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Spox-Wintersport


Gründer: Maxi_FCB | Mitglieder: 32 | Beiträge: 14
Von: Maxi_FCB
21.11.2016 | 10175 Aufrufe | 3 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 10.0
Wintersport-Saisonvorschau 2016/17
4 Disziplinen, 3 Meinungen
Teil 1: Biathlon und Ski Alpin

Das Warten hat ein Ende. Wenn hierzulande die Autofahrten zu zum Teil waghalsigen Rutschpartien ausarten, dicke Mäntel und Steppjacken das Straßenbild prägen und man bisweilen keinen Hund vor die Tür schicken möchte, verwandeln sich die Hochlagen in aller Welt wieder zu von der weißen Pracht gesäumten Sportarenen. Neben Barcelona, Manchester, München und Mailand tauchen in der wochenendlichen Sportberichterstattung plötzlich vermehrt Namen auf, die den gemeinen Wintersport-Muffel fragend zurücklassen. Planica? Pokljuka? Val d'Isere? Kann man das essen? Weit gefehlt! Für ein Wochenende im Jahr verwandeln sich diese zumeist recht beschaulichen Flecken Erde in Wallfahrtsorte für Wintersportbegeisterte aller Couleur.

Doch Butter bei die Fische: Auf welche modernen Gladiatoren im Schaumstoffgewand muss man besonders Obacht geben? Wer kann überraschen? Wer enttäuscht? Dolo, Maxi_FCB, Talentfrei (Nordische Kombination, Skispringen) und ohneWitz (Ski Alpin, Biathlon) versuchen Licht ins Dunkel zu bringen.

Fourcade, Fourcade, Fourcade, Fourcade, Fourcade - was klingt, als würde die Schallplatte hängen, entpuppt sich in Wirklichkeit als Aufzählung der Biathlon-Gesamtweltcup-Sieger der letzten fünf Saisons. Dahinter steckt eine so einfache, wie frustrierende Wahrheit: Alleine Martin Fourcade selbst bestimmt, wer Wettkämpfe und in der Folge Titel gewinnt. Auch wenn die Konkurrenz immer mal wieder Morgenluft schnuppert, so kann sie die Konstanz und die läuferische Dominanz des Franzosen nicht brechen. Daher lohnt ein Blick auf das deutsche Team. Nach dem Rücktritt von Andreas Birnbacher scheint das Quartett aus Lesser, Doll, Peiffer und Schempp in Stein gemeißelt. Lesser kämpft seit Jahren mit einer unkonstanten Laufform, Doll mit latenter Unsicherheit am Schießstand und bei Peiffer fehlt nicht selten die Balance aus beiden Teildisziplinen. Wie seht ihr die Möglichkeiten dieses Trios in dieser Saison? Verfügt jemand über das Potential, Simon Schempp in der Weltspitze Gesellschaft zu leisten?

Maxi_FCB: Am ehesten wohl Benedikt Doll, der läuferisch einfach eine Maschine ist. Er ist ein unglaubliches Energiebündel, dessen Laufstil zum Teil aber noch so wirkt, als wüsste er überhaupt nicht, wohin mit all der Kraft. Wenn er seine Kondition dank eines ökonomischeren Laufstils noch effektiver auf die Strecke bringt, könnte er zu den dominantesten Läufern des Feldes aufschließen. Am Schießen, vor allem am Stehendanschlag, muss er dagegen unbedingt arbeiten und, dass das nicht allzu einfach ist, beweist Kollegin Gössner jährlich eindrucksvoll. Dennoch: Vom Potential her sehe ich bei ihm die größten Perspektiven. Bei Lesser und Peiffer zweifle ich daran, ob sie noch einmal zum Sprung in die absolute Weltspitze ansetzen. Mir fehlt dafür irgendwie ein Ansatzpunkt, irgendein unausgeschöpftes Potential, dessen Aktivierung Wunder bewirken könnte. Realistisch gesehen bleiben sie solide Team- und Top-20-Athleten.

ohneWitz: Ich sehe bei dem Trio, wie in den letzten Jahrem, wieder nur unregelmäßige Aussetzer nach oben. Arnd Peiffer hatte zwar bereits schon mal gezeigt, dass er konstant vorne mitlaufen kann. Doch seit mehreren Jahren schwanken seine Leistungen. Es wirkt oft so, als hätte er den Kopf nicht frei, teilweise scheint er während des Laufens schon beim nächsten Schießen zu sein und umgekehrt. Lesser ist konstant unkonstant: Im einem Rennen ist er in der Lage, WM-Silber im Einzel zu holen, am nächsten Tag schafft er im Sprint nicht einmal den Cut für das Verfolgungsrennen. Wenn man teilweise solche Aussetzer hat, reicht es am Ende nur zum gehobenen Mittelfeld. Doll traue ich in den nächsten Jahren am meisten zu. In dieser Saison gilt es für ihn die teilweise sehr guten Rennen zu wiederholen und eine gewisse Konstanz zu zeigen, um somit in den nächsten Jahren zur Weltspitze aufzuschließen.


Dolo: Das bezweifele ich stark. Alle drei haben zwar schon bewiesen, dass sie im Stande sind, vorne mitzulaufen, doch Weltklasse definiert sich in erste Linie über die Konstanz. Und da sehe ich andere Sportler besser aufgestellt als dieses Trio. Lesser und Peiffer sind 28 bzw. 29 Jahre alt, da darf man auch keinen großen Entwicklungssprung mehr erwarten. Doll ist zumindest läuferisch in Schlagweite, jedoch habe ich Zweifel, dass er seine Probleme beim Schießen, vor allem im Stehen, so in den Griff bekommt, dass es für die absolute Weltspitze reicht. Bitte nicht falsch verstehen, alle drei sind starke Athleten und eine Bereicherung für jede Nation. Aber in der absoluten Weltspitze wird die Luft dünner und nur wenige Sportler dürfen behaupten, sich auf diesen Level zu bewegen, aus deutscher Sicht ist es nur Simon Schempp. Dieser sollte schauen, dass er bei der WM endlich seine Einzelmedaille holt, noch ein Jahr ohne Medaille wird einen Top-Sportler, wie Schempp es sein möchte, nicht gerecht.


Die Königin pausiert (erneut), es lebe die Königin? Darya Domracheva, ihres Zeichens frischgebackene Mutter, verpasste ein Gros der Saisonvorbereitung und peilt demnach erst für Januar eine Rückkehr in den Weltcup an. Ihr primäres Ziel stellen ohnehin die Weltmeisterschaften in Hochfilzen dar. Doch die Vakanz auf dem Damen-Biathlon-Thron führte vergangene Saison nicht etwa zu einem konkurrenzlosen Durchmarsch von Domrachevas ärgster Rivalin Kaisa Mäkäräinen, sondern zu einem spannenden Duell zwischen Marie Dorin Habert und Gabriela Koukalova (ehemals Soukalova). Hätten sie nicht einige Infekte heimgesucht, so hätte womöglich auch Laura Dahlmeier eine größere Rolle spielen können. Kann Dahlmeier dafür in dieser Saison in den Kampf um die große Kristallkugel eingreifen? Wie sind die Aussichten der restlichen deutschen Athletinnen?

ohneWitz: Laura Dahlmeier kann durchaus ein Wörtchen mitreden, wenn sie die komplette Saison fit bleibt. Ich denke, letztlich wird Domracheva ausschlaggebend sein, wenn sie gegen Ende der Saison einsteigen sollte. Dann gilt es für die drei Genannten, sich vor Domracheva zu platzieren und somit einige Punkte auf die anderen gutzumachen. Generell zeigt die Kurve des Damen-Teams nach oben. Wenn Hildebrand etwas stärker beim Laufen wird und Preuß ihre guten Ergebnisse bestätigen kann, könnte das deutsche Damen-Biathlon zur alten Stärke zurückkehren.

Dolo: Dass Dahlmeier die Fähigkeiten für den Gesamtweltcup besitzt, steht für mich außer Frage. Es gibt keine Athletin die besser schießt und auch läuferisch bewegt sie sich mittlerweile auf absolutem Weltklasseniveau. Wahrscheinlich ist Dahlmeier mit ihren 23 Jahren jetzt schon die kompletteste Athletin im Starterfeld. Ihre größte Schwäche ist jedoch ihr Körper. Immer wieder wird sie durch kleinere Infekte heimgesucht, wodurch sie Rennen und damit wichtige Punkte verpasst. Letzten Winter trat sie nur an 18 von 25 Wettkämpfen an. Selbst wenn sie fit bleiben würde, stellt sich die Frage, ob sie trotz der höheren Belastung weiterhin so konstant ihre Leistungen bringen kann. Sie selbst hat gesagt, dass ihr Hauptaugenmerk gar nicht auf dem Gesamtweltcup liegt, sondern auf den Weltmeisterschaften, und so könnte das Thema früh in der Saison schon ad acta gelegt werden. Viel erwarte ich diese Saison von Franziska Preuß. Letzte Saison kam sie aufgrund einer Verletzung nie richtig in Form. Das sollte sich dieses Jahr ändern und dann kann man auch mit Franzi Preuß ganz vorne rechnen. Der anderen Franzi, Franzi Hildebrand, wünsche ich eine ähnlich gute Saison wie die letzte. Wenn Hammerschmidt und Hinz sich noch in die Nähe der Top-15 im Gesamtweltcup platzieren (was durchaus realistisch ist), dann werden wir erneut eine erfolgreiche Biathlonsaison aus deutscher Sicht sehen.

Maxi_FCB: Ich lege mich mal fest: Ja, sie kann. Am Schießstand ist Dahlmeier ohnehin eine Macht. Diese Ruhe, diese Abgezocktheit, diese Extraklasse - warum sollte sie das verlieren? Das Zünglein an der Waage ist für sie die Laufform, wo sie in der vergangenen Saison aber auch regelmäßig zu den Stärksten gehörte. Der Schlüssel zum Erfolg liegt meines Erachtens in der Belastungsteuerung. Man muss ihr immer wieder clever und dosiert Pausen einräumen, damit sie auch am Ende eines "Trimesters" stets noch wettbewerbsfähig ist. Krankheiten, die Problematik der letzten Saison, kann man ohnehin kaum beeinflussen. Eine ganz entscheidende Rolle könnte übrigens dennoch Domracheva zukommen. Dominiert sie nach ihrer Rückkehr das Feld, als sei sie nie weg gewesen, könnte dies den ganzen Wettkampf unabsehbar beeinflussen. Bestenfalls sammelt Dahlmeier gleich zu Saisonbeginn wichtige Punkte. Ansonsten verspreche ich mir von Franziska Preuß einiges. Immer, wenn sie mal fit und mit dem Selbstvertrauen einer guten Form agiert, zeigt sie, was sowohl läuferisch als auch am Schießstand in ihr schlummert. Bei Hildebrand glaube ich, dass sie in den vergangenen Saisons schon an ihrem oberen Leistungslimit agiert hat. Große Sprünge sind wohl nicht mehr zu erwarten, aber es reicht eigentlich auch, wenn sie einfach da weitermacht. Gespannt bin ich auf Maren Hammerschmidt. Waren die punktuellen Top-Leistungen der vergangenen Saison ein positiver Ausreißer? Oder geht da noch mehr? Die Tendenz geht allerdings eher zu Ersterem. Hinz und vor allem Gössner sind und bleiben dagegen mutmaßlich Wundertüten, bei denen das Pendel zwischen positiven und negativen Überraschungen häufiger zu Letzterem ausschlagen dürfte.


Vakanz ist auch das Stichwort der alpinen Ski-Damen. Tina Maze trat endgültig zurück, Lindsey Vonn fällt wegen eines Armbruchs bis auf Weiteres erst einmal aus und, wenn Anna Veith (ehemals Fenninger) um die Jahreswende nach ihrem Totalschaden im Knie wieder ins Geschehen einsteigt, könnte ihr Rückstand auf die Weltcupspitze womöglich schon zu groß sein. Es bahnt sich ergo ein spannendes Rennen zwischen Technik-Dominatorin Mikaela Shiffrin, Siegerin im Slalom von Levi, und Allrounderin Lara Gut, Siegerin im Riesenslalom von Sölden, an. Wer hat in diesem Zweikampf den längsten Atem? Oder tritt noch eine unerwartete Athletin auf den Plan?

Maxi_FCB: Ich tippe auf Shiffrin. Im Slalom ist sie unangefochten, kann demnach regelmäßig mindestens mit einem Podestplatz planen, während sich Gut in den Speed-Disziplinen härterer Konkurrenz erwehren und folglich die Punkte häufiger mit anderen Athletinnen - ab Saisonmitte vor allem mit Veith und Vonn - teilen muss. Vonn ist aber auch verrückt (oder clever?) genug, schon zu den Überseerennen wieder ins Geschehen einzugreifen und Gut somit über die gesamte Saison hinweg Punkte zu stehlen. Oder anders betrachtet: Wenn sie zu den Überseerennen wieder einsteigt, kann sie sogar auch in den Kampf um die große Kristallkugel eingreifen. Für sie gilt dann aber selbiges, wie für Gut: Die Aussichten gegen Shiffrin sind, sofern diese fit bleibt, nicht allzu gut. Um Shiffrin zu knacken, müssen sie verhindern, dass diese auch den Riesenslalom dominiert, und hoffen, dass Holdener oder Hansdotter Shiffrin im Slalom attackieren können. Ansonsten könnte das sogar eine recht klare Sache werden. Eine Überraschungsathletin, die auf den Plan treten könnte, sehe ich eher nicht. Allerdings würde es mich nicht überraschen, wenn Anna Veith nach ihrer Rückkehr gleich wieder für Furore sorgen würde.

Dolo: Ich würde mein Geld auf Shiffrin setzten. Ich glaube, sie hätte letzte Saison schon zugegriffen, wenn die Verletzung nicht gewesen wäre. Die Maximalpunkte aus den Slalom-Rennen könnte man ihr jetzt schon gut schreiben, eine ernstzunehmende Konkurrentin ist dort nicht in Sicht. Ebenfalls sehe ich sie im Riesenslalom vorne, auch wenn Gut sie in Sölden klar besiegt hat. Interessant dürfte ihr Auftreten in den Speed-Disziplinen sein. Wenn sie dort ebenfalls regelmäßig hohe Punktezahlen einfährt, dann dürfte man ihr die große Kristallkugel jetzt schon überreichen. Anderenfalls könnte erneut die große Stunde von Lara Gut schlagen. Sie ist eine der letzten klassischen Allrounderinnen. Bis auf den Slalom konnte sie in jeder Disziplin gewinnen. Ihr kommt ebenfalls zugute, dass Lindsey Vonn durch ihre Verletzung erstmal nicht an den Start gehen kann. Freie Bahn also vorerst für Gut in den Speed-Disziplinen. Jedoch wird eine Vonn im Laufe der Saison zurückkommen, genauso wie Anna Fenni... ähm Veith. Also wird sie dann um die großen Punkte enorm fighten müssen. Am Ende wird Shiffrin es machen. Die Punkte aus dem Slalom kann ihr, wie gesagt keiner nehmen, und dies ist im Endeffekt ihr Vorteil gegenüber Gut.

ohneWitz: Der alpine Wettbewerb ist unberechenbar: Ein Sturz oder eine falsche Belastung und die Saison ist leider schnell beendet. Falls nichts Unvorhergesehenes passiert, wird sich meiner Meinung nach Mikaela Shiffrin den Gesamtweltcup holen, da sie im Slalom die unangefochtene Nummer Eins ist und sich im Grunde nur selbst schlagen kann. Darüber hinaus hatte sie in der Saison 14/15 gezeigt, dass sie im Riesentorlauf vorne mitfahren kann - dies konnte sie zum Saisonauftakt in Sölden bereits andeuten. Zwar ist Anna Veith zum Jahreswechsel wieder dabei, aber durch die höhere Anzahl an Technik-Weltcups könnte sich diese Konkurrenzsituation etwas ausgleichen. Des Weiteren hatte Shiffrin bereits im Vorjahr angekündigt, auch im Super G mitzufahren, wo sie weiter Bonuspunkte einfahren könnte im Kampf um den Gesamtweltcup. Dazu kommt, dass die Konkurrenzdichte in den Speed-Disziplinen nochmals deutlich höher ist. Eine mögliche Konkurrentin ist mit Lara Gut dort zwar im weiteren Kreis anzusiedeln, doch regelmäßige Siege oder Podestplätze, die es bräuchte, wird sie aufgrund der Konkurrenzsituation nicht liefern können. Auch im Riesentorlauf hat sie mit Anna Veith nun eine starke Konkurrentin, die ihr ab dem Jahreswechsel wahrscheinlich wichtige Punkte stehlen könnte. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Lindsey Vonn wird es wohl auf einen Zweikampf zwischen Shiffrin und Gut hinauslaufen. Eine mögliche dritte Kandidatin könnte Anna Veith sein. Bei ihr bleibt abzuwarten, wie sie nach der Verletzung wieder in den Weltcup findet und wie groß der Rückstand auf Gut und Shiffrin ist.


Verheißungsvoll begann die Saison nicht nur für Lara Gut, sondern auch für Felix Neureuther. Im Riesenslalom von Sölden belegte der Slalomspezialist einen beachtlichen dritten Rang und bestätigte damit seine eigenen Aussagen, wonach er seit Sommer endlich einmal schmerzfrei trainieren und fahren könne. Generell deutet sich an, dass die Dominanz Marcel Hirschers in den Technikdisziplinen etwas bröckeln könnte. Im Riesenslalom trumpft Sölden-Sieger Alexis Pinturault auf wie nie und im Slalom hatte Hirscher vergangene Saison schon mit Henrik Kristoffersen seine liebe Mühe. Nun schickt sich also auch Neureuther noch zu einer neuerlichen Attacke im vorolympischen WM-Jahr an. Das ergibt eine prickelnde Gemengelage, die sich weitaus unklarer gestaltet, als in den Speed-Disziplinen, wo in der Absenz von Aksel Lund Svindal, dessen Rückkehr nach Kreuzbandriss derzeit nicht absehbar ist, alle Augen auf Kjetil Jansrud gerichtet sind. Wer behält die Oberhand in den Technik-Disziplinen?

Dolo: Im Speed-Bereich sollte Jansrud die Nase vorne haben, wobei das immer schwer zu sagen ist, weil man Stürze und darauffolgende Verletzungen nicht vorhersagen kann. Hirscher wird wohl erneut den Gesamtweltcup holen. Von daher stimme ich zu, dass vor allem in den Technik-Disziplinen Spannung herrscht. Kristoffersen hat die Fähigkeiten, Hirscher im Slalom zu schlagen, was er letzten Winter eindrucksvoll bewiesen hat. Zu Erinnerung: Kristoffersen gewann 6 Slaloms, Hirscher nur 2. In der Slalom-Wertung trennten sie jedoch nur 31 Punkte, umso ärgerlicher, dass Kristoffersen den ersten Slalom dieser Saison wegen Streitigkeiten mit dem Verband absagte. Hirscher bedankte sich und gewann problemlos. Diese 100 Punkte Rückstand muss Kristoffersen erst einmal aufholen. Felix Neureuther habe ich gewiss nicht vergessen. Ich glaube, dass der Felix eine bessere Saison fährt als die letzte, doch an einen Hirscher oder Kristoffersen wird er über die Saison gesehen nicht herankommen. Das andere Highlight wird die Riesenslalom-Wertung werden. Der angesprochene Pinturault scheint in Bestform zu sein. 0,7 Sekunden Vorsprung vor Hirscher in Sölden - Statement-Sieg. Schon letzte Saison konnte er 4 Rennen im Riesentorlauf für sich entscheiden. Er scheiterte schlussendlich an Hirschers Konstanz, der ebenfalls viermal gewann und zusätzlich viermal auf dem Podest stand. Vielleicht schafft es Pinturault oder ein andere Kandidat (Ligety?), Hirscher diese Saison vom Thron zu stoßen. Man stelle sich vor: Hirscher gewinnt weder die Slalom-Kugel noch die Riesenslalom-Wertung.

Maxi_FCB: Dass Hirschers Dominanz bröckelt, ist nur teilweise richtig. Das erscheint vielleicht so, weil sich "die Konkurrenz" in zwei Kandidaten gebündelt hat. Vor zwei, drei Jahren haben ihn Athleten wie Myhrer, Gross, Razzoli, Khorosilov, Muffat-Jeandet oder Neureuther abwechselnd mal geschlagen, heute schlagen ihn Kristoffersen und Pinturault regelmäßiger, aber in der Summe doch nicht ausreichend oft, um ihn als "Technik-Dominator" abzulösen. Aber immerhin die Disziplinweltcups sind nun offener und, da sich Hirscher nun in jeder Disziplin eines hartnäckigen Spezialisten erwehren muss, wären auch die Aussichten für einen total dominanten Speed-Fahrer auf den Gesamtweltcup nicht so schlecht. Svindal kam so letzte Saison in eine recht lukrative Ausgangsposition, die ihm erst sein Kreuzbandriss verbaute. Ob allerdings Kjetil Jansrud aus dieser Chance ebenso viel Kapital schlagen kann, darf bezweifelt werden. Gespannt darf man auf Felix Neureuther sein. Ist er tatsächlich erstmals komplett schmerzfrei, gibt es eigentlich keine Ausreden mehr. Dann sehe ich ihn zumindest bei der WM durchaus in der Bringschuld, wenngleich ich irgendwie daran zweifle, dass er in der Leistungsspitze gegenüber Hirscher und Kristoffersen konstant wettbewerbsfähig ist. Anders gesagt: Er ist meines Erachtens abhängig von deren Fehlern.

ohneWitz: Mit dem Sieg in Sölden konnte Pinturault zeigen, dass er die Spätform des letzten Jahres mit in diese Saison nehmen konnte. In der Super-Kombination ist er der, den es zu schlagen gilt. Wenn er jetzt im Slalom noch seine teils wilde Fahrweise unter Kontrolle bringt, kann er dort auch in den weiteren Kreis der Weltspitze eingreifen und somit ein ernsthafter Gegner im Kampf um den Weltcupgesamtsieg werden. Wenn man aber beide Technik-Disziplinen zusammen betrachtet, ist Hirscher immer noch die unangefochtene Nummer Eins. Wenn man beide einzeln betrachtet, sieht das Ganze wieder anders aus. Im Riesentorlauf gibt es seit Jahren mehr oder weniger einen Dreikampf zwischen dem oben bereits erwähnten Pinturault, Hirscher und Ligety. Wobei Hirscher häufiger die Oberhand gewinnen konnte. Nach der Verletzung wird Ligety dieses Jahr wohl keine Rolle spielen. Bleibt nur noch Pinturault, denn Kristoffersen sehe ich aktuell noch nicht als wirkliche Konkurrenz im Riesentorlauf. Wenn Pinturault, wie bereits angesprochen, seine teils sehr wilde Fahrweise unter Kontrolle bringt, kann er Hirscher durchaus schaden und sich diese Saison den Riesentorlauf-Weltcup holen. Im Slalom hat sich zu dem Zweikampf zwischen Hirscher und Neureuther noch Kristoffersen hinzugesellt. Die beiden haben gegenüber Hirscher den Vorteil, dass sie sich nur auf die einzelnen Disziplin-Wertungen konzentrieren können, wohingegen Hirscher sich auf den Gesamtweltcup konzentrieren muss. Durch die zusätzlichen Starts beim Super-G fehlt Hirscher hier wichtige Trainingszeit, die im Slalom maßgeblich ist. Trotzdem denke ich nicht, dass Hirscher sich nochmals so vom jungen Kristoffersen abkochen lässt. Dazu kommt noch ein Felix Neureuther, der endlich mal fit in ein Jahr starten konnte und somit in den offenen Dreikampf um die kleine Kristallkugel eingreifen kann. Im Slalom ist es schwer einen klaren Sieger zu definieren, aber ich gehe mal mit Hirscher, weil er in der Vergangenheit immer noch etwas drauflegen konnte, wenn es darauf ankam.

Zu Teil 2: Skispringen & Nordische Kombination

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KOMMENTARE
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MacPlanet
24.11.2016 | 13:23 Uhr
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MacPlanet : 
24.11.2016 | 13:23 Uhr
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MacPlanet : 
Echt richtig gut geschrieben und mMn auch sehr gute Einschätzungen von den Experten hier. Danke schön für diesen "kurzen" Einblick , die Vorfreude auf die Wintersaison steigt allmählich
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samsarax
21.11.2016 | 19:58 Uhr
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samsarax : 
21.11.2016 | 19:58 Uhr
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samsarax : 
Sehr gut ausgeführter Blog. Lässt mich als jemand, der sich nicht mit wintersport auskennt, darüber nachzudenken, das ganze anzuschauen._

It aint my fault / 10
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Maxi_FCB
21.11.2016 | 19:43 Uhr
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Maxi_FCB : 
21.11.2016 | 19:43 Uhr
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Maxi_FCB : 
Danke an Dolo, TF und ohneWitz für ihre Teilnahme am Panel!

Leider hat es platzmäßig nicht alles in einen Blog gepasst, daher würde ich alle Leser bitten, ihre Kommentare unter Teil 2, den ich unter dem Hirscher-Bild verlinkt habe, zu posten.

Ansonsten hier nochmal der Link: http://www.spox.com/myspox//group-blogdetail/4-disziplinen:2C:-3-meinungen,222401.html

Viel Spaß beim Lesen und Mitdiskutieren!
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