?

Es war die erste Woche der NFL Preseason und meine Cowboys spielten um 2:30 Uhr gegen die Broncos. Wer jetzt keine Ahnung von Football hat: Die Preseason ist die Vorbereitung auf die Saison und in diesen Spielen kommen hauptsächlich Ersatzspieler zum Einsatz. Während zu Spielbeginn noch die Stammspieler ran dürfen, ist das Spiel ab Mitte der ersten Hälfte in etwa mit einem Duell von Bayerns A-Jugend gegen Energie Cottbus II zu vergleichen.

Hätte ich das Spiel nicht gesehen, hätte ich also locker ausschlafen können.

Warum habe ich das Spiel dann nicht einfach sausen lassen? Es ging um nichts, war nicht unbedingt schön anzuschauen und am nächsten Tag hatte ich meinen Fernsehauftritt.

Ganz einfach, es war das erste Spiel der neuen Saison, das erste Football-Spiel seit Anfang Februar und das erste Cowboys-Spiel seit Anfang Januar. Ich musste also 6 Monate auf Football und 7 Monate auf meine Cowboys verzichten.

Hätte ich also nicht so lange auf meinen Lieblingssport (neben Fußball) verzichten müssen, hätte ich das Spiel locker links liegen lassen können.

Warum musste ich denn so lange auf Football verzichten?

Der Lockout war ausnahmsweise nicht daran schuld, denn die Saison begann gerade noch pünktlich. Der Spielplan ist schon seit Jahren so ausgelegt, dass zwischen Februar und August nicht gespielt wird. Das liegt zum einen daran, dass man mit allen großen Sportligen in den USA versucht sich aus dem Weg zu gehen, zum anderen will man den Spielern Zeit zur Erholung geben. Schließlich ist Football ein Spiel, das körperlich etwas anspruchsvoller ist.

Würden diese Memmen von NFL-Spielern also endlich mal so tun, als wären sie echte Männer, und der Liga erzählen, dass sie nicht so eine lange Pause bräuchten, hätte ich nicht so lange auf Football warten müssen.

Fassen wir nochmal alles zusammen:
Wenn die Footballspieler nicht so eine lange Pause bräuchten, hätte ich nicht so lange ohne Football auskommen müssen. Dann hätte ich mir das Spiel nicht angucken müssen und hätte ausschlafen können. Dann wäre ich fit wie ein Turnschuh zur Nachhilfe erschienen, hätte meinen Versprecher bemerkt und korrigiert und meine Mutter wäre nicht enttäuscht sondern stolz wie sonst was gewesen.

Aber die Spieler haben ja keine Lust, auf die Leiden eines einzelnen - wenn auch treuen - Fans einzugehen. Und meine Mutter glaubt seitdem vermutlich, dass ich von Mathe keine Ahnung habe, und dass ich einen großen Teil zur allgemeinen Volksverdummung beitrage.

Es lässt sich also sagen, dass an allem bloß diese blöden NFL-Spieler schuld sind.

All jene, die meiner Logik jetzt nicht ganz folgen konnten, möchte ich bitten, euch einfach mal vorzustellen, dass ihr ein halbes Jahr komplett auf euren Lieblingssport (z.B. Fußball) verzichten müsst. Und dann stellt euch bitte noch vor, eure Lieblingsmannschaft (z.B. Hertha) spielt um 2 Uhr nachts mit einer B-Elf gegen die Sportfreunde Lotte. Würdet ihr dann nicht wach bleiben, egal was am nächsten Tag ist?

Zum Abschluss für alle Interessierten: Meine Boys haben das Spiel dank einer starken Vorstellung ihres dritten Quarterbacks Stephen McGee mit 24-23 gewonnen. Highlights gibt es hier zu sehen.
Aufrufe: 3049 | Kommentare: 30 | Bewertungen: 31 | Erstellt:27.09.2011
ø 7.5
KOMMENTARE
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JägermeisterB
27.09.2011 | 15:04 Uhr
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27.09.2011 | 15:04 Uhr
-1
fand mamö spannender.
daher: 7 Punkte

3
NicoMadi
27.09.2011 | 14:02 Uhr
1
-3
NicoMadi : 10 Points to Maschemist
27.09.2011 | 14:02 Uhr
-3
NicoMadi : 10 Points to Maschemist
Wir kenne das alle was Football so anrichten kann, dazu kommt noch die Spannung vom Lockout, da war alles andere egal.
1
Graetsche
27.09.2011 | 11:14 Uhr
1
-1
Graetsche : 7 punkte
27.09.2011 | 11:14 Uhr
-1
Graetsche : 7 punkte
finde ich zwar interessant, aber zum einen wirkt das durch die zwischenzeitliche langatmigkeit etwas zäh, zudem werde ich nicht wirklich an die thematik gefesselt. die einleitung wusste da vergleichsweise noch am meisten zu überzeugen, obwohl etwas lang geraten. mir war das etwas zu geradlinig. insgesamt aber sprachlich gut und daher sind das allemal gute 7 punkte.
1
gartenzwerg
27.09.2011 | 11:12 Uhr
1
-1
27.09.2011 | 11:12 Uhr
-1
Ich war ja gespannt, ob Du einen Football-Blog raushauen würdest,
ist ja nun eher keiner geworden, obwohl der Football ja Auslöser der
Hätte, wenn und aber - Story war.

Mir hat der Blog gefallen, er liest sich gut, allerdings ohne große Höhen und Tiefen.
Da es mir natürlich unheimlichen Spaß bereitet den (angehenden) Lehrer zu bewerten, warte ich damit bis ich alle Blogs gelesen habe.
1
taneu
27.09.2011 | 11:07 Uhr
0
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taneu : 
27.09.2011 | 11:07 Uhr
0
taneu : 
Da brauch ich nicht nachdenken. Das Thema interessiert mich nicht, aber du hast es geschafft, dass ich das mit Wonne zu Ende gelesen habe. Am Anfang erzeugst du Spannung, weckst die Neugierde, zwischendurch etwas langatmig, ich dachte sogar zwischendurch mal, was hat das mit Sport zu tun. Aber am Ende kriegst du wunderbar die Kurve und rationalisierst dir deinen Fehler weg und schiebst in der NFL zu. Wunderbar.

10 Punkte
0
FabianPramel
27.09.2011 | 10:36 Uhr
2
-1
27.09.2011 | 10:36 Uhr
-1
die einleitung hat was... auch wenn sie sehr lang geraten ist.
über den rest muss ich nochmal nachdenken.

bewertung im jury-blog.
2
Koviloto
27.09.2011 | 10:32 Uhr
2
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Koviloto : 
27.09.2011 | 10:32 Uhr
-1
Koviloto : 
Noch ne Real-Life-Story. Gefällt mir aber ebenfalls ganz gut!! Die Geschichte finde ich interessant, obwohl sie durch die ständig folgenden Folgen () ein wenig runtergerattert wirkte. Die Seite, die eine Strecke war... tja, was NFL-Spieler nicht alles für Schaden anrichten können!!

Aber auch bei dir wart ich mit der Bewertung, bis der dritte Teilnehmer sein Werk online gestellt

EDIT

Muss leider offline daher zähl ich mal die beiden bisherigen Blogs als Maßstab für die Bewertung..!! Wie bereits angesprochen wirkt das ganze wegen des teils runtergeratterten Eindrucks ziemlich unrund, die vielen Absätze stören auch den Lesefluss etwas !!!! Aber es war interessant zu lesen und sprachlich absolut in Ordnung, gleichwenn es mich persönlich im vergleich zu Anderen hier nicht in gleichem Maße kickt ! 7 Punkte
2
maschemist
27.09.2011 | 10:23 Uhr
1
-1
maschemist : 
27.09.2011 | 10:23 Uhr
-1
maschemist : 
Dieser Blog ist ein Beitrag zum Blogpokal 2011/12. Zur Bewertung des Blogs einen Kommentar mit einer Note von 1 - 10 schreiben und bitte einen kurzen Satz zur Begründung.

Meine Kontrahenten sind Webatz und mamö99
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