06.02.2013 um 07:12 Uhr
Geschrieben von gartenzwerg
Einwurf Öztunali
Seit ich hier über den HSV schreibe, beklage ich immer wieder eine mangelhafte
Außendarstellung des Vereins und immer, wenn das Umfeld ruhig zu sein scheint, wird irgendein Fass aufgemacht und als Sau durchs Dorf getrieben.
So jetzt im Falle Öztunali.
Natürlich ist es ärgerlich, dass gerade Uwes Enkel sich für Leverkusen und damit gegen den HSV entschieden hat, doch sollte dies kein Grund sein sich fahrlässig in eine Schlammschlacht treiben zu lassen.
Doch genau diese ist es jetzt geworden.
Was ist passiert?
Der 16 jährige Levin Öztunali, Jugendnationalspieler, Hoffnungsträger und Enkel
von "Uns" Uwe Seeler soll seinen ersten Vertrag als Fußballprofi bekommen.
Von seinem Vater Mete vertreten, verhandelt Öztunali mit dem HSV, der nach
Aussagen von Frank Arnesen dem Nachwuchsspieler ein Angebot gemacht hat,
das noch kein Jugendlicher vor ihm bekommen hat.
Nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine sportliche Perspektive wurde dem
Objekt der Begierde angeboten. Doch der entschied sich für Leverkusen, das
deutlich mehr Geld geboten hat.
Auch wird unter dem Bayerkreuz die Erwartungshaltung gegenüber Levin
wesentlich geringer sein, was seine Entwicklung erleichtern sollte.
Ich kann diese Entscheidung absolut nachvollziehen und sehe darin auch keinen Weltuntergang.
Pikant wird der Wechsel dadurch, dass Mete Öztunali, der bisher beim HSV als
Jugendscout tätig war, in der Gleichen Funktion bei Bayer arbeiten soll.
Seine Suspendierung ist eine logische Folge.
Levin soll ab sofort nicht mehr bei der U19 zum Einsatz kommen sondern wieder
mit der U17 des HSV trainieren. Offiziell ist das eine gängige Verhaltensweise
des Vereins, um die Spieler zu fördern, die auch weiterhin im Verein bleiben.
Armselig und lächerlich findet nun Uwe Seeler dieses Verhalten und beklagt natürlich öffentlich: "Der Verein hat seine Seele und Tradition verloren".
Nun wird von Teilen der Hamburger Presse seit langem beklagt, dass die Granden der erfolgreichen Zeiten zu wenig im HSV eingebunden seien und daher rennt Uns Uwe mit seinen Äußerungen offene Türen ein.
Nachgelegt wird von Seiten der Presse mit Aussagen von Manni Kaltz, der
Verständnis hat, dass sich Seller über die Sperre Öztunalis aufregt, ohne dabei
zu berücksichtigen, dass der HSV objektiv betrachtet nur die Sonderförderungen für Levin einstellt.
Das auch Sergej Barbarez in das selbe Horn stößt verwundert niemanden, der sich mit dem HSV befasst.
Die mittlerer Weile gestreuten Gerüchte, dass die Handgeldforderungen von
Mete Öztunali (die Rede ist von einem hohen sechsstelligen Betrag) der Knackpunkt der Verhandlungen gewesen sein sollen, macht die ganze Geschichte so richtig schön unappetitlich.
Die Versäumnisliste in diesem Fall ist lang und so frage ich mich:
Warum bindet der HSV Uwe Seeler nicht in die Verhandlungen mit seinem
Enkel (und Schwiegersohn) ein?
Warum sucht Uwe Seeler nicht das Gespräch um seine Kritik zu äußern, sondern geht gleich an die Presse?
Warum bemühen sich die Verhandlungspartner nicht eine Darstellung zu finden,
in der niemand Schaden nimmt?
Die Lust Uwe Seeler einzubinden, der während der Verhandlungen gesagt hat
er wolle sich da raushalten, ist seitens des HSV doch sehr begrenzt. Seit Jahr und Tag bekommt das Vereinsidol (und nicht nur er) bei jeder Krise ein Mikrofon
unter die Nase gehalten und prophezeit den Untergang "seines" HSV. Dabei
kommen die Entscheidungsträger des Vereins natürlich nicht so gut weg.
Dieses Nichteinbinden hat dann wiederum Uwes Gang zur Presse zur Folge.
Mit der Kommunikation von negativen Ereignissen im Verein tut sich unser
Vorstand schwer und lässt dadurch viel Platz für Spekulationen, was in der
Medienstadt Hamburg immer gern genommen wird.
Erst als Reaktion auf Negativschlagzeilen wird zu manchen Problemen Stellung
genommen. Häufig ist es dann schon zu spät.
Festzuhalten bleibt, dass es im Falle Öztunali nur Verlierer gibt.
Der HSV steht als beratungsresistent und intolerant da, Mete Öztunali wird
Geldgier unterstellt, Levins erste Schlagzeilen im Profifußball sind negativ und
das wird Uwe Seeler, den ich als Menschen sehr schätze, mehr wehtun als
alles andere.
Nur die Presse bedankt sich für eine Woche Schlagzeilen.
Immerhin.
Nur der HSV!
EDIT
heute stand in der MOPO:
„Kommunikativ hätte man einiges besser machen könen", sagt Carl Jarchow selbstkritisch und gesteht Fehler ein. Einen bleibenden Imageschaden befürchtet der HSV-Boss trotz aller Querelen allerdings nicht.
Das wäre doch schon ein gutes Schlusswort!
Den Blog der Woche gibt es natürlich trotzdem.
Diesmal von Plag!
Aufrufe: 12473 | Kommentare: 49 | Bewertungen: 15 | Erstellt:06.02.2013
ø 8.7
KOMMENTARE
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06.02.2013 | 11:44 Uhr
0
Bailey :
Ich will auch mal ins gleiche Horn stoßen.Bei der Geschichte sind einige Sachen drin, die man mit einem Stirnrunzeln bedenken muss. Allerdings geht keine davon auf die Kappe des HSV.
Ich finde es schon von der Sache her höchst bedenklich, dass der Verhandlungführer eines Spielers gleichzeitig Angestellter des Vereins ist und damit auch irgendwie über seine eigene Zukunft mitverhandelt. Dass dieser dann auch noch, quasi im Paket wechselt kommt schon fast einer, untechnisch gesprochen, Bestechung nahe. Es wird sich am Ende rausstellen, wer jetzt da den besseren Schnitt gemacht hat, aber so wie es gelaufen ist, wenn es so gelaufen ist, ist nicht tragbar.
Deshalb ist die Entscheidung des HSV, wie es so schön heißt, alternativlos. Unter diesen Gesichtpunkten hätte man sich angreifbar gemacht, wenn man den Vertrag ausgestellt hätte.
Zu Uwe Seeler, er mag ein Idol sein, aber er ist nicht der HSV. Und gerade, wenn man persönlich betroffen und damit befangen ist sollte man sich manchmal einfach raushalten...einen Gefallen hat er seinem Enkel damit sicherlich nicht getan.
5
06.02.2013 | 11:38 Uhr
-1
Holsti :
Sehe ich ähnlich, HSV 1987.Tschüß, Briefmarke drauf und weg!
Er ist ja nicht einmal ein besonders guter Spieler, bei ihm ging es einfach drum, dass er der Enkel Seelers ist. Da war die Verlängerung von Tah wesentlich wichtiger.
Wieso der Druck in Leverkusen geringer sein soll, kann ich nicht nachvollziehen. Der spielt dort nun und kriegt das x-fache mehr als jeder andere dort, sicherlich sehr förderlich für einen fast 17jährigen.
Irgendwer schrieb "irgendwann kann er ja zurück".
Ich hoffe dies passiert niemals! Umgekehrt hätte ich es verstanden, mit 20 kann er schauen, ob der HSV unter seinem Niveau ist und kann dann wechseln. Oder aber er ist ein solch großes Talent, dass er direkt zu einem großen Verein geht. Aber Bayer?! Lächerlich!
Gerade mit 16 Jahren sollte doch die Heimat- und Familienverbundenheit überwiegen!
Wer mit 16 Leverkusen vorzieht, den will ich auch mit 25, 30 und 35 nicht mehr hier sehen!
0
06.02.2013 | 10:47 Uhr
-1
HSV1987 :
Ich habe es schon vor ein paar Tagen gesagt, ich sage es auch gerne wieder:Bei allen Verdiensten von Uwe, bei allem was er symbolisiert und für den Verein auch abseits des Platzes getan hat, so langsam wird der Mann eine Altlast, die nur noch schadet.
Man muss sich die Rolle des Mannes mal vergegenwärtigen! Der redet wochenlang davon, dass er seinem Enkel nichts dazu sagen will, da der alleine zu entscheiden hat. Dann entscheidet sich dieser (nachvollziehbar) für Leverkusen. Nicht, weil der HSV ein schlechtes Angebot hatte, sondern viel mehr deswegen, weil Leverkusen mehr Geld zu bieten hatte.
Also lässt der HSV alle Sonderrechte für ihn fallen - warum auch nicht? Wenn er nicht zum HSV will, lasse ich ihn doch keine Plätze für andere Spieler weg nehmen! Wie bescheuert wäre das denn? Wir können es uns doch nicht bei unserer Jugendarbeit leisten, auch noch abwandernde Spieler vorzuziehen!
Und was macht unser Idol? Meckern, dass sein Enkel keine Sonderrechte mehr bekommt!
Mir geht es nicht in den Kopf, wie das zusammenpassen soll. Erst will ich meinen Enkel nicht beeinflussen, dann fordere ich Sonderrechte. Der HSV darf doch kein Selbstbedienungsladen sein, auch nicht für Idole von einst!
Meiner Meinung nach hat der HSV hier alles richtig gemacht Wenn ein Mann wie Arnesen sagt, dass es das beste Angebot war, dass je ein Jugendspieler von ihm bekommen hätte, dass Fink ihn ab Sommer in der ersten Mannschaft haben wollte, dann ist das eine starke Sache. Mehr kann man einem 16jährigen nicht bieten.
7
06.02.2013 | 10:21 Uhr
0
Es ist eben diesem Jugendwahn im deutschen Fußball mit zu verdanken, dass jetzt die Kids, die eigentlich noch jede Menge Zeit haben sollten ein guter Fußballer zu werden, so in den Mittelpunkt rücken. Und wenn man dann auch noch der Enkel eines Idols ist, dann wiegt das doppelt schwer.
Ich hoffe für Levin er hat das richtige getan und wird seinen Weg machen. Ob beim HSV oder Bayer ist erstmal egal. Zur Not kann er später ja immer noch mal wieder zurück. Auch Verträge laufen nicht ein Leben lang.
4
06.02.2013 | 08:05 Uhr
0
Letztlich ist es nur legitim seine Karten auszureizen, denn schon manche Sportlerkarriere war schon beendet bevor sie richtig begann.
Hätte Uwe seinen Enkel nur schützen wollen, hätter er entweder gar nichts sagen sollen, oder auf die mangelhafte Durchlässigkeit vom Jugenbereich zur Profiabteilung verweisen sollen.
Mir geht es eigentlich nur darum aufzuzeigen, dass es nur Verlierer gibt, weil es ein paar Leute nicht schaffen über ihren Schatten zu springen.
3
06.02.2013 | 07:51 Uhr
0
Im Endeffekt bleibt es sein Enkel, den er in der öffentlichkeit mit seinen 16 Jahren sicher nicht als geldgierigen Söldner abstempeln lassen will.
Reine Schutzaussagen des Opa, für die er auch gegen den HSV schießen musste
1
06.02.2013 | 07:23 Uhr
0
Joyside :
"Pikant wird der Wechsel dadurch, dass Mete Öztunali, der bisher beim HSV alsJugendscout tätig war, in der Gleichen Funktion bei Bayer arbeiten soll."
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Genau das und diese Handgeld-Scheiße ist das Problem. Das einzige was wohl armseelig war, war Uwes Schwiegersohn. Ich sehe das immer extrem kritisch, wenn sich Väter über ihre Sohnemänner den gescheiterten Traum von der eigenen Spielerkarriere noch nachträglich erfüllen wollen.
Kann das sein, dass türkische Eltern einen extremen Hang zu sowas haben? Erinnert mich sehr stark an den Profilneurotiker und Schwätzer Papa Özil, der seinen Sohn bekanntlich auch als Firma sieht.
Jedenfalls guter Blog, 10 P.
5
06.02.2013 | 07:15 Uhr
0
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Da sind wir nicht sehr weit auseinander, jedoch bin ich der Meinung, dass der HSV während der Verhandlungen auch auf Uwe hätte zugehen sollen, um ihm die Konsequenzen der Entscheidung mitzuteilen, bzw ihn einfach mit ins Boot zu nehmen.
Einfach mal die Reaktionen von den (mehr oder weniger) Betroffenen vorausahnen, denn eine Überraschung war bzw ist Uwes Reaktion nicht und die Unruhe hätte man vermeiden können.