04.01.2012 um 01:48 Uhr
Geschrieben von vanGaalsNase
Angriffsstile im Vergleich I
Im heutigen Fußball wird fast ausschließlich im Pressing verteidigt. Diese Abwehrstrategie lässt sich aber noch in Angriffs-, Mittelfeld- & Abwehrpressing unterteilen. Da seit 2008 offensichtlich ist, dass man auch planbar angreifen kann, ist das Bedürfnis groß, auch in der Offensive Systeme & Strategien in derartige Kategorien einzuordnen. So könnte man damit beginnen, ein Konterspiel von einem ausgeprägten Ballbesitzspiel zu unterscheiden. Allerdings sind diese Spielweisen lediglich Folgen aus übergeordneten Ideen. Es geht nämlich noch etwas genauer, indem man direkt auf das Passspiel zu sprechen kommt & eben dieses nochmals unterteilt.
Grundlagen des Passspiels
Das allgemeine Passspiel setzt sich aus den untrennbar miteinander verbundenen Komponenten des Passes & der ihm vorausgehenden Einnahme der Hilfestellung von den Mitspielern des Ballbesitzers zusammen. Dabei kommt es darauf an, sich ständig im Bezug zum Ballbesitzer, also ballorientiert, anzubieten. Bestehen keine Passoptionen, kann auch kein Abspiel erfolgen. Wie man allerdings diese Grundlagen ins Passspiel der eigenen Mannschaft einbindet und anwendet, kann in unterschiedlichen Stilen, etwa dem Positions- oder dem Lauf- und Vertikalspiel resultieren.
1. Positionsspiel
Beim Positionsspiel, das seinen Ursprung im Totalen Fußball der Niederlande hat, werden grundsätzliche Positionen eingenommen, die die wesentlichen Räume in Ballnähe besetzen. Diese Positionen werden geringfügig (um etwa 5-10m) im Bezug zum Ball(führer) korrigiert, um stets anspielbar zu bleiben. Verlässt ein Spieler seine Position (besser: ballnahe Zone), muss ein anderer sie einnehmen, um die Grundformation aufrecht zu erhalten. Keine Position/Zone darf unbesetzt sein.
Entscheidend beim Positionsspiel ist eine Raumaufteilung, die eine eigene Überzahl am Ball in Dreiecksformationen entstehen lässt. So wird beispielsweise aus der Viererkette samt einem alleinigen Sechser eine W-Formation, indem sich die AV weiter nach vorne schieben. Ferner muss in der Mitte ein ständiges Dreieck aus zentralen Mittelfeldspielern entstehen, die untereinander permanent anspielbar sein sollen. Die Mannschaft bringt sich ergo in eine feste Formation, wobei die Abstände von Position zu Position nicht mehr als 15m betragen sollen. In dieser Formation bewegt sich die Mannschaft bei eigenem Ballbesitz geschlossen nach vorn.
Die Positionierung in ständigen Dreiecken begünstigt wegen der vorwiegend diagonalen & kurzen Hilfestellungen zum Ball nicht nur ausgeprägte Ballzirkulationen, sondern stellt gleichzeitig eine Möglichkeit zur Abwehr von gegnerischen Kontern mittels Gegenpressing dar, sofern der Ball an den Gegner verloren gehen sollte. Würden hingegen Positionen freigelassen werden, ergeben sich Freiräume für den Gegner.
Ein Vorteil der zueinander diagonalen "festen" Positionen ist, dass Pässe weniger aus der Bewegung gespielt & angenommen werden. Stattdessen haben alle Spieler eine offene Stellung inne. Der Körper ist dabei frontal auf den Ball ausgerichtet, während die Beine schulterbreit auseinander stehen. Damit wird der Körper in eine stabile Position gebracht & eine Ballannahme mittels Fußinnenseite beider Füße gewährleistet. Auf diese Weise kann der Ball sofort in sämtliche Richtungen mitgenommen und/oder weitergespielt werden. So wird ein schnelles oder gar direktes Passspiel ermöglicht. Optimaler Weise erfolgt die offene Stellung in Richtung Spielfeldzentrum und/oder gegnerisches Tor.
Die offene Stellung wird außerdem durch Pässe in den Fuß erleichtert, wodurch diese dann auch einfacher zu kontrollieren sind. Damit wird eine gewisse Streuwirkung des Passes verhindert, sodass Gegner den Ball schwerer erlaufen bzw. abfangen können. Ferner könnte der Passempfänger im gegebenenfalls engen Raum die Übersicht & mangels Stabilität in der Bewegung die Kontrolle über den Ball verlieren, wenn er diesem erst hinterherlaufen muss.
Durch diese Sicherungsmaßnahmen im eigenen Passspiel wird die Qualität des Ballbesitzes gesteigert, die dabei eine so wichtige Rolle einnimmt, dass die Quantität automatisch erhöht wird, was sich wiederum auf die gesamte Spielkontrolle auswirkt, da der eigene Ballbesitz verhindert, dass der Gegner ein Tor schießen kann. Das erste Ziel im Positionsspiel ist es demnach, den Ball zu kontrollieren. Ist das erfolgt, kann der Spielaufbau dahingehend beginnen, mittels Raumgewinn Torchancen zu erspielen.
Das Positionsspiel empfiehlt sich daher für Mannschaften, die einen kontrollierten bis hin zu einem dominanten Spielaufbau bevorzugen. Bayern München agiert seit dem Wirken Louis van Gaals als Trainer in dieser Spielweise und erreichte 2009/10 als Double-Gewinner das CL-Finale.
Allerdings darf die Einhaltung der Grundformation nicht zulasten einer gewissen Variabilität gehen. Trotz der grundsätzlich festen Positionen, sollte das Spiel nicht zu statisch werden. Es muss permanent situativ & variabel agiert werden. Dabei gilt insbesondere im Angriffsdrittel, Positionen/Zonen neu zu bilden oder neu zu besetzen, bis Räume für einen Tempowechsel und/oder finalen Pass in die Spitze offen sind. Gemäß der strengen niederländischen Doktrin zum Positionsspiel, zu deren Anhängern auch Louis van Gaal zählt, werden die Positionen selten bis nie gewechselt. Das führt jedoch dazu, dass die Offensivbemühungen leicht ausrechenbar & somit einfacher zu verteidigen sind. Das war schließlich auch einer der Gründe, weshalb van Gaal bei Bayern entlassen wurde. Die starren Positionsvergaben waren irgendwann allen Gegnern der Münchener klar, wodurch ihnen vorne die Durchschlagskraft und somit der Weg zum Erfolg fehlte.
Des Weiteren kann das Positionsspiel auch dahingehend übertrieben werden, dass der eigene Ballbesitz zum reinen Selbstzweck wird. Dabei fehlt es dann an der Zielstrebigkeit, überhaupt den Abschluss zu suchen.
2. Lauf- und Vertikalspiel
Dem Positionsspiel steht das schnelle Spiel in die Spitze gegenüber, das von viel Bewegung und Vertikalpässen geprägt ist. Dieses stärker nach vorne gerichtete Angriffskonzept, welches wesentliche Elemente von Kontern aufweist, ist risikoreicher als das auf Ball- und Spielkontrolle ausgelegte Positionsspiel. Die Quantität des Ballbesitzes spielt hierbei keine Rolle, sodass es häufiger zu Ballbesitzwechseln kommt.
zu Teil 2
Grundlagen des Passspiels
Das allgemeine Passspiel setzt sich aus den untrennbar miteinander verbundenen Komponenten des Passes & der ihm vorausgehenden Einnahme der Hilfestellung von den Mitspielern des Ballbesitzers zusammen. Dabei kommt es darauf an, sich ständig im Bezug zum Ballbesitzer, also ballorientiert, anzubieten. Bestehen keine Passoptionen, kann auch kein Abspiel erfolgen. Wie man allerdings diese Grundlagen ins Passspiel der eigenen Mannschaft einbindet und anwendet, kann in unterschiedlichen Stilen, etwa dem Positions- oder dem Lauf- und Vertikalspiel resultieren.
1. Positionsspiel
Beim Positionsspiel, das seinen Ursprung im Totalen Fußball der Niederlande hat, werden grundsätzliche Positionen eingenommen, die die wesentlichen Räume in Ballnähe besetzen. Diese Positionen werden geringfügig (um etwa 5-10m) im Bezug zum Ball(führer) korrigiert, um stets anspielbar zu bleiben. Verlässt ein Spieler seine Position (besser: ballnahe Zone), muss ein anderer sie einnehmen, um die Grundformation aufrecht zu erhalten. Keine Position/Zone darf unbesetzt sein.
Entscheidend beim Positionsspiel ist eine Raumaufteilung, die eine eigene Überzahl am Ball in Dreiecksformationen entstehen lässt. So wird beispielsweise aus der Viererkette samt einem alleinigen Sechser eine W-Formation, indem sich die AV weiter nach vorne schieben. Ferner muss in der Mitte ein ständiges Dreieck aus zentralen Mittelfeldspielern entstehen, die untereinander permanent anspielbar sein sollen. Die Mannschaft bringt sich ergo in eine feste Formation, wobei die Abstände von Position zu Position nicht mehr als 15m betragen sollen. In dieser Formation bewegt sich die Mannschaft bei eigenem Ballbesitz geschlossen nach vorn.
Die Positionierung in ständigen Dreiecken begünstigt wegen der vorwiegend diagonalen & kurzen Hilfestellungen zum Ball nicht nur ausgeprägte Ballzirkulationen, sondern stellt gleichzeitig eine Möglichkeit zur Abwehr von gegnerischen Kontern mittels Gegenpressing dar, sofern der Ball an den Gegner verloren gehen sollte. Würden hingegen Positionen freigelassen werden, ergeben sich Freiräume für den Gegner.
Ein Vorteil der zueinander diagonalen "festen" Positionen ist, dass Pässe weniger aus der Bewegung gespielt & angenommen werden. Stattdessen haben alle Spieler eine offene Stellung inne. Der Körper ist dabei frontal auf den Ball ausgerichtet, während die Beine schulterbreit auseinander stehen. Damit wird der Körper in eine stabile Position gebracht & eine Ballannahme mittels Fußinnenseite beider Füße gewährleistet. Auf diese Weise kann der Ball sofort in sämtliche Richtungen mitgenommen und/oder weitergespielt werden. So wird ein schnelles oder gar direktes Passspiel ermöglicht. Optimaler Weise erfolgt die offene Stellung in Richtung Spielfeldzentrum und/oder gegnerisches Tor.
Die offene Stellung wird außerdem durch Pässe in den Fuß erleichtert, wodurch diese dann auch einfacher zu kontrollieren sind. Damit wird eine gewisse Streuwirkung des Passes verhindert, sodass Gegner den Ball schwerer erlaufen bzw. abfangen können. Ferner könnte der Passempfänger im gegebenenfalls engen Raum die Übersicht & mangels Stabilität in der Bewegung die Kontrolle über den Ball verlieren, wenn er diesem erst hinterherlaufen muss.
Durch diese Sicherungsmaßnahmen im eigenen Passspiel wird die Qualität des Ballbesitzes gesteigert, die dabei eine so wichtige Rolle einnimmt, dass die Quantität automatisch erhöht wird, was sich wiederum auf die gesamte Spielkontrolle auswirkt, da der eigene Ballbesitz verhindert, dass der Gegner ein Tor schießen kann. Das erste Ziel im Positionsspiel ist es demnach, den Ball zu kontrollieren. Ist das erfolgt, kann der Spielaufbau dahingehend beginnen, mittels Raumgewinn Torchancen zu erspielen.
Das Positionsspiel empfiehlt sich daher für Mannschaften, die einen kontrollierten bis hin zu einem dominanten Spielaufbau bevorzugen. Bayern München agiert seit dem Wirken Louis van Gaals als Trainer in dieser Spielweise und erreichte 2009/10 als Double-Gewinner das CL-Finale.
Allerdings darf die Einhaltung der Grundformation nicht zulasten einer gewissen Variabilität gehen. Trotz der grundsätzlich festen Positionen, sollte das Spiel nicht zu statisch werden. Es muss permanent situativ & variabel agiert werden. Dabei gilt insbesondere im Angriffsdrittel, Positionen/Zonen neu zu bilden oder neu zu besetzen, bis Räume für einen Tempowechsel und/oder finalen Pass in die Spitze offen sind. Gemäß der strengen niederländischen Doktrin zum Positionsspiel, zu deren Anhängern auch Louis van Gaal zählt, werden die Positionen selten bis nie gewechselt. Das führt jedoch dazu, dass die Offensivbemühungen leicht ausrechenbar & somit einfacher zu verteidigen sind. Das war schließlich auch einer der Gründe, weshalb van Gaal bei Bayern entlassen wurde. Die starren Positionsvergaben waren irgendwann allen Gegnern der Münchener klar, wodurch ihnen vorne die Durchschlagskraft und somit der Weg zum Erfolg fehlte.
Des Weiteren kann das Positionsspiel auch dahingehend übertrieben werden, dass der eigene Ballbesitz zum reinen Selbstzweck wird. Dabei fehlt es dann an der Zielstrebigkeit, überhaupt den Abschluss zu suchen.
2. Lauf- und Vertikalspiel
Dem Positionsspiel steht das schnelle Spiel in die Spitze gegenüber, das von viel Bewegung und Vertikalpässen geprägt ist. Dieses stärker nach vorne gerichtete Angriffskonzept, welches wesentliche Elemente von Kontern aufweist, ist risikoreicher als das auf Ball- und Spielkontrolle ausgelegte Positionsspiel. Die Quantität des Ballbesitzes spielt hierbei keine Rolle, sodass es häufiger zu Ballbesitzwechseln kommt.
zu Teil 2
Aufrufe: 21837 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 5 | Erstellt:04.01.2012
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