Blogpokal 2013 – diesmal etwas anders... ich hatte mich eigentlich akribisch auf diesen großen Tag vorbereitet – einen feinen Blog mit dezentem Bashing für meinen Gegner mayoble vorbereitet – habe aber aufgrund aktueller Ereignisse im privaten Umfeld mich dazu entschlossen, einen Blog zu schreiben – der zwar nichts mit Sport zu tun hat – aber trotzdem von einem schweren Kampf berichtet.

Ob’s gefällt oder nicht, ist mir in diesem Fall schnuppe – auch ob ich eine Runde weiterkomme oder nicht – es gibt Dinge, die sind wichtiger als der Blogpokal...

Ein holpriger Start

Es geht um Anne. Anne haben meine Frau und ich vor etwas mehr als 10 Jahren kennengelernt, als wir in unsere Wohnung gezogen sind, in denen wir mit unseren Kindern auch heute noch wohnen. Wir hatten damals die Wohnung erst ein paar Tage übernommen gehabt und waren mitten in den Renovierungen, als es bei uns an der Tür klingelte. Ich öffnete – und eine Frau Ende 50 stand vor meiner Tür und wies mich darauf hin, daß sie jetzt Kehrwoche machen würde und wir bitte mit unseren dreckigen Schuhen die nächsten zwei Stunden nicht permanent durch’s Treppenhaus laufen sollten – die heilige Kehrwoche im Schwabenland... – das war unsere neue Nachbarin Anne.

Nach dem etwas – sagen wir mal – unterkühlten Start und anfänglichen Diskussionen um die richtige Ausführung der Kehrwoche haben wir Anne und ihren Mann Hans in den letzten 10 Jahren besser kennengelernt und es hat sich eine sehr gute Freundschaft entwickelt – trotz knapp 30 Jahren Altersunterschied. Auch die Kinder haben sie als „Ersatztante" in Herz geschlossen. Wenn’s bei uns mal keine Süßigkeiten gab, sind sie immer wieder mal heimlich "gschwind rüber zur Anne" und haben dort immer etwas bekommen.

Erholsamer Ruhestand? – Leider nein!

Anfang 2005 ging Anne in Rente – mit 62 – sie wollte nicht bis 65 arbeiten, sondern einfach den Ruhestand zusammen mit Hans (der gleichzeitig in Rente ging) genießen und mit ihm zusammen in Ruhe alt werden. Ein Aneurysma im Kopf machte ihr jedoch einen dicken Strich durch die Rechnung.

Im September 2005 stand auf einmal ein Notarztwagen bei uns vor dem Haus – das Aneurysma war geplatzt und hatte eine massive Hirnblutung erlitten. Sie wurde mit Blaulicht und Sirene in die Uniklinik gebracht, wo Sie medizinisch zwar schnellstmöglich versorgt wurde – aber aufgrund der starken Blutung im Koma lag. Keiner mochte eine Prognose abgeben, die Überlebenschancen lagen bei unter 10%, die Wahrscheinlichkeit, daß sie ohne gravierende bleibende Schäden überleben würde, weit geringer.

Insgesamt lag sie über 6 Wochen im Koma. Anfang November klingelte es dann bei uns an der Tür und ein freudestrahlender Hans stand vor uns: „Sie hat die Augen aufgeschlagen!" – es war der Beginn eines langen Kampfes und eines Weges zurück in die Normalität – Anne mußte alles von Grund auf wieder neu lernen: Essen, Reden, Laufen – aber sie kämpfte und mit ihr kämpfte Hans: er hat immer an ihre Genesung geglaubt, hat immer mit ihr zusammen gekämpft – und als sie im Frühjahr 2006 wieder nach Hause kam, konnte sie wieder eigenständig laufen – anfangs noch etwas eckig, aber mit der Zeit nahmen die Ausfallerscheinungen ab.

Reibungslos verlief der weg in die Normalität jedoch nicht – immer wieder gab es Rückschläge - so mußte der Shunt, der den Hirndruck regulierte, immer wieder wegen Defekten getauscht werden, ebenso überschätzte Anne ab und an ihre wieder zurückerlangten Fähigkeiten und stürzte sehr häufig, was zusätzliche Verletzungen und noch mehr Krankenhausaufenthalte als sowieso schon erforderlich bedingte.

Aber sie kämpfte sich immer wieder zurück und fand immer wieder trotz über einem Dutzend Operationen in etwa 6 Jahren und etlichen Rehas immer mehr in ihr gewohntes Leben zurück. Immer an ihrer Seite ihre große Stütze Hans. Seine eigenen gesundheitlichen Probleme stellte er hinten an, um seine Frau bei ihrem Kampf auf dem Weg zurück zu einem möglichst normalen Leben bedingungslos zu unterstützen.

Hier geht’s weiter zu Teil 2