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Gründer: midget | Mitglieder: 94 | Beiträge: 41
19.03.2010 um 10:58 Uhr
Geschrieben von xxlhonk
Alle sind gleich oder? Teil 2.2
Im Bereich TV-Rechte steckt für die Vereine also das vermeidlich größte wirtschaftliche Wachstumspotential. Aber gleichzeitig auch die größten Risiken, denn verpasst man die Qualifikation für die Champions League, kostet dass den Verein im Folgejahr sehr viel Geld (bis zu 40 Mio. Euro). Und dann kann jeder Fehleinkauf die Vereine schnell um Jahre zurück werfen.
Einzige Ausnahme in der Bundesliga sind wohl die Bayern. Die können selbst Fehleinkäufe und eine Saison ohne CL wirtschaftlich sehr gut kompensieren. Aber selbst da sind zwei Jahre hintereinander ohne Champions League ein no-go.
Vereine die aber nicht über entsprechende finanzielle Rücklagen oder nur über sehr knappe Budgets verfügen, sind dann sehr schnell in finanzieller Schieflage.
Schalke 04 ist in der aktuellen Saison ein negatives Beispiel. Nicht umsonst versucht man auf Schalke, die teuren Spieler zu verkaufen und so Einnahmeausfälle durch eine veränderte Transferpolitik zu kompensieren. Und auch die Wertigkeit der beiden europäischen Wettbewerbe ist sehr deutlich daran zu ermessen, dass ein Verein selbst mit einer EL-Final-Teilnahme die Einnahmen im Vergleich zur CL nicht ansatzweise kompensieren kann.
Der HSV muss auch wirtschaftlich das allergrößte Interesse haben, endlich wieder (dauerhaft) in der CL zu spielen, wenn man weiterhin wirtschaftlich wachsen will. Denn hier ist das größte Wachstumspotential, nachdem man in der Bundesliga seit mehreren Jahren immer unter den Top-Teams und regelmäßig in der EL dabei war.
Generell gilt, was alle schon lange wissen:
Wer an das große Geld will, muss also dauerhaft in der eigenen Liga an der Spitze und kontinuierlich in der CL spielen.



Werder Bremen ist hier auch aus genau diesem Grunde die aktuelle Nr.2 in Deutschland in Bereich TV-Einnahmen.
Wird aber im nächsten Jahr damit auch wieder (keine CL-Teilnahme) aus den Top 20 fallen. Es gibt aber eine zweite Möglichkeit, wie die BL-Vereine die Differenz im europäischen Vergleich aufholen könnten. In England werden die TV-Rechte ebenfalls von den Sendern zentral vermarktet.
Diese dort aber mit ca. doppelten der Bundesligarechte dotiert. D.h., die PL-Clubs erzielen doppelt so hohe Einnahmen aus dem TV, wie die BL-Vereine, wenn man die europäischen Wettbewerbe außen vor lässt. Wer jetzt aber fordert, dass SKY in Zukunft einfach das Doppelte für die Rechte bezahlen soll, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. In England gehören die gesamten TV-Rechte dem PAY-TV, die dafür
a. den Spielplan komplett auseinander gezogen haben und
b. gleichzeitig nur eine sehr stark eingeschränkte und zeitlich extrem verzögerte Übertragung im Free TV gestatten

In England gibt es nur noch Montags um 22.30 eine 30 min. Zusammenfassung der PL im Free-TV zu sehen. Und weil die gesamte Übertragung der Premier League exklusiv im Pay-TV läuft, wird dieses eingeschränkte TV-Angebot von den PAY-TV Anbietern zu deutlich höheren Preisen verkauft als in Deutschland. Will man also die gleiche Einnahmesituation wie in der PL schaffen, müsste man hierzulande die TV-Rechte exklusiver an SKY (oder an einen anderen Anbieter) verkaufen.

Mit der Folge, dass wir alle deutlich mehr für das Fußball-Abo zahlen müssten und dazu fast gar kein Fußball mehr im Free-TV zu sehen bekämen.

Das ist in Deutschland politisch nicht durchsetzbar. Und damit ist dieser Wettbewerbsnachteil nicht kompensierbar. Also wird man in unserem Land wohl oder übel damit leben müssen, dass unsere Vereine hier auf absehbare Zeit keine Chance auf Chancengleichheit haben werden.
Es sei denn, man ändert, wie von den Bayern erhofft, die zentrale Vermarktung und lässt eine Einzelvermarktung der Vereine zu. So wie es in Spanien und Italien der Fall ist, wo jeder Verein seine eigenen Rechte und Einnahmen aushandelt. Und wo dann nur die die Teams mit den vermeidlich meisten Fans und den größten Erfolg, die höchsten Erlöse aus diesem wichtigen Topf generieren, während alle anderen Vereine nur noch einen Bruchteil der aktuellen Einnahmen erzielen können. Weniger Chancengleichheit geht wohl kaum. In Spanien ist das einer der Hauptgrund dafür, dass alle Vereine außer Real Madrid und der FC Barcelona eigentlich nur noch um die Plätze 3 bis 20 spielen (dürfen). Nur wenn eines der beiden Top-Teams eine desolate Saison abliefert ist es den anderen Vereinen noch ansatzweise möglich, um die Meisterschaft mitzuspielen. Nicht ohne Grund taucht kein anderer spanischer Verein in den Top 20 der Deloitte Untersuchung auf. Deren sportlichen Chancen sinken Jahr für Jahr weiter. National, aber auch international. Alles fokussiert sich in Spanien auf die beiden Top-Teams.

Andererseits ist eine dezentrale Vermarktung eine Option die Differenz im europäischen Vergleich zu schließen. Ob man dann weiterhin BL im Free-TV sehen würde, ist allerdings mehr als zweifelhaft.

Gleichzeitig würden sich dann aber die wirtschaftlichen Unterschiede innerhalb der Bundesliga noch deutlicher vergrößern und die Chancengleichheit, so sie denn überhaupt noch vorhanden ist, komplett ausgehebelt werden Anders formuliert: Die reichen Vereine werden nur noch reicher und die anderen Vereine fallen immer weiter ab. Die Chancen für Mannschaften wie Frankfurt, Köln oder Gladbach, jemals wieder dauerhaft die Zugehörigkeit zu sichern bzw. gar in europäische Wettbewerbe vorzudringen wären dann noch marginaler, als sie es bereits jetzt sind.
Die Bundesliga ist bereits längst eine Dreiklassengesellschaft.
Ganz oben thronen die Bayern, dann kommen 6-8 ungefähr gleichstarke Vereine (HSV, S04, BvB, Werder, Stuttgart, Wolfsburg, Hoffenheim und Leverkusen) und dann, mit reichlich Abstand folgt der Rest der Liga. Und diese Dreiklassengesellschaft würde bei einer dezentralen TV-Vermarktung noch weiter auseinander fallen.
Will man das wirklich?
Die sportliche immer noch ausgeglichene Liga immer mehr zu einem Spiegelbild Englands oder Italiens oder gar Spaniens machen?
Ein oder zwei Bundesligavereine finanziell deutlich stärken, damit die wieder dauerhafter um den CL-Titel spielen können?
Für einen internationalen Erfolg alle anderen Bundesligavereine opfern?
Ich denke, dass kann und darf keine Lösung für die Bundesliga sein.

Deshalb muss die zentrale TV-Vermarktung bleiben. Wenn überhaupt sollten mehr Rechte ans Pay-TV gegen höhere Erlöse verkauft werden.
Z.B. in dem man die Zusammenfassung am Samstag später ausstrahlt und den Spieltag weiter auffächert (mehr Spiele nacheinander).

Im dritten Teil geht es um die Einnahmen aus dem Spielbetrieb und der Erkenntnis, dass moderne Stadien und bezahlbare Eintrittskarten durchaus zu wirtschaftlich beachtlichen Einnahmen führen können.
Aufrufe: 5183 | Kommentare: 44 | Bewertungen: 20 | Erstellt:19.03.2010
ø 9.9
KOMMENTARE
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midget
19.03.2010 | 11:55 Uhr
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midget : 
19.03.2010 | 11:55 Uhr
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midget : 
genau:
pro schwarzsehen.
es lebe die anarchie.
die die bezahlen sind die deppen.

kann hierzu das "hackertoolkit" empfehlen. ganz leicht nachzubasteln.
die GEZ überliste ich auch noch.

ansonsten ganz starke serie honk, aber das weisst du ja eh. ;)
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GNetzer
19.03.2010 | 11:54 Uhr
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GNetzer : 
19.03.2010 | 11:54 Uhr
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GNetzer : 
Fußball ist Geld.
Damit ist Fußball Politik.
Und Politik ist Lobby.

Das ist die Antwort. Ganz einfach. Ganz unemotional. Das Resultat unserer Welt.
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xxlhonk
19.03.2010 | 11:49 Uhr
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xxlhonk : 
19.03.2010 | 11:49 Uhr
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xxlhonk : 
@GNetzer

Starkes Argument.
Und ja, die Kostenstrukturen der BL Vereine sind deutlich angepasster.
Aber auch einer der Gründe, warum wir in Europa nicht viel holen können.
Wenn wir das verstehen und dementsprechend weiterhandeln, ist alles prima.
Aber leider will man sich in Deutschland nicht mit dem Viertelfinale zu Frieden geben.
Weder bei den vereinen, noch bei der N11...

Und noch was:
Warum spielen die CL-Gruppendritten in der EL?
Was soll das?
Die haben so viel Kohle in der CL verdient, warum nehmen die den anderen Vereinen weitere Einnahmemöglichkeiten?
Wenn ich mir die letzten und dieses Jahr anschaue, sind unter den letzten Temas regelmässig fast nur noch CL-Teilnehmer.
Damit wird die EL in der Tat zu so einer Art Trost- bzw. Verliererrunde.
Und noch weiter abgewertet.
Und auch deshlab fühle ich mich als HSV-Fan eigentlich als UEFA-Cup-Sieger 2008/2009, denn wir waren die letzte Mannschaft im Wettbewerb, die nicht aus der CL kam.
Aber es ist halt ein verdammt kompelexes Thema.
Taktiker hatte ja in seinem FIFA Skandal Blog auch etwas zum Zustandekommen der CL geschrieben.
Stichwort Erpressung der UEFA durch die TOp-Vereine.
Auch das ist ein relevantes Thema.
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GNetzer
19.03.2010 | 11:41 Uhr
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GNetzer : 
19.03.2010 | 11:41 Uhr
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GNetzer : 
Das hast du einige Punkte mal wieder schön auf Punkt gebracht, lieber honk. Auf eine Sache würde ich aber noch einen Akzent setzen: Die Kostenstruktur der europäischen Vereine. Hier liegt das Potenzial der Bundesliga, die wesentlich weniger abhängig von Fernseheinnahmen ist. Wenn man sich die Situation des Pay-TV im Land ansieht, ist das auch existenziell. Langfristig könnte das aber zu Verschiebungen führen, die der Bundesliga zum Vorteil gereichen. Den Grund dafür sehe ich im Internet: Da es so leicht ist, einen Stream jedes beliebigen CL-Spiels zu finden (und die Rechtslage in Deutschland für den Benutzer von Vorteil ist), werden die Pay-TV Sender in europa langfristig überlegen müssen, ob die Rechte noch die alten Millionenbeträge wert sind.

Da meiner Meinung nach das illegale Streamen nicht zu verhindern ist, wird das zu Veränderungen führen. Fußball wird nie ein exklusives Pay-TV-Produkt sein. Und damit werden die Einnahmen, die über diese vermeintliche Exklusivität generiert werden, auf Dauer zurückgehen. Für die Bundesliga ist das eine Chance.
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