2012 – ein Achterbahnfahrt

Das Jahr 2012 sollte dann zu einem sehr anstrengenden Jahr für Anne und Hans werden: im Frühjahr verschlechterte sich innerhalb weniger Tage Annes Gesundheitszustand rapide – wieder einmal war der Shunt defekt – wieder eine OP – wieder 4 Wochen Reha. Im Juli ging es wieder los – immer wieder mußte sie in die Klinik, um die Hirndruckregulierung neu einstellen zu lassen, nichts half, von Tag zu Tag konnte sie schlechter laufen, die Beine versagten ihren Dienst und sie stürzte häufig, meine Frau und ich waren fast täglich bei Hans und Anne, um ihm zu helfen, Anne wieder aufzurichten. Anfang August ging es ihr wieder etwas besser, als wir in den Urlaub fuhren, kam sie vorher noch kurz zu uns rüber, um den Kindern noch ein paar Süßigkeiten für den Urlaub mitzugeben. Sie konnte alleine laufen – wenn auch langsam.

Als wir 10 Tage später aus dem Urlaub zurückkamen, meldeten wir uns zurück, Anne war aber nicht zu Hause – Hans erzählte uns, daß sie am Abend vorher wieder einmal schwer gestürzt sei und zur Beobachtung im Krankenhaus wäre. Dort entließ man sie zwei Tage später wieder – wirklich besser ging es ihr aber nicht.

Meine Frau und ich waren wieder täglich bei Anne und Hans nebenan, um zu helfen – ob es ein erneuter Sturz war, ob es Hilfe bei anderen Dingen waren – zusammen meisterten wir was ging. Anfang September ging dann fast nichts mehr – Hans brachte Anne wieder einmal in die Uniklinik und wieder einmal wurde Anne operiert – nur vier Tage später war sie wieder zu Hause – die Klinik brauchte das Bett. Keine 36 Stunden später lag sie jedoch wieder in der Uniklinik, weil ihr Zustand noch schlechter als vor der OP war. Insgesamt wurde sie im September viermal operiert – und lag nach der letzten OP wieder zwei Wochen im Koma – weil sie auf dem OP-Tisch einen Schlaganfall erlitten hat.

Eine erneute Reha-Kur wurde von der Krankenkasse abgelehnt – Hans wurde nahegelegt, für Anne einen Pflegeplatz zu suchen, es gäbe keine Aussichten auf eine gesundheitliche Verbesserung. Auch die Ärzte an der Uniklinik stoßen ins gleiche Horn. Hans aber gibt Anne nicht auf und erkämpft einen erneuten Reha-Platz für Anne. Zuerst kommt sie in eine „Vor-Reha" in eine Klinik, in der in erster Linie psychisch Kranke behandelt werden. Nach 4 Wochen dort kommt sie Anfang November in die „richtige" Reha-Klinik und bleibt dort weitere sechs Wochen. Hans erzählt uns fast täglich von den Fortschritten, die Anne macht – die wir selber fast nicht glauben können, weil wir das Bild von einer Anne im Hinterkopf haben, die keinen Handgriff und vor allem keinen Schritt mehr selber machen konnte.

Ein Weihnachtswunder

Am 23. Dezember dann die große Überraschung: es klingelt bei uns an der Tür - und Anne steht vor uns – mit Weihnachtsgeschenken für die Kinder – sie läuft frei, spricht, wie wenn nie etwas gewesen wäre und ist sichtlich guter Laune – es ist wie ein kleines Wunder.

Wir können es kaum glauben – der Kampf von Anne und Hans schient belohnt worden zu sein. Sie genießt Weihnachten daheim und im Kreise ihrer Kinder, ihre Kinder sind auch erstaunt über die Fortschritte, die ihre Mutter gemacht hat.

Nach den Weihnachtsfeiertagen dann kleine Wolken am Himmel, Anne hat Probleme mit dem Magen und muß sich ernährungstechnisch zurückhalten, auf das traditionelle Stück Geburtstagstorte an meinem Geburtstag an Silvester muß sie daher verzichten. Wir wollen das dann im neuen Jahr nachholen, wenn es ihr besser geht.

Da es ihr auch nach Neujahr nicht besser geht, geht Hans mit ihr am 2. Januar zum Hausarzt – der hört sie ab – nimmt Blut ab – kann aber nichts feststellen, er empfiehlt ihr, zur Kontrolle nochmal in die Uniklinik zu fahren.

Der letzte Akt

Am Morgen des 3. Januar steht auf einmal wieder ein Notarztwagen bei uns vorm Haus – unsere Befürchtung ist gleich: mit Anne ist wieder etwas passiert. Als ich zu Hans und Annes Wohnung rübergehe, kommen mir die Notärzte und Sanitäter mit Anne auf der Liege entgegen, sie ist bewußtlos, atmet aber noch – ein Sanitäter trägt einen Defribrillator und Hans erzählt mir mit tränenerstickter Stimme, das Anne einen Herzstillstand erlitten hat und die Ärzte sie reanimieren mußten. Sie würden sie jetzt in die Klinik zur Beobachtung bringen und er würde gleich hinterherfahren. Ich bitte ihn, mich auf dem Laufenden zu halten.

Der Notarztwagen fährt mit Blaulicht und Martinshorn in die Klinik, wir stehen alle fünf am Fenster und sehen in wegfahren. – Hans fährt hinterher und möchte seiner Frau in dieser schwierigen Situation beistehen. Als er etwa 10 Minuten später in der Klinik ankommt, ist der Notarztwagen schon da – Annes Herz schlägt nicht mehr – es wird nie wieder schlagen...

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