Ist das nicht toll? Spanier, Engländer, Italiener, alle auf gepackten Koffern. Es gibt keine Kleinen mehr, dozieren die Gelehrten. Philipp Lahm widerspricht. Trotzdem reihen sich die Favoritenstürze in die Trends dieser WM: Viele Tore, viele Joker, viele Stars. Und viele verschiedene Frisuren bei den Brasilianern, aber das ist kein Trend, sondern trendy. Findet jedenfalls Dani Alves.
Hinten verbarrikadieren, vorne hilft Neymar. Steinzeitfußball der Selecao, mit Fred als Fred Feuerstein. Wo ist Wilma? Wir haben nur Wilmots.
In Südamerika ist noch nie eine europäische... Jaja, wissen wir. Deshalb haben sich die Holländer sicherheitshalber zum Vorrunden-Weltmeister gekürt. Van-tastisch! Also ohne Van jetzt.
Der Jubel des mexikanischen Übungsleiters Herrera brachte die Erde zum Beben. Besonders die jeweiligen Quadratmeter unter ihm. Einnehmend. Beziehungsweise: Leider geil.
Die lieblichsten Vertreter aber sind klein und unscheinbar. Costa Rica erwischte eine Gruppe, die Zitterfüßchen hätte verursachen können. Die einen hatten Balotelli, die anderen hatten Biss, und die dritten, das waren die Engländer. Bei denen herrscht immer Aufregung, Trubel und Betriebsamkeit. Roo? Ney. Erfolge? Auch nicht. Goodbye.
So erreichte Costa Rica vorzeitig das Achtelfinale, so rang Algerien die Supermacht Korea nieder, so hielt der Iran gegen Messitinien bis in die Nachspielzeit ein 0:0. Selbst Deutschland besitzt noch vage Chance auf das Vorrücken. Was so nicht zu erwarten war.
Allerdings drohen nun außenpolitische Krisen. Jogi trifft Klinsi. Und Berti kommt auch. Klingt wie eine Klassenzusammenführung im Schwarzwald, nachdem man sich ein wenig aus den Augen verloren hat. Jogi bringt Zigaretten mit, Klinsi hat frische Ware aus der Backstube dabei und Berti saure Gurken. Schmatz.
Klinsmann versus Löw, wie paradox, wie wahr. Was haben die zwei nicht durchgemacht in schwarz-rot-goldener Dynastie: Gummibänder im Training, Mike Hanke in der Startformation, Katrin Müller-Hohenstein im Interview. Nichts konnte sie erschüttern, das schwäbisch-badische Bündnis schien undurchdringlich. Kahn spürte Klinsmanns Revolte, Kalifornien spürte Ulrichs Zorn, Tevez spürte Arne Friedrichs Atem. Ein Tagtraum.
Bis Grosso abzog.
Das war ungefähr der Punkt, als Klinsmann merkte, dass er eigentlich so überhaupt keinen Bock auf mühselige Qualifikationsspiele in der Slowakei hat. Am Brandenburger Tor entzweite sich der gemeinsame Weg. Schon Xavier N. wusste, dass er kein leichter sein würde.
Die Protagonisten sangen den Refrain in Dauerschleife. Klinsi wurde Bayern-Praktikant, Hoeneß-Intimus und USA-Pionier. Jogi blieb einfach Jogi. (Hohen-)Steinig und schwer und so.
Das macht die Sache am verflixten 26. umso verzwickter. Beiden reicht ein Remis, um den Portugiesen eine lange Nase zu drehen. Schon sind die Kommentatoren aufgeschreckt, bloß keine Schlande von Recife! Man kann die Meute beruhigen: Auf Nichtangriffspakte lässt sich Amerika grundsätzlich nicht ein.
Außerdem haben wir Klose. Diesen Koloss. Braucht inzwischen Hilfestellung beim Bodenturnen, springt den gehockten Salto aber immer noch aus dem Stand. My Nigga Klose.
Ich freue mich auf Donnerstag.
Bildquelle: spox.com
W-Ähm #1
Wieder sehr fein. Macht stets Spaß, das zu lesen, ist immer schön zum Schmunzeln.
P.S. Mir gefällt auch dein Tagesticker gut!
Großes Kino.
Wird Zeit, dass du dein eigenes Satire Magazin machst
Gruß, Miguel-die-Bulldogge-Herrera
Und zum TT:
Da machst eine hervorragende Arbeit!!!