08.12.2009 um 12:19 Uhr
Geschrieben von donluka
Der Moment
Nah beieinander sind manchmal extremste Gefühle. Nur eine Sekunde, ein Herzschlag liegt zwischen stummer Anspannung und ekstatischem und ausgelassenem Jubel.
Als Anhänger des wundervollen FC aus Köln komme ich ja derzeit nicht häufig dazu, mal so richtig über ein Tor jubeln zu können. 7 in 15 Spielen lassen Fanherzen nicht unbedingt höher schlagen, aber gut. So kann es schon einmal vorkommen, dass ich mich in eine Art Phantomjubel versetze, um nicht zu verlernen, wie so etwas geht. Das muss ja alles locker von der Hand gehen, wenn Nova, Poldi oder wer auch immer das nächste Tor erzielen. Da stehe ich dann also vor meinem Badezimmerspiegel und reiße die Arme hoch und die Augen auf. Ich springe über die Kacheln, meist lautlos. Und bejubele Tore, die der FC vergaß, zu schießen. Doch es will mir nicht gelingen. Das einzigartige Gefühl, das mich durchströmt, wenn ein rot-weiß bekleideter Stürmer trifft, will in dieser Simulation einfach nicht aufkommen.
Es ist doch schließlich so: Fußball wird nun einmal in erster Linie dafür gespielt, dass Tore fallen. Und eben dieser Moment, diese Sekunde, dieser Herzschlag macht plötzlich alles anders. Man liegt sich in den Armen, gerne auch wildfremden Menschen, springt, schreit sein Glück heraus.
Doch ist diese Hundertstelsekunde vor dem erlösenden Jubel nicht eigentlich noch packender? Ist es nicht der Moment der hilflosen Fassungslosigkeit, der den Reiz des Spiels ausmacht? Der Moment, an dem das komplette Spiel noch einmal am inneren Auge vorbeizieht. In dem man sich und sein Team hinterfragt. In dem man hofft, betet, fiebert und verzweifelt?
Während des gesamten Spiels ist man als beteiligter Zuschauer und Fan angespannt. Wahlweise wippt man mit den Beinen, trinkt unzählige Biere und/oder greift häufig in seine Packung Zigaretten. Hinzu kommen die Momente, in denen man flucht, klatscht oder unbeteiligt und resigniert auf seinem Sitz klebt.
Und dann, dann sind da diese speziellen Situationen, die alles anders machen. Sie können völlig unverhofft kommen, sie können sich aber auch lange ankündigen. Es sind jene Momente, bei denen man sagt, dass nachher nichts mehr so sein sollte wie jemals zuvor. Tore, die Meisterschaften und Abstiege besiegelten. Tore, die Menschen zusammen brachten und Tore, die niemals gefallen sind, aber dennoch zählten.
Es sind diese Tore, die den Sport reizvoll und liebenswert machen. Und eben der Moment vor dem Tor ist es, der uns eintauchen lässt, in eine paralysierende Parallelwelt. Diese Momente, die uns wie Jahre vorkommen und in denen unser Herz aufhört, zu schlagen. In denen wir nur noch bangen. Und hoffen.
Diese kurze Sequenz, wenn der Ball in den Strafraum gespielt wird und der Stürmer zum Schuss ansetzt und hektisch versucht, die Unordnung im gegnerischen Strafraum auszunutzen, wenn ich das Gefühl bekomme, meine Augen hätten die Pause-Taste gedrückt. Alles eingefroren, alles steht still. Ich höre mich nur noch atmen. Ein und aus. Und ich hänge an seinen Beinen. Ich fühle sein rasendes Herz. Ich kann plötzlich den Rasen riechen und bin nur noch im Spiel. Dieses befindet sich immer noch in einer Art Standbildzustand. Alles nur eine Hundertstelsekunde lang, die mir wie eine Ewigkeit vorkommt. Um mich herum ein großes, leeres Nichts. Was wird passieren? Meine Knie werden weich, ich halte es nicht mehr aus. Ich ertrage dieses Warten nicht mehr, möchte erlöst werden. Immer noch Standbild, immer noch angesetzte Schusshaltung. Ich höre meine innere Stimme, die da flüstert: "Schieß, bitte schieß!"
Plötzlich geht das Spiel weiter. Der Stürmer holt aus - und erzielt das Tor. Er erzielt tatsächlich das Tor und ich muss nun funktionieren. Ich springe und umarme die Welt. Meine kleine Welt, die für einen Moment stehen geblieben war. Im Moment vor dem Tor.
Als Anhänger des wundervollen FC aus Köln komme ich ja derzeit nicht häufig dazu, mal so richtig über ein Tor jubeln zu können. 7 in 15 Spielen lassen Fanherzen nicht unbedingt höher schlagen, aber gut. So kann es schon einmal vorkommen, dass ich mich in eine Art Phantomjubel versetze, um nicht zu verlernen, wie so etwas geht. Das muss ja alles locker von der Hand gehen, wenn Nova, Poldi oder wer auch immer das nächste Tor erzielen. Da stehe ich dann also vor meinem Badezimmerspiegel und reiße die Arme hoch und die Augen auf. Ich springe über die Kacheln, meist lautlos. Und bejubele Tore, die der FC vergaß, zu schießen. Doch es will mir nicht gelingen. Das einzigartige Gefühl, das mich durchströmt, wenn ein rot-weiß bekleideter Stürmer trifft, will in dieser Simulation einfach nicht aufkommen.
Es ist doch schließlich so: Fußball wird nun einmal in erster Linie dafür gespielt, dass Tore fallen. Und eben dieser Moment, diese Sekunde, dieser Herzschlag macht plötzlich alles anders. Man liegt sich in den Armen, gerne auch wildfremden Menschen, springt, schreit sein Glück heraus.
Doch ist diese Hundertstelsekunde vor dem erlösenden Jubel nicht eigentlich noch packender? Ist es nicht der Moment der hilflosen Fassungslosigkeit, der den Reiz des Spiels ausmacht? Der Moment, an dem das komplette Spiel noch einmal am inneren Auge vorbeizieht. In dem man sich und sein Team hinterfragt. In dem man hofft, betet, fiebert und verzweifelt?
Während des gesamten Spiels ist man als beteiligter Zuschauer und Fan angespannt. Wahlweise wippt man mit den Beinen, trinkt unzählige Biere und/oder greift häufig in seine Packung Zigaretten. Hinzu kommen die Momente, in denen man flucht, klatscht oder unbeteiligt und resigniert auf seinem Sitz klebt.
Und dann, dann sind da diese speziellen Situationen, die alles anders machen. Sie können völlig unverhofft kommen, sie können sich aber auch lange ankündigen. Es sind jene Momente, bei denen man sagt, dass nachher nichts mehr so sein sollte wie jemals zuvor. Tore, die Meisterschaften und Abstiege besiegelten. Tore, die Menschen zusammen brachten und Tore, die niemals gefallen sind, aber dennoch zählten.
Es sind diese Tore, die den Sport reizvoll und liebenswert machen. Und eben der Moment vor dem Tor ist es, der uns eintauchen lässt, in eine paralysierende Parallelwelt. Diese Momente, die uns wie Jahre vorkommen und in denen unser Herz aufhört, zu schlagen. In denen wir nur noch bangen. Und hoffen.
Diese kurze Sequenz, wenn der Ball in den Strafraum gespielt wird und der Stürmer zum Schuss ansetzt und hektisch versucht, die Unordnung im gegnerischen Strafraum auszunutzen, wenn ich das Gefühl bekomme, meine Augen hätten die Pause-Taste gedrückt. Alles eingefroren, alles steht still. Ich höre mich nur noch atmen. Ein und aus. Und ich hänge an seinen Beinen. Ich fühle sein rasendes Herz. Ich kann plötzlich den Rasen riechen und bin nur noch im Spiel. Dieses befindet sich immer noch in einer Art Standbildzustand. Alles nur eine Hundertstelsekunde lang, die mir wie eine Ewigkeit vorkommt. Um mich herum ein großes, leeres Nichts. Was wird passieren? Meine Knie werden weich, ich halte es nicht mehr aus. Ich ertrage dieses Warten nicht mehr, möchte erlöst werden. Immer noch Standbild, immer noch angesetzte Schusshaltung. Ich höre meine innere Stimme, die da flüstert: "Schieß, bitte schieß!"
Plötzlich geht das Spiel weiter. Der Stürmer holt aus - und erzielt das Tor. Er erzielt tatsächlich das Tor und ich muss nun funktionieren. Ich springe und umarme die Welt. Meine kleine Welt, die für einen Moment stehen geblieben war. Im Moment vor dem Tor.
Aufrufe: 2956 | Kommentare: 48 | Bewertungen: 25 | Erstellt:08.12.2009
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KOMMENTARE
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08.12.2009 | 13:08 Uhr
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Dr_D :
Wow, stark. Du hast etwas in Worte gefaßt was eigentlich kaum geht.
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08.12.2009 | 12:44 Uhr
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Aber jetzt ist mir klar, warum Dein FC keine Tore schießt.....
Wenn Du, wie Du schreibst an den Beinen des Schützen hängst,
kann das ja nichts werden.
3
08.12.2009 | 12:43 Uhr
0
midget :
tja.das ist einfach verdammt großes bloggin´.
das ist kunst. aber du weißt ja was ich von deinen werken halte und kann diesen einen moment gut nachvollziehen.
den hatte ich gerade am sonntag wieder. leider schießen die scheiss stürmer (in diesem fall nova) dauernd vorbei - oder den torhüter an.
stark don.
2
08.12.2009 | 12:37 Uhr
0
Bailey :
Sehr schönes Werk!Und vor allem hast du dieses einzigartige Gefühl, dass wohl jeder von uns kennt, richtig gut rübergebracht. Wirklich sehr gut!
Mein letztes Mal, dass ich so ein intensives Gefühl hatte war das 1-1 gegen Cottbus in 2007, welches uns den Titel sicherte.
Ecke kommt rein, Hitze zieht ab, der Ball ist eine gefühlte Ewigkeit in der Luft und dann beult sich das Netz von innen nach außen aus.
Oder Khediras 2-2 gegen den FC Bayern, als der Ball scheinbare Minuten in der Luft herumtanzt, von Rensing und anderen immer wieder hochgehalten, Khedira zieht ab und die Kugel schlägt unter der Latte ein.
Krieg ich heut noch Gänsehaut, wenn ich dran denke
Das sind die Momente, in denen alles andere wirklich vollkommen egal ist und sich alles nur noch um die Emotion und das Glücksgefühl dreht.
10 Punkte verstehen sich von selbst!
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08.12.2009 | 12:25 Uhr
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Josh9 :
sehr geiler BLOG Don.das stimmt wirklich. meisstens ist es so eine Art nicht enden wollende Drucksituation, die durch das zappelnde Netz zu einer völligen Erlösung wird.
kann mich noch gut an das EL-Spiel gegen Bröndby erinnern.
hinspiel 1-2.
dann Rückspiel im rottigen JahnSportPark erst mal 0-1.
oh gott. das wars. man hing nur noch in den Seilen. Der Gegner macht gleich das 0-2.
Lethargie macht sich breit. man ist am Boden.
Dann plötzlich einer haut aus 15m drauf. das Netz zappelt.
war der jetzt echt drin?????unfassbar. der war wirklich drin
dann Flanke Kopfball. das Netz zappelt.
nach 3 min nochmal das gleiche Tor. unfassbarer Jubel.
ich kanns nicht glauben.
Party auf den Rängen wo grade noch vor 10min. völliger Absturz war.
Das war aber auch der einzige Lichtblick in dieser Saison.
2
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