Nimmt man die mediale Berichterstattung zum Maßstab, ist diese Nachricht sicher eine Überraschung wenn gar nicht eine Sensation. Laut Kicker nämlich, geht Schalke 04 mit Jens Keller auch in die Rückrunde und das lebende Trainerfossil Thomas Schaaf, heiß gehandelter Nachfolgekandidat bei den Knappen, bleibt weiterhin vorerst arbeitslos. Als Nachfolger des auf Schalke sogenannten Jahrhhunderttrainers Huub Stevens angetreten, ist jener Jens Keller seit Sonntag genau 365 Tage im Amt. 365 Tage Dauerdruck von Fans , Medien und Anteilseigner des eigenen Klubs.
Tatsächlich kennt kaum ein Trainer in der BL das Wort Druck wie Jens Keller. Spox.com bezeichnete ihn vorkurzen etwas respektlos als "Dead man walking". Wenn man ehrlich ist war er das schon seit Amtsantritt. Ständig wurde seine Arbeit und noch viel mehr seine Person kritisch gesehen. Ständig musste er sich als Trainer freche Journalistenfragen gefallen lassen, ob er denn glaube morgen noch Trainer zu sein. Jens Keller beantwortete die Frage stets mit stoischem Pragmatismus und Ruhe." Fragen sie den Manager" oder "ich lege den Fokus nur auf die Mannschaft und lasse mir keine Energie rauben" .Manchmal erweckt er tatsächlich den Eindruck, als könne er alles ausblenden, was um ihn herum geschieht. Und mit ihm. Ein Albtraum für alle sensationsgierigen Boulevardjournalisten, die davon leben, den Probanden unüberlegte Aussagen zu entlocken und daraus Schlagzeilen zu generieren.
Jens Keller ist genau wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel oder Christian Streich ein ehemaliger Jugendtrainer, der sich in diesem Bereich durch Erfolge einen Namen gemacht hat. Nur er bringt nicht den Entertainmentfaktor seiner Kollegen mit für die mediale Welt und wird deshalb anders behandelt. Jens Keller wirkt wenn man ihn so reden hört gelangweilt, traurig fast schon manisch depressiv, sozusagen ein Anti Klopp. Er passt nicht in die schillernde Fußballwelt von heute, bei der Außendarstellung und Image teilweise wichtiger geworden sind als Trainingsinhalte und bisweilen Kompetenzen.
Keiner der Jens Keller massiv kritisiert kann objektiv sagen was er als Trainer wirklich fachlich drauf hat. Die Spieler, so hört man immer wieder, halten durch die Bank beständig zu ihm. Gerade einige junge Spieler wie Kolasinac, Draxler oder Meyer hat er gefördert und auf ein neues Level gebracht. Jens Keller hat Schalke 04 zwei Derbysiege in einer Saison beschert. Wurde nicht einst auf Schalke gesagt Derbysiege sind wichtiger als Meisterschaften? Alles vergessen so scheint es!
Nehmen wir mal diese Saison als aktuellen Leistungsnachweis zum Maßstab: Schalke liegt auf Platz 6 mit 5 P Rückstand auf einen CL Platz. Sicher verbesserungswürdig aber keine Katastrophe. Im Pokal ist man ausgeschieden gegen ein starkes Hoffenheim mit einem sehr unglücklichen Spielverlauf. Wie stark Hoffenheim inzwischen sein kann, hat zuletzt der BVB schmerzhaft erleben müssen. In der CL hat man sich hinter Chelsea für die KO Runde qualifiziert. Insgesamt also alles andere als eine so schlechte Saison wie dargestellt und doch wenn die realitätsfremde Auffassung vertritt wird, sich auf Augenhöhe mit Borussia Dortmund zu befinden, insgesamt zu wenig.
Man darf dabei auch nicht vergessen, dass Jens Keller bei Schalke seit Ewigkeiten absolute Schlüsselspieler ersetzen muss, wie nach wie vor Huntelaar die einstige Lebensversicherung von Königsblau, Papadopulus einer der größten IV Talente weltweit und auch Farfan ständig angeschlagen ist. Wie würde wohl Borussia Dortmund dauerhaft ohne Lewandowski klarkommen?
Mirko Slomka, Mike Büskens, Felix Magath, Ralf Rangnick,Huup Stevens. Schalke hatte schon so viele namenhafte Trainer und doch stellten sie sich am Ende aus irgendwelchen Gründen als nicht mehr gut genug heraus. Jetzt ist es Jens Keller der sich im Scheinwerferlicht befindet. An sich ein kleines Wunder, dass Jens Keller noch da ist, gab es doch schon viele öffentliche KO Spiele für ihn, angefangen am letzten Spieltag gegen Freiburg um die Championsleague, in der Championsleague Qualiphase gegen Paok Saloniki und jetzt zuletzt gegen Basel. Jens Keller hat sie alle überlebt und seine Mannschaft hat, wenn es drauf ankam, Gesicht gezeigt und überzeugt.
Vielleicht ist das ein Punkt unter vielen, der Horst Heldt dazu veranlasste mit Jens Keller auch in die Rückrunde zu gehen. Jedoch werden die Vorbehalte gegen die Person Jens Keller bleiben, der mediale Gegenwind sicher nicht geringer im Gegenteil. Doch handelt Horst Heldt aus eigener Überzeugung heraus und an den Glauben von Kontinuität bei Schalke 04, der so im Kontrast steht zu dem seit Monaten anhaltenden medialen Druck und Abgesang auf die Person Jens Keller. Ob es die richtige Entscheidung war, wird sich erst noch rausstellen. In der heutigen Zeit sich nicht von der Öffentlichkeit und dem Boulevardjournalismus beeinflussen zu lassen, sondern Rückgrat zu beweisen und seinen eigenen Überzeugungen zu folgen, nämlich mit Jens Keller weiterzumachen egal auf wie viel Gegenwind das stoßen wird, dazu sage ich:
Respekt Herr Heldt !!!
Auf jeden Fall gut geschrieben, ich kann die meisten Dinge unterschreiben.