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Taktikecke


Gründer: Taktiker | Mitglieder: 190 | Beiträge: 21
07.09.2010 um 23:23 Uhr
Geschrieben von Taktiker
Deutschland - Aserbaidschan
Heute Abend fand das 2. Qualifikationsspiel Deutschlands in Köln gegen die Nationalmannschaft Aserbaidschans statt.

Mit einem nie gefährdeten 6:1-Sieg hat unsere Nationalmannschaft nach zwei Spielen und 6 Punkten die optimale Ausgangslage für die weitere Qualifikation. Den genauen Spielbericht findet man hier.

Aufstellungen

Joachim Löw formierte seine Mannen im gewohnten 4-4-1-1/4-2-3-1-System. In der Viererkette gab es, im Vergleich zum Belgien-Spiel, einige Veränderungen. Philipp Lahm wechselte von der rechten auf die linke Abwehrseite, dafür rückte der Wolfsburger Sascha Riether rechts in die Startelf. In der Innenverteidigung spielten wie im ersten Spiel Holger Badstuber und Per Mertesacker, der allerdings schon in der Anfangsphase verletzt vom Feld musste, ihn ersetzte Heiko Westermann. Davor agierten wie gewohnt Schweinsteiger und Khedira, auch die offensive Dreierreihe mit Podolski, Özil und Müller blieb unverändert, hinter der einzigen Spitze Klose.

Die Deutsche Mannschaft in der Einzelkritik.

Der von Ex-Bundestrainer Berti Vogts trainierte Gast lief in einem nicht genau zu definierenden 4-5-1-System auf. Zeitweise spielten sie ein 4-1-4-1 und versuchten die deutscher Sechser früh unter Druck zu setzen. Da dies nicht gelang, spielten sie in der Folge deutlich tiefer, in einer Art 4-2-3-1, aber die Gäste orientierten sich äußerst stark an ihren direkten Gegenspielern, und folgten ihnen teilweise über den halben Platz. Besonders gut zu beobachten bei Müllers und Özils Duellpartnern.

1. Halbzeit

Die Deutschen begannen sehr schwungvoll. In den ersten Minuten versuchte der Gast im Mittelfeld dagegenzuhalten, und stellte konsequent die defensiven Mittelfeldspieler Schweinsteiger und Khedira zu. Dabei vergaßen sie allerdings, dass die gegnerischen Innenverteidiger, in der Anfangsphase Mertesacker, später vor allem Badstuber, dadurch enorm viel Platz zur Verfügung hatten. Mertesacker lief in den ersten 5 Minuten zweimal über vierzig Meter mit dem Ball am Fuß, ohne angegriffen zu werden. Erst dann traute sich ein Spieler den Bremer zu attackieren, und prompt wurde ein anderer frei, der sofort angespielt wurde.

So schaffte es die deutsche Nationalmannschaft von Beginn an Ball und Gegner zu beherrschen. Durch einen vorrückenden Innenverteidiger hatte man in der Mitte eine Überzahl, zudem auf den Flügeln durch die schnellen Vorstöße Riethers häufig ebenfalls eine Überzahl. Die Deutschen versuchten konsequent die vorderen Räume zu besetzen, Khedira rückte immer wieder in die Spitze nach, Müller bewegte sich viel und schuf so Platz für den agilen Riether, da Müllers Gegenspieler mitzog.

Doch lange Zeit schaffte es der WM-Dritte nicht in Führung zu gehen. Erst der eingewechselte Westermann erlöste die Mannschaft, als er aus dem Getümmel heraus zum 1:0 traf (28.). Danach schienen die bis dahin tapfer kämpfenden Gäste ein wenig nachzulassen, und die deutsche Mannschaft fand mehr und mehr zu dem gewünschten Kombinationsspiel. Besonders aktiv hierbei war Lukas Podolski, der seine augenscheinliche Überlegenheit gegenüber seinem Gegenspieler sehr effektiv ausnutzte, und schließlich auch zum verdienten 2:0 traf (45.). Klose traf schließlich nach einem wundervollen Pass des vorgerückten Badstuber und der Ablage durch Podolski zum Halbzeitstand von 3:0 (45. plus 2).

2. Halbzeit

Nach der Pause legte Deutschland nach. Der immer aktive Badstuber leitete zusammen mit dem gewohnt souveränen Schweinsteiger Angriff um Angriff ein. Auch Lahm fand auf der, inzwischen ungewohnten, linken Seite mehr und mehr zu seinem Spiel, und schaltete sich ins Offensivspiel ein. Nach dem 4:0 per Eigentor (53.) war die Messe praktisch schon gelesen, und so ließ es Deutschland etwas ruhiger angehen. Der Anschlusstreffer durch Aserbaidschan (57.) nach Neuer-Fehler nahm dann endgültig den Schwung aus der Partie.

Deutschland wollte nicht (mehr), Aserbaidschan konnte nicht.

Die Partie verflachte zusehends, Deutschland spielte viele schöne Ballstafetten durch die sich immer mehr in ihr Schicksal ergebenen Gäste, und schlussendlich sorgten Badstuber (86.) und Klose (90.plus 2) für das verdiente Endergebnis von 6:1.

Fazit

Insgesamt ein nie gefährdeter, und auch in der Höhe verdienter Sieg der Deutschen. Nach dem Führungstor durch Westermann brach der Widerstand der Gäste nach und nach zusammen, und es taten sich teilweise erschreckende Lücken in Vogts Hintermannschaft auf. Vor allem Badstuber mit brillanten Dribblings und Pässen und Podolski in der ersten Halbzeit wussten gegen die hoffnungslos überforderten Underdogs zu überzeugen.

Interessant auch, dass ein Innenverteidiger (Badstuber) die treibende Kraft in der deutschen Offensive war, und sich schlussendlich auch mit seinem ersten Tor im Nationaltrikot selbst belohnte.

Die tiefstehenden Gäste aus Aserbaidschan schafften es nicht Zugriff auf den wie immer starken Schweinsteiger zu bekommen, der wie gewohnt das Spiel lenkte und beherrschte. Deutschland war seinen Gegnern immer einen Schritt voraus, gedanklich schneller und zudem auch zahlenmäßig stets im Vorteil, ständig schaffte es die Mannschaft von Joachim Löw eine Überzahl in Ballnähe zu erzeugen.

Letzten Endes war aber auch klar sichtbar, dass in diesem Spiel nicht die Taktik, sondern schlicht und ergreifend die individuelle Klasse der deutschen Akteure den Unterschied machte.
Aufrufe: 7014 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 11 | Erstellt:07.09.2010
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KOMMENTARE
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Taktiker
08.09.2010 | 15:33 Uhr
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Taktiker : 
08.09.2010 | 15:33 Uhr
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Taktiker : 
@Armister

Naja musst du wissen, ob du alles gelesen hast, wenn ja, dann sollte eigentlich der letzte Satz nicht missverständlich sein.

Ich hatte vor zu jedem Deutschland-Spiel, soweit ich das zeitlich schaffe, meine eigene Zusmamenfassung zu schreiben. Diese hat den Schwerpunkt auf taktischen Besonderheiten, aber natürlich ist auch ein kleiner Spielbericht integriert, sonst kann man eine Analyse nicht schreiben.

Deswegen kann es sein, dass einige Dinge für dich nicht ganz so neu sind, und auch shcon im SPOX-Bericht behandelt wurden. Aber wenn du dir einmal anschaust, worauf SPOX den Schwerpunkt gelegt hat, und wo mein Schwerpunkt liegt, dann ist das ganz und gar nicht dasselbe in grün.

Außer den Toren gehe ich hauptsächlich auf die taktischen Besonderheiten ein, überzahlen der Deutschen, die Abwehrarbeit der Aserbaidschaner usw.

Davon finde ich wenig bis gar nichts im klassischen Spielbericht.

Dass alle diese Dinge am Ende nicht den Ausschlag zum Sieg gegeben haben, schreibe ich im letzten Satz.

Du darfst diesen Blog auch nicht in einer Reihe mit den normalen allgemeinen Blogs sehen, sondern in einer Reihe mit anderen Spielberichten, denn das sind zwei verschiedene Dinge, die man nicht vergleichen kann.
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Armister
08.09.2010 | 15:16 Uhr
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Armister : 
08.09.2010 | 15:16 Uhr
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Armister : 
Mag sein dass ich das ein bisschen falsch verstanden habe aber wieso musst du dir gleich selbst wiedersprechen ?

"Ich glaube, du hast da einiges in meine Schlussaussage falsch verstanden!"

und

"Also nächstes Mal vielleicht mehr als die Spox-überschrift lesen, und dann kommentieren."

Passt so nicht ganz zusammen.

Ok. Ich wiederhole mich nochmal vielleicht habe ich dass falsch verstanden hatte halt den eindruck dass du meinst dass sehr viele offensiv aktionen nicht auf taktik beruhen und sowas. Wollte dir in dem punkt nur wiedersprechen.

Insgesamt check ich den blog aber nicht so ganz:
Ist i-wie eine Zusammenfassung die spox aber schon geschrieben und im letzten satz wird er zu einer analyse die man aber zu tausenden spielen, vorallem bei David gegen Goliath spielen passt.

Der blog ist mal wieder schön geschrieben aber insgesamt passt er sogar nicht in die reihe deiner sonst so starken blogs weil die einfach deutlich informativer sind und den leuten auch sachen vor die augen halten die man sonst nicht so sieht oder bemerkt.
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Taktiker
08.09.2010 | 14:48 Uhr
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Taktiker : 
08.09.2010 | 14:48 Uhr
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Taktiker : 
@Armister

Ich glaube, du hast da einiges in meine Schlussaussage falsch verstanden!

Ich habe nicht gesagt, dass Deutschland ohne Taktik gespielt hat oder dass alleine die individuelle Klasse entschieden hat. Ich habe nur gesagt, dass die Taktik heute nicht das ENTSCHEIDENDE war, sondern dass diesmal vor allem die individuelle Stärke den Unterschied gemacht hat.

Und du glaubst ja wohl nicht dass ich denke, dass Löw seine Spieler vor dem Spiel einfach rausgeschickt hat ohne Anweisungen, wiel sie individuell ja sowieso stärker besetzt sind?!

Also nächstes Mal vielleicht mehr als die Spox-überschrift lesen, und dann kommentieren.

Deine Bemerkungen sind natürlich richtig. ABER: Nur weil ein Spieler nach vorne geht, hat er noch keine neue Position eingenommen, höchstens in der Offensiv-Aufstellung. Badstuber hatte viel Platz und hat diesen auch genutzt, also war er ein offensiv ausgerichteter IV, das macht ihn aber noch lange nicht zu einem DM, dasselbe bei Khedira. Entscheidend ist, dass beide in der Grundaufstellung in der IV/im DM spielen. Dass sie beide sehr offensiv ausgerichtet waren bestreite ich nicht.

@DaBen

Keiner zwingt dich etwas zu lesen, also beschwer dich nicht.

@mrpink

100% Agree

Ist auch eine Teilantwort auf Armisters Kommentar.
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mrpink27
08.09.2010 | 14:13 Uhr
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mrpink27 : 
08.09.2010 | 14:13 Uhr
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mrpink27 : 
Was erwartet man von einem solchen Klassenunterschied? Taktisch erkennt man vielleicht einiges, aber wirklich wichtig ist das nicht weil gegen echte Gegner anders gespielt wird.
Der Stürmer aus Aserbaidschan (der einzige vorne) hat sich z.B. versucht zwischen AV ind IV aufzuhalten, also immer eher außen und nicht im Zentrum.

Natürlich geht Khedira gegen seinen solchen Gegner viel mehr in die Offensive (und Löw hat Schw'steiger ja auch gegen Cacau ausgewechselt), da war schon eine Ausrichtung mit nur einem 6er zu sehen (oder Khedira als Box-to-Box Spieler ohne die Notwendigkeit zu viel nach hinten zu arbeiten). Und das ein IV nach vorne geht wenn er Platz hat wird gegen diesen Gegner einfach nicht bestraft, so war auch das relativ risikolos.

Warum DaBen jetzt das Bashing anfängt kann ich nicht verstehen. Das De gegen Kleinkaliber spielen muss war auch schon vor 20 oder 40 Jahren so. Zum Weltmeister wurde hier niemand erklärt und mit der WM hat das auch nicht viel zu tun (auch mit der Euro96 nicht). Bei einem mageren 1:0 hätte doch auch niemand den Weltuntergang aufziehen sehen, oder? Und wenn das Spiel zu uninteressant zum anschauen war warum dann einen Blog zum Spiel lesen und kommentieren? War wohl doch nicht so uninteressant, trotzdem schade das jemand seinen negativen Senf abgibt und nicht einmal das Spiel gesehen hat. Könnte ja sein, dass die "Lobeshymnen" (welche?) noch zu klein ausfallen.

Fazit: Schön für die Kölner Zuschauer mal wieder eine Heimmannschaft so so siegen zusehen.
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DaBen
08.09.2010 | 13:51 Uhr
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DaBen : *gähn*
08.09.2010 | 13:51 Uhr
-1
DaBen : *gähn*
Taktik-Analysen, Einzelkritiken Lobes-Hymnen usw........-:-

Netter Blog, aber ich kanns nicht mehr sehen! Solche Spiele guck ich noch nicht mal im TV, dieser N11 Hype geht mir auffen Sack! Solche Teams haben wir auch vor 20 Jahren geschlagen, mit genauso guten Technikern wie heute... Scholl Hässler usw...

Werden dritter, wie bei fast jeder WM und die Jungs werden gefeiert wie ganz grosse Helden....verrrückte Welt!
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Armister
08.09.2010 | 11:02 Uhr
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Armister : 
08.09.2010 | 11:02 Uhr
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Armister : 
Ich bin mir relativ sicher dass es taktik war.
Wenn man genau hinschaut sieht man dass deutschland heute eher in einem 4-1-4-1 gespielt hat.
Sprich: Khedira rückt auf özil höhe auf und die beiden stoßen immer wieder in die spitzen um genug anspielstationen im sechzehner oder darum herum zu haben.
Da aserbaidschan badstuber viel freiräume gelassen hat wurde er fast zum sechser und die beiden aussenverteidiger haben permananent die linie gehalten und waren fast schon LM bzw. RM spieler.
Denke dass insgesamt das system von löw so vorgegeben wurde und dass die mannschaft bemüht war über die außen zu spielen und mit kurzpassspiel das dreieck ( Klose,Özil,Khedira) in szene zu setzen.

Also war bestimmt mehr taktik dabei als du glaubst.
Natürlich entscheidet bei einem gegner wie aserbaidschan auch die inviduelle klasse das spiel aber das ist bei fast allen begegnugen so.

Insgesamt ein schöner blog aber die kernaussage stimmt halt aus meiner sicht nicht.
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FabianPramel
08.09.2010 | 07:47 Uhr
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08.09.2010 | 07:47 Uhr
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schöne analyse, wenn auch -wie du schon sagst- die taktik nicht entscheidend war...
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