04.10.2010 um 19:03 Uhr
Geschrieben von Maulwurfen
BP: Zum ersten Mal Teil (II)
2.Runde: Deutsch-deutsches Duell, Klassenkampf gegen Dynamo Dresden
Leider nahm man diesen Gegner überhaupt nicht ernst. Nicht nur die Spieler, auch die Fans blieben dem Spiel fern, hatten die Verantwortlichen an den Ticketpreisen erheblich die Schraube nach oben gedreht. Am Hauptbahnhof München trudelten die Sonderzüge aus
Dresden ein, an Bord, 1000 handverlesene Dynamo-Anhänger.
Bayern ging zweimal in Führung, Dresden allerdings auch 2-mal ausgleichen. Als dann Dynamo auch noch mit 3:2 in München in Führung ging, hatten viele die Blamage vor den Augen. Bulle Roth und Gerd Müller drehten den Spieß jedoch rum und somit reiste der FC Bayern mit einem 4:3 in den Osten.
Vor dem Rückspiel sorgten die Bayern für einen Eklat, indem Präsident Neudecker, zur damaligen Zeit, einer der einflussreichsten Männer im deutschen Fußball, an der Raststätte Nürnberg-Feucht den Mannschaftsbus, der sich auf dem Weg nach Dresden befand, stoppte. Die perplexesten Spieler und 14 mitgereisten Journalisten staunten nicht schlecht über die Worte Neudeckers, der ein Trainingslager in Hof und die Anreise direkt am Spieltag vorschlug.
Was steckte hinter alledem? Wollte die Stasi verhindern, das es vor dem Hotel in dem die Bayern residieren hätten sollen, zu Sympathien gegenüber dem FC Bayern kam und deshalb um diesen Stopp gebeten hatte? Oder waren die Hosen der Bayern ein wenig nass, aufgrund von Angst, bespitzelt zu werden?
Die Argumentation Neudeckers, das der Höhenunterschied zwischen München und Dresden zu hoch sei, die Umstellung der Luftverhältnisse und Akklimatisierung in 2 Tagen einfach nicht möglich wäre. Seltenst was Fadenscheinigeres gelesen. Schließlich liegt München knapp 539 m über dem Meer, Dresden 106. Gab es damals schon Epo-Doping? Vielleicht hatten die Bayern wirklich nur Angst. Selbst Uli Hoeneß sagte einmal dazu "Zu dieser Zeit war es vielleicht angemessen und verständlich, heute aber nicht mehr nachvollziehbar." Bayern hatte dadurch seinen Ruf etwas ramponiert.
Im Stadion herrschte Alarmstufe rot. Alles wurde abgeriegelt und genauestens überwacht, DDR-like eben.
Was aber auch einige Dynamo-Fans erstaunten, war die Tatsache, dass die Bayern nicht ausgepfiffen wurden, eine Geste die nicht jeder Verein genießen durfte. Da Lattek im Rückspiel die Taktik änderte, konnte der FC Bayern früh im Spiel mit 2:0 in Führung gehen. Er stellte Hoeneß in vorderster Front auf, zog dafür Gerd Müller etwas zurück, so dass dieser ein wenig mehr Freiheiten von seinen Bewachern hatte. Hoeneß entwischte zweimal in 13 Minuten Eduard Geye ( ehem. Cottbus-Coach), der einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, und es stand 2:0.
Die Dresdner steckten jedoch nicht auf und drehten die Partie und führten mit 3:2, ehe in der 59. Spielminute erneut Gerd Müller für den Ausgleich sorgte. Mit guter Abwehrarbeit und etwas Glück zog Bayern in die nächste Runde ein. Die Entscheidung mit der Anreise kostete die Bayern aber viele Punkte auf der Beliebtheitsskala, in der DDR, aber auch in der BRD.
Über die weiteren Stationen ZSKA Sofia und Ujpest Budapest hatte der FC Bayern München das Finale in Brüssel erreicht.
Finale in Brüssel: 180 Minuten bis zum Triumph
15.Mai.1974. 14 Jahre nach Eintracht Frankfurt war es einem deutschen Vertreter gelungen, ins Endspiel des Landesmeister-Cups einzuziehen. Doch nach 90 Minuten stand es zwischen Atletico Madrid und Bayern München 0:0. Beide Mannschaften boten den Fans nicht gerade ein Fußballfest, neutralisierten sich fast komplett.
Mitte der 2. Hälfte der Verlängerung bekam Madrid einen Freistoß nahe der Strafraumgrenze nach einem Foul zugesprochen. Die meisten rechneten mit einer Flanke, doch Louis spitzelte den Ball aus spitzem Winkel ins Tor. Ein Bayernspieler hatte den Kopf eingezogen und Sepp Maier konnte nichts daran ändern.
Als die meisten das Spiel schon verloren sahen, schlug die Stunde eines Mannes. "Katsche" Schwarzenbeck trat aus dem Schatten des Kaisers und sorgte mit der wahrscheinlich letzten Aktion des Spiels für den viel umjubelten Ausgleich. Und was für ein wunderschönes Tor er erzielte. Aus 30 Metern nahm er allen Mut und alle Kraft zusammen und hämmerte im wahrsten Sinne des Wortes den Ball aus der Sicht des spanischen Keepers ins rechte untere Eck.
Da die damaligen Statuten ein Elfmeterschießen im Finale des Cups untersagten musste ein Entscheidungsspiel am gleichen Ort 2 Tage später über den Sieger entscheiden.
Am 17.Mai.1974 schien den Madrilenen der Schock des späten Ausgleiches noch immer in den Knochen zu stecken. Aber die Spieler des FC Bayern München hatten einen Sahnetag erwischt. Mit 4:0 besiegten die Münchner Atletico im Entscheidungsspiel und holte sich zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Pokal mit den riesigen Henkel-Ohren. Torschützen für die Bayern waren Gerd Müller und Uli Hoeneß, die jeweils doppelt trafen. Dabei schienen sich beide Stürmer übertrumpfen zu wollen, wer wohl das Schönere erzielen werde.
Unvergessen bleibt dabei das 4:0 von Uli Hoeneß, als er allen davonlief, jeden abschüttelte und zum 4:0 einschob. Der FC Bayern München hatte sein Ziel erreicht und setzte sich zum ersten Mal die Krone Europas auf. Ein Traum ging für Spieler, Funktionäre und natürlich auch der Fans in Erfüllung
Eine rosige Zukunft sollte nun eigentlich dem FC Bayern München blühen, doch das ist wiederum eine andere Geschichte.
Hier noch der Link zum Entscheidungsspiel, da Ich aus Urheberschutzgründen das Video nicht einbetten möchte.
Entscheidungsspiel FC Bayern - Atletico Madrid
Ich bedanke mich für das Lesen und wünsche noch viel Spaß bei der Themenwoche der Bayern-Gruppe hier bei Spox
Aufrufe: 3250 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 22 | Erstellt:04.10.2010
ø 9.0
KOMMENTARE
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06.10.2010 | 10:18 Uhr
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moephi :
"Eduard GeyeR" heisst der gute mann oder? 1A blog. das 4-0 war weltklasse, vor allem uli hoeness. der deutsche ribéry oder robben der 70er
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06.10.2010 | 04:25 Uhr
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Serres :
klasse .
mit herz und lust geschrieben .
was für geile müller tore .
I BAYERN TU MONAHU
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05.10.2010 | 17:06 Uhr
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frLs :
"Doch überstrahlt wurden Sie alle von der Legende des deutschen Fußballs, vom Kaiser genannt Franz Beckenbauer."Der Beckenbauer wird Kaiser genannt und nicht der Kaiser Beckenbauer. ^^
Ansonsten ganz ok, aber wirlklich toll fand ich ihn auch nicht unbedingt.
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05.10.2010 | 12:40 Uhr
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xxlhonk :
Ich kann mich gut dran erinnern.An das Dresden Drama. Und dann an die beiden Finals.
Allerdings an Spiel 1 mehr als an Spiel 2, denn das war sehr einseitig.
Auch kann ich mich an das Spiel in Lautern erinnern.
War auch sehr einseitig.
Bis zum 4-1 einseitig durch die Bayern. Danach einseitig durch lautern.
Ich kann mir aber nicht helfen.
Das ist mir alles zu sachlich.
Hier.
Es geht um DEINEN Verein.
Und den ersten großen Triumph.
Da erwarte ich viel mehr Emotionen.
Aber das mag auch daran liegen, dass Du damals vllt. (wahrscheinlich) noch nicht geboren warst, oder?
Weil ich da mal von ausgehe, gibt es 8 Punkte von mir.
ISt schließlich BP.
Da liegt die Latte sehr viel höher als sonst.
und außerdem sind 8 Pkt Bayernsytl
OK.
ich gebe doch 9.
Bin ja mal nicht so.
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05.10.2010 | 12:34 Uhr
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Zu recht schreibst Du von den Fohlen als großen Rivalen der 70er Bayern, aber das Stuten solch einen Einfluß auf das Geschehen hatten ist mir neu!
Ich lese immer gerne von den "guten alten Zeiten", so auch dieses Mal.
Mir hat`s gefallen!
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Der Blog ist alles in alles auch ganz ordentlich geschrieben, klingt für mich aber hier und da zu sehr nach "Inhaltsangabe", ein bisschen mehr Schwung hätte bestimmt gut getan...