...so lautete der Titel des Schlagers, mit dem Sängerin Michelle Deutschland 2001 beim "Eurovision Song Contest" vertreten hatte. Immerhin sprang dabei ein achtbarer achter Platz heraus – eine Platzierung, über die man sich als KSC-Fan in der laufenden Saison freuen würde wie Thomas Schaaf über einen bundesligatauglichen Außenverteidiger. Denn der KSC steckt einmal mehr tief drin im Abstiegskampf der 2.Bundesliga. Dabei ist es gar nicht so lange her, dass man sich in der 1.Liga mit den ganz großen messen durfte - der bittere und letztlich vermeidbare Abstieg aus der Beletage ist gerade einmal zwei Jahre her. Aber zwei Jahre können im Fußball eine verdammt lange Zeit sein – lange genug, einen einigermaßen konsolidierten Verein vor die Wand zu fahren, beispielsweise. So geschehen beim Karlsruher Sportclub. Aber der Reihe nach:

Wie diejenigen, die großartige Autorenkunst genießen können und daher regelmäßig meine Blogs lesen (schamlose Selbstbeweihräucherung, mit der ich auf gemeine Kommentare unter dem Blog abziele), bereits wissen, habe ich im letzten Jahr, nach der 0:1-Heimpleite gegen den MSV Duisburg, öffentlich meine Beziehungspause mit dem KSC kundgetan. Darüber hinwegtrösten konnte ich mich dank der Unterstützung einer – im Blog kurz erwähnten – wunderbaren Frau und guten Freundin, die mich ein wenig aufgebaut hat nach dem Spiel. Aber das bringt ja auf Dauer irgendwie nichts – und schon gar nicht, wenn es nur eine, aber nicht die Freundin ist. Wie dem auch sei: Ich bin ja bekanntlich ein Meister der Beziehungsanalogie und selten um einen völlig unpassenden Vergleich verlegen:

Mit Beziehungspausen kenne ich mich aus – habe ich im realen Leben schon so praktiziert, und auch in meiner Liaison mit dem KSC. Aber es gibt eben doch einen Unterschied: Während im zwischenmenschlichen Bereich eine Beziehungspause so gut wie immer zwangsläufig eh zur Trennung führt, weil bei einer der beiden involvierten Personen schlicht und ergreifend die Liebe erloschen ist und man es dem anderen leichter machen möchte, sich auf das Unausweichliche vorzubereiten, funktioniert das im Fußball leider nicht ganz so super, wie ich relativ schnell erkennen musste. Trotz der Tatsache, dass ich mich leidenschaftlich in meine Affäre mit dem Sunderland AFC gestürzt habe und meinen Heimatverein SV Rülzheim nach Kräften unterstützt habe – mit einem Auge habe ich doch immer nach dem KSC geschielt. Also quasi, um im Bild zu bleiben: "Was macht sie eigentlich, während ich mich hier mit anderen vergnüge?"

Während man, je nachdem, ob man der Geschasste oder der Schassende ist, nach einer Beziehung entweder hofft, es gehe ihr mies ohne einen, oder es gehe ihr blendend und sie vergesse einen, wünscht man sich im fußballerischen Äquivalent in jedem Fall, dass es dem Herzensverein ohne einen besser gehe. War beim KSC jetzt allerdings nicht so wirklich der Fall. Aber ich muss sagen, obwohl ich natürlich nicht völlig desinteressiert war, ist es mir doch halbwegs leicht gefallen, mich nicht allzu sehr reinzusteigern. Das hat zweierlei Gründe: Die Führungsspitze um Präsident Paul "PR-Desaster" Metzger und die Ultras, die jenes Genie ins Amt gebracht hatten. Ach ja, von Markus Schupp war ich auch nie überzeugt, aber mit diesem Kader – was hätte er da machen sollen?

Auch der Start in die neue Saison war nicht eben vielversprechend, zumal man sich beim 5:5 gegen Energie Cottbus mal wieder zum Gespött der Fußballrepublik gemacht hatte – 2:5 in Führung gelegen, und das auswärts. Und das dann dämlichstmöglich verdaddelt. Nach dem 4:5 für Cottbus habe ich abgeschaltet, weil mir klar war: Wenn eine Mannschaft so ein Spiel noch vergeigt, dann der KSC. Und das wiederum, das musste ich einfach Markus Schupp ankreiden, denn es war und ist mir noch immer nicht schlüssig, wieso er nicht von Anfang an Luis Robles aufgeboten hatte, der seine Zweitligatauglichkeit bereits bei unseren Freunden von der anderen Seite des Rheins unter Beweis gestellt hatte. Wie auch immer, ich hab' mich also ein bisschen geschämt, und das war's eigentlich.

Aber dann, dann kam er, der glorreiche Tag, der 20.September 2010. Der Tag, an dem ich den KSC wieder zu lieben hoffen konnte. Im Vorfeld war bereits bekannt geworden, dass es bei der Jahreshauptversammlung einen Abwahlantrag gegen ihn und andere Präsidiumsmitglieder geben würde. Ich war dennoch skeptisch, denn es gab einen Aufruf namhafter Mitglieder und auch einiger Ultra-Gruppierungen, die apokalyptische Schreckensszenarien zeichneten, für den Fall, dass dieser Antrag tatsächlich Erfolg haben sollte. "Mehr Apokalypse als jetzt?" dachte ich, und mit mir auch 935 Mitglieder der Jahreshauptversammlung. Fingernägelkauend saß ich also vor dem Laptop und lauschte der Radioübertragung des Spektakels – und als das Ergebnis verkündet wurde, war ich so glücklich wie seit dem Aufstieg nicht mehr. Es war geschafft, denn Metzger trat aus eigenem Antrieb zurück, noch bevor die eigentliche Abwahl stattfinden konnte. Der größte anzunehmende Unfall in der jüngeren Geschichte des Vereins nahm seinen Hut.

Gut, dass ein Notvorstand bestellt werden musste und die Nachlizenzierung noch in der Schwebe war – okay, das machte mir Sorgen. Aber irgendwie war ich optimistischer als zuvor, und ich sollte Recht behalten: Ingo Wellenreuther, Notvorstand des Vereins und jetziger Kandidat für das reguläre Amt, schaffte es, die DFL davon zu überzeugen, dass der KSC keine weiteren Konsequenzen befürchten musste. So weit, so gut. Die sportliche Lage ist natürlich weiterhin prekär, das heutige Spiel gegen Osnabrück schon wieder so eine Art Endspiel. Aber aus irgendwelchen Gründen, die ich nicht näher benennen kann, bin ich optimistisch – selbst wenn der KSC absteigt (und mit diesem jämmerlichen Kader wäre alles andere eigentlich ein Wunder): Vielleicht gehen dann die Lichter im Wildpark doch nicht endgültig aus.

Und so schließt sich der Kreis: An einem trüben Dezemberabend im letzten Jahr, da habe ich meinem KSC gesagt: "So geht es mit uns nicht weiter. Entweder Du arbeitest an Dir und verlierst ein paar Kilo Gewicht (lies: Metzger), lässt Dir die Läuse entfernen (lies: Ultras) und machst etwas gegen Deine Schupp-en, oder ich bin weg." Und heute, da ich zum ersten Mal bei spox wieder von "wir" gesprochen habe, da hat mein KSC mich angerufen und gesagt: "Schatz, ich habe alles gemacht, was Du gesagt hast. Ich fühle mich noch immer nicht gut, aber ich glaube, ich habe eine neue Chance verdient." Meine Antwort war: "Ja, das hast Du. Und ich liebe Dich. Ich habe Dich immer geliebt, was ich getan habe, war ein verzweifelter Schritt, diese Liebe zu retten. Und gemeinsam schaffen wir es!"

Dies geschah an einem grauen Montagmittag im November.

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