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Fußballtraining


Gründer: vanGaalsNase | Mitglieder: 27 | Beiträge: 1
15.11.2012 um 04:17 Uhr
Geschrieben von vanGaalsNase
Futsal III (Offensive)
In Thailand findet derzeit die Futsal-WM statt, die Hallensaison steht unmittelbar bevor und bereits im letzten Blog schrieb ich über die Eigenheiten dieser seitens der FIFA offiziellen Hallenfußballvariante. Während ich mich zuvor eher auf die defensivtaktischen Aspekte beschränkte, steht nun die Offensive im Fokus.

1. Grundlagen
Im Futsal empfiehlt es sich grundsätzlich, den Ball mit der Sohle anzunehmen, weil der glatte Ball durch die geringe Reibung mit dem glatten Hallenboden wegrutschen kann. Die Annahme mit der Sohle sollte in einer solchen Weise geschehen, dass mittels der ersten Berührung das Spielgerät direkt vorgelegt wird. Damit kann der Ball schnell weitergespielt werden.

Bestenfalls ist jeder Angriff mit einem Torschuss abzuschließen. Idealerweise sind Torschüsse flach auf den langen Pfosten zu platzieren. Hierhin sollte sich stets ein Angreifer begeben, um den Ball verwerten oder abstauben zu können.

Im Futsal sind mit dem Pass und dem Dribbling grundsätzlich die gleichen technisch-taktischen Grundlagen erforderlich wie im Fußball. Allerdings ist die jeweilige Gewichtung der Mittel anders gelagert. So sind Dribblings in den engen Räumen des Futsalfeldes wesentlich wirksamer als im Fußball, weil für ein reines Passspiel der Platz fehlt. Zwar gilt der reine Pass bereits als Mittel, um die gegnerische Defensive in Bewegung zu bringen und so Freiräume entstehen zu lassen; wegen der stärkeren Manndeckung im Futsal haben Dribblings und die Bewegungen der Mitspieler ohne Ball einen noch größeren Einfluss auf das Deckungsverhalten des Gegners als im eher ballorientierten Fußball.

2. Rotationen
Wegen diesen Eigenheiten im Futsal bedarf es fester Bewegungs- und Angriffs-muster in der Offensive. Nur so kann die gegnerische Abwehr in Bewegung gebracht und das Tor unter Druck gesetzt werden. Für die typischen Angriffsformationen (2-2 oder 4-0, Raute) empfehlen sich grundsätzlich Rotationen der Spieler, wobei jede Position wie im Positionsspiel stets ausgefüllt werden muss. Verlässt ein Spieler seine Position, muss sie ein anderer übernehmen. Nach hinten muss eine permanente Absicherung bestehen.

Rotationen führen dazu, dass die Spieler verschiedene Positionen einnehmen; am Ende eines Spielzuges stehen sie wieder auf ihrer Ausgangsposition. Durch die Bewegungen sollen mehrere Optionen zeitgleich entstehen, mittels derer die gegnerische Deckung ausgespielt werden soll. Wegen den permanenten Wechseln ist es wichtig, dass die Spieler im technisch-taktischen Bereich möglichst gleichstark sind, um Qualitätsverluste zu vermeiden.

a) Quadrat (2-2)
Das 2-2 ist neben der Raute die gebräuchlichste Formation im Futsal. Wegen den jeweils doppelt besetzten hinteren und vorderen Linien wird der Raum breit gemacht. Dies erschwert es dem Gegner, gegen den Ballführer zu doppeln. Aller-dings mangelt es dem 2-2 an Dreiecken, was für ein Passspiel wichtig ist. Darum muss für das 2-2 eine Rotation gelaufen werden, die zumindest kurzzeitig Dreiecke entstehen lässt.

Eine solche Rotation stellt der Schmetterling dar. Dieser erhält seinen Namen aus der Form der Lauf- und Passwege, die auf beiden Seiten aussehen, als seien sie Flügel eines Schmetterlings.


Spieler I ist der Ausgangspunkt und passt den Ball quer zu Spieler II. Nach erfolgtem Pass, bewegt sich Spieler I diagonal ins Feldzentrum (Laufweg 1a) und bleibt dabei stets anspielbereit. Während er seine Position verlässt, bewegt sich Spieler IV in den freiwerdenden Raum (1b). Durch den Laufweg von Spieler I ins Zentrum entsteht aus ihm sowie den Spielern II und III ein Dreieck auf der Ballseite. Dies ermöglicht ein Kurzpassspiel in Ballnähe. In dieser Situation kann der Ballführer (Spieler II) entscheiden, ob er den Ball ins Zentrum passt oder quer zum sich fallen lassenden Spieler IV. Diese Optionen erschweren es dem Gegner zusätzlich, effektiv zu verteidigen.

Ist Spieler I im Zentrum angelangt und auf ihn ist kein Pass erfolgt, bewegt er sich aus dem Zentrum heraus auf die vorherige Position von Spieler IV (Laufweg 2).

Wegen der starken Mannorientierung im Deckungsverhalten wird die gegnerische Abwehr durch die Laufwege in Bewegung gebracht, was Räume für die offensive Mannschaft öffnet. Auf diese Weise kann nach und nach Raumgewinn erzielt werden, ohne zu viel Risiko mittels Dribblings einzugehen.

b) Raute (1-2-1)
Alternative zum 2-2 ist die Raute die zweite Grundformation des eigenen Aufbauspiels. Durch die Raute entstehen in Länge und Breite jeweils drei Linien. Ferner bestehen stets Dreiecke, was ein ausgeprägtes Passspiel fördert.

Allerdings kann die Raute bei einer starken und druckvollen Verteidigung des Gegners akut unter Druck gesetzt werden, weshalb sie nur gelegentlich zum Einsatz kommen sollte.

Eine wichtige Position im Spiel mit der Raute ist der sogenannte Pivot. Der Pivot ist derjenige Angreifer, der regelmäßig am nächsten zum gegnerischen Tor steht (Spieler IV). Weil der Raum hier besonders eng ist, erfordert die Position des Pivots ein hohes Maß an technisch-taktischen Fähigkeiten. Er muss den Ball mit Rücken zum Tor unter starkem Gegnerdruck annehmen, behaupten und weiterspielen können. Dies erfordert zudem körperliches Durchsetzungsvermögen, insbesondere, wenn ein gegnerischer Verteidiger im Rücken des Pivots deckt.


Nachdem der Pass von Spieler II erfolgt ist, läuft dieser diagonal vom Ball weg in Richtung des zweiten Pfostens (Laufweg 1a). Währenddessen nimmt Spieler I die freiwerdende Position ein (1b) und der Pivot lässt sich Richtung Ball fallen (2).

Damit erhält der jetzige Ballbesitzer III drei Optionen zum Weiterspielen: Er kann einen Pass zum Pivot spielen oder einen weiten Pass auf Spieler II. Ist beides nicht möglich, passt er zurück zum nun im hinteren Zentrum stehenden Spieler I. Bei dieser Variante lässt sich Spieler II wieder nach hinten fallen und nimmt die ursprüngliche Position von Spieler I ein, sodass wieder eine Raute entsteht.

Bei dieser Rotation ist auffällig, dass eine verschobene 2-2-Formation entsteht, nachdem Spieler II den Weg zum langen Pfosten nimmt. Dann kann situativ entschieden werden, ob man in der Raute verbleibt oder die Formation ändert. Diese mögliche Änderung der Formation führt zwangsläufig dazu, dass der Gegner - bedingt durch die Manndeckung - seine Verteidigungsformation ebenfalls umstellen muss. Dies kann zu Lücken für finale Pässe oder Torschüsse führen.
Aufrufe: 9902 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 4 | Erstellt:15.11.2012
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KOMMENTARE
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SuperZlatan9
23.11.2012 | 11:43 Uhr
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23.11.2012 | 11:43 Uhr
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Starker Blog, 10/10
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vanGaalsNase
15.11.2012 | 04:27 Uhr
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vanGaalsNase : Fazit
15.11.2012 | 04:27 Uhr
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vanGaalsNase : Fazit
Futsal ist im Hinblick auf die Taktik eine Mischung aus Basketball und Fußball. Wegen des kleinen Feldes und der geringen Spieleranzahl sind festgelegte Laufwege und Angriffsschemata unerlässlich, um gegen die stärker mannorientierte Deckung des Gegners zu Abschlussaktionen kommen zu können. Dahingehend ist der Futsal geeignet, auch für den Fußball für gewisse Situationen in engen Räumen Lösungen anzubieten.

Die Rotationen bei eigenem Ballbesitz sollen den Gegner in Bewegung bringen, sodass Lücken und Freiräume entstehen. Außerdem sollen Passoptionen gebildet werden. Indem am Ende stets wieder in die Ausgangsformation zurückgekehrt werden muss, während keine Position unbesetzt sein darf, folgen die Rotationen festen Grundregeln, anhand derer die Spieler kaum in Unordnung verfallen können. Stattdessen sind die Laufwege logisch und die Optionen folgerichtig, weshalb kaum Gefahr entsteht. Damit sind die Rotationen die Grundformen jeglicher festgelegter Laufwege und Angriffsschemata.

Ferner wird im Futsal dem Dribbling eine höhere Aufmerksamkeit zuteil, als es im Fußball der Fall ist. In jener Hinsicht profitiert abermals der Fußball. Der kleinere und sprungreduzierte Ball fordert eine Umstellung in der Behandlung, was gemäß der differenziellen Lernmethode große Auswirkungen auf die Technik hat.

Und auch für die bald anbrechende Hallenfußballsaison bieten diese Laufwege geeignete Mittel an, um sich Vorteile gegenüber anderen Mannschaften zu verschaffen, welche den Fußball vom Rasen einfach in die Halle tragen wollen. Doch diese oberflächliche Herangehensweise wird zu Problemen führen, wenn man einen Gegner vor sich hat, der mittels diesen simplen Rotationen für ständige Bewegung sorgt.
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