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26.04.2009 um 13:18 Uhr
Teil 2 meiner Auswärtsfahrt
Die Geschichte des Spiels ist ja inzwischen, dank Fernsehen und Radiokonferenz, hinlänglich bekannt, dennoch hier eine Zusammenfassung aus meiner, platztechnisch und emotional vielleicht etwas eingeschränkten Sicht.
Der HSV beginnt in den Anfangsminuten so, wie es sich für ein Spitzenteam gehört. Selbstbewusst, angstfrei und auf eine schnelles Tor aus.
HSV-Trainer Jol setzt Olic und Demel auf die Bank, um ein kompaktes Mittelfeld aufzubieten und um mit Pitroipa und Guerreo nadelstichartig nach vorne zu spielen und so das erhoffte frühe Tor zu schießen. Gelingt das, kann das ganze wie gegen Hoffenheim laufen. Der HSV würde sich dann nämlich hinten reinstellen und abwarten und so kraftsparend spielen zu können. Der Plan geht insoweit auf, das man eindeutig mehr vom Spiel hat und die Dortmunder überhaupt nicht zur Entfaltung kommen lässt.
Doch Torchancen gibt es keine nennenswerten auf beiden Seiten. Die Dortmunder Abwehr zeigt, warum sie so hochgelobt und erfolgreich ist. Man steht hinten wirklich gut, und Subotic gewinnt anfänglich jeden Zweikampf. Kehl macht ein überragendes Spiel in der zentralen Mittelfeldrolle und langsam kommt Dortmund besser ins Spiel.
Die Stimmung im Stadion ist gut, auch die HSV-Supporters tragen lautstark ihren Teil dazu bei.
Nach dreißig Minuten ist das Spiel ausgeglichener, droht aber eher eines dieser 0-0 Spiele zu werden.
Plötzlich schlägt Sahin einen langen Ball an den HSV-Strafraumrand und auf Höhe des zweiten Pfostens und dort vollendet Kehl, wie eine Woche zuvor Petric gegen 96.
Plötzlich steht es 1-0 und der Spielverlauf ist auf den Kopf gestellt. Die HSV-Spieler bekommen auch prompt weiche Beine und beginnen Abnutzungserscheinungen zu zeigen.
Verständlicherweise, denn es ist das 49 Pflichtspiel im Verein, dazu diverse Länderspiele. Da ist es auch eine Frage der Psyche.
Nach der Halbzeit kommt Olic, doch Dortmund deutlich besser ins Spiel. Als Streit dann seinen Kopfball nur gegen die Latte des verlassenen Dortmunder Tores köpft, beginnt die Hoffnung zu schwinden, denn es scheint alles gegen den HSV zu laufen.
Und in der 89 Min. kommt, was kommen muss. Der überforderte Schiedsrichter KempTer zeigt plötzlich und zur Überraschung vieler im Stadion auf den Elfmeterpunkt. Man kann den Elfmeter geben, muss dann aber auch in zehn anderen Situationen während eines Spieles auf den Punkt zeigen. Das sich die HSV-Spieler über diese Entscheidung aufregen und auch nach dem Spiel aufgebracht sind, kann ich nachvollziehen. Dennoch war der Elfmeter lediglich der Schlusspunkt unter eine vermeidbare und auch vielleicht unverdiente Niederlage.
Was mich aber überrascht hat, war die Tatsache, dass das Spiel der eigenen Mannschaft weniger wichtig war, als der Zwischenstand aus München, wo die Blauen und am Ende mit 1-0 gewonnen haben.
Das war für einige eine herbe Niederlage, so dass der eigene Sieg in den Hintergund geraten ist und man sich über die Blauen aufregte.
Dies bekam dann Klopp auch in der Pressekonferenz zu spüren, denn ein Journalist fragte doch allen Ernstes nach, ob man, trotz der fünf Siege in Folge nicht unzufrieden sein müsse, da man in der Tabelle nicht weiter nach oben gekommen sei.
Klopp. Wirklich ein sehr guter Typ brachte es auf den Punkt. Genießt die fünf Siege in Folge, alles andere hat man nicht in der Hand. Man muss zusehen, dass man seine Spiele gewinnt und diese Leistung auch losgelöst von der Tabelle genießen und würdigen.
Zu meiner persönlichen Wahrnehmung des Spiels kam störend hinzu, dass ich, obwohl im Businessbereich sitzend, offensichtlich den allerletzten Fußballproll direkt hinter mir sitzen hatte. Der Mann, eigentlich unscheinbar und auch Businessseats-Dauerkartenbesitzer und im gesamten Block bekannt, erinnerte mich an eine ausgestorbene Spezies Fan. Dass er jede Entscheidung des Schiedsrichters besser wusste und dazu noch hochgradig beleidigend kommentierte, empfand ich schon als sehr grenzwertig. Wenn dann aber so jemand beginnt, Guerreo nach einem gewonnen Zweikampf gegen Santana als Kana**e beschimpfte, war dann doch mehr als zu viel.
Diesen rassistischen Vollidioten, was anders sind das nicht, gehört die Dauerkarte weggenommen. Wenn sich sein ganzes Umfeld permanent für seine verbalen Entgleisungen entschuldigt, ist das ja mal ein gutes Verhalten. Aber gleichzeitig auch ein Zeichen dafür, das niemand so jemanden im Stadion sitzen haben will.
Das nur am Rande.
Der Rest meiner Auswärtsfahrt war unspektakulär und ist schnell erzählt.
Am Bahnhof feierten die Dortmunder standesgemäß ihren Sieg, allerdings zusammen mit zahlreichen HSV-Fans lautstark, in dem sie sangen:
"Lieber Hamburg, als S04!". Umso erstaunter war ich über die Tatsache, dass sich tatsächlich ein einzelner Schalke-Fan, dazu auch noch im GAZPROM-Trikot auf den Dortmunder Hauptbahnhof wagte und dort auf seinen Zug wartend, angstfrei und hemmungslos bewegte.
Wobei ich nicht weiß, was ich cooler fand. Die Tatsache, dass er sich so unter hunderte BVB-Fans getraut hat, oder die Tatsache, dass die Dortmunder ihn haben fahren lassen, ohne ihn zu teeren und zu federn.

Insgesamt war es ein sehr schöner Tag, das Stadion ist eine Reise wert, die Bahn fährt erstaunlicherweise pünktlich und auch einige andere HSV-Fans fuhren mit meinem Zug zurück nach Berlin.
Dortmund hat eine aufstrebende Mannschaft, einen coolen Trainer und ist insgesamt auf dem richtigen Weg.
Mein HSV ist schon auf diesem Weg, wird aber aller Voraussicht nach, dieses Jahr noch mit leeren Händen dastehen. Dennoch ist der Weg absolut der richtige und ein guter. Ich bin Stolz, wie sich der Verein präsentiert und auftritt.
Und ich fahre wieder Auswärts.
Schon diesen Donnerstag. Und das mit viel Freude und noch mehr Hoffnung.
Aufrufe: 1757 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 9 | Erstellt:26.04.2009
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KOMMENTARE
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donluka
26.04.2009 | 13:35 Uhr
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donluka : 
26.04.2009 | 13:35 Uhr
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donluka : 
Honky, ich hinterlasse meinen Kommentar beim ersten Teil des Blogs. Nur schon so viel: 10P!
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MGoedderz
MODERATOR
26.04.2009 | 13:43 Uhr
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MGoedderz : 
26.04.2009 | 13:43 Uhr
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MGoedderz : 
Auch sehr sehr schön.
Kann deine Ansichten nur teilen. War auf jeden Fall die Reise wert.
Und wenn du nicht stolz auf deinen HSV wärst, dann wärst du ja kein echter Fan
Ich bin auch immer noch stolz auf den FC, auch wenn es immer schwieriger wird...
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donluka
26.04.2009 | 13:44 Uhr
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donluka : 
26.04.2009 | 13:44 Uhr
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donluka : 
Ergänzung: Trotz der Niederlage eine sehr faire Einschätzung Deinerseits!
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Voegi
MODERATOR
26.04.2009 | 13:58 Uhr
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Voegi : 
26.04.2009 | 13:58 Uhr
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Voegi : 
Vielen Dank für einen sehr schönen Erlebnisbericht! Sehr gut, weil lebensnah, geschrieben. Gefällt mir!
Einzige Kritik: Die Form. Der Schiri heißt KempTer und der dieser komische Verein aus Berlin heißt HertHA! Mit H wie "Hast Du das nicht schon mehrfach gemacht?". Aber schieben wir es einfach mal auf die Länge des Blog! Ändert auch nix an meinem Urteil: Sehr gelungen, das!
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xxlhonk
26.04.2009 | 14:29 Uhr
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xxlhonk : 
26.04.2009 | 14:29 Uhr
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xxlhonk : 
@ Voegi

das mit dem Schiri ist ein Fehler meinerseits, denn ich habe das T einfach nur vergessen.
Das mit der Herta ist aber Absicht und eines meiner wenigen Stilelemente


So, jetzt aber Vettel gucken und danach Cottbus die Daumen drücken.
Obwohl ich schon vor ein paar Wochen die VW Mannschaft als den kommenden Meister gewertet habe, wäre es im Sinne der Spannung schon cool, wenn Cottbus was holen würde.
Unddas wir immer noch so dicht an der Spitze stehen lässt mein kleines Herz hoffen.
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