14.01.2010 um 22:33 Uhr
Fremdgehen ist okay!
Was tun, wenn die Liebe, die jahrelang in einem gebrannt hat, von der man geglaubt hat, sie würde ewig währen, die man bis zuletzt zu retten suchte, plötzlich - ohne dass man es will oder gar aktiv befördert - langsam erlischt? Wenn all die schönen Stunden, all die glücklichen Momente, all die Wärme, die man empfunden hat, plötzlich überlagert sind von Teilnahmslosigkeit, gar Widerstreben?
Dann wendet man sich an seinen besten Freund oder seine beste Freundin und lädt den seelischen Ballast auf ihm oder ihr ab. Dann bespricht man gemeinsam die nächsten Schritte - oder geht gleich zur Paartherapie. Noch gibt es die aber nicht für leidgeprüfte Fans von Fußballvereinen. Für die gibt es das Gespräch mit anderen Leidensgenossen. Die helfen einem aber meistens nicht, weil das Phänomen der erkalteten Liebe unter fanatischen Fans eher unbekannt ist. Also wendet man sich an die Community einer großen Sportseite. Das habe ich getan. Viele von euch hatten Mitgefühl und nützliche Ratschläge parat. Ich vermute auch, irgendwann werde ich ihn wieder lieben, diesen, meinen Verein. Den KSC. Im Moment aber ist Pause. Wisst ihr ja alle.
Ich habe keine Erfahrung, was das Betrügen der Partnerin betrifft, eventuell unpassende Vergleiche seien mir daher nachgesehen. Falls sich unter den Lesern jemand befindet, dessen überbordende und nicht zu zügelnde Libido selbst einen Lothar Matthäus neidisch machen würde, möge er mich also korrigieren.
Wenn die Liebe erkaltet, dann schaut man sich nach anderen Partnern um. Vielleicht nicht bewusst, unterbewusst aber mit Sicherheit. Manchmal wärmt man dann sogar eine alte, eigentlich längst erloschene Liebe wieder auf, oder beginnt plötzlich für eine enge Freundin Gefühle zu empfinden, die man bislang immer als zwar intelligent, nett und hübsch, aber nicht auf diese Weise attraktiv gefunden hat. Finde ich - wohlgemerkt, im Fußball! - sogar okay. Wenn man gewisse Regeln einhält.
Regel eins: Man muss die Beziehungspause klar und deutlich kundtun. Kann ich ein Häkchen setzen, hab' ich mit meinem vorletzten Blog gemacht.
Regel zwei: Niemals mit einer aus der gleichen Region! Sprich: Kein Verein aus einer der deutschen Ligen. Kann ich ein Häkchen setzen, hab' ich nicht getan.
Regel drei: Keine Gefühle zulassen, die an Intensität denen gleichen, die man für den Partner empfunden hat. Sprich: Nicht in den Fanblock, nicht in Vereinsbettwäsche schlafen, den Verein nicht als Hauptverein im "Fussball Manager" auswählen. Kann ich ein Häkchen setzen: Logistisch unmöglich, und mein Hauptverein im "FM" ist weiter der KSC.
Hat man alle diese Regeln befolgt, darf man sich an das fußballerische Äquivalent eines Seitensprungs, beziehungsweise je nach Dauer, einer Affäre, weitestgehend ohne Gewissensbisse wagen. In meinem Fall ist das, das wissen Freunde von mir längst (jasi kann das an meinem ICQ-Avatar ablesen), und aufmerksame Leser meiner Kommentare ahnen es, der Sunderland AFC. Ein klarer Fall von "beste Freundin". Ich kenne den Verein seit einigen Jahren, habe ihn aufmerksam verfolgt, letzte Saison mitgelitten, mich über den Sieg im Tyne-Wear-Derby gefreut - und faszinierenderweise vereinigt der SAFC Charakteristika auf sich, die ihn meinem KSC nicht mal so unähnlich machen. Ich denke, deswegen finde ich ihn im Augenblick auch so "sexy": Ein Verein, der eine große Vergangenheit hatte (das "Team of all talents" der 1890er Jahre), der eine lange Tradition mitbringt, und der vor allem: hoffnungslos Graue-Maus-mäßig im Mittelmaß der Premier League (also im Karlsruher Fall, der Bundesliga oder 2.Bundesliga) vor sich hin dümpelt.
Warum aber gehe ich ausgerechnet mit dem SAFC in die Kiste, obwohl ich mit ihm genauso streite und hadere, der mich genauso betrügt, wie der KSC? Wieso empfinde ich überhaupt etwas für diesen Verein?
Wie jede "amour fou" ist die Entstehung bestenfalls nebulös. Warum ich diesen Verein so gerne habe, kann ich wirklich nicht genau sagen. Es war aber wohl eine Verquickung mehrerer Faktoren: Mitte der 00er-Jahre, wann genau weiß ich nicht mehr, habe ich ein Spiel des SAFC zufällig im Fernsehen gesehen. Da lagen die relativ hoch zurück, gegen wen: keine Ahnung. Aber selbst durch den TV kam die wahnsinnige Atmosphäre im Stadion rüber, die bedingungslose Unterstützung der Fans, und überraschenderweise: keine Pfiffe. Die Mannschaft startete eine furiose Aufholjagd, das Spiel ging unentschieden aus. Ich habe danach mit dem Gedanken "klasse Spiel" umgeschaltet. Ungefähr in der selben Zeit flatterte mir im "Fussball Manager" im Karrieremodus ein Angebot ebenjenes Sunderland AFC auf den Tisch, das ich annahm. Das setzte sich bei mir im Unterbewusstsein irgendwie fest. Und 2007 oder 2008 gab es in 11Freunde einen Artikel über den Chairman, Niall Quinn, und wie er für die Fans des Vereins nach einem Auswärtsspiel, als sich die Fluggesellschaft weigerte, die angeblich randalierenden "Black Cats" zurück nach Sunderland zu fliegen, einfach aus eigener Tasche Großraumtaxis für einen niedrigen fünfstelligen Eurobetrag charterte. "So einer", dachte ich damals, "fehlt dem KSC". Kurz gesagt: Der SAFC hat mit dem KSC vieles gemeinsam, und außerdem eine kluge Führung (okay, man wollte Kuranyi verpflichten, aber abgesehen davon!), die von den Fans überdies bedingungslos unterstützt wird.
Und das schönste an dieser Affäre: Wenn ich wieder Gefühle für meine große Liebe empfinde, rückt sie bereitwillig ins zweite Glied. Sie wird auf mich warten, wird immer für mich da sein, und mir keine Vorwürfe machen!
Wie es so weit kommen konnte: Als die Liebe starb
Die tränenreiche Wiedervereinigung: Wer Liebe lebt...
Dann wendet man sich an seinen besten Freund oder seine beste Freundin und lädt den seelischen Ballast auf ihm oder ihr ab. Dann bespricht man gemeinsam die nächsten Schritte - oder geht gleich zur Paartherapie. Noch gibt es die aber nicht für leidgeprüfte Fans von Fußballvereinen. Für die gibt es das Gespräch mit anderen Leidensgenossen. Die helfen einem aber meistens nicht, weil das Phänomen der erkalteten Liebe unter fanatischen Fans eher unbekannt ist. Also wendet man sich an die Community einer großen Sportseite. Das habe ich getan. Viele von euch hatten Mitgefühl und nützliche Ratschläge parat. Ich vermute auch, irgendwann werde ich ihn wieder lieben, diesen, meinen Verein. Den KSC. Im Moment aber ist Pause. Wisst ihr ja alle.
Ich habe keine Erfahrung, was das Betrügen der Partnerin betrifft, eventuell unpassende Vergleiche seien mir daher nachgesehen. Falls sich unter den Lesern jemand befindet, dessen überbordende und nicht zu zügelnde Libido selbst einen Lothar Matthäus neidisch machen würde, möge er mich also korrigieren.
Wenn die Liebe erkaltet, dann schaut man sich nach anderen Partnern um. Vielleicht nicht bewusst, unterbewusst aber mit Sicherheit. Manchmal wärmt man dann sogar eine alte, eigentlich längst erloschene Liebe wieder auf, oder beginnt plötzlich für eine enge Freundin Gefühle zu empfinden, die man bislang immer als zwar intelligent, nett und hübsch, aber nicht auf diese Weise attraktiv gefunden hat. Finde ich - wohlgemerkt, im Fußball! - sogar okay. Wenn man gewisse Regeln einhält.
Regel eins: Man muss die Beziehungspause klar und deutlich kundtun. Kann ich ein Häkchen setzen, hab' ich mit meinem vorletzten Blog gemacht.
Regel zwei: Niemals mit einer aus der gleichen Region! Sprich: Kein Verein aus einer der deutschen Ligen. Kann ich ein Häkchen setzen, hab' ich nicht getan.
Regel drei: Keine Gefühle zulassen, die an Intensität denen gleichen, die man für den Partner empfunden hat. Sprich: Nicht in den Fanblock, nicht in Vereinsbettwäsche schlafen, den Verein nicht als Hauptverein im "Fussball Manager" auswählen. Kann ich ein Häkchen setzen: Logistisch unmöglich, und mein Hauptverein im "FM" ist weiter der KSC.
Hat man alle diese Regeln befolgt, darf man sich an das fußballerische Äquivalent eines Seitensprungs, beziehungsweise je nach Dauer, einer Affäre, weitestgehend ohne Gewissensbisse wagen. In meinem Fall ist das, das wissen Freunde von mir längst (jasi kann das an meinem ICQ-Avatar ablesen), und aufmerksame Leser meiner Kommentare ahnen es, der Sunderland AFC. Ein klarer Fall von "beste Freundin". Ich kenne den Verein seit einigen Jahren, habe ihn aufmerksam verfolgt, letzte Saison mitgelitten, mich über den Sieg im Tyne-Wear-Derby gefreut - und faszinierenderweise vereinigt der SAFC Charakteristika auf sich, die ihn meinem KSC nicht mal so unähnlich machen. Ich denke, deswegen finde ich ihn im Augenblick auch so "sexy": Ein Verein, der eine große Vergangenheit hatte (das "Team of all talents" der 1890er Jahre), der eine lange Tradition mitbringt, und der vor allem: hoffnungslos Graue-Maus-mäßig im Mittelmaß der Premier League (also im Karlsruher Fall, der Bundesliga oder 2.Bundesliga) vor sich hin dümpelt.
Warum aber gehe ich ausgerechnet mit dem SAFC in die Kiste, obwohl ich mit ihm genauso streite und hadere, der mich genauso betrügt, wie der KSC? Wieso empfinde ich überhaupt etwas für diesen Verein?
Wie jede "amour fou" ist die Entstehung bestenfalls nebulös. Warum ich diesen Verein so gerne habe, kann ich wirklich nicht genau sagen. Es war aber wohl eine Verquickung mehrerer Faktoren: Mitte der 00er-Jahre, wann genau weiß ich nicht mehr, habe ich ein Spiel des SAFC zufällig im Fernsehen gesehen. Da lagen die relativ hoch zurück, gegen wen: keine Ahnung. Aber selbst durch den TV kam die wahnsinnige Atmosphäre im Stadion rüber, die bedingungslose Unterstützung der Fans, und überraschenderweise: keine Pfiffe. Die Mannschaft startete eine furiose Aufholjagd, das Spiel ging unentschieden aus. Ich habe danach mit dem Gedanken "klasse Spiel" umgeschaltet. Ungefähr in der selben Zeit flatterte mir im "Fussball Manager" im Karrieremodus ein Angebot ebenjenes Sunderland AFC auf den Tisch, das ich annahm. Das setzte sich bei mir im Unterbewusstsein irgendwie fest. Und 2007 oder 2008 gab es in 11Freunde einen Artikel über den Chairman, Niall Quinn, und wie er für die Fans des Vereins nach einem Auswärtsspiel, als sich die Fluggesellschaft weigerte, die angeblich randalierenden "Black Cats" zurück nach Sunderland zu fliegen, einfach aus eigener Tasche Großraumtaxis für einen niedrigen fünfstelligen Eurobetrag charterte. "So einer", dachte ich damals, "fehlt dem KSC". Kurz gesagt: Der SAFC hat mit dem KSC vieles gemeinsam, und außerdem eine kluge Führung (okay, man wollte Kuranyi verpflichten, aber abgesehen davon!), die von den Fans überdies bedingungslos unterstützt wird.
Und das schönste an dieser Affäre: Wenn ich wieder Gefühle für meine große Liebe empfinde, rückt sie bereitwillig ins zweite Glied. Sie wird auf mich warten, wird immer für mich da sein, und mir keine Vorwürfe machen!
Wie es so weit kommen konnte: Als die Liebe starb
Die tränenreiche Wiedervereinigung: Wer Liebe lebt...
Aufrufe: 5783 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 11 | Erstellt:14.01.2010
ø 7.7
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
15.01.2010 | 09:09 Uhr
0
donluka :
Ich mag Deine Blogs! Auch dieser liest sich wieder wie aus einem Guss. Zudem finde ich die Idee des Fortsetzungsblogs toll!
Und Du verlierst auch nicht an Glaubwürdigkeit, wenn Du Dich zusätzlich für einen Verein interessierst, der in einer anderen Liga spielt. Allerdings lege ich dabei die Betonung auf zusätzlich. Denn: So etwas wie eine Pause einzulegen, würde ich mir zwar manchmal bei meiner FC-Liebe wünschen, ist jedoch nicht vorstellbar für mich.
Und ich denke auch mal, dass die Pause recht rasch wieder vorbei sein wird, bei Dir. Spätestens am Wochenende, oder?
10P.
0
15.01.2010 | 13:07 Uhr
0
oliver : ...
hehe, so ein (vereinstechnisch) ewiger single wie ich freut sich ja wirklich diebisch über jeden, der so bisschen (vereinstechnische) ehekrise hat und sich daher anderweitig orientiert. meinen allerherzlichsten glückwunsch, du bist auf einem sehr guten weg. genieße deine neue (vereinstechnische) freiheit :)
0
15.01.2010 | 13:57 Uhr
0
donluka :
@Oli: Du und Single? Da wird der Herr Hopp aber enttäuscht sein.
1
15.01.2010 | 16:23 Uhr
0
Tagon : @Scooba
Das war mit neun Jahren oder so. Ich wollte das nur als ein Beispiel verstanden wissen, was man NICHT machen sollte mit der Affäre. :)
0
16.01.2010 | 13:52 Uhr
0
midget :
ehekrisen hin oder her, dass hier ist mal authentisch und wie immer großartig geschrieben.sehr sehr fein!
0
16.01.2010 | 15:23 Uhr
0
Die Stadt selbst ein einziges Loch und ausserdem eh nur ein Anhängsel von Newcastle, die Stimmung im Stadion ist gerade so besser als auf einer Beerdingung, die Ordner drohen einem Schon mit Rauswurf wenn man nur aufsteht und die Mackem Fans, die ich kennengelernt habe waren fast alle verrückt (nicht fussball-).
Zeitfreundin ja, aber Sunderland geht gar nicht. Deshalb nur 9P
0
16.01.2010 | 17:31 Uhr
0
Tagon : @Spacer
Ich habe ja nie verlangt, dass man es verstehen muss. Ich persönlich kann mit Newcastle genauso wenig anfangen. :) Ich habe die Atmosphäre anders erlebt, und habe entsprechend nettere Mackems und weniger nette Geordies erlebt. Kommt immer drauf an, welche Einstellung man selbst hat, würde ich sagen. ;)Aber das Ergebnis gegen Chelsea dürfte Dich ja heute glücklich machen - und mich weniger.^^
Wichtig ist - man muss alles mit Humor nehmen. :)
0
16.01.2010 | 18:19 Uhr
0
Ich habe mich sehr über den straken Saisonstart von Sunderland gefreut und würde ihnen niemals den Abstieg wünschen. Hab sogar ein Trikot von denen, weils so schön billig war. Auf intensive Derbys nächste Saison.
Haway the lads.
0
16.01.2010 | 19:51 Uhr
0
Tagon :
Sehe ich auch so - besser einmal 2:7 als siebenmal 0:1 verlieren. :)Über den Humor sind wir uns einig, ist als Newcastle-Fan glaube ich auch nicht viel besser; ich freu' mich auch über den Wiederaufstieg, so es denn so kommen sollte; ich seh' das nicht so dogmatisch.
Hätte mich auch gefreut, wenn letzte Saison beide drin geblieben wären, aber in der Situation ist sich halt doch jeder selbst der Nächste.^^
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik
Ist einfach immer wieder ein Genuss deine Blogs zu lesen, ist immer wieder was Neues und Interessantes. Einfach klasse!!! Am liebsten würde ich doppelt so viele Punkte geben