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26.04.2009 um 13:19 Uhr
Wenn einer Auswärts fährt
Es ist endlich mal wieder ein Spiel an einem Samstag und kein Sonntagsspiel meines HSV. Ein seltenes Erlebnis diese Saison, aber auch ein Zeichen für den Erfolg in den Pokalwettbewerben.
Die Sonne scheint und es verspricht ein herrlicher Tag zu werden.
Mit diesem Gefühl und voller Vorfreude, mache ich mich auf nach Berlin Spandau, um von da mit dem ICE nach Dortmund zu fahren.
Es ist mein erstes Auswärtsspiel in Dortmund und ich bin gespannt, was mich dort erwartet. Die legendäre Südtribüne, 80.552 Zuschauer und zwei Mannschaften, die in dieser Saison über den Erwartungen liegen und sich noch Hoffnung auf weiteren, greifbareren Erfolg machen können.
Als ich in Spandau auf dem Bahnhof ankomme, kommt mir der gesamte Herta-Anhang vom Spiel in Hoffenheim entgegen. Die beiden Jungs sehen etwas Müde aus und gehen still und leise von dannen. Ich hoffe, dass ich heute Abend ebenfalls als Sieger wieder in Berlin eintreffen werde und so besteige ich den ICE POTSDAM nach Dortmund. Der Name macht mir Hoffnung, denn vielleicht wird das ganze dann doch ein Sieg.
Die Bahnfahrt ist echt zu empfehlen, denn stressfrei bewältige ich die Strecke in drei Stunden und komme dabei in den Genuss, mich ein wenig wie auf einer Bundesligarundreise zu fühlen, den schließlich durchfährt der Zug diverse Bundesligaspielorte. Von Berlin über Wolfsburg, Hannover, Bielefeld und Dortmund, wo ich aussteige, fährt der Zug weiter über Bochum, Gelsenkirchen nach Köln.
Überraschenderweise steigen in Hannover zahlreiche HSV-Fans in den Zug, dazu immerhin auch vier BVB-Fans.
Als ich pünktlich um 13.09 Uhr in Dortmund am Hauptbahnhof ankomme, scheint auch dort die Sonne, die Stimmung ist friedlich und leicht angespannt.
Man merkt den beiden Fangruppen an, dass man einigermaßen gut mit einander auskommt und dass man gegenseitigen Respekt voreinander hat. Die starke Polizeipräsenz empfinde ich als eher übertrieben, aber na gut.
Prevention ist auch eine Maßnahme.
Die Fahrt ins Stadion ist kurz und als ich zum ersten Mal davor stehe, bin ich dann doch beeindruckt ob der Größe und überrascht, dass das Stadion von Außen inzwischen nicht mehr Viereckig sondern ein an den Ecken abgerundetes Viereck darstellt.
Und es ist groß. Wirklich groß. Dieser Eindruck verstärkt sich, als ich das fast leere Stadion betrete. Es wirkt zwar nicht so, dass ich gesagt hätte:
Hier passen 80.000 rein, wie es einem im Berliner Olympiastadion geht, aber es ist beeindruckend groß. Und man hat trotz der Größe wirklich eine gute Sicht auf das Spielfeld.
Da ich eine Businesskarte habe, wird erst einmal der Businessbereich in der Nordtribüne geentert. Auch hier, wie im gesamten Stadion, ist fast alles in schwarz-gelb gehalten.
Das Essen ist wirklich gut und nachdem für Leib und Seele gesorgt wurde, geht es gegen 15 Uhr rein ins Stadion und zu den Plätzen.
Die Stimmung ist wie das Wetter, einfach nur zum Genießen.
Beide Mannschaften machen sich warm und werden bereits 30 Minuten vor Spielbeginn von ihren Fans lautstark supported.
Ein wenig störend finde ich die Lautstärke der Beschallungsanlage im Stadion und auch die Akustik ist nicht so toll. Einige der Fangesänge der Südtribüne klingen nach (I9"Kevin Kuranyi"(/i). Im ersten Moment bin ich etwas verwirrt und frage mich, ob ich etwas verpasst habe, aber dann wird mir klar, dass ich vielleicht dann doch mal zum Ohrenarzt gehen sollte.
Generell ist zusagen, dass ich von der Südtribüne anfänglich etwas überrascht bin, denn dass da 29.000 Hardcore-Fans stehen soll, ist nicht wirklich zu hören.
OK, 10-12 Tausend machen wirklich auch ordentlich Lärm, aber bei mir drängt sich der Verdacht auf, dass dort drüben viele nur deshalb stehen, weil es
a. kultig und
b. günstig ist.


Nachvollziehbar aber dadurch auch zumindest akustisch weniger bedrohlich.
Mein Sitznachbar, ein echter BVB-Fan durch und durch und Dauerkarteninhaber ist ein interessanter Mann, der einiges zu erzählen weiß.
Zur Südtribüne, aber auch zur Vereinspolitik und vor allem zu der aktuellen Preispolitik bei den Dauerkarten. Ich sitze wirklich nicht schlecht, aber dennoch relativ weit oben und eher an der Seitenlinie, als hinter dem Tor. Dennoch, so weiß er zu erzählen, hat der Verein die beiden Dauerkarten, die er hat, um 800 Euro zu erhöhen. Das fand ich eher sehr überzogen, er hingegen sogar völlig übertrieben.
Nachdem einige wenige die Preise wohl bezahlt, aber eine Vielzahl sich geweigert hatte, hat der Verein inzwischen wohl die Preiserhöhung gecancelt. Bitter für die, die die Preise bisher bezahlt haben und gut für die, die gewartet haben. Er hingegen war einfach nur genervt und wird wohl in der nächsten Saison nur nochnormale Dauerkarten nehmen.
Aber ich schweife ab.
Etwas befremdlich, aber für mich als älteres Semester dennoch nachvollziehbar ist die BVB-Vereinshymne.
Der Text ist ruhrpotsylisch und die Musik sehr 60er Jahre, also schlagerlastig. Mir aber auch hier bewusst, dass dieser Verein eine 100jährige Tradition hat. Und wenn ich sage Tradition meine ich Tradition und Erfolg und eine extreme Bedeutung im Herzen der Menschen. Denn gut 70.000 Menschen singen aus vollem Halse mit.
Und das ist wirklich beeindruckend. Diese Leidenschaft und Identifikation mit diesem Verein ist schon toll und wirklich erstklassig.
Als dann „You´ll never walk alone" vom Band erklingt, wird es eher emotional, auch bei mir.
Weniger, weil viele lediglich den Refrain mitsingen, sondern weil ich bei diesem Song immer an Hillsbourough 89 und die 96 toten Liverpoolfans denken muss. Eine kleine Träne im Auge schaue und höre ich mir die schwarz-gelbe Version an und bin ich Gedanken dennoch in Liverpool.
Nelson Valdez wird für seine Vertragsverlängerung von der Süttribüne gefeiert und auch die HSV-Spieler gehen beim Aufwärmen noch mal zu Ihren Fans in die Ecke und lassen sich feiern.
Das Spiel kann beginnen.
Alles spricht für ein gutes Fußballspiel, die Sonne scheint, die Stimmung ist hervorragend und gleich kommen zwei Mannschaften auf den Rasen, die auch einen guten Ball spielen können und die gewinnen wollen.
Die Voraussetzung für ein spannendes Spiel sind gegeben.
Der HSV hat Chancen nach oben und muss punkten und vielleicht sogar gewinnen, wenn er noch mal nach der Schale greifen will. Für die Dortmunder geht es fast schon um die allerletzte Chance nächste Saison doch noch international spielen zu können. Aber vor allem, so wird mir von allen Seiten bestätigt, geht es darum, anden Blauen (so wird Schalke hier genannt) vorbeizukommen. Das scheint fast noch wichtiger als das eigene Spiel.

Hier geht es zum Spiel und zum zweiten Teil.
Aufrufe: 3055 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 10 | Erstellt:26.04.2009
ø 6.3
KOMMENTARE
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donluka
26.04.2009 | 13:36 Uhr
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donluka : 
26.04.2009 | 13:36 Uhr
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donluka : 
Toller Berich! Schön geschrieben! Man liest Dein Fanherz und die Neugier eines generell Fußballbegeisterten heraus!

Ganz, ganz toll, Honky!

Und ich hoffe nach wie vor, dass Euer HSV noch Meister wird!
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Weinaxmann
26.04.2009 | 13:38 Uhr
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Weinaxmann : 
26.04.2009 | 13:38 Uhr
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Weinaxmann : 
Ich hab's Dir prophezeit. Da war nix zu holen.
Trotzdem schöner Reisebericht und deinem HSV weiterhin alles Gute.
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MGoedderz
MODERATOR
26.04.2009 | 13:41 Uhr
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MGoedderz : 
26.04.2009 | 13:41 Uhr
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MGoedderz : 
So, ich poste jetzt einfach mal unter den ersten Teil, weil ich deine Eindrücke einfach nur teilen kann.
Ich bin zwar keine Business-Pussy wie du war aber vor zwei Wochen auch in Dortmund mit meinem FC und das, was du da schreibst, kann ich fast ausschließlich bestätigen.
Zwar hatte ich keinen netten Dortmunder Mann neben mir, sondern nur besoffene FC-Fans, dafür kann ich aber auch nur bestätigen, dass ich von der Sidtribüne mehr erwartet hätte.
War auch mein erstes Spiel in Dortmund und nach alle den Eindrücken im Fernsehen, musste das ja toll sein. Man hatte aber im Stadion den Eindruck das wären 3.000 richtige Fans und der Rest so Möchtegerne.
Ich dachte schon das lag daran, dass ich im Kölner Block stand, aber da du das bestätigst, werde ich das auch mal glauben.
Es sieht natürlich trotzdem imposant aus, so wie das ganze Stadion. Ich finde das echt toll.
Es ist aber halt auch sehr eng, sonst würden ja auch nicht so viele Leute reinpassen. Wie eng es in Wirklichkeit ist, das weiß man als Business-Typ wie du ja nicht.

Auch beim FC war die Atmosphäre zwischen Dortmunder und Kölner Fans aber sehr locker und mir ist das überdimensionale Polizeiaufgebot auch direkt aufgefallen. Es war alles superfriedlich und trotzdem liefen überall Polizisten rum.

Ich habe mich zum Einstimmen auf das Spiel in den Biergarten Rote Erde gesetzt, traumhaft, wirklich. Und nach nen bisschen Talk mit Dortmunder Fans gehts dann los.

Naja, so viel zum ersten Teil. Den zweiten lese ich mir jetzt mal durch. Im Spiel ist es deinem HSV ja auch nicht besser gegangen als meinem FC

Aber schöner erster Teil. Da erinner ich mich sofort wieder an meine Eindrücke vor zwei Wochen. Toll.
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DaBen
26.04.2009 | 18:35 Uhr
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DaBen : Sehr gut!!!
26.04.2009 | 18:35 Uhr
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DaBen : Sehr gut!!!
Schöner Bericht wirklich! Toll verfasst, bitte mehr davon.....

Aber wieso musstest du armer Kerl mit dem ICE reisen?? War dein Hubschrauber kaputt???

Und wie der Sekt im Businessbereich schmeckt ist auch nicht überliefert????
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xxlhonk
26.04.2009 | 19:40 Uhr
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xxlhonk : 
26.04.2009 | 19:40 Uhr
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xxlhonk : 
@ DaBen
Wer trinkt den bitte Sekt?
Schon gar nicht im Businessbereich.
Ich glaube, ich muss mal einen Einblick hinter die verschiedenen Businessseats und Logen der BL gewähren.
Gute Idee für einen Blog.
Das erhöht den Neidfaktor in der Community


@ Epi
"Aber das Lied außerhalb von Großbritanien ist für mich nur abgekipfert und erinnert an nichts. "
JaPunkt
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